Julia Weber

Das Lied der Befreiung

 
 Kapitel  1: Irgendwo im Nirgendwo. 1 
 
 Kapitel 2: Die stumme Schöne. 2 
 
 Kapitel 3: Ein ganz normales Leben. 6 
 
 Kapitel 4: Ein seltsames  Mädchen!! 9 
 
 Kapitel 5: Der erste Anschlag! 14 
 
 Kapitel 7: Epidemie. 22 
 
 Kapitel 8: Tot oder Leben?! 24 
 
 Kapitel 9: Licht! 29 
 
  Letztes Kapitel: Antái...............................................................................................................31
 
 
 
Kapitel  1: Irgendwo im Nirgendwo
 
 
Sie schaute aus dem Fenster.
Der Möbelwagen ratterte auf der brüchigen Asphaltstraße.
Sie war schon eine ganze Weile unterwegs, die meiste Zeit mit dem Flugzeug, doch jetzt hatte sie es fast geschafft.
Der Möbelwagen bog um die Ecke.
Bald würde sie ihre Sachen in ihrem neuen Zuhause auspacken können.
Der Wagen hielt an.
Sie öffnete die Autotür und setzte einen Fuß auf den neuen Untergrund.
Von der langen, holprigen Fahrt war ihr ganz schlecht geworden.
Langsam blickte sie sich in der neuen Umgebung um.
Ihr neues Haus, ein dreistöckiges, knallrotes Einfamilienhaus mit großen, viereckigen Fenstern und weißen Fensterbänken, einer ebenfalls weißen Haustür und einem pechschwarzen Dach, das von zwei Schornsteinen geziert wurde, stand in Mitten vieler knallgrüner Kastanienbäume.
Sie schaute nach links, dort fiel ihr Blick auf eine ganze Reihe von Fertigbauhäusern, eins wie das Andere.
Zu ihrer Rechten jedoch war weit und breit nur Wald zu sehen.
Ein kleiner, sehr schmaler und total überwucherter Weg führte tief in den Wald hinein.
Gegenüber sah es genauso aus wie auf der linken Seite, ein Fertighaus nach dem anderen.
Ihr neues Haus war eine totale Ausnahme, viel größer, viel knalliger, viel besser!
Hier also sollte sie ab jetzt wohnen.
Irgendwo im Nirgendwo?
Sie griff in ihre Hosentasche und zog einen Zettel heraus.
„Parsevallstraße 11“, stand darauf.
Dann warf sie einen Blick auf den Briefkasten, die Adresse schien zu stimmen.
Ein Auto fuhr vor und zwei Personen, ihre Eltern, stiegen aus.
Beide gingen schnurstracks  auf das monströse Ding zu.
Ihr Vater schloss mit einem fetten Grinsen die Haustür auf und verschwand.
Ihre Mutter folgte ihm, drehte sich aber in der Tür und rief freudig:
„Komm Yoko-chan, wenn es dir hier draußen gefällt warte ab bis du das Haus von Innen siehst, es
ist wunderbar!!!“ 
„WUNDERBAR?!“
Mürrisch bewegte Yoko sich vom Fleck, sie wäre lieber wieder in Japan, in Tokyo, hier, auf dem Land war alles so furchtbar ruhig!
 
 
Kapitel 2: Die stumme Schöne
 
 
 
