Thomas Zangerl

Helden, die die Welt nicht braucht II

Der Komödie erstes Zwischenspiel

Oder (nein, raten Sie nicht, Sie erraten es niemals!)

Helden, die die Welt nicht braucht II

Von Thomas Zangerl

 

28. September 2003:

„Und welches Angebot wäre das, wenn ich fragen darf?“

„Ein absolut verführerisches, Dr. Gekko, ein absolut verführerisches.“

„Wenn ich dazu einmal ein Wort sagen dürfte...“

„Das Angebot gilt für Dr. Gekko Mr. Donk, nicht jedoch gilt es für Sie.“

„Dr. Dreipflanz, ich frage mich, welches Angebot Sie mir machen könnten, dass ich nicht ablehnen kann.“

„Die absolute Wahrheit.“

„Sie können ihm die absolute Wahrheit gar nicht anbieten!“

„Verraten Sie mir, warum nicht, Special Agent Sculder?“

„Weil die Wahrheit nicht hier drinnen, sondern irgendwo dort draußen ist!“

„Kennen Sie die Wahrheit Special Agent Sculder?“

„Nun ja...“

„Dann sage ich Ihnen etwas, Agent. Ich verrate Ihnen etwas: Wenn man die Wahrheit nicht kennt, dann...“

„Dann?“

„Dann hält man gefälligst die Klappe!“

„Und nun ist der Moment gekommen, an dem die königliche Apokalypse die Erde heimsuchen wird und das von mir ausgelöste Armaggedon einführen wird.“

„Was?“

„Ich werde die Welt zerstören, Mr. Donk! Beginnen Sie mit der Zerstörung!“

„Dr. Dreipflanz, wie wollen Sie die Wahrheit aufdecken, wenn die Welt zerstört ist?“

„Ich, ähm, hab’s mir anders überlegt. Warten Sie noch!“

„Nun, Dr. Dreipflanz, was ist die Wahrheit?“

„Die Wahrheit ist nur signifikant für Sie, Dr. Gekko, nicht jedoch für Mr. Donk und Agent Sculder.“

„Und?“

„Beide sind immer noch hier.“

„Und?“

„Ich bestehe darauf, dass beide den Raum verlassen.“

„Wenn Sie darauf bestehen.“

„Moment! Wenn es jemanden gibt, für den Wahrheit in irgendeiner Weise Bedeutung hat dann ist es Agent Sculder.“

„Die Wahrheit ist irgendwo dort draußen.“

„Dann suchen Sie sie gefälligst auch dort.“

(Hier wird es jetzt etwas komplizierter für den Leser, da die Geschichte hier in zwei Erzählstränge aufgeteilt wird, was der erste Teil ja nicht zu bieten hatte. Außerdem beginnt ab hier das bewährte Monolog-Dialog/Anmerkungen vom Autor System. Tz)

Agent Sculder und ich begaben uns also vor die Tür des Kellers des alten Mietshauses, um nach der Wahrheit zu suchen. Um sie schneller finden zu können, beschlossen Agent Sculder und ich, uns aufzuteilen. Ich beschloss nach der Wahrheit in Washington D.C., USA, Amerika zu suchen. Auf halber Strecke fiel mir ein, dass sich Dr. Gekko immer noch in Omsk befand und ich einige unwichtige Utensilien von ihm mit mir führte, wie zum Beispiel seinen Reisepass, sein Geld, seinen Führerschein und seine Glock .17, die mir am Zoll vorbeischmuggeln nur durch ein Implantat aus dem Vietnamkrieg ermöglicht wurde. Doch dann sah ich, dass es in dem Flugzeug gratis Kartoffelchips gab und vergaß alle Probleme von Dr. Gekko.

1.     Oktober:

Washington D.C. unterschied sich von Omsk in einem so gravierendem Punkt, nämlich ... äh ... eigentlich sind es die vielen kleinen Unterschiede, die den wirklich großen Unterschied machen, nämlich...äh..., lassen wir das.

Jedenfalls wollte ich vom Präsidenten die Wahrheit erfahren, als mir plötzlich wieder die Situation von Jan einfiel....

28. September:

Omsk, Rußland.

