Herzlich
lächelnd steht der Therapeut der Klinik da und streckt die Hand
aus. Micha ergreift Sie.
„Ich
freue mich über die Fortschritte, die sie in dem halben Jahr
gemacht haben. Es war sicher keine leichte Zeit für sie – um
so mehr freue ich mich, dass sie es geschafft haben. Hier ist eine
Liste der ambulanten Psychologen. Wenn sie nach Hause kommen, rufen
sie dort bitte an und führen die Therapie zu Hause weiter. Frau
Becker wird morgen bei ihnen vorbeikommen, den Termin haben sie ja
abgesprochen. Falls es Probleme gibt, können sie mich jederzeit
anrufen.“
„Auf
Wiedersehen – vielen Dank für alles.“
Vor
einem halben Jahr hatten sie ihn gefunden. Auf der Bahnhofstoilette,
mit einer Spritze im Arm. Wie in einem schlechten Film. 3 Jahre zuvor
hatte er die erste Spritze gesetzt. Seine erste Freundin hatte ihn
gerade verlassen, um seinen Schulabschluss hatte es mehr als schlecht
gestanden. Da kam Julian gerade recht. Schon vor ein paar Wochen
hatte er mitbekommen, dass Julian Heroin nahm. Der Abend war da, an
dem Micha es auch ausprobieren wollte. Ein Gefühl von Glück
breitete sich in ihm aus, von Wärme und Geborgenheit, und er
fiel in einen Schlaf, in dem er wunderbar träumte. Es klang
platt, wenn er versuchte, jemandem davon zu erzählen, zum
Beispiel den Schwestern und dem Therapeuten in der Klinik, aber
andere Worte fand er nicht. Bunte Farben hatte es in diesen Träumen
gegeben, das faszinierendste Licht, das er jemals gesehen hatte.
Irgendwann war es regelmäßg geworden. Nicht mehr mit
Julian – er hatte keine Ahnung, was aus Julian geworden war.
Vielleicht war er tot oder im Knast – oder er hatte es geschafft
und lebt heute in einem Reihenhaus. Meist war er allein unterwegs
gewesen. Ab und traf man auf einem öffentlichen Platz Bekannte,
und man tauschte kurz das Wichtigste aus, z.B. welcher Dealer gerade
den besten oder den dreckigsten Soff zu bieten hatte. Über die
Toten wurde nie gesprochen – man musste nicht reden. Ein Blick in
die gelben Gesichter genügte, um zu wissen, wer als nächster
draufgehen würde.
Nachdem ihn
die Polizei ins Krankenhaus gebracht hatte, kam er in eine
psychiatrische Klinik und ging da auf Entzug. Trotz der Medikamente
war die Zeit die Hölle. Während er vor sich hin gedämmert
hatte, hatten grässliche Monster ihn im Schlaf immer wieder
überfallen. Speichel war ihm aus dem Mundwinkel geflossen. Sein
Magen hatte sich angefühlt, als ramme ihm jemand eine
zentnerschwere Eisenkugel hinein. Sein Kopf hatte zu zerspringen
gedroht. Der Durchfall und das Kotzen, das auch die Medikamente nicht
abstellen konnten. Er schämte sich bitterlich vor den
Schwestern, die ohne Kommentar sein Bettzeug immer wieder wechselten.
Die Sonne scheint, und er atmet tief ein, während er zu der Wohnung läuft, die er mit Hilfe der Sozialarbeiterin ausgesucht hat.
Im
Briefkasten Post von der Telefongesellschaft, dass man seinen
Anschluss freigeschaltet hat.
Er nimmt
das Adressbuch raus und schaut nach den alten Freunden. Max. Ob die
Nummer noch stimmt? Einfach mal anrufen.
Nach ein
paar mal klingeln meldet sich eine Frauenstimme.
„Hallo,
hier Micha. Kann ich bitte Max mal sprechen?“
„Der ist
leider gerade nicht da. Soll ich ihm etwas bestellen?“
„Einen
schönen Gruß von mir. Ich weiß nicht, ob er sich an
mich erinnern kann. Er kann sich melden, wenn er möchte.“
„Ok, ich
werde es ihm sagen.“
„Danke.
Einen schönen Tag noch“.
Dann mal
Mutter anrufen.
Sie meldet
sich sofort.
„Hallo
Junge, wie geht es Dir?“
„Gut
Mutter, Danke. Was machst Du?“
„Ich
koche gerade Mittag. Vorhin habe ich einen Kuchen gebacken, Claudia
kommt doch nachher zum Stricken vorbei. Willst Du nicht morgen zum
Essen vorbeikommen? Ich bin ja so froh, dass Du wieder zu Hause bist.
Jetzt wird alles wieder gut, ja?“
„Aber
sicher Mutter. Ja, gern. Dann bis morgen also. Mach's gut“
„Tschüss,
Junge“
Was nun?
Das Wetter ist so schön, am besten noch ein bisschen spazieren
gehen, vielleicht am See.
Also
Sachen auspacken und los.
Schließlich
fand er sich am Bahnhof wieder.
Der
zahnlose Pepe, wie ihn alle immer nannten, stand an der gleichen
Stelle wie immer.
Nun war die
Entscheidung klar. Dieses mal aber würde er aufpassen, dass die
Menge auch ausreichte.
Und auf
die Toilette würde er auch nicht nochmal gehen.
Am See ist
ein kleines Waldstück, dorthin würde er gehen. Vorher aber
nochmal zurück in die Wohnung, und einen Zettel hinterlassen:
„Macht's gut.. ich bin zurück zu meinen Träumen“
2008
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.06.2008.
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