 
Wie jede Geschichte, beginnt auch diese an jenem Tag, an dem sich das Leben einer, oder mehrerer Personen grundsätzlich zu ändern begann. Und in diesem Fall war die besagte Person Stanley Hunt. Der Wecker klingelte und Stanley sprang aus dem Bett, was sonst sehr ungewöhnlich war.
Endlich waren die Ferien vorbei und er freute sich schon, seine Freunde wieder zu sehen.
Über die Ferien waren alle im Urlaub gewesen, doch Stan und seine Familie hatten kein Geld.
Sie waren lediglich einmal an einen See in der Nähe gefahren und hatten dort geangelt.
Doch jetzt hatten die öden Ferien ja endlich ein Ende gefunden, na gut, die Schule war nicht viel aufregender, aber doch noch besser als zu Hause rum zu gammeln!
Noch dazu würden sie heute einen neuen Mitschüler bekommen, er war schon ganz aufgeregt!
Stanley zog sich rasch an, putze die Zähen und eilte herunter in die Küche.
Seine Mutter war schon aus dem Haus. Seit sein Vater sie verlassen hatte arbeitete sie den ganzen Tag. Doch sie war eine liebenswerte Frau und richtete für Stanley und seine kleinere Schwester Karen jeden morgen das Frühstück.
Ein Pfannenkuchen mit Nutella für Karen und zwei Spiegeleier für Stanley.
Er schlang sie fix herunter.
Als er fertig war kam gerade seine Schwester die Treppe herunter gepoltert.
„Hey du Faultier! Wenn du so trödelst kommen wir zu spät zur Schule!“, rief Stanley mürrisch.
„Mann Stan!“ erwiderte seine Schwester höhnisch. Sie war gerade dabei sich ihre langen, tiefbraunen Haare mit zwei Schleifen links und rechts hoch zu binden.
Ihre hellblauen Augen waren noch ganz verschlafen.
„Sonst stört dich das doch nie!“ gab sie mit einem Gähnen zurück.
Doch das hörte Stan nicht mehr. Er war bereits aus der Tür gestürmt, hatte sich sein Fahrrad geschnappt uns radelte los.
Zur Schule waren es knapp 2 Kilometer, wenn man auf der Straße fuhr, doch Stan hatte im laufe der letzten 9 Jahre einen Schleichweg durch den Wald gefunden mit dem man viel schneller ans Ziel kam.
Kaum saß er auf dem Rad, hielt er aber auch schon wieder an. Nur ein Haus weiter öffnete sich jetzt die Haustür.
Stan war verwundert, denn in diesem Haus hatte schon lange niemand mehr gewohnt.
Ein Mann mittlerem Alters kam heraus und öffnete die Autotür seines BMW.
Er hatte hellblonde Haare, doch dafür erstaunlich braune Haut.
Seine Augen waren dunkel grün und er trug einen feinen Anzug.
Kein Wunder, das Haus Nummer 11 war ziemlich teuer, die neuen Eigentümer würden wohl noch so manche feinen Klamotten mehr in ihrem Kleiderschrank haben, überlegte Stan.
Er fuhr gerade weiter als eine zweite Person das Haus verließ, sodass er sie nur flüchtig erkennen konnte. Es schien ein Mädchen seines Alters zu sein. Groß, dünn, mit langen blonden Haaren.
Doch das kümmerte ihn jetzt nicht weiter, er trat voll in die Pedale und radelte davon.
Inzwischen hatte auch seine Schwester sich ihr Fahrrad geschnappt und war ihm nun dicht auf den Fersen.
Stans Haare flatterten im Wind. Sie waren nicht lang und auch nicht kurz.
Schwarz, doch je nach dem, wie das Licht fiel, schienen sie dunkelblau zu sein.
Seine Augen schienen es nicht nur, sie waren himmelblau und zierten sein spitzen Gesichts. Er trug eine blau-rote Jacke, deren Ärmel er hochgekrempelt hatte.
Die Jeans war fast genauso blau wie der untere Teil der Jacke und auf seinem Kopf hatte er eine Rote Baseballmütze.
Sein Fahrrad war ganz neu. Er hatte es zu seinem 16. Geburtstag vor einer Woche bekommen, denn mit einer Größe von etwa 1,79 war er viel zu groß für sein lange treugebliebenes Kinderfahrrad gewesen. Das Herbstlaub auf dem Waldweg wirbelte auf, als er und seine Schwester ihn entlang bretterten. An der Schule angekommen schloss er sein Fahrrad an einem Baum an.
Gerade rechtzeitig zum Schulgong betrat Stan das Klassenzimmer.
Zum Glück war der Lehrer noch nicht da.
„So ein Mist“, dachte Stan, „ Am ersten Schultag kloppen sich immer alle um die besten Sitzplätze...“
Er schaute sich deprimiert um. Alles besetzt, bis auf...Ja, sein Bester Freund Mat, ein ziemlich kleiner und eher dicklicher Junge mit roten Haaren und einer Brille, hatte ihm einen Platz freigehalten. Zwar saß er mit Will, einem ebenfalls guten Freund, doch im Vergleich zu Mat großen Jungen, ebenfalls etwas rundlich und mit blonden Haaren, zusammen in einer Bank, doch die daneben war noch ganz frei.
„Danke Kumpel! Was würde ich nur ohne dich tun?!“
„Kein Problem. Aber jetzt setz dich lieber schnell, bevor dir den Platz doch noch jemand wegnimmt!“
Stan nahm Platz, und kaum saß er, kam auch schon der Lehrer herein.
Hinter ihm stand noch jemand, doch Stan konnte kaum was erkennen.
Ware das nicht lange blonde Haare? Grübelte er.
Also ein Mädchen, super!!
Alle erhoben sich und ein gleichmäßiges „ Guten Morgen Herr Kramt!“ ertönte.
„Guten Morgen, setzen“, erwiderte dieser nur ruppig, ihm schien der Neuanfang des Schuljahres gar nicht zu gefallen.
Nun gut, er hatte schon einige auf  dem Buckel.
Herr Kramt war etwa so gegen die 56, hatte eine Glatze, die nur noch von ein Paar, immerzu fettigen Haarstummeln geziert wurde. Er trug immer dieselben Sachen.
Stan fragte sich schon, ob er auch noch was Anderes außer dem braun-weiß-blau karierten Hemd und der hellbraunen Kordhose im Kleiderschrank hatte.
Die faltige Haut rings um seinen Mund begann sich zu verformen.
„Das ist eure neue Mitschülerin Yoko Wendel!“, verkündete er.
„Bitte behandelt sie nett“
Durch die Klasse ging ein Raunen.
Die neue Mitschülerin war eine Schönheit.
Sie hatte, ganz wie Stanley schon im Voraus beobachtet hatte, seidig glänzende, lange, blonde, lockige Haare, die sie mit einem roten Haarband zusammen gebunden hatte. Der Pony fiel ihr ins Gesicht, doch Stan konnte die dunkelbraunen, schon fast schwarzen Augen wie kleine Edelsteine dahinter aufleuchten sehen.
Sie trug eine japanische Schuluniform. Der Rock war blau und etwas kürzer als knielang und wurde von einem Druckknopf an der Hüfte zusammen gehalten.
Das Oberteil war weiß, kurzärmlig, mit einem blauen Umschlag am Kragen. Dieser verlief nach unten hin Spitz und an diesem Ende befand sich eine rote Schleife.
Und, waren das nicht Handschuhe?!
Ok, es war Herbst, aber  noch ziemlich warm draußen, warum also trug sie diese halblangen, schwarzen Handschuhe?!
Yoko stand steif da, dann verbeugte sie sich und gab ein, zu aller Überhaschung lautes und kraftvolles „ Guten Tag, ich freue mich euch kennen zu lernen“ von sich.
Dann richtete sie sich wieder auf und warf einen kalten Blick in die Runde.
Herr Kramt schaute sich um, dann zeiget er auf den Platz neben Stan und röchelte:
„ Setz dich da neben den jungen Herrn, das scheint der einzige freie Platz zu sein.“
Yoko setzte sich mit einem Zögern in Bewegung.
Hinter ihr bekann leises Flüstern, die Mädchen in der erste Reihe redeten über sie.
„War ja klar!“ , dachte Stan, „ kaum kommt ein hübsches Mädchen in die Klasse gilt sie als Konkurrenz! Wie ätzend!!“
Yoko nahm neben ihm Platz, doch sie würdigte ihn keines Blickes, stattdessen starrte sie wie eine Steinstatue aus dem Fenster.
Währendessen wurde das Gerede in der 1.Reihe immer lauter.
Stan war der beliebteste Junge der Klasse.
Alle Jungs wollten sein wie er, cool, witzig und beliebt.
Alle  Mädchen wollten seine Freundin sein, doch weil das so viele wollten, hatte er beschlossen mit keiner auszugehen.
Bis jetzt saß er immer nur zwischen Jungs, doch jetzt war da diese Neue.