„Dr. Gekko, kommt Ihnen sie Welt, in der wir leben nicht etwas seltsam vor?“

„Sprechen Sie von Talkshows?“

„Nein, ich meine, die coolen Dialoge, die noch viel cooleren Monologe von all den Personen, von denen wir umgeben sind, glauben Sie, dass das alles echt sein kann?“

„Ich glaube, dass ‚echt‘ etwas relativ ist.“

„Sehen Sie! Würde in einer wirklichen Welt jemand so antworten?“

„Die Frage ist doch eher, ob auf eine solche Frage überhaupt jemand antworten würde.“

„Ich meine, dass dies alles, ich, Sie, Donk und Special Agent Sculder nur eine gigantische Erfindung sind, die sich irgendein Perverser vor seinem Computer ausdenkt.“

„Dr. Dreipflanz, damit stünden wir vor einem Paradoxon.  Ich meine, eine Geschichte wird geschrieben, um eine Geschichte zu erzählen, die möglichst realistisch dargestellt werden soll. Wenn nun in einer Geschichte die Figuren dieser Geschichte die Geschichte in Frage stellen, dann kann es keine Geschichte mehr sein, die eine reale Geschichte erzählt, die sich die Figuren zu dem Zeitpunkt in dem sich die Geschichte abspielt noch nicht in der geschriebenen Geschichte befinden.“

„Äh ja, wenn Sie das denken, Dr. Gekko. Was mir Angst macht ist der Autor. Der muss doch möglichst darauf bedacht sein, konspirative Elemente aus seiner Geschichte zu entfernen.“

Kurz darauf verstarb Dr. Dreipflanz an einer mysteriösen Krankheit, die erst kurz vor seinem Tod zum ersten Mal diagnostiziert wurde. All seine Gehilfen hatten sich an der mysteriösen Krankheit angesteckt, nicht jedoch Dr. Gekko, der komischerweise immun gegen das Syndrom war. Das alte Mietshaus wurde von der Stadtverwaltung von Omsk aus Gründen des Stadtbildes gesprengt, wobei alle Akten und Aufzeichnungen von Dr. Dreipflanz vernichtet wurden. Dr. Gekko beschloss nach Washington D.C. zurückzukehren.

2.    Oktober:

Omsk. Ich war froh, die Stadt verlassen zu haben. Allerdings war ich etwas verärgert darüber, dass irgendein Verrückter meinen Reisepass, mein Geld, meinen Führerschein und andere Utensilien gestohlen hatte. Also beschloss ich nach Amerika 2. Klasse zu reisen, nämlich als illegaler Einwanderer.  Die russischen Menschenschmuggler akzeptieren meine American Express Karte natürlich sofort und setzten mich mit einem Frachter voller Atommüll nach Amerika über.

1.     Oktober:

Washington D.C..

„Und Sie sind sicher, dass Sie einen Termin haben, Mr...“

„Donk“

„Mr. Donk?“

„Cop.“

„Wie meinen?“

„Donk, L.A.P.D..“

„Sind Sie sicher, dass Sie einen Termin haben Detective Donk?“

„Natürlich. Der Präsident hat persönlich zu mir gesagt, ich soll einmal vorbeischauen. Wir sind alte Kumpels.“

„Wenn Sie wirklich so alte Kumpels sind, kennen Sie sicher den zweiten Vornamen des Präsidenten.“

„Ich kenne nicht einmal seinen ersten Vornamen.“

„Ich lasse das als Antwort gelten. Sie können ihn reinlassen.“

Ich sah, wie sich die Tür öffnete. Die große, schöne Tür im weißen Haus. Und dort stand er. Der womöglich mächtigste Mann der Welt. Er entschied zwischen Leben und Tod. Der Donutverkäufer. Ich wandte meinen Blick von der Straße ab und erschrak, als ich sah, dass der Präsident hinter mir stand.

„Ich habe Sie bereits erwartet, Mr. Donk.“

„Wirklich?“

„Wieso sollte ich Sie erwartet haben? Bis vor fünf Minuten wusste ich noch nicht einmal, wer Sie sind. Aber der Bösewicht mit Stil sagt das halt einfach so.“

„Können Sie mir behilflich sein?“

„Wie gehen Sie denn mit Ihrem Präsidenten um?“

„Ich umgehe ihn.“

„Was wollen Sie von mir?“

„Die absolute Wahrheit.“

„Worüber?“

„Darüber habe ich mir eigentlich noch überhaupt keine Gedanken gemacht – wie wär’s mit der Wahrheit allgemein?“

„Ich sage nur ein Wort – Bodyguards.“

„Was hat das mit der Wahrheit zu tun?“

„Gar nichts – das sind nur die Leute, die Sie jetzt gewaltsam aus meinem Büro entfernen werden.“

25. Oktober:

Irgendwo im Nordatlantik.

