Patrik Baumrock

Geschichten aus Nibor Kapitel 2

Die Ausbildung und ihre Tücken:

 
“Aufwachen!”
Baren wurde unsanft aus seinem Schlaf gerissen. Er blinzelte und sah sich kurz um. Sechzig Fenster ließen den letzten Rest des Mondlichts in die große steinerne Halle scheinen. Wie bei ihm, stand unter jedem Fenster ein Bett. Er blickte nach rechts wo Marlon lag und sah, dass dieser ähnlich verschlafen war wie er. In diesem Zustand stürzten sie mit den anderen Rekruten aus der großen zweiflügligen Tür. Danach ging es breite steinerne Treppen hinunter und bei einem noch größeren Portal nach draußen, von dort wurden sie weiter über den Hof getrieben. Es hatte noch nicht einmal zu dämmern begonnen, umso gespenstischer sah die Festung im Schein der Fackeln aus, alles um sie herum schien verzerrt und unwirklich.
Die Rekruten spurteten weiter durch ein Tor, dass mit seinem halb heruntergelassenem Fallgitter wie das Maul einer überdimensional großen Bestie aussah.  Im Vorhof wurde die laufende Meute gestoppt. Die jungen Soldaten wurden in Reih und Glied gedrängt, keiner wagte auch nur einen Ton zu sagen.
Die beiden Freunde versuchten zusammen zu bleiben. Selbst als Marlon in die vorderste Reihe gestoßen wurde, wich Baren nicht von seiner Seite und rempelte seinerseits den Jungen neben sich nach links um neben Marlon zu stehen. Nach wenigen Minuten  standen alle an ihrem Platz und Stille kehrte ein.
Niemand traute sich seinen Blick nach links oder rechts zu wenden, denn, sie wussten, der Erste der dies wagte würde sofort angebrüllt werden.
Baren und Marlon waren vor nicht einmal sechs Stunden hier angekommen, durften ihr Gepäck nur schnell in den Truhen am Fußende ihres Bettes verstauen und dann schon zum schlafengehen gezwungen.
Langsam begann es Baren zu frieren. Obwohl der Frühling schon langsam dem Sommer wich, waren die Nächte noch kalt, vor allem, wenn man wie Baren und Marlon nur mit seinem Schlafgewand bekleidet war. Im Augenwinkel sahen sie, dass sich langsam vier Männer der Mitte des Platzes näherten. Diese waren bis auf einen sehr groß gewachsen und am schaben und klirren, konnte man hören, dass sie über ihren Wämsern Kettenrüstungen trugen. Die Soldaten blieben stehen und drehten sich zu den Neulingen. Einer der drei Großgewachsenen trat hervor. “Willkommen in der Kaserne und Grenzfestung Inna”, begann er.
 “Dies wird für die nächsten vier Wochen euer neues zu Hause sein. Mein Name ist Dirgis und ich bin der Verwalter, sowie der ausbildende Kommandant dieser Festung.”
Er ließ seinen Blick über die Rekruten wandern.
“Wenn ich euch so ansehe, kommt es mir vor als seit ihr noch erbärmlicher als der letzte Haufen den ich ausgebildet habe", Dirgis lachte kurz auf, "aber egal, aus euch werde ich schon noch gute Soldaten formen.Das hinter mir sind eure anderen Ausbilder. Zum einen haben wir da Eod, er ist spezialisiert auf das Bogenschießen.”  Einer der zwei anderen Großen mit braunem wallendem Haar und sonnenverbrannter Haut hob die Hand. “Dann haben wir Lamin, er ist für das Überleben abseits der Schlachtfelder verantwortlich”, der letzte der drei Riesen streckte seine Hand kurz empor. “Und zum Schluss ist da Gromal. Er ist der Meister der Elfenkunde.” Der Kleine ging nach vor, deutete eine Verbeugung an und machte dann wieder kehrt, um auf seinen Platz zu gehen. Er erinnerte Baren irgendwie an einen räudigen Hund, der zu oft von seinem Herren geschlagen wurde mit seinen struppigen in jede Richtung stehenden Haaren und seinem hinkenden Gang. 
“Ich für meinen Teil bin euer Ausbilder im Kampf mit allen Waffen sowie in der militärischen Taktik.”
Kurz noch erläuterte Dirgis die Regeln innerhalb der Kaserne, sowie den Ablauf für den heutigen Tag.
Es wurde allen noch einmal bewusst gemacht, dass sie freiwillig hier waren und das wenn sich alle an die Regeln hielten es zwar anstrengend, jedoch nicht unmenschlich zugehen werde.
Nach seiner Rede lies Dirgis sie in den Schlafsaal abtreten und durch laute Rufe ihrer Ausbilder wurden die Jungen zurück in das Gebäude gescheucht.
"Was hältst du von diesem Dirgis, Baren", fragte Marlon.
"Ich weiß nicht, ich denke das er sicherlich gut kämpfen kann, sonst würde er die Kaserne nicht leiten."
"Hmpf," Marlon schien nicht sonderlich angetan von Baren’ s Antwort. “Ich kann ihn nicht leiden. Der kommt sich so gut vor, mit seiner Rüstung und seinem breiten Grinsen.”
Baren, der gerade einen Knoten ins seinen Hosenbund machte blickte auf. Marlon, der bist jetzt nur die Hose anhatte setzte zu einer neuerlichen Schimpftirade an.
“Was ist das denn schon für ein Name Dirgis, wie das kli...”
“Warum bist du noch nicht fertig angezogen Rekrut!”
Marlon fuhr herum. 
Ohne auf sich aufmerksam zu machen, war Dirgis in den Schlafsaal gekommen und hatte sich hinter Marlon aufgebaut. Außer ein paar gestammelten “Ähmms”, brachte Marlon nichts heraus.
"Kannst du nicht reden Rekrut?"
“Doch Herr, doch.”
Die Erstarrung wich langsam von ihm.
“Na geht doch, wie ist dein Name?”
“Marlon, Herr.”
