Sebastian Wiesinger

War in Heaven: The dark Angels

War in Heaven: The dark Angels
Kapitel 1: Der dunkle Engel
Es gibt Nächte, in denen man das Haus nicht verlässt. Draussen ist es kalt und nass und eine dauerhafte Feuchtigkeit dringt in die Knochen und setzt sich dort als Eisklumpen fest. In eben solchen Nächten sollte man eine zweite Decke rausholen und bei einer heißen Tasse Tee ein Buch lesen. Niemand käme auf den Gedanken, das Haus zu verlassen. Doch geht man bei solch einem Wetter durch die Straßen kann man im fahlen Licht der Laternen einen leichten Nieselregen sehen der durch die dicksten Jacken geht. Ab und zu kommt ein Auto vorbei und wenn man weitergeht kommt man in die belebteren Teile der Stadt. Trotz der späten Stunden hetzen Menschen in grauen Anzügen durch die Straßen, in der einen Hand den Regenschirm mit der anderen die dicke Aktentasche an den Leib gepresst. Sucht man weiter findet man Busfahrer und Taxen, die im Regen auf Kundschaft warten. Bei solchen einem Wetter beeilt sich jeder nach Hause zu kommen, wo es warm und gemütlich ist.

Auch der Taxifahrer Will hegte diesen Gedanken, als gegen 21.00 ein Kunde auftauchte. Er einen, langen schwarzen Mantel und hatte den grauen Hut tief ins Gesicht gezogen. Der Mann stieg hinten ins Auto und setzte sich. „Wo soll’s denn hingehen, Meister?,“ fragte Will und ließ den Motor an. „Fahr einfach los. Ich sag dir wo du abbiegen kannst.“ Will schauderte. Die Stimme des Fremden war schneidend und kalt. Gehorsam fuhr Will los und blickte in den Innenspiegel, um das Gesicht des Mannes erkennen zu können. Doch er sah nur wogende Schatten. Nachdem sie etwa eine halbe Stunde gefahren waren, kam das Taxi in eins der düsteren Stadtteile. Die Strassenlaternen waren zum grössten Teil erloschen und aus den Mülleimern quoll der Unrat. Bis auf ein seltenes Hundebellen und dem Geräusch der weit entfernten Straßenbahn war alles ruhig. Der mittlerweile stärker gewordene Regen trommelte auf das Wagendach. „Verdammtes Mistwetter, oder?,“ versuchte Will ein Gespräch anzufangen.
 „Ich mein, bei dem Wetter jagt man nicht mal Hunde vor die Tür, oder?“
Schweigen.
„Also gut, dann sagen Sie mir wenigstens wo genau Sie hinwollen!“
Schweigen.
Arroganter Mistkerl, dachte Will. Doch dann brach der Fremde das Schweigen von selbst. „Dort drüben an der Ecke kannst du anhalten. Ich komme in fünfzehn Minuten wieder.“  Will seufzte resigniert. Er ärgerte sich nicht einmal über das „Du“. Und dann, nach 20 Minuten kam der Mann wieder. Auf dem Weg zum Auto kam er unter einer Laterne her und ein Lichtstrahl enthüllte für einen Sekundenbruchteil sein Gesicht. Will verkrampfte sich hinter dem Steuer. Und dann war dieses „Wesen“ auch schon heran. „Zum Bahnhof,“ sagte, nein zischte es die kalte Stimme von hinten.

20 Minuten später saß Will in einer kleinen Bar und trank einen doppelten Whiskey. Noch immer hatte er das Gesicht des Fremden im Kopf. Nicht einmal der fünfziger, den er als Trinkgeld erhalten hatte, beruhigte ihn.

Ungefähr zur gleichen Zeit bestieg ein Mann in einem grauen Anzug und tief ins Gesicht gezogenem Hut einen Zug. Er setzte sich in ein leeres Abteil und öffnete seine Tasche. Zum Vorschein kam ein Kurzschwert. Die feingeschmiedete Klinge aus gehärtetem Stahl und dem juwelenbesetzten Griff wanderte in eine, im Mantel verborgene Lederscheide. Hinzu kamen drei perfekt ausbalancierte Wurfdolche aus geschwärztem Stahl. Zum Schluss wanderte eine langläufige Pistole in den Gürtel und ein Extramagazin in die Manteltasche. Dann stellte er sich schlafend. Eine halbe Minute später setzte sich eine junge Frau zu ihm ins Abteil.