Das Schiff war groß. Ach ja, ich befand mich auf einem Schiff. Still noch jenen Missetäter verfluchend, der mit meinem Reisepass und Geld abgehaut war, freute ich mich doch schon darauf Donk wiederzusehen. In 123 Tagen!

Na ja, Geduld ist eine Tugend und die Tugend ist das Laster der Menschheit. Oder so ähnlich. Jedenfalls sind wir Reisende 2. Klasse (illegale Einwanderer) ganz schön übers Ohr gehaut worden – wir wurden auf dem Schiff für Kernreaktorarbeiten eingesetzt – Mutationen nicht auszuschließen. Ungefähr die Hälfte der Leute hier auf dem Schiff ist seekrank, was bei einem auf einige Meter begrenztem Gemeinschaftsschlafraum nicht unbedingt als Vorteil zu sehen ist. Allein schon die Hälfte der Speisekarte der letzten Woche kann allein durch Betrachten der Wände bestimmt werden. Das ganze Szenario erinnert mich an ein wenig an die Junggesellenparty von Donk, von der ich aus Gründen des guten Geschmackes keine weiteren Einzelheiten schildern möchte. Ich weiß nur noch, dass Donk am nächsten Tag vergaß zu heiraten. Das wäre nicht in solchen Problemen ausgeartet, in die es ausgeartet ist, wenn der Vater der Braut, Don Puzzi, der Pate, nicht Mitglied einer weltumspannenden Organisation gewesen wäre. Jedenfalls muss Donk jetzt mit einer Niere auskommen. Irgendwie frage ich mich jetzt, wie es Donk bei seiner Suche nach der Wahrheit wohl ergangen sein mag. Ich persönlich habe meine Wahrheit bereits gefunden und sie ist irgendwo dort draußen; ich muss sie nur noch suchen.

6. Oktober:

Irgendwo in Pakistan.

„Zwei Atomsprengköpfe, 3 Kilogramm waffenfähiges Plutonium, C4, drei Kisten mit Kalashnikovs... Wäre das dann alles, Mr....“

„Sculder. Special Agent Sculder.“

„Wäre das dann alles, Herr Sculder?“

„Mr. Sculder. Und eigentlich wollte ich in Ihrem Gemischtwarenladen nur ein Päckchen Kaffee kaufen.“

„Entschuldigung. Dann muss diese Lieferung wohl für Mr. Hussein sein. Also ein Päckchen Kaffee. Das wären dann 20 US Dollar.“

„Glauben Sie nicht, dass das etwas teuer ist?“

„Kaffee ist teuer in Pakistan, Mr. Sculder. Aber Sie können die Atomwaffen für 15 Dollar haben. Die sind diesen Monat in Aktion.“

„Eigentlich bin ich ja nur an der Wahrheit interessiert.“

„An der reinen Wahrheit?“

„Und an Kaffee!“

„Ich habe Verbindungen zum Untergrund – eine Widerstandszelle, die an der Aufdeckung der Wahrheit interessiert ist.“

„Sagen Sie mir mehr.“

„Diese Gruppe, Herr...“

Mr. Sculder. Ich bin Amerikaner.“

„Diese Gruppe, Herr Sculder hat sich geschworen, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit herauszufinden, so wahr ihr Gott helfe. Wenn Sie ihr angehören wollen, dann müssen Sie jedoch die strengsten Kriterien erfüllen, die es zu erfüllen gibt. Der Anführer, ein gewisser Donk, ein Cop aus L.A., der sich momentan in Washington D.C. aufhält will nämlich die Aufnahme unwürdiger Mitglieder minimieren. Deswegen muss ich Sie einer Prüfung unterziehen: Was suchen Sie?“

„Die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr mir Gott helfe.“

„Diese Antwort war falsch.“

7. Oktober:

Washington D.C..

Habe ich Ihnen eigentlich schon von meiner Widerstandszelle erzählt? Nein? Wir versuchen die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit herauszufinden, so wahr uns Gott helfe. Wir versuchen sie herauszufinden. Aber wir suchen sie nicht. Das ist ein ganz wichtiger Unterschied. Was wir suchen ist die wahre Anwendung der Wahrheit. Und um sie richtig anwenden zu können, müssen wir sie erst einmal finden. Und das, obwohl wir gar nicht nach ihr suchen. Als ich über die Konsequenzen dieses „Beinahe Paradoxons“ nachdachte erreichte mich eine Mail von Min, meinem pakistanischem Initiator.

