Peter Bebermeier

"Ein normaler Tag" im Leben eines Chaoten

....Der wievielte ist heute!?!? ...Moment...erst aufs Datum schauen... wo ist meine Uhr!?! Quatsch... mein Handy...meine Uhr hat gar keine Datumsanzeige....also... hmmmm.. warum wollte ich das Datum wissen... ach so -klar... weil ich beginne ein Tagebuch zu schreiben...mein Gott.. sitze am Laptop mit Datum und Atomzeitanzeige und suche deswegen mein Handy... na toll. Nun gut... ach gut das ich das Handy in der Hand habe...da kann ich mir doch gleich eintragen das ich um 22.00 Uhr noch mal bei Sven anrufen muß. Wegen diesem Scheiß Auto... hätte ja auch alles so gut klappen können... na ja vielleicht gibt es später was neues. Tja,... heute ist der 2.Tag an dem meine 2 besten Freundinnen für ein Jahr nach Australien....oh Gott was für ein Deutsch.. ich will eigentlich nur sagen, das ich es jetzt echt noch gar nicht so recht merke, das Sie weg sind. Wir hatten ja sonst auch nicht jeden Tag Kontakt, na ja, ok.. fast jeden, aber ich denke das große Vermissen kommt erst noch so mit der Zeit. Wir haben den 16. Mai 2002 20.52 Uhr....mal überlegen ca. 10 Minuten habe ich die Uhr.. nee.. das Handy gesucht; der schnellste Tipper bin ich auch nicht... sagen wir mal ich habe so ca. um ...jetzt ist es ja schon 20.56 Uhr.... ist ja auch egal...das soll ja ein Tagebuch werden über ein ganzes Jahr habe ich soeben beschlossen, also für diese Zeit, in der meine wie gesagt besten 2 Freundinnen in Australien sind. Dann haben Sie auch nichts verpasst in diesem einen Jahr. Sie haben es auch noch schriftlich, wenn es etwas besonderes gibt Obwohl,...die Zeit geht so schnell rum.. eigentlich haben wir ja schon fast Sommer und nächstes Jahr im späten Frühjahr sind Sie ja dann wieder da... so gesehen ist das doch gar nicht so lang und hört sich nicht so schlimm an, obwohl gerade erst 2 von 365 Tagen rum sind. Das sind ja dann schon ein einhundertzweiundachtzigkommafünftle der Gesamtzeit. Wer sagt´s denn... Zeit vergeht wie im Flug.

Eigentlich müsste ich mit dem Tagebuch gestern anfangen, d.h. ich mach´s einfach, denn das was mir gestern passiert ist wird vielleicht in diesem ganzen Jahr nicht mehr passieren. Dann nehme ich den 15.Mai 2002 doch noch mit. Später kann mir sowieso keiner mehr nachweisen, ob ich jetzt und heute oder gestern angefangen habe.