Sarah, das selbsternannte beliebteste Mädchen der Klasse war darüber nicht sehr begeistert.
Doch Stan kümmerte das nicht und wenn niemand von den Mädchen mit Yoko reden wollte, so die Jungs doch um so mehr.
„Warum bist du auf diese Schule gekommen?“, fraget Stan neugierig, „Bist du neu hierher gezogen?“
Keine Antwort.
„Wohnst du in dem großen, roten Haus in der Parsevallstraße?“
Keine Antwort.
„Wie alt bist du?“
 Keine Antwort.
Jetzt war Stan doch leicht angefressen. Die Neue schien ganz offensichtlich nicht mit ihm reden zu wollen, aber warum nicht?!
Hatte er was falsch gemacht?
„Ich bin übrigens Stanley“ , versuchte er es erneut.
Doch sie reagierte wieder nicht.
„Hey Mister!“ schrie Herr Kramt, „ Wenn du unbedingt reden willst, dann bitte nach dem Unterricht!“
„Ja, entschuldigen sie...“ erwiderte Stan.
Der Unterricht hatte also begonnen und die Neue starrte aus dem Fenster. Sie trug nicht zum Unterricht bei und sprach in den Pausen mit niemandem.
Am zweiten Tag hatte sich das Gerede der Mädchen schon in der ganzen Schule ausgebreitet.
Alle erzählten Geschichten über sie, manche sagten sie wäre eine Außerirdische, andere sagten sie wäre Stumm. Es kursierten die verrücktesten Geschichten über Yoko.
Stan und Mat hatten schon eine Menge dummes Zeug zu hören bekommen, und beide waren sich einig, das Yoko das nicht verdient hatte. Vielleicht war sie einfach nur sehr schüchtern oder hatte Probleme mit der Sprache, schließlich kam sie, dem Vornamen nach, aus Japan.
Am 3 Tag hatten auch die Jungs jegliches Interesse an ihr verloren und begannen sie mit Papierkügelchen abzuwerfen.
Diese verfingen sich in ihren schönen langen Haaren und müllten schon bald ihre Bank komplett zu.
Stan war davon reichlich wenig begeistert, denn die Hälfte der Kügelchen bekam er ab.
Am 4 Tag waren die „Kügelchen“ zu starken, gut genährten „Kugeln“ herangewachsen und prallten an ihrem hübschen, runden Kopf ab.
Sie verzog keine Miene.
Mat machte große Augen, Anfangs hatten die anderen auch ihn gehänselt und die Kugelgeschichte kannte er nur allzu gut.
Er hatte damals mitten im Unterricht angefangen zu weinen und alle hatten über ihn gelacht.
Dann aber hatte Stan sich eingemischt und ihn zu seinem besten Freund erklärt.
Seit diesem Tag war Mat Stan zu tiefstem Dank verpflichtet und er hielt immer zu ihm.
Doch Yoko schien keine Hilfe zu wollen.
Am 5. Tag, sprich Freitag, hatten Stan und Mat die Hoffnung aufgegeben, das Yoko jemals mit ihnen reden würde.
Sie hatten es bis jetzt jeden Tag versucht, doch Yoko war stumm geblieben und ihnen immerzu die kalte Schulter gezeigt.
Nun befanden sie sich gerade in der 3. Stunde, Mathe mit Herr Kramt.
Die Klasse wurde von einem durchgehenden Seufzer durchzogen.
Doch plötzlich schlug die Stimmung um, denn der Junge, der in der Reihe vor Mat saß, hatte  einen Papierbasketball aus etwa 5 Blättern zusammengebastelt.
Und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war er fest entschlossen diesen nach der stummen Schönheit an Stans linker Seite zu werfen.
Gelächter machte sich breit.
Der Junge holte aus, zielte und warf schließlich denn Ball.
Alle begannen laut zu lachen, dann aber erstickte das Lachen abrupt, denn die Bombe hatte nicht die Schöne, sondern das Biest getroffen!!
Im letzten Moment, bevor der Ball Yoko getroffen hätte, hatte Stan ihn mit seinem Mathebuch zurück geschossen.
Nun waren alle Augen auf ihn gerichtet, und sogar die Steinstatur bewegte zwar nicht den Kopf, schielte jedoch aus den Augenwinkeln zu ihm hinüber.
„Saugute Reaktion, Tiger“, flüsterte Mat.
Stan linste zu ihm hinüber und formte ein stummes „Danke du Idiot“ mit den Lippen.
Inzwischen hatte sich auch der alte Sack von der Tafel und den darauf wild verteilten Zahlen und Rechenzeichen abgewannt.
„So, sie schon wieder?
Habe ich sie nicht schon einmal diese Woche gestört?
Ist mein Unterricht so langweilig, dass sie ihn ununterbrochen stören müssen?!“
„A-Aber ich....er hat doch angefangen!“, versuchte Stan zu erklären.
Neben ihm schimpfte der Übeltäter, der alle Anschuldigungen abstritt und der immer wieder betonte, wie gemein doch alle Welt war, wenn er jetzt Nachsitzen müsse und dass seine Mutter dann zu Direktor gehen würde, was schlimmer, ja, ganz sicher schlimme Folgen für den Lehrer hätte.
„Jetzt habe ich genug!
Ich bin der Meinung, etwas Nachdenkzeit wird ihnen wohl gut bekommen.
Heute, nach der Schule, sollte ihnen dieser Klassensaal die benötigte Ruhe bieten.“
„Wer jetzt?!“, ertönte es von Stan und dem Jungen.
„Na, beide natürlich!“
Damit war die Sache erledigt. Stan wusste, dass es kaum eine Möglichkeit gab mit diesem Lehrer zu diskutieren.
So setzte er sich ohne ein Wort zu sagen wieder auf seinen Platz.
Der weitere Unterricht verlief still, keiner wagte es auch nur noch eine Kugel zu werfen.
Gut, Stan würde jetzt zwar eine Stunde nachsitzen müssen, fühlte sich aber trotzdem wie ein Held.
Inzwischen hatte Yoko ihren Blick zwar längst wieder gen Himmel gewannt, doch wenigstens war ihre Aufmerksamkeit kurz mal auf Stan gefallen.
Die letzten 4 Stunden vergingen und als es zur achten Stunde klingelte verließen alle den Raum.
Das heißt alle, bis auf Stan und Mr. Unschuldig der abermals versuchte auf Herr Kramt einzureden, natürlich erfolglos.
Schließlich beschäftigten sie sich mit einigen, ziemlich kniffligen Matheaufgaben.
Doch auch diese Stunde ging mit der Zeit vorbei und wie es der Wetterbericht heute morgen vorausgesagte, hatte es inzwischen angefangen zu regnen.
Stan verließ die Schule und öffnete das Fahrradschloss.
Er stieg auf und....saß da nicht jemand?
Er blieb augenblicklich stehen.
Es fielen große Tropfen vom Himmel und so konnte man nur schwer etwas erkennen.
Doch Stan war sicher, dass auf der Bank, gegenüber der Schule jemand saß.
Vielleicht war es ja Mat, schließlich waren er und Stan beste Freunde.
Da war es nur zu gut möglich, dass er verrückt genug war,  trotz dieses schweren Regens auf ihn zu warten. Stan näherte sich also der unbekannten Person, und als er nur noch etwa 5 Meter entfernt war, blieb er erstaunt stehen.
Vor ihm saß die, von oben bis unten nasse, Schöne. Sie schaute ihm ins Gesicht.
Dann stand sie auf und ging auf Stan zu, ihre Füße schienen über den Boden zu schweben.
„Ha-hallo“ sagte er verdutzt.
„Hi, was ist, warum schaust du mich so komisch an?“ fragte sie mit einem lauter, energischer Stimme.
„Entschuldige, ich, äh... ich hatte jetzt jeden erwartet, nur nicht dich. Ich meine, was machst du hier bei diesem Sauwetter?!“
Sie lächelte und Stans Verwundehrung steigerte sich von Mal zu Mal.
Bis jetzt hatte sie ihm nur ihre, wenn auch sehr zierliche, kalte Schulter gezeigt.
Und jetzt wartete sie auf ihn, trotz strömendem Regen und lächelte ihn auch noch an?!
„Ich wollte mich für vorhin bedanken.
Du hast erstaunlich gute Reaktionen.“ Sagte sie freudig.
„Ach so, na dann, kein Problem. Sag, wollen wir nicht zusammen nach Hause gehen?
Ich meine, wir sind doch Nachbarn, oder?“
„Ja, ich wohne jetzt in diesem monströsen Haus. Aber ich würde dich nur aufhalten, fahr mit deinem Fahrrad ruhig schon voraus.
Ich kann alleine nach Hause gehen.“
Mit diesen Worten drehte sie sich um und machte sich auf den Heimweg.
Stan folgte ihr, er wollte es sich jetzt nicht entgehen lassen weiter mit ihr zu reden.
Vielleicht würden sie sogar gute Freunde, die würde sie nämlich dringend brauchen.
 