Der Junge stand trotzdem noch immer in einer grotesken Haltung und wäre er nicht Baren’ s bester Freund gewesen, hätte dieser vermutlich laut losgelacht.
“Dich werde ich mir merken,” sagte er leise zu Marlon gewandt, drehte sich um und begann zu brüllen.
"Los antreten in einer Reihe!"
Marlon tauschte noch schnell einen verzweifelten Blick mit Baren, bevor er sich das Oberteil überzog und sich Beide in die Reihe eingliederten.
Sie wurden zur Waffenkammer geführt. Diese lag im selben Gebäude wie ihr Schlafsaal, welcher links im hintersten Eck der Kaserne stand. Sie gingen in die Vorhalle des Gebäudes. Sie war holzgetäfelt und mit verschiedensten Bannern und Schilden geschmückt. Am Ende des Raumes war ein großer steinerner Kamin. Bis auf ein Bärenfell, dass davor lag war der Raum komplett frei von Möbeln und es gab nur die eine Treppe, die nach Oben und an der gegenüberliegenden Seite eine, die nach Unten führte.
Auf diese gingen sie nun zu und wurden nach unten gebracht.
Einen Stock tiefer lagen die Katakomben der Kaserne.Als sie stoppten konnten Baren und Marlon noch nicht sehen was vor ihnen lag, da sie mitten auf der Treppen stehen mussten. Ab da ging es dann nur mehr schleppend voran. Still warteten sie darauf, dass die Schlange immer weiter vorrückte.
Nach zehn Minuten war es endlich soweit, Baren und Marlon bekamen nun zu sehen wohin sie gebracht wurden. Vor ihnen lag ein langer Gang, mit Türen an beiden Seiten, manche geöffnet, andere wieder verschlossen. Erhellte wurde der Korridor nur durch Fackeln, die an der Wand zwischen den Türen befestigt waren.
Nach und nach sahen die beiden Jungen, wie ihre Kameraden von Tür zu Tür wanderten um ihre Ausrüstung entgegen zu nehmen. Die Zeit schien ab jetzt noch langsamer zu verrinnen, nun da sie kurz davor waren endlich ihre Sachen zu erhalten. Nach weiteren fünf langen Minuten war es soweit. Der Junge, der vor Baren in die erste Tür gerufen wurde, kam aus dieser heraus und kurze Zeit später drang ein leicht genervtes “Nächster” aus dem Raum, das ihn leicht an das Quaken einer Ente erinnerte. Baren trat ein.
Es war ein kleiner Raum, mit einem Tisch auf dem viele Blätter verstreut lagen und eine Talgkerze stand. Ein kleinen hagerer Mann mit grauem Haar saß auf einem Stuhl dahinter. “Name?” Der Mann mit der Entenstimme sah nicht einmal auf.
“Baren.”
“Wo haben wir dich denn...”
Der Mann, den Baren auf weit über fünfzig schätzte kramte in den Blättern, die auf dem Tisch lagen.
“Ah ja, da haben wir’s ja.”
“Mit diesem Blatt gehst du jetzt in jedem Raum mit einer geöffneten Tür und drückst ihm den dortigen Soldaten in die Hand. Dieser unterschreibt dann darauf und gibt dir deine Ausrüstung.  Wenn du was verlierst musst du es selber zahlen, die erste Ausrüstung wird von der Armee bezahlt. Verstanden?”
Baren bejahte und nahm den Zettel entgegen. Dann trat er hinaus und im vorbeigehen lächelte er Marlon zu, der gerade hineingerufen wurde.
Im ersten Raum erhielt er einen dicken Leinensack sowie einen kleineren Leinenrucksack. In den anderen Räumen, kamen noch ein Spaten, ein Trinkbeutel, Handschuhe, Stiefel, eine Lederkappe, ein mit Nieten beschlagener Gambeson, sowie Essgeschirr, ein kleines Zelt, eine Axt und ein Bogen mit leerem Köcher hinzu. Im letzten Raum angekommen, bildete sich wieder eine kleine Schlange und bald schon bemerkte er, dass Marlon wieder hinter ihm stand.
Dieser war größer als die anderen, beherbergte er doch duzende von Schildern und Schwertern. Baren nahm seinen Schild entgegen und wartete ungeduldig, bis er sein neues Schwert ausgehändigt bekam.
Diese wurden von Dirgis höchst persönlich ausgeteilt. Manchen drückte er das nächstbeste Schwert, dass er in die Finger bekam in die Hand, bei anderen suchte er lange, bis er meinte, das richtige Gefunden zu haben. Baren erkannte das System dahinter nicht und bald kam es ihm so vor, als ob Dirgis nur nach Sympathie die Schwerter austeilte. Als Baren an der Reihe war, schaute er ihm kurz in die Augen. Baren erwiderte gelassen seinen Blick. Sein Ausbilder nahm fünf Schwerter von der Wand hinter ihm und wog eines nach dem anderen kurz in der Hand. Nachdem er alle durchprobiert hatte, hielt er Baren das viertletze hin. Der Junge merkte sofort, dass dieses Schwert nie an die Qualität seines selbstgeschmiedeten Schwertes herankam, jedoch für einen normalen Soldaten eine gute Waffe war.
Marlon erwischte es nicht ganz so gut.
Dirgis begrüßte ihn mit einem spöttischen Grinsen und suchte nicht lange hinter sich. Marlon, in der Hoffnung sein Ausbilder hätte seinen kleinen verbalen Ausrutscher vergessen, probierte neugierig an diesem vorbei zu blicken, als er plötzlich seine neue Waffe vors Gesicht gestreckt bekam.
Der Junge wollte seinen Augen nicht trauen. Er nahm das Schwert entgegen, das aussah als wäre es vor hundert Jahren geschmiedet worden. Fast die komplette Klinge war verrostet und die Heftwickelung löste sich schon teilweise auf.
Dirgis beobachtete Marlon scharf, als er ihm das Schwert gab und als er seinen enttäuschten Gesichtsausdruck sah, lächelte er zufrieden. Die Jungen verließen die Katakomben und nahmen vor dem Burgfried Aufstellung. Nachdem der Letzte seine Ausrüstung erhalten hatte, ging es zurück in die Unterkunft, wo ihnen ein Soldat erklärte, wie sie ihr Gepäck zu verstauen hatten.