Am nächsten Morgen kam Kommissar Habenau zu dem Gerichtsmediziner Dr. Martin Schmitt. Er war grade dabei, die Leiche einer jungen Frau zu besuchen. „Wen haben wir denn da?,“ fragte Habenau den Mediziner. „Deswegen hab ich dich gerufen Goerge. Diese Frau wurde heute morgen so gegen 6.00 Uhr in einem Zugabteil gefunden. Sie muss so zwischen 22.45 und 23.30 gestorben sein.“ „Todesursache und Namen der Person?,“ wollte der Kommissar wissen. „Maria von Rosenstolz, 23 Jahre jung alleinstehend. Die Todesursache war ein glatter Kopfschuss, sie war sofort tot. Wir haben jedoch noch leichte Schnittwunden an Armen und dem Hals gefunden. Und das hier war auch noch im Abteil,“ verkündete Dr. Schmitt und hielt einen kleinen, durchsichtigen Beutel hoch. Darin war ein kleines Stück Papier. „Was ist das?,“ fragte Habenau und trat näher. „Eine Taxiquittung. Sie muss vorher durch die halbe Stadt gefahren sein, dem Preis nach zu schließen. 67,50 Euro. Von 21.00-22.14 Uhr war sie unterwegs. Wir haben sogar den Namen des Fahrers, William Milton. Sein Adresse lautet, Moment ich hab’s gleich, ah ja Harpenerstr. 29.“ „Gute Arbeit, Dock. Ich fahr gleich mal vorbei, aber vorher schau ich mir die Leiche an.“ Habenau trat an die Bare heran und schlug das weiße Tuch zur Seite. Zum Vorschein kam eine junge Frau. Sie war schlank und hatte ein ebenmäßiges Gesicht. Die blonden Haare fielen ihr ins Gesicht. Die Schnitte und das Loch im Kopf störten das Bild jedoch extrem. In ihrem Haar klebte getrocknetes Blut und auch die Arme waren Blutverschmiert. „Wurden die Schnitte vor oder nach dem Schuss angebracht?,“ wollte der Kommissar wissen. „So genau kann man das nicht sagen, aber ich schätze mal danach. Erst wurden aus irgendeinem Grund die Schnitte angebracht und dann wurde sie erschossen. Achja und ich habe keinerlei Anzeichen eines Kampfes gefunden. Keine Druckstellen, Haare, Blut einer anderen Person oder auch nur Hautpartikel. Keine Spur davon das macht die Sache nicht einfacher, im Gegenteil,“ fügte Dr. Schmitt noch hinzu bevor Habenau den Raum verließ.

