Margarete Hennicke
Das alte Haus
Dieses Haus zog mich magisch an. Ich war noch nie hier und doch war es mir vertraut. Ich drückte auf die Klinke und die Tür öffnete sich. Erst musste ich meine Hemmung überwinden, dann trat ich ein.
Verwundert sah ich mich um, denn das Haus war hoch, hatte keine Treppe, keine Zwischendecke, und keine Zwischenwände.
Es war aber eine Raumaufteilung zu erkennen. An den Außenwänden waren Fliesen, Kacheln und Tapeten. In der Mitte des großen Raumes stand ein Eimer. Ich sah hinein, er war leer und trocken.
Ich schaute zu den Fenstern. Es waren viele und sie waren unterschiedlich hoch und breit, völlig asymmetrisch eingebaut. So, wie Kinder Fenster malen, irgendwohin, ohne nachzudenken.
Trotzdem wirkte der riesige Raum, als würde er sauber gehalten. Einen Lichtschalter suchte ich vergeblich. Ich hätte mich gerne gesetzt, aber es gab kein Mobiliar, nur diesen Eimer.
Also ging ich zur Tür, um das Haus zu verlassen. Jetzt aber war die Tür verschlossen. Ich rüttelte, weil ich glaubte, dass die Tür klemmt. Nein, sie war abgeschlossen. Panik kroch in mir hoch. Ein rettender Gedanke schoss mir durch den Kopf. Die Fenster. Doch sie hatten keine Möglichkeit zum Öffnen. Mir brach kalter Schweiß aus. Eingeschlossen. Eingeschlossen in diesem unheimlichen Haus.
Ich kauerte mich auf den Fußboden und verschränkte meine Arme über dem Kopf. So, als würde mir das Schutz bieten.
Wie von weit her hörte ich Stimmen, doch ich hatte Mühe die Augen zu öffnen. Ich hörte meinen Namen rufen und spürte eine Hand oberhalb meiner Brust.
Ängstlich öffnete ich die Augen einen Spalt und sah grelles Licht und Weiß.
Eine freundliche Stimme sagte: „Sie hatten einen schweren Unfall. Sie sind hier in der Übergangsebene. In Kürze werden Sie entlassen. Ihr Mann erwartet Sie schon. Auch Ihre Tochter Regina und Ihre Eltern.“
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.06.2008.
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