Ich war gestern auf dem Weg nach Hanau, natürlich ohne Auto, sondern mit unserer Top RMV... ich musste eigentlich nur bis nach Sachsenhausen. Von dort wollte Sven mich mitnehmen. Er hatte dort einen Termin um 18 Uhr und ich wollte gegen 18.30 Uhr dort sein. Kein Problem bis dahin... Bus im 10 Minutentakt zum Bahnhof; Bus braucht 27 Minuten....von dort dürfte es kein Problem sein nach Frankfurt zu kommen... mit S-Bahn oder Zug und von da halt mal nach Sachsenhausen und dann die Darmstädter Landstrasse gesucht. Also zog ich um 16.45 Uhr los. Nach 2 Minuten war der Bus am Start.. „cool “dachte ich mir.. dann bin ich um 17.14 Uhr am Bahnhof. Voll in der Zeit. Natürlich den Mantel an...Megahitze...na superklasse.. aber was soll´s ...dauert ja nicht so lange.. im Zug und in Svens Auto kann ich Ihn ja ausziehen. Haltestelle Universität.. als ob Studierte zu blöd wären, zu erkennen, wann ein Bus voll, megavoll bzw. völligst überfüllt ist. Dieser Bus hatte den letzteren Zustand.... vor der Haltestelle!!!.... bevor die ganzen Heio´s noch versucht haben sich ja vielleicht noch zu sechst in die Trittbrettstufe zu stellen. 2 Haltestellen noch bis zum Bahnhof... gleich geschafft und endlich raus aus der Kiste.
Puh.. endlich frische Luft... dann mal rüber zu den Bahngleisen..... ein Super Wetter....so wie heute, bzw. gestern müsste es immer sein. Meine geliebter Abfahrtsplan strahlt mir schon orange leuchtend entgegen. Blick zur Uhr : 17.18 Uhr ..... die nächste S-Bahn nach Frankfurt...S8 Abfahrt 17.19 Uhr... Oh shit, obwohl... das kann ich schaffen... Gleis 3a...Panik.. wo bin ICH überhaupt?!?! OK... nur die Ruhe. . Gleis 1... die Treppe hoch gehechtet und auf der anderen Seite wieder runter...“Gott sei Dank habe ich kein Gepäck bei mir“ dachte ich während ich die Rolltreppe förmlich herunter geflogen bin.....ich habe die Uhr im rechten Blickwinkel und sehe wie die Uhr auf 19 nach 5 springt... ich bin aber schon unten und noch keine S Bahn da...oder schon weg?
Meine Blick richtet sich zur Anzeigetafel ... Dort steht in großen Buchstaben...Die S8 nach Frankfurt verspätet sich um 5 Minuten...na dann ...noch 4 Minuten Zeit für ne Zigarette.
Hunderte von Menschen wuseln um mich rum... die Kippe ist zu Ende. normalerweise dauert ne Zigarette länger als 4 Minuten...der Griff zum Telefon... 17.30 Uhr... hier stimmt doch was nicht....ich drehe mich um und blicke in ein strahlendes Lächeln : „Können Sie mir sagen, was mit der S-Bahn nach Frankfurt los ist?“-wie ich es hasse, wenn ich mit „Sie“ angesprochen werde- Hunderte von Menschen um mich herum und ausgerechnet mich , (Als Nahverkehrsexperte kein Plan von nix) fragt dieses engelsgleiche blonde Wesen nach dieser Scheiß S 8. Kein Bahnbeamter in der Nähe...logisch.
Ich bot Ihr großherzig an mich auf der anderen Seite des Bahnhofs am Infoschalter zu erkundigen. Natürlich nicht ganz ohne Eigennutz, schließlich wollte ich ja auch so schnell wie möglich nach Frankfurt. „Ich begleite Dich, geteiltes Leid ist halbes Leid“ sagte Sie lachend. Das konnte ich natürlich nicht ablehnen. Schon etwas besser gelaunt, kein Wunder bei so einer netten Begleitung, gingen wir gemeinsam die Treppen hinauf. Am Schalter angekommen stellte ich mich schon auf ein lustiges Gespräch ein, denn was sich dort am Schalter für ein Anblick bot, war der typische Bahnbeamte, zwar noch recht jung, aber trotz der Privatisierung der Bahn, hatte er sich wohl die Gewohnheiten der „alten Hasen“ angeeignet. Mit einem Blick, als wollte er sagen :“fragen Sie mich bloß nichts, was nicht sowieso auf der Tafel über mir steht“... einem korrekten Hemd in hellblau und einem neckischen Pullunder in aquamarin mit V-Ausschnitt, lächelte er uns gezwungen an. „Tach auch!!“ begrüßte ich ihn mit einem Grinsen .“Ich würde gerne mal wissen wo die S8 von 17.19 Uhr abgeblieben ist! Die folgende Szene ist schwierig zu beschreiben, aber jeder der mal auf einem Amt war oder Kontakt mit „behördenähnlichen“ Firmen hat wird es sich bildlich vorstellen können. Der Blick zur Uhr, der Blick auf seinen Bildschirm, von dort zur Anzeigetafel, zurück zur Uhr und wieder zu uns. Er wurde irgendwie blasser. Er drehte sich Hilfesuchend zu seiner Kollegin nach rechts, die wiederum wohl ein „sehr wichtiges“ Telefonat führte und ihn auch nicht sehen wollte. Er versuchte einen Augenkontakt herzustellen und sah Sie flehend an. Dann kam der verzweifelte Versuch, die Situation zu retten: „Das wüsste ich auch gerne. Ich glaube der wurde auf ein anderes Gleis verlegt“sagte er schüchtern grinsend. Ich drehte mich zu meiner „Bahnhofsbekanntschaft“ herum und sah nur noch, das auch Sie kurz davor war lauthals los zu lachen. Als ich das „Bahnrotkäppchen“ dann lachend darauf hinwies, das es doch vielleicht mehr Sinn machen würde solch elementar wichtigen Informationen, wie eine Gleisänderung eines Zuges, mal durchzusagen, anstatt jede Minute in einem Höllentempo durchzusagen wer wann, warum und egal wohin Anschluss hat. Das versteht doch während des Aussteigens und in dieser Geschwindigkeit eh kein Mensch. Oder der allergrößte Schwachsinn sind in meinen Augen die höchst kundenfeindlichen Durchsagen von jeder einzelnen Minute Verspätung. Wenn ich mir ein Taxi anrufe dauert das im Idealfall aber auch 10 Minuten, wenn ich mich mit jemandem um neun in der Disco verabrede oder , oder, oder......und dann 3 Minuten später bin......das stört kein Mensch, aber wenn ich es einem ständig über krächzende Lautsprecher aufs Brot schmiere : DER INTERREGGIO AUS LUZER NACH HAMBURG ÜBER KÖLN HAT 2 MINUTEN VERSPÄTUNG!! Ja wen bitteschön interessiert den das???? Die drin sitzen nicht, weil es bei neunstündiger Bahnfahrt wohl nicht auf 2 Minuten ankommt und die auch auf der Strecke wieder gut gemacht werden. Und die, die warten.... na ja die hätten zu 96 Prozent die 2 Minuten sowieso nicht bemerkt, vorausgesetzt man weist Sie nicht ständig drauf hin. Aber zu solchen „Hochpolitischen Themen“ kommen wir in diesem Jahr bestimmt noch des öfteren.......




