Andreas Gritsch

verformte Spiegelung der gelben Eintagsfliegen

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Langsam verbogen sich die Gitter meiner Zelle in einen weiten Schwall aus tausend Farben.  Im Überdenken meiner Vorstellung entstanden aus den Perlen meiner eben geöffneten Cola-Dose in sich verschmolzene Wesen, deren einziges Ziel ihr Schweben vor meinen Augen bleiben sollte. Als ich mich nach ungefähr drei Stunden und achtzehn Minuten an diese verformte Spiegelung gewöhnt hatte, begannen plötzlich alle Farben zu erklingen. Jeder dieser aus zwei Echos entstandenen Töne rief eine Emotion im meinem Schädel hervor. Ich dachte daraufhin eigene Lieder damit spielen zu können, stattdessen entstand eine Symphonie aus meiner Angst, dessen Echo meine Leere im Mark erschüttern ließ. Die Mauern meiner Zweiraumwohnung kamen immer näher, um sich danach in die Weite eines Palastes hoch über den Wolken zu verwandeln. Über diesen, von einem purpur-farbenen Elefanten ausgeschiedenen Wolken, traf ich auf einer goldenen Rolltreppe hinauf zum Marzipanberg, mir völlig unbekannte Anverwandte. Einzeln schwebten sie mit Neonlicht beträufelten Schirmen vom einfarbigen Regenbogen durch Ebenen der Zukunft in meine Erfahrung. Sie sprachen so laut, dass ich keinen verstehen konnte, und ihre rubingefärbten Augen hielten mein Schweben, durch den von ihnen verspielten Tonleitern, auf fremde Blicke der aus von Tälern klingenden Instrumenten.
Nachdem sich alle Wolken in Rauch aufgelöst hatten und alle Trümmer des Palastes hingeschmolzen waren, ließ ich meine Erwartung mit den aus Licht geborenen Farben fliessen. Gedanken trieben über vermalte Ländereien aus 2000 und fünf Nächten hinein in digitalisierte Gefühlswelten aus welchen sich kristallschimmernde Wege in das All meines verlorenen Herzens fraßen. Holprig erschien mir dieser Weg auf Wattesteinen deren unterkühlte Hitze nach betreten manchmal Duftnoten freigab, welche sich abwechselnd in Hühnersuppe, Benzin und Lavendel zu mischen schienen. Doch am Wegesrand verschlüsselte Botschaften teilten mir in einer vernetzten Art von Sprache mit, dass sich alles zum Guten wenden werden würde. Im Vertrauen auf mein inzwischen blutverschmiertes Gespensterwesen, in welches mein Leib im laufe der Minuten sich zu wandeln schien, erhoffte ich mir ein Ende in mir selbst. Alle Stimmen begannen sich im Klang eines sibirischen Bärenjägerchores zu erheben, als sich mir die Klappen meines Organes eröffneten. Die tausend Lichter vereinten sich zu einem Laserstrahl. Ich sah mein Gefühl, erhörte mein Schweigen und erwachte zum Schlaf.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Gritsch).
Der Beitrag wurde von Andreas Gritsch auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.09.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Andreas Gritsch als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Das Licht umarmen: Gedichte von Maria Pfanzelt



Die Nähe zu den Menschen und die Auseinandersetzung mit dem Mensch-Sein geben meinen Gedanken eine Stimme.
Die Hinwendung zum Ich und der innere Dialog haben meine Gefühle zum Klingen gebracht.
Der Poesie gelingen die Worte, den vielen Facetten, den Höhen und Tiefen unseres Seins Ausdruck zu verleihen.



Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Surrealismus" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Andreas Gritsch

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

ein Tanz auf dem Mond von Andreas Gritsch (Kinderträume)
Apfel „Z” – KEIN Königreich für ein Paralleluniverum ? von Egbert Schmitt (Surrealismus)
Tod mit etwas Humor aufbereitet. von Norbert Wittke (Zwischenmenschliches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen