Hardy Schneck

Der Dachbodenfund

                                                       Der Dachbodenfund

Zwei Jahre waren vergangen, seit Adolf Petersen das Zeitliche gesegnet hatte. 87 Jahre ist er alt geworden, drei Kinder und zwei Enkelkinder hatten getrauert, als man seine Asche in einer Urne beisetzte. Er war ein guter Vater und Großvater gewesen, immer höflich, zurückhaltend, tolerant der Jugend gegenüber, verständnisvoll und zuvorkommend. Jetzt machte sich sein Sohn Hermann zusammen mit seinem Sohn auf dem Dachboden des Zweifamilienhauses an den letzten Habseligkeiten des Verstorbenen zu schaffen.Man fand zwei große Kartons gefüllt mit allerlei Krimskrams. Da gab es alte Schallplatten, eine Menge teilweise zerfledderter Bücher, alte Ansichtskarten und anderes mehr. "Papa, was ist denn das?" Der 12 jährige Daniel hielt seinem Vater ein kleines ledernes Beutelchen entgegen, das mit einer Kordel zugebunden war. Hermann nahm es und löste die Schleife und dann kippte er den Inhalt in seine offene Hand. Heraus fielen..Orden des II. Weltkriegs. Es waren 8 Ehrenzeichen. Drei davon kannte Hermann und erklärte es seinem Sohn:"Das hier ist der sogenannte "Gefrierfleischorden", man nannte ihn so, weil es diese Medaille für alle gab, die in der Winterschlacht 1941/42 teilgenommen hatten.Und dieser hier ist das silberne Verwundetenabzeichen und das.. er hielt das schwarz glänzende kreuzförmige Abzeichen hoch...ist das >Eiserne Kreuz< 2. Klasse." Die anderen Orden kannte er nicht. "Für dieses Eiserne Kreuz mußte man schon eine besonders tapfere Tat vollbringen", erklärte er. "Wofür mag Opa das bekommen haben?" Fragte Daniel."Ich weiß es nicht," erwiderte sein Vater.
Hier ist sie nun,die Geschichte des Eisernen Kreuzes:
30. August 1941, das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:"Die Operationen an der Ostfront verlaufen planmäßig".Adolf Petersen lag mit seiner Eineit, einer leichten Flak-Abteilung in einem riesigem Sonnenblumenfeld etwa 80km westlich von Saporoschje am Dnjepr.Sein Zug, ausgerüstet mit 6 leichten  Maschinenkanonen Kaliber 20mm, bei den Landsern nur die Zwo-Zentimeter genannt, hatte die Aufgabe,die weiter hinten liegende 8,8 cm Flak-Batterie vor Tieffliegern zu schützen. Alles war bestens. Die Kanonen gut getarnt in Stellung, die Gräben und Unterstände waren in einem hervorragenden Zustand und das Wichtigste:Es herrschte Ruhe in ihrem Abschnitt. Hin und wieder schlug leichtes Störfeuer ungezielt in die Plaine, was aber niemand kümmerte. Jetzt lag, wer keinen Dienst hatte, faul in der Sonne, knabberte Sonnenblumenkerne, oder rauchte eine Zigarette. Der Himmel war leicht bewölkt, es war ruhig, fast zu ruhig und die Soldaten waren das nicht mehr gewohnt, so eine Ruhe.Nur ganz in der Ferne vernahm man das grollen der Front."Gleich ist's 12 Uhr," meinte der Obergefreite Rückerts, "na wo bleibt denn unser UvD?" So nannten die Landser einen russischen Tiefflieger, der jeden Tag um Punkt 12 erschien und stets eine kleine Bombe weit vor der Stellung abwarf, dann mit wippenden Tragflächen über ihre Köpfe flog, einen Bogen beschrieb und wieder verschwand. Mit der Zeit kannte man sich und so standen die Kameraden jedesmal auf und winktem dem von der anderen Feldpostnummer fröhlich zu. Doch heute war alles anders. Das wohlbekannte Motrengeräusch erklang, doch halt! Es waren zwei Maschinen, RATAS, die jetzt im Tiefflug über die Sonnenblumenfelder rasch sich näherten."Das ist nicht unser Freund, volle Deckung!" Brüllte jemand und sofort warfen sie sich alle hin. Da knatterten auch schon die Bordwaffen der beiden und ein Schauer von leeren Patronenhülsen rieselte vom Himmel. Die Einschläge lagen gefährlich nahe, hatten aber noch keinen Schaden angerichtet. Ein zweites Mal griffen die Flugzeuge an und jetzt warfen sie ihre Bomben. Eine schlug mitten in einen Unterstand und tötete drei Kameraden auf der Stelle.Mehrere Verwundete schrien nach dem Sani. Währenddessen drehten die Maschinen ab, jedoch... eine machte eine Drehung und kam zurück. "Jetzt hab ich aber die Schnautze voll," dachte sich Adolf, sprang aus dem Graben und rannte auf sein Geschütz zu. Bltzschnell saß er im Richtschützensitz, beide Füße auf den Pedalen der Seitenrichtung, dei rechte Hand umklammerte das Höhenrichtrad und der Handballen war bereit, die Abfeuerungsplatte auszulösen.Das Feindflugzeug wuchs jetzt in sein Visier, Direktanflug, alles sekundenschnell, jetzt:Der Feuerstoß ließ die Kanone erschüttern, die Leuchtspur wanderte mit wahnwitziger Geschwindigkeit dem Flugzeug entgegen und ...Ein greller Blitz, ein fürchterliches krachen und dann barst die Maschine in der Luft auseinander. Sich überschlagend trudelten die Reste kurz hinter der Flak-Stellung zur Erde. Die Landser waren aufgesprungen, alles schrie, man stürzte auf Adolf und umarmte ihn.Weiter hinten hatte man den Abschuß mitbekommen und es dauerte auch nicht lange, da erschien ein Krad mit Beiwagen und darin der Kommandeur.Man machte sofort Meldung und der Oberst gratulierte Adolf zu dem Erfolg."Das EK ist Ihnen sicher", meinte er und dann begab er sich mit Adolf, dem Zugführer und seinen Kradfahrer zu der Absturzstelle, wo die Teile des Wracks immer noch brannten.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.06.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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