Von: Ku Schlei Mer 

Datum: 6. 10. 2003 16:43

An: Donk Frederique Cop

Betreff: Aufnahme eines neuen Mitgliedes

 

Gnädigste Hoheit,

 

möge mein Antlitz in Eurem Angesicht verblassen. Ich bitte die wohldurchlauchtigste Hoheit mein Wort eröffnen zu dürfen.

Die Notwendigkeit Eures ebenso wohldurchdachten wie weisen Rates führt meine Niedrigkeit zu Eurer Hoheit. Der Initiationsritus, möge seine unendliche Sinnhaftigkeit in aller Ewigkeit gepriesen sein, steht wieder vor seiner Durchführung. Ein weiterer Wahrheitssuchender, der Eurem Pfad der Gerechten folgt, bittet um die Aufnahme in Euren Kreis der Erleuchteten. Möge Eure gerechte Herrschaft ewig währen.

                   Euer Untertan

                                   Ku Schlei Mer

 

7. Oktober:

Irgendwo in Pakistan.

Von: Donk Frederique

Datum: 7. 10. 2003 17:44

An: Ku Schlei Mer

Betreff: Schreib endlich einmal normale Mails!

 

Unwürdigster Untertan,

 

in deinem Antlitz wirkt sogar mein Angesicht wunderbar. Du musst in deinen Mails nicht immer in alle möglichen externen Organe von mir kriechen. Was die Aufnahme des neuen Mitgliedes in unseren Kreis der Erleuchteten betrifft: Einerseits, wenn wir ihn aufnehmen würden, bekämen wir endlich ein drittes Mitglied. Andererseits ist es sicher irgendein weiterer Idiot, der zu viel ferngesehen hat und glaubt, dass die Wahrheit irgendwo dort draußen ist. Ich kenne nämlich bereits so einen lästigen Typen. Er ist vom FBI und nennt sich Special Agent..., ach weiß ich nicht mehr, ist auch egal. Ich glaube ohnehin nicht, dass es solche Typen zweimal auf der Welt geben kann. Nimm ihn ruhig auf.

                 Dein dir überlegener

                                      Chef

 

P.S.: Frederique ist der Nachname, Cop ist nur der Beruf. Merk dir das einmal!  

 

30. Oktober:

Irgendwo im Nordatlantik zwischen Großbritannien und Grönland.

Wir befinden uns jetzt auf direktem Kurs zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Wassertemperatur 4°, Celsius meine ich. Innentemperatur: schön warme 25°, Kelvin meine ich. Die Administration unseres großartigen Schiffes, der MS Sklavengaleere hat beschlossen, die Innentemperatur künstlich etwas abzusenken, um erstens die Arbeitsgeschwindigkeit der Kernreaktorarbeiter zu erhöhen und zweitens die Unmengen von Erbrochenen an physischen Reaktionen aufgrund der Schwerkraft zu hindern. Nun, erstens, die Kernreaktorarbeiter befinden sich in einer Art Schlafstreik (nun, ich hoffe, dass sie schlafen!) und die Menge an Erbrochenen schwirrt immer noch durch die Luft, nur in gefrorenen Eiszapfen, die verdammt weh tun können.

Lassen Sie mich Ihnen eine Anekdote erzählen: Vor ein paar Wochen traf unsere MS Kutterkahn auf ein altes, aber rüstiges und vor allem stabiles Schiff: Die MS DOS. Der Kapitän erzählte uns von einem Schwesterbetrieb, einem Flugzeug, der MS Windows, ein Flugzeug, das glaubt, fliegen zu können, aber immer abstürzt. Die Experten sind sich uneinig, einige sprechen von einem instabilen Reaktorkernel, andere wiederum glauben die Ursache in den Turbinen zu finden, auch Antreiber genannt. Jedenfalls besitzt die MS Windows viele empfindliche Geräte, die intensive Wartung und guten Schutz vor Außeneinflüssen benötigen. Einige Gäste haben diesen Schutz missachtet, die Administration argumentiert dadurch als Ursache für die Abstürze eine „Allgemeine Schutzverletzung“ anführen zu können. Manchmal ist jedoch die Ursache nicht so eindeutig zu finden. Experten der Luftfahrtbehörde sprechen dann von einem „Allgemeinem Ausnahmefehler“. Ich frage mich immer noch, wie ein Ausnahmefehler allgemein sein kann, dann wäre es ja keine Ausnahme mehr...