Der große Sack wanderte mit dem kleinen Rucksack und einigen anderen Sachen darin unter das Bett, der Gambeson wurde auf dem Rüstungsständer der neben jedem Bett stand aufgehängt und davor wurden die Stiefel gestellt.
Ihnen blieb nur kurz Zeit zum Verschnaufen, denn gleich darauf ging es in die Küche ans Essen. Diese lag genau gegenüber ihres Schlafgebäudes, aber die Rekruten hätten sie vermutlich auch alleine gefunden, war sie doch das einzige Gebäude aus dem ein solch unappetitlicher Gestank kam das es mancheinen schon reckte.
Genauso schmeckte auch das Essen.
Es wurde in alten, schlecht ausgewaschenen Holzschalen serviert und direkt in der Küche auf langen Holzbänken und Tischen eingenommen. Die meisten Rekruten ließen mehr als die Hälfte ihres Essen stehen.
Das lag einerseits an dem geschmacklich nicht sonderlich anregendem Haferbrei, andererseits verübelte dieser beißende Gestank jeglichen Appetit. Immerhin lernten Baren und Marlon beim Mittagessen einige ihrer Kameraden kennen.  Da gab es Snemelk, ein ein bisschen arroganter Schönling mit blonden lockigen Haaren, der jedoch auf dem zweiten Blick einen netten Eindruck machte, dann war da Idna Sohn einer Bauerfamilie, er wollte nur die Grundausbildung machen, um das monatliche Gehalt zu bekommen, dass die Armee auszahlte. Außerdem waren da noch Ichim und Elond.
Sie waren Brüder, was niemand am Tisch glauben konnte, denn hätten sie nicht unterschiedlicher aussehen können. Ichim, sah mit seinem braunen Haar und seiner unscheinbarer Figur aus wie jeder andere Mensch in Nibor, sein Bruder aber Elond, hatte rabenschwarzes Haar, war an die zwei Meter groß und glich eher einem Schrank als einem Menschen, jedoch war er stumm.
Sein Bruder erklärte, das ihn Räuber als Kind solange gefoltert hätten, bis er seine Stimme verlor. Die Beiden waren aus ähnlichen Gründen wie Idna der Armee beigetreten.
“Wisst ihr noch, was heute am Nachmittag mit uns geschieht?”, fragte Idna in die Runde.
“Hast du etwa nicht zugehört?”
"Jetzt nach dem Mittagessen werden wir in drei Gruppen aufgeteilt. Eine beginnt mit dem Schwertkampf, die Andere mit dem Leben am Feld und die Dritte mit dem Bogenschießen”, erklärte Ichim.
“Ich hoffe ich beginne als erstes gleich mit dem Schwertkampf, meine Freunde haben mir gesagt ich sei ein Naturtalent und besiege sicher die Meisten hier im Duell”, meldete sich Snemelk mit einem siegessicheren Lächeln zu Wort.
“Nicht mit dem Schwert, das ich gekriegt habe.” Marlon zog eine Schnute, als er den anderen von seinem Schwert erzählte, dass er ausgehändigt bekommen hatte.
“Wirklich komplett verrostet, das kann ich nicht glauben!”, meinte Ichim.
“Wenn er das mit mir gemacht hätte, dann würde ich ihm meine Meinung sagen”, warf einer der anderen Jungen ein. “Das hat Marlon ja schon oben im Schlafraum getan, wenn auch nicht ganz freiwillig.”
Baren grinste und erzählte den anderen von dem Vorfall.
Als er seine Geschichte beendet hatte brach schallendes Gelächter unter den Jungen aus. Jetzt verstanden sie warum Dirgis einen Zorn auf Marlon hatte. Einzig dieser konnte nicht mitlachen und verzog leicht beleidigt sein Gesicht. Baren klopfte ihm um Verzeihung bittend auf die Schulter, wobei er sich vor lauter Lachen mit der anderen Hand Tränen aus den Augenwinkeln wischen musste.
"Sei mir nicht böse mein Freund," bat Baren seinen alten Kumpanen.
"Nein bin ich dir nicht, aber wisst ihr vor ein paar Jahren hatte Baren eine Begegnung mit einem Elfen!"
Alleine schon an der Betonung, die vor Ironie nur so strotzte konnte man in etwa erahnen was sich damals zugetragen hatte.
"Nein, bitte nicht diese Geschichte, Marlon..."
"Oh doch, das hast du dir verdient!"
Alle Köpfe wandten sich Marlon zu, der gerade zu erzählen beginnen wollte, als er durch ein lautes "Antreten!" unterbrochen wurde.
Baren fiel ein Stein vom Herzen.
Nicht jeder musste wissen das er mit fast elf Jahren schreiend zu seinem Vater gelaufen war, weil er glaubte das ein Elf ihn angreifen wollte. Sein Vater bewaffnete sich daraufhin und suchte mit Baren gemeinsam nach dem Feind. Schlussendlich stellte sich heraus, dass der Elf nur eine Vogelscheuche auf einem der Felder außerhalb des Dorfes war und Baren, vertieft in irgendwelche Fantasiegeschichten sie auf dem Heimweg in der Dämmerung verwechselt hatte. Dass halbe Dorf war wegen seinem durch alle Gassen hallenden Rufens auf den Beinen und ihre Beunruhigtheit steigerte sich nur noch als Baren, felsenfest davon überzeugt, einen Elfen gesehen zu haben, es jedem mitteilte, der ihnen bei ihrer Suche über den Weg lief.
Nach all diesen Jahren war ihm das noch immer sehr peinlich und deswegen störte es ihn nicht sonderlich, das Marlon mit seiner Erzählung nicht anfangen konnte.
