Ich mache das Fragezeichen, und wer macht den Punkt?
Wer kennt nicht das schöne Kinderspiel, in dem sich eines der Menschlein beugen muss, um zu erraten, wer sich hinter dem Fragezeichen verbergen könnte und wer halt den Punkt darunter setzt?
Das endlose und oft mit Misserfolgen, Fehlgriffen verbundene Suchen, welches sich anschließt, denn man weiß ja nie wer den Punkt setzt, wie die Antwort lauten könnte, beschäftigt uns meist das ganze Leben.
Ach, wenn wir doch wüssten, wer einen Punkt zu setzen vermag, einen richtig dicken, der befriedigt?
Nein, wir wissen es nicht, wir rennen rastlos umher und suchen, fallen dabei hin, holen uns blutige Nasen, auch schmutzige Knie beim Krauchen in finsterste Löcher, in denen wir zuweilen auch stecken bleiben.
Auf einmal glaubt man ihn gefunden zu haben. Das könnte er sein, der Mensch, der einen Punkt macht, der damit auch den unsinnigsten Satz beendet oder wenigstens mit dem Punkt ein sinnvolles Fragezeichen schreibt. Doch schließlich wird es wieder nur ein mageres Komma, eines von vielen, oder ein dünnes Pünktchen, eines der berühmten drei am Ende eines Wunsches, das alles offen lässt. Damit wäre zumindest der Fantasie Spielraum gegeben.
Eigentlich mögen wir gar keine Punkte. Sie haben so etwas Endgültiges. Sie verbieten sich umzusehen, denn es sind vorgegebene, die uns signalisieren: hier ist Schluss.
Nein, das ist nicht der Punkt, der gemeint ist.
Wir wollen und müssen ihn auch ganz alleine finden dürfen, diesen Punkt, der uns zufrieden stellt, der die Suche beendet, den sinnvollen und inhaltsreichen Punkt, der jegliche Satzzeichen erübrigt.
Aber was kommt dann, wenn er tatsächlich gefunden?
Wir stellen fest, wir mögen gar keinen Punkt denn er hat so etwas Absolutes. Ich glaube, wir wünschen uns einen unendlichen Punkt, zusammengeschmolzen und ausgedehnt zu einer Linie, die in alle Richtungen führen könnte durch das Abenteuer, welches sich Leben nennt.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.09.2008.
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