 
Kapitel 3: Ein ganz normales Leben
 
 
Heute war Samstag. Stanleys Familie, so wie auch der Rest der Nachbarschaft, war auf die Willkommens-Party von Familie Wendel eingeladen.
Seine Mutter konnte leider nicht kommen, da sie an diesem Sonntag Karten für eine Theateraufführung verkaufen musste.
Das imposante Haus zog die Gäste nur so an und wie es nicht anders zu erwarten gewesen war, blieb einem der Atem weg, wenn man das Haus dann nur mal von innen sah..
Stan und Karen kamen nicht schlecht ins Staunen als sie die riesige Eingangshalle des roten Schlosses betraten.
Der Boden war aus Marmor und an den Wänden hangelte sich ein riesiger Stammbaum empor.
In dieser Halle war es sehr hell, denn über der Tür und bis ans Ende der Wand waren 10 Große Fenster eingebaut, diese spendeten genügend Licht.
„Boah Stan!“ rief Karen, „Die Eingangshalle is ja super! Guck dir nur mal diese Wandmalerei an! Das is ja unglaublich!“
„Ja, stimmt. Die Familie scheint ziemlich alt zu sein, schau nur wie groß der Stammbaum ist.“
Die Beiden gingen weiter und kamen schließlich in das monströse Wohnzimmer.
Der Boden war hier mit Parkett belegt und in der Mitte des Raumes befand sich ein großer, runder Holztisch. Um ihn herum standen zwei schwarze Ledercouchen und ein riesiger Fernseher.
An den Wänden waren etliche Familienbilder, ein Wunder, dass sie ihr Haus binnen weniger Tage schon komplett möbliert hatten.
Neben der Tür war ein Büffet aufgebaut, mit leckeren Häppchen und Schnittchen.
Ehe Stan sich versah war Karen auch schon mit einem Teller in der Hhand irgendwo in der langen Schlange verschwunden.
Auch Stanley wollte sich gerade einen Teller nehmen und sich ins Getümmel stürzen, als er neben dem großen Fenster eine wunderschöne, kleine Frau erblickte.
Dem Gesicht nach zu urteilen kam sie aus Asien, Stan vermutete, das es sich bei ihr wohl um Yokos Mutter handeln musste.
Im Gegensatz zu Yoko hatte sie allerdings schwarze, glatte Haare, doch die wunderschönen dunkelbraunen Augen hatte Yoko zweifelsohne von ihr geerbt.
Er drehte sich um und wollte sich gerade wieder dem Essen zuwenden, als er Yoko am Büffet stehen sah. Auch sie hatte ihn bemerkt und kam jetzt mit einem Lächeln auf ihn zu.
„Hallo Stanley-san, schön das du auch gekommen bist.“, eröffnete sie das Gespräch.
„Hi Yoko, klar doch, Gratisessen lass ich mir doch nicht entgehen.“, sagte er mit einem Grinsen auf den Lippen.
„Wenn du dich satt gegessen hast, willst du dann nicht mit mir in mein Zimmer gehen? Da ist es ruhiger. Deine Schwester kann ja auch mitkommen.“
„Du kennst Karen?“
„Ja, ich habe sie gerade am Büffet kennen gelernt. Mann, die Kleine verschlingt echt viel“, erklärte Yoko.
„Na gut, wo ist dein Zimmer denn, wenn ich fragen darf? Das Haus ist ja echt ziemlich groß.“
„In der oberen Etage. Stimmt, meine Vorfahren haben es vor mehr als 200 Jahren gebaut.“
„WAS?! So alt ist das schon?! Wow, das es alt ist wusste ich ja, aber so alt?!“, Stan war erstaunt. Seine Mutter hatte ihm erzählt, dass in diesem Haus bis jetzt immer nur eine Familie gewohnt hatte. Eine sehr alte und reiche Familie.
Yoko führte ihn eine Treppe hinauf, sie war lang und knarrte bei jeder zweiten Stufe.
„Ja, bis vor 17 Jahren  hatte mein Vater Anton hier mit seinen Eltern gelebt.
Er war damals 23 und hatte gerade den Familienbetrieb übernommen.
Seine Eltern starben wenig später bei einem Autounfall.
Ihm alleine war das Haus zu groß, also zog er nach Japan, da ihn dieses Land schon immer sehr fasziniert hatte.“
Nun gingen sie durch einen langen Korridor, an dessen Seiten waren etwa 5 Türen nebeneinander. Hier gab es keine Fenster, der Gang wurde nur von ein Paar, sehr kunstvollen Lampen beleuchtet.
„Nach einem Jahr in Japan lernte er meine Mutter Sakura kennen“, fuhr Yoko fort.
„ Es war Liebe auf den ersten Blick. Wieder ein Jahr später heirateten sie und ich kam zur Welt.“
Jetzt hielt Yoko an, sie standen vor der letzten Tür des Korridors.
„Wenn ich das mal bemerken darf,“ sagte Stan neugierig, „ du siehst gar nicht so japanisch aus.“
Yoko öffnete die Tür.
„Stimmt, seltsamerweise habe ich die blonden lockigen Haare von meinem Vater geerbt.“
„Ja, aber die Augen hast du zweifellos von deiner Mutter. Ich habe sie eben im Wohnzimmer gesehen.“
Yoko lächelte, dann trat sie in ihr Zimmer ein.
Stanley folgte ihr und was er dort sah überraschte ihn mehr denn je.
Das komplette Haus war ein einziges riesiges Labyrinth. Jedes Zimmer, dass er bis jetzt gesehen hatte war monströs.
Doch Yokos Zimmer war das totale Gegenteil.
Ihr Zimmer war, na ja, nicht klein, sagen wir normal groß, doch im Gegensatz zu den anderen Räumen war es nur eine Abstellkammer.
„Wow, das hätte ich nicht erwartet. Ich dachte du hättest auch so ein großes Zimmer“, sagte Stan verwirrt.
„Ich mag es nicht so groß, das hier war das kleinste Zimmer im Haus.“ erwiderte Yoko.
Sie setzte sich auf ihr Bett. Es war relativ groß und mit einem roten Bettlaken und schwarzen Kissen versehen.
Die Wände waren weiß gestrichen, bis auf die Wand hinter und vor ihrem Bett, diese war beide rot.
Vor ihrem Bett stand ein Fernseher und direkt daneben eine Spieleskonsole.
Neben ihrem Bett befand sich ein großes Fenster und darunter erstreckte sich ein Schreibtisch bis in die Ecke des Zimmers. Auf dem Schreibtisch waren ein Computer und jede Menge Bilder, die Menschen mit riesigen Augen zeigten.
„Mangas“, sagte Yoko, „ein Comicstiel aus Japan, sie sind wirklich wunderbar, du solltest auch mal welche lesen.“
„Hast du die gemalt? Die sind wirklich toll!“, entgegnete Stan begeistert.
„Ja, aber ich bin nicht so gut, es gibt wirklich ganz tolle Zeichner, z.B. Arina Tanemura, Rumiko Takahashi und so weiter...“
Stanley schaute sich weiter um, neben dem Schreibtisch war eine ganze Reihe an Kommoden, ebenfalls in ihrer anscheinenden Lieblingsfarbe rot. Jetzt wandte er sich zur Tür, sie war genauso weiß wie die Wände und neben ihr war ein großer Kleiderschrank.
Nun setzte auch Stanley sich, er konnte es immer noch nicht fassen, dieses Zimmer war zwar lange nicht so imposant wie die anderen, dafür aber das interrasanteste und schönste im ganzen Haus.
„Darf ich dich jetzt mal was fragen?“ stichelte Yoko neugierig, „Kommst du wirklich aus Deutschland? Stanley ist nämlich nicht gerade typisch deutsch.“
„Gut erkannt. Meine Mutter ist Deutsche, aber mein Vater war aus Amerika, Florida um genau zu sein.
Er ist vor 10 Jahren mit uns hierher gezogen, dann hat er uns aber einfach sitzen lassen.“
„Oh, entschuldige“, Yoko sah jetzt deprimiert aus, ihr Blick haftete am Boden.
„Schon gut, das ist schon lange vorbei, ich meine, ich kannte ihn kaum, mir ist egal ob er da ist oder nicht. Nur... meine Mutter belastet das sehr, sie muss jetzt viel arbeiten, um mich und meine Schwester durchzubringen“, fuhr Stan fort. 
„hm...verstehe.
Sag mal, dein Freund Mat, kommt der auch aus Amerika?“
„Nein, eigentlich heißt er Mathias, aber ich nenne ihn immer Mat,“ erklärte er freudig.
Ihm fiel jetzt nämlich auf, dass er ganz normal mit der Steinstatue sprach.
Vor ein paar Tagen hatte sie kein einziges Wort mit ihm gewechselt und jetzt schienen sie schon fast gute Freunde zu sein!
Stan schaute sie an. Heute hatte sie ihre Haare offen, und sie fielen ihr ins Gesicht.
Sie trug Shorts und ein türkises Top.
Außerdem hatte sie schon wieder Handschuhe an.
„Sag mal Yoko, warum hast du eigentlich immer Handschuhe an? So kalt ist es doch gar nicht...“ fragte San neugierig.
„Ach, nur so, ich finde das bequemer“, behauptete sie.
Sie war sichtlich nervös geworden und Stan hielt es für keine gute Idee, weiter danach zu fragen. Das würde sie ihm wahrscheinlich von selbst irgendwann erzählen.
Sie saßen noch eine Weile da und redeten, am Abend begleitete Yoko Stanley und Karen, die die ganze Zeit über gefuttert hatte, zur Tür.
Dort verabschiedeten sie sich von einander und Stan machte sich auf den Heimweg.
„Sag mal, Karen, wie kannst du mit deinen 7 Jahren nur soviel essen und trotzdem so dünn bleiben?“
„Ich mache doch viel Sport, oder nicht?“
„ze..“
 
