• 13.06.2008
  • Kategorie "Wie das Leben so spielt" (Kurzgeschichten)
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Jule Sonnenschein

Gemüsebrei oder Das Ende meiner Beziehung

  „Der Zauber ist weg, die Leidenschaft ist weg, ich weiß nicht ob du noch die Frau fürs Leben bist“ !!! Es ist Freitag Abend, ich bin gerade in liebevoller Kleinarbeit damit beschäftigt unser Abendessen zu kochen, was ich mir Stundenlang habe überlegt, um uns was tolles zu Zaubern, für einen entspannten Freitag Abend eben. Ich schaue in die Pfanne und es brodelt mir entgegen, Zucchini, Aubergine, Fleisch, schönes zartes Fleisch, extra für mich, und dicke, dicke rote Bohnen, extra für Dich, als mich deine Worte aus dem nichts treffen. Mein Blut beginnt zu sprudeln, genau wie das Gemüse in der leckeren Soße, extra scharf, für Dich, die ich jetzt nur noch in den Ausguss schütten kann, denn der Appetit ist mir gerade gründlich vergangen! Eigentlich wollte ich doch nur wissen ob Du dich genauso auf den Urlaub freust wie ich mich, eine Woche Türkei, 5 Sterne, super all Inklusive mit allem drum und dran, und jetzt das. Ich hatte mit einer etwas anderen Art von Antwort gerechnet, so was wie „ Ja Schatz, eine Woche raus aus dem Alltag, relaxen, genießen, ein gutes Buch lesen, oder zwei oder drei, dir einen Heiratsantrag machen, den Eisprung ausnutzen ( Der rein zufällig in diese Woche fällt ) „ doch stattdessen, stille! Für einen Moment schaue ich vom Pfannengemüse auf, zu ihm. Vielleicht hat er mich ja nicht verstanden, schließlich pfeift die Dunstabzugshaube ziemlich laut und das Radio trällert auch noch vor sich hin. Ich lege meinen Holzlöffel, den er mit in die Beziehung eingebracht hat, neben die Pfanne, die schon immer meine war und sehe ihn fragend an. „Schatz? Was ist denn?“ Ich blicke in ein blasses trauriges Gesicht und lausche den Worten die dann kommen. „ Ich weiß nicht was mit mir los ist, irgendwie kann ich mich nicht so richtig freuen, der Zauber…bla bla bla…“ Es schnürt mir wieder die Kehle ab, meine Knie werden weich, mein Herz beginnt laut zu schlagen“ Was soll das? Was hat er gerade gesagt? Er ist sich nicht mehr sicher was uns betrifft“ Ich verstehe die Welt nicht mehr, nehme einen kräftigen schluck aus der Flasche Rotwein, die wir zu Weihnachten bekommen haben, um den Schock ein wenig zu dämpfen, es nützt nichts, ich nehme noch einen schluck, nichts, ich werde nicht ruhiger, mir schwinden die Sinne, ich sehe ihn fassungslos und fragend an. „Wann ist dir das denn aufgefallen“ will ich wissen. „Erst seid kurzem“ antwortet er. Na ja den Begriff „kurz“ definieren Frauen ja anders als Männer und ich sehe in meiner derzeitig, sagen wir mal beschissenen Lage, davon ab dies aus zudiskutieren. „Aha“ sage ich „Bevor oder nachdem ich den Urlaub gebucht habe?“  „Danach“ sagt er leise. Gut dann ist ihm die Erkenntnis in den letzten 14 Tagen gekommen! Es rattert in mir, was ist passiert in den letzten zwei Wochen? Nichts! So wie ich mich erinnere, nichts. Halt wir waren beim Fasching, also er nur widerwillig, er hasst nämlich Fasching und ich habe die Karten einfach gekauft, ihn regelrecht gezwungen, denn die waren so teuer das man sie nicht verfallen lassen konnte. Wir waren mit Freunden dort und haben beide einen ordentlichen geladen, ich war ganz schön betrunken, und er? Mein Gott, er war rotz besoffen? Er hat ein Bier nach dem anderen geholt und sich dann auf der Tanzfläche ausgelassen, obwohl er nur ein Typischer Fußwipper ist und nichts vom tanzen hält? Ich fand es sehr amüsant ihn so ausgelassen zu sehen, eine Seite die ich gar nicht kannte, ich habe meinen Freund nach zwei Jahren das erste Mal richtig tanzen sehen und das größte überhaupt, er hat gleich mit unseren Freunden das Motto für nächstes Jahr festgelegt „Modern Talkin“ Dieter Bohlen und der andere Typ, wie heißt der gleich noch? Egal, jedenfalls, ja, das ist in den letzten zwei Wochen passiert und das soll der Ausschlaggebende Punkt gewesen sein? Wohl kaum! „Frau zwang Mann zum Fasching mit dem schlimmen Resultat das es ihm gefiel?“ Nein, das ist es nicht, aber was dann? Angst! Er bekommt Panik! Das Wort Heirat und Baby in einem Satz, zu oft erwähnt war zu viel. Ich erkläre ihm das wir noch Zeit haben, dass wir jetzt nicht auf biegen und brechen Nachwuchs zeugen müssen, ich auch gern wieder mit der Pille anfangen kann wenn er dann beruhigter ist und heiraten, mein Gott, sooo ernst hab ich das doch gar nicht gemeint? Oder doch? Nein! Ich habe noch Zeit. Ich bin jung und frisch und unverbraucht, fast zumindest, wir haben noch alle Zeit der Welt oder? Haben wir doch? Gerade wird mir bewusst, das ich dieses Jahr 30 werde! Ich ziehe die Pfanne vom Herd, aus dem leckeren Mahl ist ein Gemüsebrei mit trockenem Fleisch geworden, aber das macht nichts, für heute bin ich eh satt!   PS.: Später stellte sich heraus das er beim besagten Fasching seine „NEUE“ fand, die rein zufällig eine Freundin von mir „war“! Auch zum Fasching werde ich wohl so schnell nicht wieder gehen! Und seid dem ernähre ich mich wieder von Tütensuppen und trocken Brot an billigen Wein…  

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