Giuseppe Rinaldi

Einmal hat jeder Glück

 

„Iiihh, der Onkel hat aber viele Pickel !!!“: ruft ein kleiner Junge laut zu seiner Mama. Der Junge wird von seiner Mama am Arm gezogen und leise flüstert sie auf ihn ein. Der Mann, dem der Ausruf galt, zieht sein Kopf zwischen seinen Schultern ein, guckt auf den Boden und geht weiter. Er ist es schon gewöhnt, das die Leute ihn angaffen und leise flüstern. Eine Schönheit ist er wirklich nicht, 175 cm groß, schwarze strähnige Haare, und seine Sachen sehen immer so aus, als wenn sie ihm nicht richtig passen würden. Aber das ist ja nicht das schlimmste, seine Akne, die er im Gesicht hat, die ist wirklich schlimm, rote, dicke und teilweise eitrige Pickel. Kein Hautarzt konnte ihn bisher helfen. Das er hilfsbereit war, nett und immer freundlich, das wusste kaum jemand, interessierte auch nie jemanden. In der Schule war er ein Einzelgänger und jetzt auf Arbeit auch. Eine Freundin hatte er noch nie, Interesse hatte er ja, aber die Mädchen nicht, die wollten gestylte Jungs, gutaussehende, nicht so was wie ihn.

Er ging aus dem Einkaufscenter hinaus und wollte nach Hause, einfach nur nach Hause, er hatte jetzt schlechte Laune, konnte aber nicht sagen, weswegen, ob es durch den Jungen kam oder einfach so, er wusste es nicht.

Er lief die Straße entlang und kam an ein Eiscafe vorbei, sah kurz auf und dachte: “Mmh, ein Eis könnte ja nicht schaden“ und suchte sich einen Platz. Alle Plätze waren besetzt, nur an einem Tisch war noch ein Platz frei, aber da gab es eine Schwierigkeit, an diesem Tisch saß ein Mädchen, ein schönes noch dazu. Er sah sie an und überlegte, sie war wirklich hübsch, lange blonde Haare, ein Stupsnäschen, schicke Klamotten und, das mag er besonders, nur wenig geschminkt, nicht so aufgedonnert wie die meisten Mädchen. Ach ja, und blaue Augen hatte sie auch, sie guckt zwar ein wenig komisch, aber das störte ihn nicht. „Na los, du Trottel“. : sagte er sich, „frag sie, ob Platz ist“. „Entschuldige bitte“: sagte er leise, „ ist der Platz hier noch frei ?“. Sie guckte hoch, blinzelte leicht und sagte: „ Ja, klar, wenn der Platz neben mir frei ist, kannst du dich da hinsetzen“ und lächelte leicht.

„Ooh, mmhh, ja, der ist frei, dann setze ich mich, ok ?“ :stammelte er. „Ok, tu es“ :antwortete sie und lächelte noch mehr.

Er setzte sich und nahm gleich die Karte in die Hand, um zu verbergen, das er sich unsicher fühlte. Vorsichtig schielte er zu ihr hin, aber sie guckte nicht ihn an, sondern nur den Boden vor ihr. Da beruhigte er sich und als der Kellner kam, bestellte er sich einen großen Eisbecher mit Schoko und Vanille und auch einen großen Berg Sahne, der auch kurze Zeit später vor ihm stand. Er fing an, das Eis langsam zu essen und genoss die Kühle.

„Bist du öfters hier ?“ : fragte sie plötzlich. Er verschluckte sich, fing an zu husten und wurde rot. „Meinst du mich ?“ : sagte er. „Natürlich, sitzt hier noch jemand neben mir und spuckt sein Eis aus ?“ : sagte sie und lächelte wieder. Er lachte und sagte :“Nein, ich bin der einzige, der so hustet“ und lächelte sie an. So wurde er langsam ruhiger und die beiden begannen ein Gespräch. Zu Anfang war es ein bisschen zäh, aber mit der Zeit wurde er immer sicherer und fasste auch Vertrauen zu ihr. Er bemerkte nämlich, das sie ihn nicht anstarrte, sondern irgendwie an ihn vorbei ,sie schaute ihn nicht direkt an, aber das gefiel ihm. Sie lachten viel, er erzählte viel aus seinem Leben, es war ihm nicht mal peinlich vor ihr und er bemerkte, wie die Leute ihn und auch sie böse anstarrten und dabei ihre Mundwinkel verzogen, aber das störte ihn nicht, überhaupt nicht. So merkte er nicht, wie die Zeit verging und plötzlich sagte sie: „ Sag mal, würdest du mich zur U-Bahn bringen, ich muss nämlich jetzt langsam nach Hause ?“. „Oh, ja, klar, natürlich gern.. wenn du mit mir laufen magst.“: antwortet er. „Wieso nicht ? Was sollte mich daran stören ?„ : fragte sie. „Naja“ : druckste er, „ich sehe nicht gerade wie Orlando Bloom aus, eher wie ein hässliches Pickelgesicht. „Na und“ : antwortet sie, „denkste, so was stört mich ? Du bist nett, lustig und freundlich, hast eine angenehme Stimme, bist lieb und hast vor allem noch nicht nach meiner Telefonnummer gefragt. „ : sagte sie und lachte. „Ja, nun, äähhmm, stimmt, zumindest das letzte , aaaber, du bist hübsch, so hübsch und ich…..: sagte er und guckte beschämt zum Boden. „Naja, danke, aber dafür habe ich eine andere Schwäche“: sagte sie. “Welche denn?“: fragte er.  Statt zu antworten, stand sie vorsichtig auf, fasste in ihre Tasche und holte eine weißen Stock hervor, klappte ihn auf und sagte : „Na, was für eine Schwäche habe ich ?“. Er guckte sie fassungslos an und antwortete : „Du bist blind oder ?“. „Ja, seit meiner Geburt, bin zwar hübsch, so sagt man jedenfalls, aber halt blind, man kann im Leben nicht alles haben oder ?“ : sagte sie, „ du bist der erste, der sich so mit mir unterhält, mich nicht anmacht und mich zum lachen bringt und weißt du was ? Dein Aussehen ist mir völlig schnuppe !! Du machst mich glücklich und das zählt“ und sie lächelte.

„Gut, ok, ja….nun..dann..“ : stammelte er. „Na los, du darfst mich anfassen und mir helfen und wenn du mich zur U-Bahn gebracht hast, bekommst du sogar meine Telefonnummer, freiwillig und natürlich nur, wenn du magst oder ?“: fragte sie. „Jaaaa klaaar mag ich“ : freute er sich, bezahlte und dann nahm er sie vorsichtig in den Arm und sie gingen zur U-Bahn, lachend und laut erzählend.

Die meisten Leute in dem Eiscafe schauten kopfschüttelnd hinterher und tuschelten,  den beiden war es völlig egal.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.08.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Ein Tag im Februar des Jahres 2006. Der EDV- Fachmann Klaus Gruschki kann kaum ausdrücken, was er empfindet, als er seine neugeborene Tochter Leoni im Arm hält. Seine Frau Michaela und er sind die glücklichsten Menschen der kleinen, süddeutschen Provinzstadt und voller Vertrauen in die gemeinsame Zukunft. Doch die Beziehung und das Glück zerbrechen. Auf einmal ist Klaus allein und Michaela mit Leoni verschwunden. Erst nach langer Suche und mit großen Mühen gelingt es dem Vater, Mutter und Kind wieder zu finden und den Kontakt zu Leoni neu herzustellen. Dann entzieht ein bürokratischer Akt dem Vater die gemeinsame Sorge fürs Kind. Gruschki weiß sich nicht anders zu helfen, als seinerseits mit der Tochter heimlich unterzutauchen. Nach einer dramatischen Flucht wird er in Österreich verhaftet und Leoni ihm gewaltsam entrissen. Er kommt in Haft und wird als Kindesentführer stigmatisiert. Doch Klaus Gruschki gibt den Kampf um sein Kind und um Michaela nicht auf …

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