 
Am nächsten Montag zeiget Yoko sich von einer ganz neuen Seite.
Sie kam gut gelaunt in die Klasse und setzte sich voller Enthusiasmus auf ihren Stuhl.
Stanley stellte sie seinen Freunden Mat(hias) und Will(helm) vor.
Beide waren total überrascht von Yokos freundlicher Art.
Der Junge, der sie am Freitag mit dem Papierbasketball abwerfen wollte, machte jetzt eine gemeine Bemerkung über Stanley und Yoko, doch dass ließ Yoko nicht auf sich sitzen.
Sie war lange genug still geblieben!
„Hey schaut mal, der Japse hat angefangen mit diesem arroganten Arsch zu reden.
Vielleicht redet sie ja auch mit uns, wenn wir ihr Geld dafür geben!“
„HAHAHAHAHAH!!“ seien Freunde lachten.
Der Rest der Jungs war sich nicht einig, wem sie beipflichten sollten, schließlich waren sie alle gute Freunde von Stan.
„HAHAHAHHA“ tönte es durch die Klasse.
*patsch*
Das Gelächter versagte. 
Der Junge fing an zu heulen, denn Yoko hatte ihm soeben eine deftige Ohrfeige verpasst.
„Hey Spacko! Ich würde um kein Geld der Welt mit dir reden, dafür ist nämlich jedes Wort zu schade. Und um die, die ich dir jetzt gestatte tut es mir auch schon leid.
Wenn du dich mit jemandem anlegen willst, dann komm zu mir, aber glaub dann ja nicht, dass ich dich mit einem blauen Auge davon kommen lasse!“
Sie drehte sich um und nahm wieder Platz.
Nun begannen die anderen über ihn zu lachen, und Yoko konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Stan, Mat und Will waren genau wie der Rest verblüfft, mussten dann aber auch loslachen. Der Kerl hatte es einfach verdient.
Als der Unterricht begann, war wieder weitestgehend Ruhe eingekehrt und Yoko meldete sich erstaunlich oft.
In der zweiten Stunde schrieben sie einen Physiktest. Yoko legte den Stift nach 5 min. hin, der Rest der Klasse schrieb bis zum Ende der Stunde.
In der Pause war sie von vielen Jungen umgeben und sie sprach mit jedem.
„Wow, wie hast du das in Physik nur gemacht?!“, wollte Stan wissen.
„Ach, Physik ist doch leicht, man muss nur die Formeln lernen...“
Der Tag verging und Yoko hatte einen neuen Platz in der Klasse.
Sie war witzig und freundlich, konnte aber auch sehr temperamentvoll sein.
 
 
 
Kapitel 4: Ein seltsames  Mädchen!!
 
 
Einige tage später, es war bereits ziemlich kalt geworden, begleitete Stan Yoko nach Hause. Obwohl der Weg durch den Wald kürzer war, wollte Yoko lieber an der Straße entlang gehen.
Sie unterhielten sich über Japan, wie es da so ist und über die Sprache.
Stanley amüsierte sich prächtig über die lustigen Beinahmen die Yoko allen gab.
z.B. Stanley-san.
Sie erklärte ihm die Bedeutung dieser Beinahmen, SAN sagt man zu jedem, mit dem man spricht. Natürlich würde man das aber nicht zu sich sagen, also „Ich bin Yoko-san“, denn so wird man schnell als unwissender Ausländer oder durchgeknallter Idiot abgestempelt.
Sie bogen um eine Ecke, folgten der Mirabellenstraße, welche einen riesigen Berg darstellte, und kamen schließlich keuchend am oberen Ende an. Dann bogen sie links in die Ordensgutstraße ein. Sie kamen an eine kleine Seitengasse, aus der seltsame Stimmen kamen.
„Komm schon Baby, du willst es doch auch!!“
„Nein! Lass mich!! Bitte!“
„Zier dich nicht so! Los jetzt!“
„AHH....! Tasukéte(2)!!“
Was ging da bloß vor sich? Stan war entsetzt, da schien einer ein Mädchen vergewaltigen zu wollen! Konnte er das als Mann zulassen?
Aber, was, wenn der Täter eine Waffe hatte?
Stanley plagten Zweifel, sollte er nun helfen, oder irgendwo Hilfe hohlen?
Nein, seine Entscheidung war getroffen, er würde helfen!
„Yoko, schnell, geh zur Hauptstraße und....YOKO?!“
Gerade eben hatte Yoko doch noch neben ihm gestanden und jetzt?
Stan war verirrt. Wo war sie jetzt bloß?
Sein Blick fiel wieder auf das üble Geschehen in der Seitengasse.
Doch gab es jetzt kein Geschehen mehr! Der Täter lag auf dem Boden und Yoko hatte einen Fuß auf ihm stehen, ein selbstzufriedenes Grinsen im Gesicht.
„W-Was,...was hast du gemacht?“, wollte Stan wissen. Er war total fertig mit den Nerven.
„Hey! Yoko!“, rief er, doch sie beachtete ihn gar nicht.
Sie ging auf das vermeintliche Opfer zu.
„Alles in Ordnung? Kannst du aufstehen?“
Die Arme weinte bitterlich. Der Kerl hatte sie anscheinend auch geschlagen, doch vor dem Schlimmsten hatte Yoko sie gerade noch bewahren können.
Sie half ihr hoch.
„Entschuldigen sie, dass ich ihnen Umstände gemacht habe,“ schluchzte sie.
„Es tut mir so wahnsinnig leid.“
Dem armen Ding liefen dicke runde Tränen über ihre weiße Haut.
Erst jetzt, als Yoko sie genauer betrachtete viel ihr die Besonderheit dieses Mädchens auf.
Sie hatte kurze, weiße Haare, doch sie waren nicht gefärbt.
Die Haut war fast so weiß wie die Haare, doch ihre Augen waren das Besondereste.
Sie waren tief blau, kalt, alles durchdringend.
Stan kam näher. Jetzt konnte auch er sie erkennen.
„Miu?“, fragte Stan immer noch unter Schock stehend.
„Du kennst sie?“
„Ja, sie ist in unserer Parallelklasse. In der F3. Sag mal, was hast du mit dem Kerl gemacht?!“
Stanley deutete auf den Schuft am Boden.
„Karate“, sagte Yoko, „Hast du ein Taschentuch?“
Stanley zog ein kleines hellblaues Stofftuch aus der Hosentasche.
Er reichte es Miu.
„Sag, kommst du auch aus Japan? Miu bedeutet auf japanisch nämlich Feder,“ fragte Yoko fortsichtig.
Miu schluckte, dann antwortete sie, „ Meine Eltern kommen aus Kyoto, aber ich bin hier geboren,“ sie schien sich inzwischen beruhigt zu haben.
„Ach so, ich bin Yoko. Wir bringen dich nach Hause.
Wo wohnst du?“
„Direkt da vorne“, Miu deutete auf ein kleines gelbes Haus.
„A-Aber, es ist nicht nötig Yoko-sama.“
Stanley und Yoko brachten sie dort hin und Miu bat sie hinein.
Stan war immer noch verwirrt. Hatte Yoko den Kerl wirklich alleine erledigt?!
Von Innen sah das Haus typisch japanisch aus. Holzböden und typisch japanische Trennwände. Miu führte sie ins Wohnzimmer, in dem sich ein kleiner Tisch befand.
Ganz selbstverständlich nahm Yoko auf dem Boden platz während Stanley noch verzweifelt nach einem Stuhl suchte. Miu verließ das Zimmer.
Yoko schaute Stan an und deutete auf den Boden.
„Jetzt setz dich schon“ drängte sie.
„Aber, draußen ist kalt und der Boden ist bestimm nicht beheizt“, quengelte Stan.
Yoko schaute ihn bestimmend an und er gab nach.
Kaum saß er, fühlte er Wärme von Tisch aufsteigen.
Yoko hatte ihre Füße unter der Tischdecke und Stanley machte es ihr nach.
„Der Boden ist zwar nicht beheizt, dafür aber der Tisch“, sagte Yoko lachend.
Miu kam wieder herein. Sie hatte ein Tablett mit Tee in der Hand.
Jeder nahm einen Schluck. Stan war sich sicher, dass das der beste Tee war, den er je getrunken hatte.
„Danke für eure Hilfe! Es tut mir leid, dass wir uns unter diesen Umständen treffen mussten, aber ich bin froh, dass ich euch kennen gelernt habe.“
Das Mädchen war wunderschön, ging es Stan durch den Kopf. Waren eigentlich alle Japanerinnen so verdammt hübsch?!
Er nahm noch einen Schluck.
„Ich habe ja nichts gemacht, du musst dich bei Yoko bedanken.“
„Nein, schon gut, das war doch selbstverständlich!“
Yoko lächelte und plötzlich wurde Stan ganz warm ums Herz.
Miu brachte ein paar Kekse und sie unterhielten sich.
Den Kerl hatte sie anscheinend noch nie zuvor getroffen, aber sie sagte, sie hätte von ihm geträumt. In ihrer Familie würden hellseherische Kräfte von Mutter zu Tochter weitervererbt.
„Ja klar!“, dachte Stan, doch er wollte nichts sagen, sie war wahrscheinlich durch das Geschehen noch total neben der Spur.
Es vergingen ein Paar Stunden und als es dunkel wurde kamen Mius Eltern von der Arbeit.
Zu diesem Zeitpunkt verabschiedeten sich Stanley und Yoko, doch vorher warfen sie noch einen Blick auf Mius Mutter. Sie war Miu wie aus dem Gesicht geschnitten, nur die Haare waren etwa länger.
Sie durchquerten die unheimliche Seitengasse und bogen nach links in die Parsevallstraße ein.
Stan begleitete Yoko bis zur Haustür, dort verabschiedeten sie sich von einander und er ging zurück zu seinem Haus.
Er öffnete die Haustür und betrat den Holzboden der Küche. Seine Mutter war wohl schon zu Haus, das Essen stand bereits auf dem Tisch.
Doch, es waren zwei Teller bereits leer gegessen. Karen hatte schon gegessen und seine Mutter lag wohl auch schon im Bett. Stan erinnerte sich nicht daran, wann seine Mutter das letzte mal mit ihm gegessen hatte.
Der Appetit war ihm vergangen. Er ging die schmale Holztreppe hinauf in sein Zimmer.
Er schloss die Tür und setzte sich auf sein Bett, dann zog er die Schuhe und die Jacke aus.
Diese brachte er zur Tür und hängte sie and die Garderobe an der Rückseite seiner Zimmertür.
Er dreht sich und setzt sich wieder aufs Bett zog die Strümpfe aus, das T-Shirt und,...
Lag da nicht was auf dem Boden?! Doch! Stanley stand auf und ging wieder auf die Zimmertür zu.
Unmittelbar davor lag ein kleines Stück Papier. Er hob es auf und öffnete es.
„Stanley Hunt.
Bitte komm heute Abend zur Schule.
Ich möchte gerne mit dir reden.“
Jemand wollte ihn treffen? Heute Abend?! Aber, wer sollte ihn jetzt noch treffen wollen?
Vielleicht Yoko! Hatte sie ihm was wichtiges mitzuteilen? Egal, wenn Yoko auf ihn wartete war es egal was sie sagen würde, er würde auf jeden Fall kommen.
Schnell zog er alles wieder an, was er zuvor ausgezogen hatte. Er eilte hinunter in die Küche, dann rief er, „Ich gehe noch mal schnell weg, bin vor zehn zu Hause, versprochen!“ und verließ das Haus.
Er schwang sich auf sein Fahrrad und radelte los. Schneller und schneller, er wollte Yoko unbedingt treffen!
Durch den Wald, einen Berg hinunter, über Stock und Stein und schließlich gelangte er auf den gepflasterten Pfad, der ihn zur Schule führen sollte.