Eine halbe Stunde später klingelte es an Wills Tür Sturm. Genervt stand Will auf und betrachtete sich kurz im Spiegel. Ihm sprang ein erschreckender Anblick ins Gesicht. Die Wangen waren eingefallen und von Bartstoppeln bedeckt. Unter seinen Augen lagen dunkle Ringe und sein Haar war leicht fettig und hing ihm wirr ins Gesicht. Verdammt, dachte Will, war wohl nen Bier zu viel gestern. Dann öffnete er genervt die Tür. Der Idiot schien mittlerweile den Finger auf der Klingel zu halten. „Verdammt, haben Sie ne Ahnung, wie spät es ist? Was wollen Sie?“ „Entschuldigen Sie bitte die Störung. Kommissar Habenau mein Name. Kriminalpolizei. Sie sind William Milton?“ „Kriminal... OK, kommen Sie rein. Ich zieh mich kurz um. Setzen Sie sich ins Wohnzimmer, ich komm gleich.“ Will ging ins Schlafzimmer, setze sich auf das Bett und atmete erst mal tief durch. Fieberhafte dachte er nach, was die Polizei von ihm wollte. Doch im wollte nichts einfallen, daher zog er sich schnell an und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Dann ging er zurück ins Wohnzimmer, wo Habenau auf seiner Couch saß.  „Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?“ „Nein Danke, ich habe nur ein paar Fragen an Sie. Ich bin auch gleich wieder weg.“ Will ging noch schnell in die Küche und holte eine große Tasse Kaffee, dann setzte er sich Habenau gegenüber. „Was kann ich für Sie tun?,“ fragte Will und nippte an dem heißen Getränk. „Kennen Sie diese Person, Herr Milton?“ Will starrte eine Zeitlang auf das Foto einer jungen, blonden Frau. „Nein, noch nie im Leben gesehen. Aber was habe ich damit zu tun?“ „Diese Frau wurde heute morgen tot aufgefunden. Am Tatort haben wir diese Quittung von Ihrem Taxi gefunden, und wir dachten das Sie uns etwas über sie erzählen können, zum Beispiel wo sie hingefahren ist,“ sagte der Kommissar. „Hmm da kann ich Ihnen leider nicht helfen, tut mir leid. Aber diese Frau ist nie mit mir gefahren,“ antwortete Will und musste sich ein Lächeln verkneifen. „Warum das denn? Erinnern Sie sich etwa nicht an die Frau oder wollen Sie uns nicht helfen?“ „ich würde Ihnen sogar sehr gerne helfen, doch Fakt ist, dass diese Frau nie mit mir gefahren ist. Sehen Sie, gestern um die Uhrzeit habe ich einen Mann durch die halbe Stadt gefahren. Daran erinnere ich mich noch gut, weil er mein letzter Kunde an dem Abend war.“ „Aber das ist ja phantastisch. Dann haben Sie ja den Täter gesehen. Bitte, beschreiben Sie ihn!,“ rief Habenau aus und schaute William erwartungsvoll an. „Da gibt’s nicht viel zu beschreiben. Er war ca. 1,80m groß, der Stimme nach zwischen 45 und 55. Er trug einen schwarzen Mantel der bis zum Boden reichte und einen grauen Hut. Das Gesicht konnte ich leider nicht erkennen, aber ich glaube er hatte schwarze Haare und blaue Augen, aber ich bin nicht sicher.“ Der Kommissar schwieg eine lange Zeit und grübelte über das gehörte. Schließlich brach er das Schweigen:„Das ist ja nicht viel. Aber immerhin. Ich bitte Sie dann nur noch im laufe des Tages oder Morgen früh im Präsidium vorbeizukommen, damit wir ein Protokoll machen können. Das wär’s dann auch. Melden Sie sich dann bitte in meinem Büro. Auf Wiedersehen, Herr Milton.“ Will brachte den Kommissar noch zur Tür und ließ sich in seinen Sessel fallen. Das Gesicht des Mannes tauchte wieder vor seinem Auge auf. Es war ebenmäßig, fast symmetrisch und wirkte leblos wie aus Stein. Nur die Blauen Augen ließen ahnen, das er lebte. Und doch ging etwas unheimliches von dem Gesicht aus. Denn obwohl es dunkel war, war das Gesicht fast schwarz gewesen. Will schauderte. Dann raffte er sich zusammen und trank eine zweite Tasse Kaffee, bevor er seiner Arbeit nachging. Er beschloss, den Kommissar am Abend zu besuchen.

Gegen 18.30 verließ Will seine Wohnung. Obwohl es grade mal ende September war, war es bereits empfindlich kalt geworden, so dass Will zusätzlich zu dem Pullover eine dicke Jacke trug. Trotzdem schnitt die Kälte in seine Haut und es bildeten sich kleine Wölkchen beim atmen. Es war schon recht dunkel, als Will sich auf den Weg machte. Das Auto ließ er stehen, er hatte genug vom sitzen in seinem Taxi. Eine Weile lief er die Straße entlang, die verlassen vor ihm lag. In diesem Viertel war niemand mehr unterwegs. Will beschloss, eine Abkürzung durch den Park zu machen, da er langsam zu frieren begann. Also vergrub Will die Hände in der Jackentasche und ging unter den kahlen Bäumen her. Plötzlich hörte er ein knacken hinter sich und als er sich umdrehte sah er eine Gestalt, die hinter ihm ging. Leicht nervös beschleunigte er seinen Schritt, doch auch sein Verfolger ging jetzt schneller. Will geriet in Panik und rannte los. Als er sich umdrehte sah er, wie der Fremde eine Pistole aus dem Mantel zog. Im letzten Moment ließ Will sich zur Seite fallen und die Kugel streifte nur seinen rechten Arm. Brennender Schmerz zuckte durch die Wunde und Will schrie auf. Er wollte sich grade aufrichten, als der Fremde ihn hochzog und ihm einen Schlag auf den Solarplexus verpasste. Will keuchte und rang nach Luft. Langsam glitt er zu Boden und es wurde schwarz um ihn. Das letzte, was er bemerkte war, dass der Mann auf ihn zukam, dass es der Mann von gestern war. Und zum Schluss nahm er ein sanftes, weiches Leuchten war, welches  ihn einhüllte. Dann verlor er das Bewusstsein.




 

Dies ist der erste Teil meiner Geschichte. Wenn er euch gefallen hat, werde lest bitte auch meine folgenden Teile und schreibt euren Kommentar dazu.
Lg Sebastian
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 31.07.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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