Schnell stellten sie sich auf und bald darauf wurden die Jungen aufgeteilt. Sie hatten Glück. Alle Sechs waren in der selben Gruppe  und als darauf noch Dirgis zu ihnen geschritten kam und ihnen befahl ihre Übungsschwerter, sowie echten Schwerter zu holen, und dann am großen Platz im vorderen teil der Kaserne anzutreten, wuchs ihre Freude umso mehr. Sie eilten hinauf packten die befohlenen Sachen zusammen und waren sogleich wieder aufgestellt.

"Wer von euch hat schon einmal mit einem Schwert gekämpft?"
Dirgis schritt vor der Gruppe auf und ab. Alle Jungen zeigten auf.
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Ausbilders, als er sah das auch Marlon aufgezeigt hatte.
"Sehr gut, du!" Sein Finger zeigte in Marlon' s Richtung.
"Nimm dein Übungsschwert und zeig mir was du kannst."
Marlon, noch immer völlig perplex, griff unsicher zu seinem Schwert. Er trat vorsichtig auf den hünenhaften Recken zu und hob sein Schwert mit zittrigen Händen. Dirgis Lächeln wich nicht von seinem Gesicht.
Sie standen sich gegenüber. Die Sonne schien auf den Platz herab und von außerhalb der Kaserne konnte man einen der Ausbilder beim erklären zuhören.
Auf dem Platz jedoch war es totenstill, bis auf ein leises, relativ rasches "klack, klack, klack". Marlon' s Zähne schlugen vor Nervosität heftig aufeinander. Sein Atem ging schnell und sein Herz raste.
Dann begann es.
Dirgis begann seinen Angriff aus einer tiefen Haltung zu starten. Er schritt schnell auf den Jungen zu und führte seinen Schlag auf die linke Körperhälfte. Dieser hätte Marlon mit voller Wucht auf die Niere getroffen, doch gerade noch konnte er blocken, taumelte jedoch bereits jetzt schon bedrohlich. Der zweite Schlag folgte rasch. Diesmal wurde er von oben geführt. Marlon fiel rücklings in den Staub.
Er hatte es geschafft, den mächtigen Hieb seines Gegners noch zu blocken, verlor dafür aber sein Gleichgewicht. Schnell rappelte er sich auf. Als der Junge aufsah, bemerkte er das Dirgis mit einem Grinsen im Gesicht darauf wartete, seinen finalen Schlag zu setzten. Diese Schmach wollte sich Marlon ersparen. Mit lautem Gebrüll stürmte er vorwärts. Seine Hände waren empor gesteckt, das Schwert lag entschlossen in seinen Händen.
Der Gegenangriff kam schnell, zu schnell für Marlon.
Baren' s bester Freund, war auf die Finte seinen Ausbilders hereingefallen. Dieser hatte nämlich nur auf den stürmischen Angriff des Jungen gewartet.
Er machte einen Satz nach vor, stand plötzlich zu Nahe um den Schlag des Jungen fürchten zu müssen und rammte ihn den Griff seines Schwertes in den Bauch. Marlon sackte zusammen.
Baren zuckte zusammen als er das Schauspiel mit ansah und merkte, dass sich seine Hand zu einer Faust geballt hatte.
Nach diesem Kampf durfte sich Marlon noch einige Spott seines Ausbilders gefallen lassen.
Er belehrte sie, dass der Kampfstil Marlons der eines Barbaren sei und teilte sie daraufhin in Pärchen um ihnen zu zeigen, wie man richtig kämpfte. Baren wollte den Ausbilder nicht noch zusätzlich reizen, und verkniff sich deswegen jede Erwiderung die ihm auf der Zunge lag, als dieser ihnen Schritte und Schlagfolgen zeigte.
Durch seinen Vater wusste er, dass die Technik, die man bei der Armee lernt, die einfachste, deswegen aber auch nicht sehr effektiv sei.
So lernten sie bis zur Abenddämmerung. Am Ende verkündete Dirgis, dass sie morgen den ganzen Tag bei Gromal seien, dem Elfenkundeausbilder. Danach führte er sie aus der Burg hinaus zu einem abseits gelegenem Teich um sich zu waschen.
Auch die anderen Rekruten, die in den woanders ausgebildet wurden waren am Teich, oder kamen nach einiger Zeit hinzu. Sie entkleideten sich, legten das schweißnasse Gewand in das grüne saftige Gras und gingen immer zu fünft in den Teich. Nach der angenehmen Abkühlung mussten sie ihre Kleidung waschen. Sie legten sie nass wieder an und gingen zurück in ihr Schlafgebäude. Umgezogen ging es dann wieder in die Küche und danach mussten sie ruhen. Müde fielen die meisten Jungen gleich in einen tiefen Schlaf.
Nicht so Baren.
Einerseits war er solche körperliche Anstrengung gewöhnt, andererseits Schwirrten ihm viel zu viele Gedanken im Kopf herum. Er dachte an seinen Vater, an seine tote Mutter und daran, ob er sich nicht doch zuviel von der Armee erwartet hatte. Spät aber doch viel auch er in seinen wohlverdienten Schlaf.
Der zweite Tag verlief ähnlich wie der Erste. In der Früh wurden sie geweckt, es wurde gegessen und danach wurden sie von Gromal hinaus auf die Wiese geführt. Sie setzten sich in einem Halbkreis auf den Boden. Der alternde und etwas ungepflegte Gromal, hatte einen grünen verwitterten Rucksack bei sich. Als erstes erklärte er ihnen wo er sein wissen über die Elfen angesammelt hatte. Er erzählte ihnen, dass er als Waldläufer und Spion in den Wäldern lebte und die Elfen ausspionierte, um so zu erfahren wann sie wieder angreifen würden.
"Nun bin ich zu alt, um weiter den Elfen nach nachzustellen und deswegen bilde ich euch in dem aus, was ihr alles über Elfen wissen müsst. Stellt mir jetzt ruhig Fragen zu allem was ihr wissen wollt, denn die meisten haben vor ihnen Angst, weil so viele Unwahrheiten über sie verbreitet wurden."
So verbrachte der Ausbilder den ganzen Vormittag damit mit falsche Annahmen und Gerüchte über die Elfen zu zerstreuen. 