Darf ich Ihnen von einem meiner Besuche in der Administration der MS Sklavengaleere erzählen? Ich traf dort unseren Chef und Diktator, Will Bates.

„Kriech auf deinen Knien, du kleine ********, du bist so niedrig, ich ****** auf dich und deine ganze ver**** Bande von dreckigen Kernarbeitern!“

„Welche Bande? Ich bin der einzige Überlebende!“

„Was ist mit Johnson?“

„Erfroren!“

„Wieso?“

„Es ist kalt da unten.“

„30 Grad Kelvin sind mehr, als ein Dreckspack wie ihr verdient. Was ist mit Jefferson?“

„Verhungert!“

„Wieso?“

„Es gibt nichts zu essen da unten!“

„Ihr kotzt sowieso alles wieder raus, was man euch gibt, warum soll man euch dann etwas zu essen geben? Was ist mit Nicholson?“

„Ertrunken!“

„Wieso?“

„Äh, das Boot ist nicht so ganz dicht da unten!“

„Das ist keine Boot, sondern eine Galeere. Eine GALEERE, hörst du! Wir dachten uns, wenn wir euch schon kein Trinkwasser geben, könnten wir wenigstens ein paar Löcher ins Boot bohren... Was ist mit Christopherson?“

„Sein dritter Arm hat ihn erschlagen!“

„Wieso?“

„Es gibt Strahlung da unten!“

„Na und, was einen nicht umbringt macht einen hart. Was ist mit Stevenson?“

„Paulson hat ihn erschlagen, weil er ihn essen wollte!“

„Wieso?“

„Er hatte Hunger...“

„Und was ist mit Paulson?“

„Beim Versuch Stevenson zu essen gestorben!“

„Wieso?“

„Hat sich an einem Körperteil von ihm beim Ausweiden die Pulsschlagader durchgeschnitten!“

„Welches Körperteil?“
„Das würde ich bevorzugt unerwähnt lassen.“

„Gratulation, Dr. Gekko. Als letzter Überlebender sind Sie nun der Chefkoordinator des Reaktorteams. Sie geben die Anweisungen an Ihr Team, das leider gänzlich verstorben ist. Damit können Sie sich gleich an Ihren neuen alten Arbeitsplatz begeben und mit dem Delegieren anfangen. Der Reaktor muss weiterlaufen...“

7. Oktober:

Irgendwo in Pakistan.

„Essen. Eidechseneingeweide. Essen.“

„Und Sie sind sicher, dass das zum Initiationsritus gehört?“

„Essen. Eidechseneingeweide. Essen.“

„Ich schätze mal, dass das in Pakistan so Brauch ist, daher werde ich es einfach mal ohne Skrupel machen. Aber nur weil es in Pakistan Brauch ist!“

„Wie kommen Sie darauf, dass das in Pakistan Brauch ist. Außerdem sollten Sie nicht wegen ein paar Eidechseneingeweiden jammern. Wir essen hier viel schlimmere Sachen. Big Mäcs, zum Beispiel.“

„Das ist in Pakistan nicht Brauch?“

„Nein, natürlich nicht. Halten Sie uns für Wilde? Donk wollte nur, dass jeder, der in seine Widerstandszelle eintritt, einmal seine Leibspeise probiert hat.“

„Aha, der wievielte bin ich, der dieser Widerstandszelle beitritt?“

„Ohne Donk und mich?“

„Ja.“

„Der Erste.“

„Dann esse ich auch keine Eidechseneingeweide!“

„Dann essen Sie halt einen Big Mäc!“

„Ich hab’s mir anders überlegt. Wieviele Eidechseneingeweide müsste ich noch mal essen?“

8. Oktober:

Washington D.C.