Vor der Schule angekommen, keuchend und völlig außer Atem, erblickte er ein Mädchen auf der Bank, auf der auch Yoko nach der Schule auf ihn gewartet hatte.
Nur war es diesmal nicht Yoko, nein, es war Miu!
„AH! Stanley! Ich freue mich, dass du gekommen bist!“
Sie stand auf und lächelte ihm zu.
„Es tut mir leid, dass ich dich so spät noch rausgelockt habe, aber es ist wichtig. Setz dich doch bitte!“
Er gehorchte, auch wenn er etwas enttäuscht war, dass nicht Yoko ihn gerufen hatte.
„Was willst du denn von mir? Wenn ich fragen dar?“
„Du darfst.“ Sagte sie lächelnd, doch nun verschwand das Lächeln.
Sie setzte eine ernste Mine auf, dann schaute sie Stanley direkt in die Augen.
Er zitterte, was war bloß mit dieser Miu los?! Kaum schaute sie ihn an, schien sie ihn durchschauen zu können.
„Es geht um dich und deine Freundin Yoko,“ sagte sie ernst.
„Ich verstehe nicht, was soll das ganze hier?!“
„Nun, wie ich heute Mittag schon sagte, kann ich in die Zukunft sehen. Ich habe heute in der Seitengasse auf dich gewartet, weil ich dir was sagen muss.
Doch leider tauchte da dieser Kerl auf und du warst auch nicht alleine.
Deshalb habe ich dir den Zettel in die Jackentasche gesteckt.“
„So ein Quatsch, niemand kann in die Zukunft sehen, woher weißt du überhaupt meinen Nachnamen? Hast du den auch in der Zukunft gesehen?“, fragte Stan sauer.
„Bitte reg dich nicht auf, ich habe im Telefonbuch nachgeschaut.
Aber darum geht es jetzt nicht. Also gut, komm her, ich werde dir beweisen, dass ich in die Zukunft sehen kann.“
Sie nahm seinen Kopf und presste ihn gegen ihre Stirn, dann schaute sie ihm direkt in die Augen.
Stan war wie versteinert. Er fühlte sich als ob er fallen würde.
Tiefer und tiefer und plötzlich endete der Fall an und er befand sich im nächsten Tag.
Er schaute auf seinen Klasse herab. Anscheinend war gerade Mathe und sie schrieben einen Test. „OH NEIN!!!“, ging es ihm durch den Kopf, „Ich habe noch nicht gelernt!!“
 Er warf schnell einen Blick auf Yokos Blatt, die bereits fertig war und wie immer mit dem Kopf auf der Bank lag und schlief.
Doch bevor er etwas erkennen konnte ging die Reise weiter.
Es war Nachmittag geworden und er ging alleine nach Hause. Im Hintergrund konnte er den Sportplatz erkennen.
Ein paar Mädchen spielten dort gerade Volleyball. Und eine von ihnen war Yoko sehr ähnlich. „Sollte sie etwa dem Volleyballteam unserer Schule beitreten“, fragte Stan sich.
Die Reise ging weiter und plötzlich befand er sich wieder in seinem Körper auf der kalten Bank. Miu hatte seinen Kopf losgelassen.
„Wow! Wie hast du das gemacht?!“, rief Stanley begeistert.
„Ich habe meine Gedanken auf deine übertragen“, erwiderte sie.
„Glaubst du mir jetzt? Es ist nämlich wichtig, das du mir glaubst!“
„Ja, ja, jedes Wort, aber sag mal, passiert dass wirklich alles morgen?“, fragte Stan besorgt.
„ich habe nämlich noch nichts für Mathe gelernt.“
„Ja, es wird alles passieren, aber jetzt hör zu!
Ich kann leider nur begrenzt in die Zukunft blicken, ein, vielleicht zwei Tage im Voraus kann ich jedes Ereignis vorhersagen.
Doch alles was über einen längeren, weiterentfernten Zeitraum geschieht, und seien es nur drei Tage in der Zukunft kann ich nicht mehr sehen. Da ist dann bloß ein Gefühl, und als ich dich heute in der Schule sah, hatte ich plötzlich ein ganz schlechtes!“
Sie verstummte für einen Augenblick, dann schluckte sie und setzte zu einem weiteren Satz an.
„Stanley,... Ich...Ich glaube, du bist in GEFAHR!!“
Stan war geschockt. „Was meinst du mit Gefahr?“, fragte er unsicher.
„Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube, es hat etwas mit Yoko zu tun. Sie hat ein Geheimnis, aber ich bin noch nicht dahinter gekommen. Sonst kann ich jeden sofort durchschauen wenn ich will, aber bei ihr konnte ich es nicht.“
Plötzlich erschrak sie und sagte panisch: „Nicht, dass du jetzt denkst, ich hätte was gegen sie, oder sie sei ein schlechter Mensch! Ganz im Gegenteil, ich finde sie ist der netteste Mensch, den ich je getroffen habe!“
„Schon gut. Ich bin ganz deiner Meinung, auch wenn sie manchmal mürrisch oder schlecht gelaunt ist, ist sie einfach etwas ganz besonders.“
Jetzt wo er das so sagte, wurde ihm klar, dass Yoko nicht nur eine Freundin für ihn war.
Schon allein die Tatsache, dass er sich auf Yoko heute Abend gefreut hatte, aber über Mius erscheinen enttäuscht gewesen war, war der eindeutige Beweis.
Er mochte einfach alles an ihr, ihre Haar, wenn sie im Sonnenlicht schimmerten, ihre dunklen, brauen Augen, wenn sie ihn ansahen, ihre vollen, roten Lippen und wie sie mit ihrer süßen, hellen Stimme seinen Namen rief.
Ihre Schuluniform, ihren Duft und ihre Handschuhe.
Moment mal...ihre...
Vielleicht wollte sie mit den Handschuhen etwas verbergen.
„Sag mal Miu, kann es etwas mit ihren Handschuhen zu tun haben?
Sie trägt sie nämlich immer, auch als es noch wärmer war schon!“
Miu schaute ihn verwundert an.
„Ja, gute Idee, vielleicht hat sie ein Mahl auf ihrer Hand“, sagte sie nachdenklich.
„Ein Mal?“
„Ja, es gibt einige Familien, die in der Frühzeit der Menschheit einen Packt mit einem Geist geschlossen haben. Meine Familie hat einen Packt mit dem Shorai seishín(1), dem Geist der Zukunft geschlossen.“
„Und, hast du auch so ein Mal?“
„Ja, hier.“ Sie öffnete die ersten zwei Knöpfe ihrer hellblauen Bluse. Dann legte sie eine kleine Stelle oberhalb ihres Busens frei.
Stanley errötete und auch Miu schien es unangenehm zu sein.
Er warf einen Blick auf die freigelegte Stelle.
Was er erblickte sah aus wie ein Tatoo, dass sich wie eine Schlangenpflanze hoch bis knapp unter dem Kragen schlängelte.
Es war sehr kunstvoll und zog ihn regelrecht in seinen Bann.
Seine blaue Farbe glich dem tiefblauen Meer.
Miu knöpfte ihre Bluse wieder zu und schaute Stanley ernst an.
„Es könnte sein, dass ihre Familie ebenfalls einen Pakt geschlossen hat, weißt du, früher hatten die Menschen noch keine Erfindungen, ihnen fehlte einfach die Intelligenz und die Fähigkeit etwas zu erschaffen. Deshalb schlossen sie Pakte mit höheren Wesen und gelangten so zu ihrem Wissen. Plötzlich konnten sie alles verstehen und erschufen Dinge wie Kalender, Uhren und etliches mehr. So wurden die Menschen dank der Hilfe von höheren Lebensformen selber zu einer überlegen Spezies, verstehst du?“
„Nicht so ganz, aber ich glaube, ich muss dass auch nicht so ganz verstehen,“ gab Stanley zu.
Um ehrlich zu sein fiel es ihm sogar sehr schwer das ganze überhaupt zu glauben.
„Nun ja, wie dem auch sei, ich habe dich jetzt vorgewarnt. Alles weitere liegt an dir. Ich bleibe aber  in deiner Nähe um dich zu unterstützen, dass heißt, wenn ich darf...?“
„Aber natürlich, Yoko scheint dich auch sehr zu mögen, sie kann eine Freundin bestimmt gut gebrauchen!“, Stan war zuversichtlich, dass die beiden sich gut verstehen würden.
„Also gut, dann lass uns jetzt nach Hause gehen, vielleicht finden wir ja heraus, was Yokos Geheimnis ist“, sage er.
„Ja, gerne“, Miu stand auf und ging los in die dunkle Nacht hinein., Stan folgte ihr.
Der Schein der Laterne, die neben der Bank stand wurde immer geringer und schon bald waren sie in den Schatten der Nacht völlig verschwunden.
Zu Hause angekommen grübelte Stan, ob er wohl noch für den Mathetest lernen sollte, doch dann war er der Meinung, dass er die Zukunft lieber nicht verändern sollte.
 