Nach dem Essen erklärte er ihnen dann etwas über die Lebensweise sowie die Religion der Elfen. Er erzählte ihnen von der Zeit, als die Elfen noch nicht bösartig waren und mit den anderen Völkern in Frieden lebten. Nach dem Vortrag ging es wieder zum täglichen Bad und so wieder holte sich die Prozedur vom Vortag.
Am dritten Tag zeigte sich, dass Marlon ein guter Bogenschütze war und Dirgis, der zu einer Inspektion vorbei kam sah beeindruckt, wie Marlon drei Pfeile hintereinander in der Mitte der Zielscheibe versenkte.
So vergingen die Tage und bald schon brach die letzte Woche an, ohne das es gröbere Vorkommnisse gab.
Nun stand die Angelobungsfeier vor der Tür. Umso näher der Tag kam umso nervöser wurden die Ausbilder. Obwohl Marlon im Schwertkampf besser und zwischenzeitlich von Dirgis nicht mehr angeschrieen wurde, wurde er wieder zu seinem Lieblings Hassobjekt.
Sie übten mit ihnen Exerzieren, das Training wurde härter und er ließ die Jungen ihre Gambesone und den Rest der Ausrüstung gründlichst putzen.
Am Tag vor der Zeremonie hatten alle Soldaten Dirgis als Ausbilder. Er hielt ihnen einen Vortrag darüber, wie wichtig das Auftreten in der Öffentlichkeit sei, da ihre Angelobung, nicht in der Kaserne, sondern am Hauptplatz des Dorfes vor der Burg stattfinden solle.
“Passt mir ja gut auf, dass ihr keinen Unfug macht Soldaten, sonst landet ihr schneller im Teich als euch lieb ist”, ermahnte er sie und sah dabei Marlon eindringlich an.
Danach wurde noch einmal Exerziert.
Nach dem Mittagessen, wurden die Zimmer gereinigt und sie gingen früh zu Bett.

“Stillgestanden!”
“Rechts, um!”
Viele Bauern der Umgebung waren gekommen. Denn außer den Jungen Rekruten bei ihrem Treueschwur zuzusehen, gab es Essen und trinken um sonst und das war weithin bekannt. So versammelten sich an die fünfhundert Menschen vor dem Podium.
 Der Himmel war bewölkt, es war Schwül und der leichte Nieselregen und das ferne Donnergrollen kündeten ein baldiges Gewitter an.
Einfache strohgedeckte Häuser umgaben den gepflasterten Platz. Es gab kein einziges Gebäude, das aus festem Stein bestand, selbst das Rathaus war aus dunklem Holz gebaut. In der Mitte stand eine kleine Bühne auf die sich die Soldaten mit ihren vier Befehlshabern drängten und weiter hinten waren Zelte aufgebaut um nach der Zeremonie alle darin zu bewirten und zu verköstigen. Die Ausbilder waren in prachtvolle Rüstungen gekleidet, selbst der kleine Gromal war rausgeputzt wie nie zuvor.
Die Jungen hatten ihre Gambesone an, ihr Schwert  an der Seite am Gürtel befestigt und die Lederkappe am Kopf. Vor dem Marsch aus der Burg  wurde noch jedem ein Überwurf mit dem Wappen Nibor’ s gegeben. So standen sie eindrucksvoll vor versammelter Menge.   
Dirgis hielt Anfangs eine flammende Rede darüber, dass sie ja nie vergessen sollten, was für eine Ehre es ist der Armee anzugehören und der Heimat zu dienen.
Dann begann der Schwur.
“Ich gelobe!”, sprach ihnen Dirgis vor.
“Ich gelobe!”, schallte es aus den duzenden Kehlen zurück.
“Meine Heimat, das Land Ni....”
Ein greller Blitz schlug in einen Baum kurz außerhalb des Dorfes ein und ließ die Soldaten kurz die Augen schließen. Die Stimme des Kommandanten ging im darauffolgenden Donnergrollen unter.
 
Dirgis stand mit ungläubigen Blick vor ihnen, ein Pfeil ragte ihm aus dem Hals, dann sackte er zusammen. Ein Surren kündigte weitere Pfeile an.
Die anderen Ausbilder sackten der Reihe nach zusammen.
Dann brach Panik aus. Es wurde geschrieen und die Besucher rannten um den tödlichen Geschossen zu entgehen. Die jungen Soldaten waren erstarrt. Baren rief sich zurück in die Realität.
“Alle zurück in die Burg, rennt!”, schrie er so laut er konnte.
Die anderen taten wie ihnen geheißen, sie rannten.
Baren traute sich nur kurz zu Seite zu schauen um sich zu vergewissern, dass Marlon neben ihm war.
Es war nur ein Spurt über dreihundert Meter, Baren kam es jedoch vor als wäre er Stunden gelaufen. Kurz vor den offenen Toren der Kaserne drehte er sich dann doch gänzlich um.
Ihm bot sich ein Bild des Grauens.
Mehrere hundert Gestalten hatten sich am Hauptplatz versammelt und schossen den Rekruten Pfeile hinterher. Auch auf den Häusern waren sie und schossen nach ihnen. Die ganze Straße war gesäumt mit Toten und Verwundeten.
Baren erklimmte so schnell er konnte die Treppe neben dem Tor und ließ sobald alle die sich retten konnten in der Burg waren, das Fallgitter hinunter und schrie das man die Tore schließen solle.
Von den Anfangs gut hundert Soldaten hatten sich um die siebzig ins Gebäude retten können und noch dazu zweihundert Bauern, Dorfbewohner, Kinder und Frauen.
Die Restlichen lagen nun Tot auf der staubigen Erde des Dorfplatzes.
Baren blickte durch das kleine Fenster im Torwächterraum zurück zum Dorf. Er sah bis jetzt nur Rauchschwaden, doch er wusste es war nur eine Frage der Zeit, bis die Angreifer die Häuser anzünden und die Flammen alles vernichten würden.

“Was sollen wir nur tun?”