Der Präsident hat mich beleidigt. Ich kann diese furchtbare Schmach nicht mehr auf mir sitzen lassen. Als guter Staatsbürger fühle ich mich dazu verpflichtet, demnach die Stadt sprengen zu müssen. Richtig in die Luft jagen. Buhahahaha. Nein, ich bin nicht verrückt. Ich glaube jetzt nämlich, die ultimative Wahrheit gefunden zu haben. Wahrer, wie der Kern dieser Aussage, kann die Wahrheit nicht mehr sein. Ich glaube, die Wahrheit, nur die Wahrheit, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit gefunden zu haben, so wahr mir Gott helfe. Die einzige Wahrheit besteht darin, eine große Menschenmenge herbeizurufen, auf die Freiheitsstatue zu klettern, in die Fackel zu pinkeln und im selben Moment einen Atomsprengkopf direkt unter dem weißen Haus zu zünden. Der Atomsprengkopf ist bereits platziert. Fehlt nur noch die Menschenmenge. Und die wird für mich sehr leicht aufzutreiben sein.

„Entschuldigung, Sie!“

„Wer, ich?“

„Ja, Sie!“

„Was?“

„Würden Sie mir für zehn Dollar zusehen, wie ich in die Fackel der Freiheitsstatue pinkle?“

Ich will jetzt weitere Details verschweigen, erwähne nur, dass die Handtaschen alter Damen wirklich verdammt weh tun können...

09. Oktober:

„Findest du jetzt die Wahrheit, Sculder?“

„Dieser magische Rauch erfüllt meine Seele, er erweitert mein Bewusstsein, ich kann die Welt jetzt viel klarer sehen. Ich sehe die Wahrheit...“

„Du musst den Rauch ganz tief inhalieren, er ist sehr kostbar.“

„Wie nennt ihr diesen kostbaren Rauch?“

„Viele Menschen haben sich viele Namen dafür ausgedacht: Canabis, Haschisch, Marihuana...“

„Ich sehe jetzt die Wahrheit, ich sehe tief in sie hinein. Die Erleuchtung besteht darin...“

„Worin?“

„...vom weißen Haus in Washington vor einer größeren Menschenmenge zu pinkeln und einen Nuklearsprengkopf direkt unter der Freiheitsstatue zu zünden!“

„Der Nuklearsprengkopf ist fix dort platziert. Mein Freund, Herr Hussein kann dir weiterhelfen...“

05. November:

Zwischen Island und Grönland.

„Herr Vorstandsvorsitzender, Dr. Gekko, Sir, hier sind Ihre Akten!“

„Danke. Was ist mit dem anderen Utensil?“

„Ach ja, die Motorsäge mit der roten Farbe drauf, Sir, hier bitte. Was wurde eigentlich aus Ihrem ehemaligen Vorgesetzten Will Bates?“

„Ach wissen Sie, ... ah ja, danke für die Granatsplitter, die in seinem Zimmer gefunden wurden, ... wissen Sie, der musste einmal ausspannen, sonst wäre ihm wirklich der Schädel geplatzt vor lauter Arbeit. Ich meine, ein Mann in seinem Alter, darf sich doch wirklich kein Bein mehr ausreißen....“

„Wo sollen wir das hinstellen, Sir?“

„Ach, stellen Sie die Streckbank mit roter Farbe zu der Axt mit Ketchup und den angebrochenen 20 Schlaftablettenpäckchen. Räumen Sie einfach die Kalaschnikovs ein wenig zur Seite, ja?“

„Was ich sagen will ist, dass er aufhören musste, bevor der Stress ihn noch umgebracht hätte, ich meine, er sagte, es hätte ihm das Herz zerrissen wenn er noch weitergearbeitet hätte, Sie wissen ja, der Stress kann einem den Magen im Bauch umdrehen!“

„Und wo ist er jetzt?“

„Ach, er sagte, er wolle für eine Weile untertauchen...“

„Gut, so lange betrachten wir Sie als unseren temporären administrativen Vorstandsvorsitzenden. Die Umbenennung unseres Schiffes in R.M.S. Platinik ist beendet. Was wollen Sie jetzt tun?“

„Fahren Sie weiter nach Norden!“

„Aber da sind Eisberge!“

„Machen Sie’s so!“

„Gut, gut. Aber sagen Sie dann nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!“

06. November, 14:45:26:

Torch, Statue of Liberty, Liberty Island, NYC, State New York, United States of America.

Ich, Donk, der Große, stehe nun auf der Freiheitsstatue und ergieße meinen Blaseninhalt in das riesige Auffangbecken der Fackel. Nun, leider ist es mir nicht gelungen, die geplante größere Menschenmenge aufzutreiben. ABER ein Rudel Delfine sieht meinem Treiben gespannt zu.