Zurück zu meiner Story... ja.. jetzt standen wir erst mal einen Moment lachend am Infoschalter und mussten uns damit abfinden, das wir erst um 17.58 Uhr weiter kommen. Nach diesen ganzen Aktionen war es auch schon fast so spät.
Wir begaben uns wieder zum Gleis und nach ein paar Minuten ist dann auch tatsächlich auf unserem Gleis der angekündigte Zug für dieses Gleis pünktlich eingelaufen. Kaum zu Glauben. Jetzt hatten wir noch 35 Minuten Zugfahrt vor uns. Während unseres Gesprächs stellte sich heraus, das Sie in Frankfurt wohnt und auch dort arbeitet. Zufälligerweise arbeitet Sie direkt gegenüber von meinem Fahrtziel und konnte mir die weiteren Umsteigstationen und Linienangaben exakt nennen. Glück muss man haben.
Konstabler Wache trennten sich unsere Wege.... ich musste am gleichen Gleis weiter... Sie stolzierte mit Ihrem dunklen Kostüm und Ihrem langen blondem Haar elegant den Bahnsteig entlang und entschwand meinen Blicken, natürlich nicht ohne das ich wusste, wo Sie arbeitet und ich Ihre Visitenkarte in der Tasche hatte.
Der Rest der Fahrt war, dank der Guten Infos, Formsache und ich stand um 19.00 Uhr am Treffpunkt. Hat alles genau gepasst. Der Rest war ein lustiger Abend in Hanau mit einem sensationellen weiteren Vizetitel für Bayer Leverkusen. 2:1 gegen Real Madrid verloren, zwar ein sensationelles Spiel mit Pech für Bayer, aber am Schluss zählt halt das 2:1.Vielleicht komme ich noch mal auf diesen Abend zurück.
Heute morgen dann früh raus.... Stress... mit Sven bis Miquellallee.. von dort mit der U Bahn nach Frankfurt Hbf dann Zug nach Mainz und wieder mit dem Bus nach Marienborn. Jetzt erst mal an den Rechner und dringende Emails schreiben... an die 2 Australier, Saskia, Andy... oh mein Gott... jetzt hätte ich fast die Traumfee von gestern vergessen. Der muss ich natürlich noch mal für die perfekte Navigation danken. Vielleicht mit einem Angebot auf ne Tasse Kaffee... oder ist das zu aufdringlich, Quatsch......mal sehen.... Jetzt wird es langsam etwas spät... aber ich musste ja den Mittwoch noch mitnehmen...selbst schuld... morgen noch einen 1 ½ Tag nachholen und alles ist up to date.

Bei Interesse wird der "ganz normale Wahnsinn" fortgesetzt...

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.11.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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