Diese Frage wurde am häufigsten gestellt. Die Menge hatte sich im Speisesaal versammelt.
Es hatten sich kleine Gruppen gebildet, die unter sich diskutierten.
Baren war das alles zuviel. Er saß mit seinen Freunden Marlon, Snemelk, Idna, Ichim und Elond etwas abseits der Anderen. Irgendwann wurde ihm auch das ganze diskutieren zu viel.
“Wir brauchen einen Anführer, sonst haben wir keinen Chance,” rief er durch den Saal.
Augenblicklich wurde es still. 
"Und wer soll uns deiner Meinung nach führen", kam es aus der Menge zurück.
"Darüber müssen wir jetzt abstimmen."
Dies war jedoch schwerer als sich Baren gedacht hatte. Keiner trat hervor um die Führung zu übernehmen, wollte doch niemand für den Tod vieler verantwortlich sein. Schlussendlich war Baren klar, dass wenn er nicht das Ruder übernehmen würde, es keiner macht.
"Ich werde euch anführen, wenn ihr das wollt," begann er.
Die komplette Halle sah ihn an. Dann begannen sie langsam ihre Zustimmung zuzuraunen.
"Gut dann wäre das geklärt, nun müssen wir über unsere Verteidigungmaasnahmen reden."

Er teilte Wachen ein und suchte sich zehn Kommandanten denen er teile der Befehlsgewalt übertrug.
Sie sahen nach wie viel Essen es noch in der Kaserne gab und wo die Schwachstellen in der Verteidigung waren. Dann entwarfen sie bis spät in die Nacht einen Schlachtplan. Es wurde debattiert und diskutiert und Marlon konnte endlich sein Talent im planen ausnutzen.
Schlussendlich waren sie zufrieden. Alle bis auf die Wachen gingen Schlafen. Im Sechsstundentakt wurden die Wächter gewechselt, jeder musste Wache schieben, selbst Baren.
Die ersten zwei Tage war nicht viel von den Angreifern zu sehen, nur das brennende Dorf zeugte von ihrer Anwesenheit.
Baren war klar, dass es zu einem Kampf kommen würde und wenn es soweit war, müssten alle bewaffnet und einsatzbereit sein.
So ließ er die Waffenkammern aufbrechen und alle wurden mit Rüstungen, Waffen und Schildern ausgerüstet und soweit es ging im Kampf ausgebildet.
Die Stimmung in der Burg war Anfangs zwar angespannt jedoch nicht negativ. Doch umso mehr Tage verstrichen, umso gereizter wurden alle. Zu viele lebten nun in der Burg und zu groß war die Ungewissheit, was mit ihnen passieren würde.
Dann nach genau einer Woche, kamen sie. Es waren um die fünfhundert und sie brachten Leitern mit.
Baren befahl allen in Position zu gehen. Der junge Kommandant ging den Plan, den hauptsächlich Marlon ausgearbeitet hatte, noch einmal im Kopf durch.
Sobald die Feinde nah genug heran waren, stürmte Baren mit fünfzig freiwilligen hinaus um einen Ausfall zu unternehmen, bald den Rückzug antreten und das erste Tor offen lassen, damit die Feinde in den Hof vordringen konnten.
Auf der Brüstung standen an die einhundert Soldaten, die sobald die Feinde im Hof waren diese mit einem Pfeilhagel eindecken sollten. Die Aufgänge im Hof selber waren alle bis auf einer versperrt worden um die Angreifer am eindringen in das Innere der Burg zu hindern.
Baren zog sich seinen Wams an und ging mit Marlon in den Innenhof.
“Gib auf die acht Marlon!”
“Du auch auf dich Baren.”
Sie waren nicht fähig mehr zu sagen, zu groß war die Angst den Anderen zu verlieren. Marlon hatte das Kommando über die Bogenschützen und lief deswegen zurück um auf die Mauer zu gelangen. Baren schaute ihm nachdenklich hinterher.
Die anderen Kämpfer sammelten sich langsam im Hof.
Baren riss sich aus einen Gedanken und rief.
“Und vergesst nicht wir müssen sie nur hineinlocken. Riskiert nicht euer Leben!”

Das Tor begann sich langsam zu öffnen. Durch den immer größer werdenden Spalt sah man die Angreifer auf das Tor zu stürmen.
“Für Nibor!”, schrie Baren.
“Für Nibor!”, schallte es zurück.
Sobald das Tor offen war stürmten sie vor.
Die Angreifer hatten mit dieser Taktik nicht gerechnet. Die jungen Krieger liefen wie eine Wand auf sie zu. Dann trafen sie aufeinander.
Der Lärm des Aufpralls war ohrenbetäubend. Baren hieb mit all seiner Kraft auf den ersten Gegner ein und schon hatte er einen Angreifer getötet.
Verdutzt starrte er kurz auf den toten Körper, es war ein Elf. Ihn erstaunte, mit welcher Leichtigkeit er das Leben dieses Mannes auslöschen konnte. Dann besann er sich sofort wieder und kämpfte weiter. Durch diesen Überraschungsangriff hatten sie die Angreifer kurz zurückgeschlagen. Kurze Zeit später merkte Baren dann doch, wie ihre Kräfte zu schwinden begannen.
“Zurück in die Burg!” Die Ersten begannen sich zurückzuziehen, doch Baren hielt ihnen noch so lange er konnte den Rücken frei. Er setzte alle seine Fähigkeiten ein.
Er stach zu drehte sich und hieb einen Gegner seitlich den Kopf ab. Seine Kräfte gingen dem Ende zu. Er tötete noch zwei Gegner sah sich um ob auch alle in der Burg waren und spurtete zurück.
Dicht dahinter folgten ihm die Angreifer und ihre Pfeile.
Er lief und lief. Schnell ging es durch den Burghof und die Treppe hinauf. Hinter ihm versperrten zwei den Eingang. “Feuer!”, schallte es zu ihm durch die Wände. Danach hörte er das Surren hunderter Pfeile und das Geschrei der Elfen. Es dauerte nicht einmal zehn Sekunden dann wurde es ruhig.