„Nun, ihr Pack von Menschen, das habt ihr nun davon! Ich werde euch alle vernichten, denn das ist die wahre wahrhaftige Wahrheit!“

Die Delfine entfernen sich. Sie werden es noch bereuen, dieses undankbare Pack. Ich betrachte die Zündvorrichtung für die Atombombe unter dem weißen Haus. Dort steht, in großen Lettern geschrieben: MADE IN CHINA.

Ich betätige den roten Knopf, der groß mit PLEASE STALT EXPLOSIVE LEACTION HELE beschriftet ist.

 

Ähem, kurzer Szenenwechsel.

 

Ich denke so um den 06. November, viertel vor drei:

Komisches weißes Gebäude in komischer amerikanischer Stadt.

Ich, Special Agent Sculder, stehe auf dem Dach eines komischen weißen Gebäudes, oder war es grün, nein wartet gelb, ach ist doch egal, die Wände schmelzen ja sowieso. Ich nehme einen kurzen Zug des Lebenselixiers und schlucke ein paar so runde Dinger. Heute Mittag gab es Pilze zu essen. So magische Dinger, ich glaube Magic Mushrooms. Nachdem ich daraufhin drei Lebenselixiere geraucht habe und zweimal so ein komisches Backpulver geschnieft habe, habe ich noch ein- oder zwei(hundert) Pillchen geschluckt – hat mir Dr. Ku Schlei Mer gegen Depressionen verschrieben – und dann hat er mir noch ein Spritzchen gegeben, das aus mir einen Helden (engl. Hero) machen sollte, ich glaube Heroan oder so ähnlich. Hu, toll, jetzt kommen aus dem gelben Haus grüne Männchen. Na, egal, habe eine Mission und zwar in Zentralafrika, missioniert Heiden. Aber habe auch noch eine andere Mission und zwar meine Kleider zu essen. Ach ja, und diesen komischen ultravioletten Schalter zu betätigen. Ich drücke ihn.

 

Ähem, kurzer Szenenwechsel.

 

06. November: 13:45 atlantischer Zeit:

Irgendwo vor den Küsten Grönlands.

„Sir, wir vermuten, dass es hier in der Nähe Eisberge geben könnte!“

„EISBERGE? Warum haben Sie mich nicht gewarnt?“

„Aber Sir... Ein Steuermann teilt mir gerade mit, dass wir einen Eisberg gesichtet haben.

„Öha!“

 

Was wäre passiert, wenn die Helden überlebt hätten:

>> Special Agent Sculder wäre Regisseur und leitender Produzent geworden und wäre auf die Idee gekommen, sein Lebenswerk zu verfilmen. Er hätte seinen Namen Sculder aufgeteilt in zwei Namen und eine berühmte Fernsehserie mit zwei Hauptcharakteren aus seinem Namen erfunden, in der es um Verschwörungen und Aliens gegangen wäre.

>> Dr. Dreipflanz wäre Sicherheitsberater des CIA geworden und hätte für die Liquidierung einiger verschwörerischer Personen gesorgt, wie zum Beispiel sämtlicher Friedensnobelpreisträger und sämtlicher friedlich agierender Wissenschafter. Außerdem hätte er sein Projekt „Förderfonds für den Erhalt von Landminen“ gegründet.

>> Will Bates hätte, von der MS DOS inspiriert, ein großes Softwareunternehmen aufgebaut.

>> Ku Schlei Mer hätte zusammen mit buddhistischen Mönchen die „Stiftung: Grastest“ und die „Stiftung: Pillentest“ eingeführt. Dies hätte Wirkung gezeigt: Der Buddhismus wäre zur beliebtesten Religion der Welt avanciert.

>> Donk wäre in seine Heimat Tasmanien zurückgekehrt und hätte dort eine Karriere als Spieler des australischen Footballs (!) begonnen. Danach hätte man nie wieder etwas von ihm gehört...

>> Dr. Jan Limmerick Gekko hätte eine große Schiffslinie zwischen Rußland und Amerika aufgebaut. Dr. Gekko hätte dabei voll auf modernste Technik und computerisierte Automaten gesetzt. Ein Großteil der menschlichen Arbeitskräfte wäre wegrationalisiert worden. So hätte in Dr. Gekko’s Schiffsmodell ein Computer statt ein Aufseher Schläge auf die Sklaven, ähm Schiffsangestellten verteilt. Statt einem Trommler wären Techno-Beats verwendet worden. Die MS Sklavengaleere wäre das Vorzeigeschiff der Flotte gewesen...

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.08.2001. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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