Christa Eva Walter
Als Gott die Erde erschuf... und es gab nichts mehr zu tun...
Als Gott die Erde erschuf... und es gab nichts mehr zu tun... ruhte er sich in Irland aus!
Schon immer war es mein Traum, einmal Irland zu sehen! Alles was ich nun sah,... als ich irischen Boden
betrat,... übertraf alles,... was ich bisher über Irland gelesen und gehört hatte. Zudem hatte mich das
Tagebuch von Heinrich Böll inspiriert, meine Eindrücke über Irland, wenn man es überhaupt treffend in
Worten fassen konnte, niederzuschreiben! Vielleicht, aber auch, weil es mir vom Gefühl her soviel gab.
Ich kann nicht einfach sagen, ich habe Irland gesehen und das war es dann. Wo fange ich an, wo höre ich
auf!... Flughafen Shannon,... gegen 7.40 Uhr sind wir von Düsseldorf kommend gelandet. Zur Begrüßung
ein kleiner Regenschauer, der wie er gekommen war, auch gleich wieder verschwand. Am Himmel Wolken,
die immer wieder von der Sonne gestört wurden, bis die Sonne es doch schaffte, die Wolken ganz zu
vertreiben. Da wir keinen Mietwagen geliehen hatten, versuchten wir uns 225km bis zum Zielort mit Bus
und Bahn durchzuschlagen. Schon dies allein,... war ein Abenteuer!
Jeder von uns trug seinen vollbeladenen " Camel" Rucksack,... schweigend und ohne zu Murren! Ich hatte
Irland in meinen Träumen verglichen mit dem Land "OZ", nun gut, einen gelben Weg der mich in ein verwunschenes Märchenland führte, dass war wohl etwas zu phantastisch. Das Gras war hier genauso
grün wie bei uns zu Hause, oder war es doch anders,... schon bald sah ich, dass es hier vielerlei Grassorten
gab und die Farben waren in einem wunderschönen Grün getaucht, das Auge konnte sich nicht sattsehen
und wohin man auch sah, unberührte Natur, urwüchsig,... gewaltig,... dann wieder lieblich zart,...
dazwischen spiegelten sich glasklare Seen. Unsere erste Station war Limerick, die wir mit dem Bus
erreichten. Der nahegelegene Bahnhof lud uns zu einem kleinen Frühstück ein, ich sah mit Begeisterung
auf ein Restaurant mit dem Namen" Whistle Stop Cafe" und es erinnerte mich an meinen Lieblingsroman
" Grüne Tomaten" schmunzelnd ließ ich mich nieder... und trank meinen Kaffee, so als säße ich in
Alhabama, mittendrin in der kleinen Welt des Whistle Stop Cafes!... Anschließend ging es weiter mit dem
Zug nach Killerney. Der Zug war eine Katastrophe, wir hatten das Gefühl er könne jeden Moment entgleisen,
so schaukelte er auf den Gleisen hin und her. Irgendwie war es aber auch lustig, wir kamen garnicht mehr
dazu, aus dem Fenster zu schauen, so sehr konzentrierten wir uns auf den Zug. Im Film hätte diese Szene
nicht besser sein können,... wenn man uns gesehen hätte, mit unseren ängstlichen Blicken!
Ein freundlicher Zugführer teilte uns mit, dass wir um nach Killerney zu kommen, in Mallow umsteigen
müssten. In Mallow angekommen, ging nun die Fahrt weiter, direkt nach Killerney. Zug und auch Komfort
waren jetzt prima, und wir konnten uns anlehnen, um ein erstes Irisches Stout zu trinken,... " Prost Irland"
es schmeckte köstlich. Ich war neugierig und so beobachtete ich auch die Leute die mit uns fuhren. Ich
stellte fest, dass es hier viel dunkelhaarige Menschen gab, mit schönen intensiven blauen Augen.
Vergeblich hielt ich Ausschau nach rothaarigen Lockenköpfen. So, wie sie oft in Reisemagazinen gezeigt
wurden. Endlich in Killerney angekommen, spürten wir nun die Erschöpfung, wir waren jetzt 14 Std. nur "Unterwegs", aber in unseren Augen war Freude, dabei waren wir noch lange nicht am Ziel. Ein wenig
hilflos schauten wir uns um und fanden in der Nähe eine Busstation. Unser nächster Zielort laut Karte,
war Glengariff und Castletownbere unser Ziel! Von der Zeit her, war die Verbindung schlecht, der Bus
sollte erst in 2Std. kommen. Was wir bisdahin nicht wussten, alle Busverbindungen gingen erst über Cork,
das bedeutete für uns, einen riesigen Umweg zu machen. Später erfuhren wir das Castletownbere zum
County Cork gehört und durch seine schmalen Straßen dem Tourismus noch nicht so erschlossen war.