Baren ging auf den Burghof. Das Tor war wieder geschlossen und im Burghof lagen duzende Leichen. Mittlerweile schossen die Bogenschützen über die Brüstung auf die anstürmenden Horden, die versuchten mit Leitern die Mauern zu erklimmen.
Barens sah nach den Soldaten die mit ihm den Ausfall gewagt hatten. Es waren nur mehr achtzehn von den Anfangs fünfzig über, die Restlichen waren getötet worden. Langsam mischte sich Schwertgeklirre und Schreie unter das Peitschen der Bogensehnen. Baren hastete auf die Brüstung.
Dort war ein heftiger Kampf entbrannt. Marlon hatte sein Schwert gezogen und schmiss die Meisten Angreifer in die Tiefe des Burghofes, wo sie regungslos liegen blieben. Baren sah kurz über die Brüstung. Es waren mehr Angreifer als er gedacht hatte. Sie hatten zwar fast Einhundert getötet, aber die vierfache Menge wartete noch vor den Mauern auf den Einlass, wobei hingegen die Zahl ihrer Männer auf knapp über hundert geschrumpft ist. Selbst die Frauen, waren teilweise schon am Kampf beteiligt.
Sie zeigten sich mutiger als Baren je  von ihnen gedacht hatte. Sie hackten und stachen so schnell sie kommen und einige der kampferprobten Elfen fielen ihnen schon zum Opfer.
Doch trotz aller Gegenwehr, immer mehr von ihnen schafften es über die Mauer.
Baren befahl den Rückzug. Sie zogen sich auf die etwas höherliegende Mauer des zweiten Hofes zurück. Schnell sammelten sich alle Bogenschützen, Pfeile wurden wieder ausgeteilt und die Feinde die in den mittlerweile wieder offenen Burghof vordrängten, wurden beschossen.
Baren wusste das sie die Elfen nicht aufhalten konnten. Seine Leute waren zu sehr erschöpft und die Meisten hatten schon Kratzer, kleine Schnittwunden oder Schlimmeres. Er sah Snemelk an sich vorbei stürmen. Er rief ihm zu, alle zu sammeln und in die Schlafhallen zu führen. Baren glaubte, dass sie sich in dieser besser verteidigen könnte und teilweise auch ausruhen.
Durch "Zu mir!" Rufe scharte er eine kleine Menge um sich und sie stürmten noch einmal vor.
Mittlerweile hatten es die Elfen geschafft durch das Tor in den zweiten Hof vordringen. Baren ließ noch einmal vorstürmen und als sie die Angriffswelle kurz gestoppt hatten zogen sie sich zurück.
Ein Mischung aus Schweiß Blut und Exkrementen geriet ihm in die Nase, als er in das Schlafgemach kam. Hinter ihm wurden die Türen zugeworfen, kurz bevor die ersten Elfen eindringen konnten.
Dieses Gebäude könnten sie wenigstens einige Zeit lang halten, dass war Baren klar, jedoch hatten sie kaum Verpflegung und Wasser.
Baren dämmerte langsam, wie all dies enden würde.
"Baren! Wir müssen fliehen." 
Marlon kam ihm entgegen. Er hatte ein zugeschwollenes Auge, sein Wams und der Überwurf war teilweise zerfetzt und blutbeschmiert.
"Nein. Marlon, dafür ist es jetzt zu spät."
Er ging an ihm vorbei die Stiegen hinauf. Als er den Schlafraum betrat, sah er das wahre Ausmaß dieser Schlacht. Es waren kaum noch dreißig Mann und zehn Frauen verblieben.
Als er genauer hinsah, sah er dass Elond an einem Bett stumm vor sich hinweinte. Er ging zu ihm. Ichim lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett. Es sah aus als würde er ruhig schlafen, wären da nicht der Schnitt quer über seine Brust, aus der noch immer Blut hervorquoll.
"Meine Freunde, es tut mir leid, aber ich glaube wir alle wissen wie das hier enden wird."
Alle sahen Baren an.
"Wir werden noch ein letztes Mal hinausstürmen und so viele dieser Bastarde mit uns nehmen wie wir können!" Brüllende Zustimmung schlug ihm entgegen. Elond nahm zwei Beile vom Boden auf und schritt langsam den Weg zur Treppe, um in die große Vorhalle zu gelangen.
Stumm, wie bei einem Trauermarsch schritten sie ihrem Untergang entgegen. Nur das Leise weinen, der Kinder die sie im Keller untergebracht hatten war zu hören.
Aufrecht und Stolz schritten sie zum Tor, bereit zu sterben.
In der Halle gingen sie in Stellung.
Baren und Marlon sahen sich noch einmal in tief in die Augen. Baren lief eine Träne die Wange hinab. Er drehte sich um, holte tief Luft um seinen letzten Schlachtruf zu schreien.
"Für Nibor!"
Die Türen wurden aufgerissen, Marlon schoss drei Pfeile auf einmal durch die Öffnung.
 
Trebron und Ylrach ritten auf das offene Burgtor zu. Sie hatten beide ihre Schwerter gezogen und waren bis in die letzte Faser gespannt. Trebron, war Kommandant der Elitekrieger, die “Ailuj” genannt wurden, Ylarch General der Armee. Ihnen folgten zweihundert Soldaten sowie die Leibgarde des Generals. Nie hätte jemand gedacht, dass die Elfen eine so große Streitmacht aufstellen und sich trauen würden einen befestigten Außenposten anzugreifen. Als dann aber Bauern mit Stich- und Schnittwunden sich in die Burg schleppten, wurden ihre schlimmsten Befürchtungen war. Schnell wurde Verstärkung angefordert, um der Kaserne beizustehen. Anscheinend war dieser Angriff von langer Hand geplant worden, sonst hätten sie nie diesen günstigen Augenblick genutzt um anzugreifen.
Jetzt schien alles zu spät.
Als sie jedoch näher kamen, erblickten sie Gestalten in der Burg die hin und her hasteten. Die Generäle beschleunigten das Tempo. Bald wurde ihnen klar, dass die Schlacht mitten in Gange war!
