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Mich macht es sehr nachdenklich, dass Schülern der Grund- und Leistungskurse tatsächlich zu schwierige oder gar unlösbare Aufgaben zur Oktaeder- und der Wahrscheinlichkeitsrechnung vorgelegt worden sind. Wie ist so etwas denn überhaupt möglich?
Die Mathematik ist eine logische Wissenschaft, deren Gesetzmäßigkeiten in Formeln festgelegt sind, die wiederum dem augenblicklichen Stand der Forschung entsprechen. Einige dieser Gesetzmäßigkeiten werden vielleicht in ferner Zukunft einmal als überholt gelten, jedoch sind sie für uns heute die Führleine durch das Land der Zahlen.
Der Schwierigkeitsgrad der mathematischen Aufgabenstellung wird dem Ausbildungsstand plus Leistungsvermögen der jeweiligen Klassenstufe angepasst, wobei sich die Ansprüche ans Letztere unserer Zeit entsprechend enorm erhöht haben.
Dennoch meine ich, dass der Erfahrungsschatz aus der letzten Jahrzehnten eine deutliche Richtschnur dafür sein müssten, was Schüler einer bestimmten Stufe zu leisten imstande sind und was nicht.
So dürften nur solche Aufgaben gestellt werden, die ein durchschnittlich begabter Schüler und damit die Mehrheit des jeweiligen Kursus zu bewältigen imstande ist. Keinesfalls ginge es an, dass der Lehrstoff sich ausschließlich an der Schülerelite orientieren würde.
Gänzlich für unmöglich halte ich es, wenn Schüler mit erwiesenermaßen unlösbaren Aufgaben konfrontiert werden. In diesem Falle stimme ich ausdrücklich Ministerin Barbara Sommer zu:
„Die betroffenen Schüler dürfen am Dienstag ihre Mathematik-Klausur neu schreiben, zumal die Einzelfallprüfungen zeitlich zu aufwändig geworden wären!“ (Zitat)
Das Schulministerium hatte in 52 Leistungskursen zu den Oktaeder-Aufgaben Stichproben gemacht und danach die Vermutung ausgesprochen, dass eine größere Zahl der Kurse mit der Aufgabenstellung besondere Schwierigkeiten hatte.
Die Reaktionen der Schuldirektoren aus Düsseldorf, Krefeld und Duisburg reichten von ´Tantam` über ´zunehmende Ungerechtigkeit` bis hin zur ´Unverschämtheit, die darin bestehe, dass jetzt die Prüfungsergebnisse so lange hin gebogen werden, bis sie passen würden.`(Zitate)
Interessant fand ich die Anmerkungen der Schüler, allerdings gleichzeitig auch sehr bezeichnend. Wem durch einen dann schlechtere Mathe-Prüfung der angestrebte Studiengang dennoch offen bleibt, sieht das Ganze recht gelassen. Wessen beruflicher Werdegang jedoch nun am „seidenen Faden“ hängt, bezweifelt, ob diese Nachprüfung ihm tatsächlich bessere Zensuren bescheren würde.
Da ich eine zu schwere Aufgabenstellung für ein Unding halte, muss ich der Aussage einer Schülerin aus Hilden heftig widersprechen, die die Auffassung vertrat, dass sich die Bildungspolitiker hiermit angreifbar machen, weil in Zukunft um alles würde gefeilscht werden können.
Vielmehr machen sich meiner Meinung nach Bildungspolitiker noch viel angreifbarer, wenn sie anscheinend nicht in der Lage sind, das Leistungsvermögen von Schülern richtig einzuschätzen.
Ich glaube auch nicht, dass man mathematische Aufgaben mit denen des Faches ´Biologie` vergleichen kann. ´Biologie` ist eine sich in ihren Erkenntnissen sehr schnell verändernde und weiter entwickelnde Wissenschaft, während die grundlegenden Gesetze der Mathematik eher als „stabil“ zu bezeichnen sind.
Fällt eine solche Nachprüfung wiederum schlecht aus, dann muss man das Leistungsniveau der betroffenen Kurse als gering ansehen. Jedoch hängt es dann keinesfalls mit einem überhöhten Schwierigkeitsgrad der gestellten Aufgaben zusammen!
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