Heike Clarissa Conundrum

Bommel verliebt

Es war  in einer wunderschönen kleinen Stadt, in einem hübschen winzigen Garten, auf einem niedlichen kleinen Busch. Dort gab es eine Spinne. Sie war klein, süß anzusehen und man konnte sie als hübsch bezeichnen. Ganz gleich mit welchem der acht Augen man sie ansah, man musste sie als ansehnlich bezeichnen. Also aus Sicht der Spinnen jedenfalls. Sie war glücklich, hatte ein kleines Netz, diesen Busch und auch gut zu fressen, es war Sommer und in ihrem Netz verfingen sich genügend kleine Fliegen. Sie hatte aber ein Problem, ein großes sogar, denn sie war verliebt, in eine andere kleine, hübsche Spinne. Nur leider hatte diese Spinne ihr Netz auf der anderen Seite der Wiese. Die Wiese ist für kleine Spinnen riesig und sie konnte die andere Spinne nur sehen, wenn sie auf den Busch kletterte, sich aufrichtete und sich streckte. Da sah sie das Netz, das wunderschön gewebte und sie sah die andere Spinne. Manchmal winkte sie auch, mit einem Bein. Nun überlegte sie, wie sie auf die andere Seite kommt, der Sommer neigt sich dem Ende und vorher möchte sie ja gerne mit ihr zusammen kommen und viele hundert Kinder mit ihr haben. Und der Weg dorthin ist wahninnig weit. Da kam ihr eine Idee. In dem Garten laufen ab und zu Katzen herum, manchmal sogar ein Hund und diese Tiere scheinen einen Menschen zu haben, der ab und zu mal raus muss. Dieser Mensch wäre groß genug, sie zu nehmen und auf die andere Seite zu bringen. Bloß mit den Tieren konnte sie nicht reden oder sich ihnen verständlich machen, weil der Hund etwas trottelig war, und die Katzen waren so eingebildet, die würden sich nicht für kleine Spinnen interessieren. Aber jedoch der Mensch hatte Angst vor Spinnen, aber tut ihnen nichts, das hatte sie schon mehrmals gesehen. Die Spinnen werden von diesem Menschen immer eingesammelt, zwar unter großem Geschrei, aber ihnen passierte nichts, sie wurden unversehrt, mit Gratisfreiflug wieder ausgesetzt. Sie überlegte nicht lange und macht sich daran, ihren Plan umzusetzen. Sie überlegte, wie sie sich aber bemerkbar machen kann, da sie ja so klein ist. Kurz entschlossen krabbelt sie zu einer Blüte, wälzt sich in dieser hin und her, dann guckt sie sich an und nickt zufrieden, mit den dicken gelben Bommeln an den Beinen wird sie sicher nicht übersehen. Dann macht sie sich in Richtung Treppe auf, da wo immer der Hund von dem Menschen Gassi geführt wird. Und da er heute noch nicht draußen war, musste dieser Mensch jeden Moment erscheinen. Mühselig krabbelt sie die Stufen rauf, in der Hoffnung, dass dieser Moment gleich passierte und sie die Gelegenheit nutzen könne um in das Haus zu kommen. Sie hatte Glück. Als sie endlich oben war, bemerkte sie, dass die Tür aufstand, nur einen Spalt, aber breit genug für die Bommelspinne. Sie quetschte sich durch, passte dabei auf, nicht ihre schönen quittegelben Bommeln zu verlieren und dann war sie drin. Vorsichtig guckt sie sich um und entdeckte eine Katze, die aber faul auf der Couch lag und dann sah sie einen Tisch. „Da krabbel ich hoch und dann wird der Mensch mich sehen“, dachte sie und ging zielstrebig zum Tisch. Am Tischbein angekommen, umfasste sie es und kletterte daran hoch. Als sie die Hälfte hinter sich hatte, fing die Erde an zu beben, die Katze hob auf einmal ihren Kopf und da war er, der Mensch, groß, dunkel und furchteinflößend. Ein wenig bereute die Spinne, dass sie hierher gekommen ist, aber nun gab es kein zurück mehr. Ein markerschütternder Schrei ertönte und die Spinne erschrak. So etwas hatte sie noch nie gehört, wenn sie denn hören könnte, aber die Schwingungen von dem Schrei haben ausgereicht, sie zu ängstigen. Dann neigte sich der Kopf von dem Menschen und sie sah in zwei sehr große, runde braune Augen. Danach spürte sie etwas, was ihr wie fernes Gewittergrollen erschien und sie sah, wie der Mensch seinen Mund bewegte, ein wenig nass wurde das Bommelspinnchen auch und sie bekam es mit der Angst zu tun. Es schwebte ein riesiges großes Etwas durch die Luft und das Bommelspinnchen wurde in ein riesiges Netz gesperrt. Da dachte das Spinnchen: „oh nein, ich bin gefangen, jetzt wird mich der große Mensch gleich aussaugen, das hab ich nun davon, nur weil ich unbedingt zu der anderen Spinne will“. Sie spürte, wie sie mit einem mal durch die Luft wirbelte, direkt an der Katze vorbei, die nur gelangweilt zu ihr guckte und gleich danach ihre Augen verschloss. Dann spürte sie einen Luftzug, sie wurde in das Netz gedrückt und ihr wurde schlecht. Das Netz wurde nach vorn geschleudert und das Bommelspinnchen flog in die Luft. „Nein“, dachte sie, „was ist das, ich fliege ja, nur wo werde ich landen?“ Sie sah auf einmal unmittelbar vor sich ein Spinnennetz und mit einem Ruck landete sie darin und baumelte halb daran. „Na toll“, dachte sie, „wenn das jetzt ein Netz von einer großen und gemeinen  Spinne ist, dann bin ich geliefert und nichts ist mit hundert Kindern.“ Sie schaute um sich und sah auf einmal die andere kleine, genau IHRE Spinne, die schnell auf sie zugekrabbelt kam. Bei ihr angekommen, betastete sie freudig ihre gelben Bommelbeine, war davon sehr angetan und zog  augenzwinkernd  ihre Spätsommerliebe mit sich. „Oha, so schnell geht das“, freute sich die Bommelspinne und ließ sich von ihr in eine dunkle warme Ecke ziehen. Und so dauerte es auch gar nicht lange und  es wimmelte im Netz nur so von vielen kleinen Bommelspinnchen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann krabbeln und weben sie glücklich noch heute.  

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.09.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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