“Angriff!” Trebron sprang vom Pferd und stürmte voran. Als sie ohne viel Gegenwehr den zweiten Hof erreichten, war dieser von Schlachtlärm und kämpfenden Menschen gefüllt.
Sofort warfen sie sich in die Schlacht.
Als die Elfen ihre missliche Lage erkannten, kämpften sie nur umso verbissener gegen ihren Untergang an. Trebron hackte sich bis zu den Verteidigern durch. Viele lebten nicht mehr, jedoch sah er einen Kämpfer der unter allen hervorstach. Er kämpfte mit einer Geschwindig- und Genauigkeit, dass man kaum sein Schwert sah, dass auf seine Gegner hinabfuhr. Trebron, war von diesem Jungen sofort zutiefst beeindruckt. Er kämpfte sich an seine Seite durch und gemeinsam mit zwei weiteren Jungen wurde der Gegner angegriffen. Nach wenigen Minuten war das Gemetzel vorbei. Die Elfen hatten keine Chance gegen die frischen und ausgeruhten Truppen der Menschen, sowie die Verteidiger der Burg.
Jeder einzelne wurde vernichtet.
Langsam wurde es ruhig. “Danke das ihr gekommen seit Herr, ihr wart unsere letzte Rettung.” Baren verneigte sich, Marlon tat es ihm gleich. “Ihr habt fantastisch gekämpft, vor allem du junger Krieger, wie ist dein Name und wo ist euer Anführer?”
“Baren Herr, seit dem unser Anführer gefallen ist haben ich und zehn weitere das Kommando übernommen.”
Trebron sah ihn ungläubig an. Als Baren zu ausführlicheren Erzählungen ansetzten wollte unterbrach er ihn.
“Später mein Junge, später, jetzt kümmert ihr euch erst mal um eure Verwundeten und Gefallenen, danach können wir reden.”
“Wie ihr wollt Herr.”
Baren verneigte sich noch einmal tief und ging zu seinen Leuten zurück. Bis alle Gefallenen geborgen waren, war es schon spät in der Nacht. Die Elfen wurden verbrannt, die gefallenen Soldaten wurden in Gräbern zu ihrer letzten Ruhe gebettet. Nach dem Begräbnis gingen sie alle in die mittlerweile aufgestellten Zelte schlafen.
Am nächsten Tag wurden Baren und Marlon in das Zelt der Kommandanten gerufen. Als Erstes mussten sie über alles was sich zugetragen hatte einen ausführlichen Bericht abliefern.
Es dauerte zwei Stunden, bis die Beiden zu ende erzählt hatten. Baren und Marlon wurde zu dieser taktischen Leistung gratuliert und die beiden Kommandanten meinten sie hätten es selbst auch nicht besser machen können. Danach sprach Ylarch das erste mal einen der Beiden direkt an.
Er sah aus wie alter Wolf, mit seinen grauschwarzen Haaren und den dunklen Augen. Er sprach mit tiefer Stimme zu Marlon.
"Normalerweise wäre ich gar nicht in dieser Gegend gewesen, jedoch hatte mich ein alter Freund um einen Gefallen gebeten."
Marlon und Baren sahen an. Beide wussten, wer dieser alte Freund war und was nun kommen würde. Er hat mich gebeten, dich Marlon zu einem General auszubilden, wenn du willst. Marlon grinste über beide Ohren.
“Natürlich will ich!”
“Gut dann kommst du gleich mit mir nach Haupthallen um deine Ausbildung anzufangen.”
Marlon nickte.
“Und du Baren“, Trebron sah ihm in die Augen. “Du hast so einen großartigen Kampfstil, und solch gute taktische Fähigkeiten, das ich mir sicher bin, das du einer der Besten bei mir im Orden der Ailuj sein würdest, wenn du willst."
Kurz erklärte Trebron Baren um was es sich bei diesem Orden handelte und was ihre Aufgaben waren. 
Baren nahm dieses Angebot ohne zu zögern an.
Sie wurden aus dem Zelt geschickt um ihre Sachen zu packen. Gemeinsam gingen sie zu ihren Freunden und verabschiedeten sich von Snemelk und Elond. Ichim und wie sich herausstellte auch Idna waren im Kampf gestorben.
Als sie die Beiden fragten, was sie nun tun würden, antwortete Snemelk, dass er mit Elond gemeinsam zu ihren Höfen zurückkehren würden und danach auch Idna’ s Eltern zu besuchen um ihnen die Sachen ihres Sohnes zu überbringen.
Dann wollten sie eine Farmgemeinschaft gründen. 
Nach dem Abschied packten sie ihr Sachen. Baren nahm das Schwert, dass er selbst geschmiedet hatte in die Hand.
Es waren erst wenige Wochen seit seinem Aufbruch von zu Hause vergangen, es fühlte sich jedoch an, als wären es mehrere Jahre gewesen. Er war durch seine erste Schlacht um Jahre gereift, so wie alle anderen, die mit ihm gekämpft hatten.
Vor allem seine Freundschaft zu Marlon war enger als jemals zuvor. Sie gingen nur mehr gemeinsam aus dem Zelt und wichen nicht mehr von der Seite des anderen.
Zusammen begaben sich zu dem vereinbarten Treffpunkt, wo sie abgeholt werden würden.
Die Reiter warteten schon auf sie.
“Dann mach es gut Marlon... ”,begann Baren.
“Du auch mein Freund, wir werden uns bestimmt Bald wiedersehen.”
“Natürlich.”
Sie umarmten sich schnell, saßen auf den ihnen zu verfügungstehenden Pferden auf und winkten sich ein letztes mal zum Abschied.
Beide wussten das sie sich sehr lange Zeit nicht mehr sehen würden, jedoch sich an diese Notlüge zu klammern war für Beiden besser, als mit der Wahrheit konfrontiert zu werden. Jetzt hatten sie niemanden mehr, sie waren allein. Keiner von Beiden sah sich noch einmal um.                        

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.08.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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