Harry Schloßmacher

Nicht-alltägliche-Dialoge / Teil-4

 

Harry Schloßmacher:

Für uns macht der menschliche Geist den Menschen aus.

 

>>  Jörg R. (Student der RWTH Aachen):

>>  Gut. Definiere "Geist" unabhängig vom kulturellen Kontext. Und wie

>>  genau unterscheidet sich der menschliche Geist z.B. von dem eines

>>  Pferdes? Was ist gleich, was ist unterschiedlich? Was ist also

>>  spezifisch "menschlich"? Warum rechtfertigt dieser Unterschied den

>>  Anspruch auf Unsterblichkeit, den Menschen offenbar seit Alters her

>>  vergeblich reklamieren?

 

Andreas S. (Kuköm-Philosoph):

Menschen können E-Mails schreiben. Menschen können schöpferische Arbeit leisten.

Sie könnten den Kunstkörper bauen und die Galaxis besiedeln.

Tiere können das alles nicht.

 

********************

 

Harry Schloßmacher:

Wir befürworten, den biologischen Körper durch einen Kunstkörper zu ersetzen

und so den 'Kuköm' zu schaffen.

 

>>  Jörg R. (Student der RWTH Aachen):

>>  Andere Frage: Wie kommt der Geist in den Kunst-Körper? Gesetzt dem Fall,

>>  diese Frage ist zu lösen: ist eine solche Existenz dann überhaupt noch

>>  eine menschliche? Oder ist sie etwas ganz anderes?

 

Andreas S. (Kuköm-Philosoph):

Diese Frage muß der erste Kunstkörpermensch beantworten.

Ist sterben menschlich ??? Diese Frage kann uns leider kein Toter beantworten.

 

Harry Schloßmacher:

Der Geist hat seinen Sitz im Menschenhirn. Dieses wird - gesondert geschützt -

im Kunstkopf plaziert. Biotechnische Verbindungen werden dem Gehirn die

Kontrolle über künstliche Sinnesorgane und Cyber-Körper ermöglichen. Dies ist

die theoretische Vorgabe. In der Praxis bedarf es selbstverständlich

langwieriger und äußerster Anstrengungen bis dahin; denn wir wissen: "Der

Teufel steckt im Detail !".

Wie gesagt, der Geist hat seinen Sitz im Menschenhirn und wo sein Gehirn ist

(funktionsfähig natürlich und möglichst als Zentrale einer Bewegungseinheit),

da ist auch der Mensch. So nenne ich ihn ja auch "Kunstkörpermensch" und nicht

Cyborg. Das Wort Cyborg ist zudem negativ besetzt - u.a. ist er eigentlich

immer der Böse in SF-Actionfilmen. Rühmliche Ausnahme: "Robocop", den Sie

bestimmt auch kennen. Der macht zwar einen robusten, aber vielleicht zu

monströsen Eindruck.

Ein hohes Ziel erfordert einen hohen Preis! So schwierig der Weg zum Kuköm

auch sein wird: ein robuster kybernetischer Bewegungsapparat wird  d i e

entscheidende Revolution in der Geschichte der Menschheit sein - alleine schon

wegen der einmaligen Chance zum ewigen Leben !  Selbst die nächste ungeheuere

Umwälzung - wenn implantierte Computerchips den menschlichen Geist

unterstützen - kann ihr daher nicht das Wasser reichen...

 

********************

 

Harry Schloßmacher:

Der Kuköm kann prima ohne Bio-Ethiker und gut im Weltall auskommen.

 

>>  Jörg R. (Student der RWTH Aachen):

>>  Hier kommt mir dann doch der Verdacht, es geht eigentlich garnicht um

>>  Unsterblichkeit, sondern um eine Loslösung von den Zwängen einer Ethik,

>>  vielleicht sogar von allen sozialen Zwängen, die uns Menschen das Leben

>>  manchmal so schwer machen. Glauben Sie, ein künstlicher Körper würde diese

>>  Fragen lösen, alle Konflikte einfach auflösen? Ich glaube viel eher, dass

>>  lediglich neue Probleme hinzukämen: nämlich die Frage nach der eigenen

>>  Identität. Körper und das, was Sie als Geist bezeichnen, müssen

>>  zusammenpassen. Nur so ist eine innere Ausgeglichenheit zu erreichen.

>>  Eine menschliche Seele in einem künstlichen Körper wird sich so fühlen

>>  wie eine tierische (nicht-menschliche) Seele in einem menschlichen

>>  Körper. Glauben Sie mir, das ist nicht immer einfach.

 

Andreas S. (Kuköm-Philosoph):

Von einfach kann bei einem Kunstkörper keine Rede sein. Er ist eine

Alternative zum Sterben. Ein Kunstkörper muß passend für den Geist

gebaut werden, damit das Leben im Kunstkörper nicht so schwierig wird.

 

********************

 

Harry Schloßmacher:

Selbstverständlich wäre der Kuköm auch auf

der Erde anderen Menschen, den 'Bios', haushoch überlegen.

 

>>  Jörg R. (Student der RWTH Aachen):

>>  In welcher Hinsicht?

 

Andreas S. (Kuköm-Philosoph):

Er kann z.B. lange Arbeiten und braucht nicht so viel Energie für Heizung, etc..

 

Harry Schloßmacher:

Meine Antwort würde hier wieder zu umfangreich. Verweise deshalb auf die

Tabelle "Argumente für den Kuköm" im RWTH-Forums-Anhang und auf spezielle

Texte und Kapitel der Kuköm-Serie!

Zum Beispiel auf meinen SF 'Dieser Körper ist das Paradies'  (Originaltext mehr für

'Inhalts-Kritiker' und eine 'Entschärfte Fassung' für sensiblere Gemüter

und 'Form-Kritiker' ! ).

 

>>  Jörg R. (Student der RWTH Aachen):

>>  Ich werde es mir mal durchlesen.

 

********************

 

(Harry Schloßmacher:)

...FORM-KRITIKER

...INHALTS-KRITIKER

 

>>  Jörg R. (Student der RWTH Aachen):

>>  Tja, und mit solchen Distanzierungen diskrediert man sich selbst.

>>  Warum stehen Sie nicht zu Ihrer Geschichte, so wie Sie sie geschrieben

>>  haben?

 

Andreas S. (Kuköm-Philosoph):

Wir stehen jederzeit zu unserem Kunstkörper.

 

Harry Schloßmacher:

Dies sind keine Distanzierungen, sondern endlich nötige Differenzierungen !

Konventionell werden alle Kritiker in einen Topf geworfen. Ein Fehler - denn

Kritiker ist nicht gleich Kritiker. Argumentation ist das Entscheidende in

einer intellektuellen Auseinandersetzung. Damit steht und fällt z.B. auch

die Idee wie Realisierung des Kunstkörpermenschen. Argumentations- oder

Inhaltskritik ist uns daher besonders wichtig.

 

Zum 2. Punkt:

Jörg, das ist unlogisch. Gerade weil ich zu meinem Originaltext

stehe, ist er ja noch da ! !  Sonst würden Sie jetzt  n u r  die "Entschärfte

Fassung" lesen können. Und die habe ich geschrieben, damit potentielle

Kuköm-Fans als Formkritiker nicht über ein paar deftige Worte, etc., von

mir straucheln und so vorzeitig das Handtuch werfen - also nicht mehr weiterlesen.

 

********************

 

Harry Schloßmacher:

Im "Spektrum der Wissenschaft - Spezial 4/1999" ist die Leitstory "DER

HIGH-TECH-KÖRPER" und ein Untertitel "Der Geist in der Maschine - und

umgekehrt". Also ist der "Kuköm" durchaus ein seriöses Thema...

 

>>  Jörg R. (Student der RWTH Aachen):

>>  Die Idee ist so alt wie die Menschheit -- dahinter steckt der Wunsch,

>>  nicht nur nach Gottes Bild geschaffen zu sein, sondern Gott gleich zu

>>  werden -- in jeder Hinsicht.

 

Andreas S. (Kuköm-Philosoph):

Wie ist denn der Gott???

Erst wenn wir das wissen, können wir Gott gleich sein wollen.

Wir wissen es aber nicht.

 

Harry Schloßmacher:

Meine Position hierzu ist differenziert und ausführlich im Artikel

"Vorwort B/ Von den besonderen positiven Möglichkeiten des Menschen

(Wie wir durch positiven Einsatz von Intellekt und Hochtechnik zum

Halbgott werden)" dargestellt - Kuköm-Reihe. Mir ist klar, daß wir selbst

bei größter Anstrengung es "nur" zum Halb-Gott schaffen werden.

Aber, das wäre ja auch schon was. Und besser, Menschen streben nach

Höherem - möchten göttlicher werden, als zu sehr und ewig

mit Tierelementen behaftet zu bleiben. Wie gesagt, Jörg, all dies und

mehr gründlich erklärt in o.a. Beitrag.

 

********************

 

>>  Gruß,

>> 

>>  Joerg R.                               

 

Andreas S. (Kuköm-Philosoph):

Vielen Dank für Ihre Korrespondenz.

Wir freuen uns über jeden, der sich für den KuKöm interessiert

 

Harry Schloßmacher:

Wir sind gerne bereit, selbst nach unseren Antworten erneut in einen Dialog

einzutreten. Die Materie ist zwar faszinierend, aber auch recht kompliziert.

Und da kann man nicht genug fragen, kommentieren und kritisieren...

 

********************

 

> Schlußwort von Jörg R. (Student der RWTH Aachen) bzw. Anne Clark:

> And I make my way to where the warm scent of soil fills the evening air.

> Everything is waiting quietly out there....                 (Anne Clark)

>   ------------------------------------------------------------------------

>    Part 1.2Type: application/pgp-signature

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.08.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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