Hans Pürstner

Einkaufen macht Spass!

 

Noch ein Kapitel aus meinem kleinen Leitfaden für Restaurantbesucher und Hobbyköche:
"Chef special - Der Küchenchef empfiehlt!
Es gab mal eine Zeit, da ging der Mann morgens zur Arbeit, die Kinder zur Schule und Mutter zum Einkaufen. Natürlich nicht, bevor sie die Betten gemacht und die Wohnung aufgeräumt hatte.
Danach stellte sie sich in die Küche, schälte Kartoffeln, putzte frisches Gemüse und kochte was Feines für ihre Lieben.
Diese Zeiten sind wohl vorbei, schade eigentlich. Auch wenn „dank“ Hartz4 die Zeit dafür bei vielen Menschen vorhanden wäre. "Wie denn, frisches Gemüse ist ja sooo teuer, wer soll das bezahlen?" schallt es einem landauf, landab entgegen.
  Stattdessen kauft man lieber beim Discounter eine ach so billige Fertigpackung oder geht womöglich zum Imbiss, um sich dort mit Wurst und Pommes satt zu essen.
Was in Wirklichkeit gar nicht billiger ist, im Gegenteil. Eher umgekehrt! Gar nicht zu reden von den gesundheitlichen Aspekten einer so ungesunden Ernährung.
Aber das muss jeder selber wissen.
Das Schlimme an der Sache ist, dass es dadurch immer weniger Konsumenten gibt, die noch wirklich wissen, wie und wo man gut einkauft. Ich will jetzt nicht schon wieder auf meinem Lieblingsthema herumreiten mit der Klage über die Geiz ist geil Mentalität. Natürlich weiß ich, dass das verfügbare Einkommen nicht mehr steigt, sondern eher sinkt, während die Preise steigen.
Aber erstens ist es ein himmelhoher Unterschied, ob man billig einkauft oder preiswert, und zweitens ist heute kaum noch jemand bereit, seine Ansprüche nach den vorhandenen Möglichkeiten zu richten. Statt preiswerter Rippchen muss es Kotelett sein, das aber billig.
Die Produzenten richten sich danach. Die Schweine werden mit allerlei Masthilfen schnell hochgepäppelt, das ist billiger, als sie natürlich und deshalb langsamer wachsen zu lassen. In der Pfanne merkt man dann den Unterschied. Das Kotelett schrumpft zusammen und ist trocken und zäh.
Egal, Sie pfeifen auf teure Grundprodukte, Hauptsache billig?
Vielleicht sollten Sie mal in einer Wurstfabrik bei der Herstellung von Leberwurst zugucken. An sich schon kein besonders appetitlicher Anblick. Aber wenn ich mir vorstelle, dass selbst an diesen Grundprodukten noch gespart würde, nur um einen günstigeren Preis bieten zu können, dreht sich mir der Magen um. Und das ist bei anderen Produkten nicht besser.
Geschmacksverstärker, Farb- und Aromastoffe, der ungezügelte Einsatz von Pharmazeutika und vielen anderen chemischen Errungenschaften der modernen Zeit bei Gemüseanbau und Fleischzucht tragen auch nicht gerade zu mehr Wohlbefinden bei.
Doch sie sind die Voraussetzung dafür, dass alles schön billig ist. Der Umkehrschluss, man muss nur mehr bezahlen und schon vermeidet man diese unangenehmen Begleiterscheinungen, stimmt zwar leider auch nicht immer.
Aber durch die Bereitschaft, einen fairen Preis zu zahlen, also gutes Geld für gute Ware, schafft man zumindest die Grundvoraussetzung dafür, dass sich noch Unternehmer die Mühe machen, Qualität zu produzieren.
Und die Qualität der Lebensmittel ist wiederum Voraussetzung für gutes Essen. Der beste Koch, das ausgefeilteste Rezept helfen nicht bei schlechter Ware.
Und dies ist der Grund für meinen manchmal schon pathologisch anmutenden Kreuzzug gegen Billigschnäppchen.
Ich möchte nicht nur gesund und schmackhaft essen, sondern ebenso kochen können. Dazu brauche ich dementsprechende Lebensmittel.
Wir alle können etwas dazu tun.
Fleisch wieder beim Schlachter kaufen oder zumindest an der Fleischtheke frisch aufschneiden lassen, anstatt abgepacktes zu kaufen. Durch die Folie hindurch ist es nicht möglich, die Qualität wirklich zu erkennen.
Besonders von abgepackter Ware, die mit Gewürzen und Kräutern „verfeinert“ ist, sollten Sie die Finger von lassen. Wenn Sie sich mal die Kühltheken im Supermarkt an einem Samstagnachmittag betrachten, die Riesenmengen an noch vorhandenem „Frisch“fleisch, so können Sie sich denken, was damit wohl passieren wird. Es wird am Montag ausgepackt, durch den Wolf gedreht oder mit den vorhin beschrieben Zusätzen wieder verkaufsfähig gemacht.
Gemüse lieber auf dem Wochenmarkt holen, möglichst bei einem der leider immer seltener werdenden Bauern, die noch ihre selbst produzierte Ware anbieten! Da kann man Vertrauen aufbauen, vielleicht sogar mal eine Hofbesichtigung arrangieren und so weiß man auch, was man kauft.
Hier kann man noch kritisch prüfen, anfassen, riechen und probieren. Die Grundvoraussetzungen für einen guten Einkauf.
Und dann entscheiden, ob einem der Preis für die Ware wert ist!
Zumindest in der Großstadt findet man noch hin und wieder einen kleinen Fischladen, einen Schlachter bzw. Metzger oder einen Obst-und Gemüsehändler. Gehen Sie hin und holen Sie sich dort die Sachen, die man prüfen muss ehe man sie kauft. Bei abgepackter Ware durch die Plastikfolie können Sie nur die Farbe erkennen, aber ein guter Händler lässt Sie die Ware auch anfassen, riechen, probieren. All dies ist unerlässlich beim Aussuchen von guter Qualität! Natürlich hat er auch mal ein schlechteres oder älteres Stück Fleisch oder Fisch, das er Ihnen andrehen will. Weisen Sie es zurück, er wird nicht beleidigt sein, sondern Sie als Kenner ansehen.
Wenn nötig bestellen Sie ein selten angebotenes Stück vor, ohne lange über den Preis zu lamentieren. Er wird das zu schätzen wissen, sich in seiner Berufsehre herausgefordert sehen und sich in Zukunft besonders um Sie bemühen!
Fordern Sie ihn, aber vergessen Sie nicht das zweite Wort bei dieser altbekannten Erziehungsregel:

Fordern und Fördern!

Lassen Sie uns doch die Zeit nutzen solange es noch Produzenten und Händler gibt, die gute Ware anbieten. Bald wird dies sowieso alles verschwunden sein. Wissen und Können um gute Qualität von Hand zu machen haben Jahrthunderte überdauert. Die Erinnerung daran wird sterben. Handgemachte Lebensmittel zu kaufen, auch wenn sie teurer sind, ist ein Akt des Trotzes und widerspricht allen Regeln die unser modernes Leben vorschreibt. Tun Sie es trotzdem, um so länger ersparen wir uns eine Art „Fünfjahresplan“ was und wie viel wir kaufen können, erstellt von Aldi und den immer weniger werdenden Konkurrenten.

 

 

"Chef special-Der Küchenchef empfiehlt" gibt es bei Buchhandel.de und amazon ISBN 978-3-8442-3525-8 Hans Pürstner, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.05.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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