Wir hatten einen Ort gewählt, irgendwo am Ende einer Landzunge, inmitten einer Bucht, tief im Südwesten!
Unsere Unschlüssigkeit fiel einem Taxifahrer auf, er fragte uns freundlich nach dem Weg, etwas kleinlaut
und wohl auch übermüdet nannten wir ihm unser Ziel. Er kam gerade richtig, wir wollten doch endlich da
sein,... der Preis stand fest, mit Iren ließ sich nicht handeln, dafür begegnete uns, eine freundliche ehrliche
Art, die nicht gespielt war. Als wir Killerney hinter uns ließen,... nahm unser Staunen kein Ende, jede
Müdigkeit war wie weggeflogen,... neugierig schaute ich nach allen Seiten, um ja nichts zu übersehen.
Mein Mann hielt unterdessen die Kamera griffbereit und jedesmal wenn wir an eine besonders schöne
Aussicht kamen, hielt der freundliche Taxifahrer an. Unentwegt erzählte er uns alles über Land und Leute.
Auch wenn wir nicht alles verstehen konnten, so fühlten wir was wohl gemeint war. Er gab sich soviel Mühe
und es machte ihm sichtlich Spaß, uns auch von lustigen Episoden zu erzählen, die seinen Landsleuten
passiert sind. Vorbei an mächtigen Steinen, die einfach so am Wegesrand lagen, als hätte sie jemand
liegen gelassen, dazwischen Grasbündel und Blumen, die an den Steinen emporwuchsen. Alles war
umrahmt von endloser Weite, von einer Natürlichkeit und Unberührtheit, bei der ich mir fast überflüssig
vorkam. Wir erreichten " Ladys View" und auch hier hielten wir an. Genauso habe ich es in Reisemagazinen gesehen, jetzt lag es vor mir,... in seiner ganzen Größe und Weite... und voller Demut dachte ich mir, hier
wohnt Gott,... irgendwo hier!
Nach diesem tiefen Gefühl,... ging unsere Fahrt weiter. Unser nächster Ort war Kenmare,... mit seinen
bunten Häusern hieß es uns willkommen,... danach folgten endlose Straßen. Ich lehnte mich ein wenig
zurück... und ließ erste Eindrücke Revue passieren. Da war ein junges Mädchen, dass an der Haltestelle
stand und lässig ein paar Euro in den Händen hielt,... da stiegen Leute mit Tüten und Taschen gemächlich
in den Bus und hielten dabei ein Schwätzchen, es ging ein bisschen langsamer zu als bei uns zu Hause.
Eine Frau packte eine große Tüte Bonbons aus und wie selbstverständlich konnte jeder einmal probieren.
Dies war ihr "Alltag" und ein wenig wehmütig stellte ich fest, dass ich nur auf der Reise war, was werde ich mitnehmen,... es gab nichts Überschwengliches, nichts Gekünsteltes , das Lachen und die guten Wünsche
kamen direkt und ließen uns in dem Gefühl wir sind angenommen!...
Plötzlich verlangsamte sich unsere Fahrt und noch ganz in Gedanken, sah ich, dass uns Schafe
im Weg standen, stolz hielten sie ihre Köpfe hoch, als wollten sie uns mitteilen, sie waren zuerst da. Und
so war es wohl auch... sie haben hier Vorfahrt... lachte unser Fahrer! Um uns herum wurde es immer
einsamer, die Straßen schmaler und wohin man sah, nichts als steinige Hügel, die Landschaft änderte sich ständig, mal zart dann wieder rau,... grüne Wiesen waren umgeben von aufgehäuften Steinmauern, hier und
da ein Haus,... inmitten dieser wunderschönen Natur,... der Himmel tat sein Übriges,... Wolken verdichteten
sich, und es entstand ein Bild, wie aus einem fernen Land, weit weg von der Wirklichkeit.
Ich war fasziniert!... Wir hatten jetzt lange Zeit keinen einzigen Menschen gesehen, geschweige denn ein Hinweisschild ließ sich erblicken, ich wurde jetzt doch ein wenig misstrauisch,... wohin führte uns dieser freundliche Taxifahrer. Die Straße schlängelte sich endlos dahin, wie war es nur möglich, dass alles um
uns herum so einsam sein konnte. Voller Erwartung auf ein Hinweisschild ging unsere Fahrt weiter!
Fortsetzung folgt...
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.07.2008.
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