 
Kapitel 5: Der erste Anschlag!
 
 
Inzwischen war wieder eine Woche vergangen und es war bereits Mitte November.
 
Draußen war es unvorstellbar kalt geworden, wie schon lange nicht mehr.
In den Pausen und im Volleyballteam, dem sie tatsächlich beigetreten war, hatte Yoko viele neue Freundinnen kennen gelernt.
Ja, ganz recht, FREUNDINNEN, denn auch wenn die Mädchen aus ihrer Klasse sie nur als Konkurrenz abstempelten, so war sie in den anderen Klassen doch sehr beliebt.
Und das hatte sie Miu zu verdanken, denn sie hatte sie allen als ihre Sukúite(3) vorgestellt.
Stan war über Yokos Integration sehr glücklich, doch hatte das auch zur Folge, dass sie nicht mehr soviel Zeit mit einander verbrachten. Deshalb war Stan auch noch nicht dazu gekommen mal mit Yoko über ihre Handschuhe, oder viel mehr was sie damit versteckte, zu reden.
Auch über ihr Treffen hatten Miu und Stan noch nicht mit ihr geredet.
Stan war sich unsicher, er hatte das Gefühl sich immer mehr von Yoko zu entfernen, schließlich hatte er jetzt auch schon ein Geheimnis vor ihr!
Andererseits hatte sie ja auch eins, da war es nur fair, wenn er auch eins hatte.
Momentan befand er sich auf dem Heimweg, Yoko und Miu waren mit dem Bus in die Stadt gefahren.
Miu arbeitete in einem Kaffee als Kellnerin und da sie heute ihren freien Tag hatte, wollte sie dort mit Yoko einen Kaffee trinken und sie über das Mahl befragen.
Stanley sollte nach Hause gehen, Miu machte sich Sorgen, denn das schlechte Gefühl war an diesem Tag besonders stark gewesen und sie hielt es für das Beste wenn er den Rest des Tages zu Hause bleiben würde.
Und er gehorchte.
Währendessen waren Yoko und Miu in dem Kaffee angekommen. Yoko hatte es noch nie zuvor gesehen, obwohl es direkt am Sankt Johanner-Markt stand und sie dort mit Stan schon oft gewesen war.
Der Name lautete Silver. Sie betraten das Kaffee und setzten sich an einen Fensterplatz.
Sofort kam eine Kellnerin und begrüßte sie: „Halle Miu-chan, wie geht es dir?
Was machst du in diesem gottverdammten Loch, wenn du doch frei hast?!“
Miu wurde nervös, „Hallo Anna-chan! Ich finde, es ist ein schöner Laden um etwas zu trinken, da habe ich meine Freundin mitgebracht“, flüsterte sie.
„Ach, na ja, hast recht, zum trinken ist der Schuppen gut aber als Kellnerin,....Mädchen, ich hoffe du spielst nicht mit dem Gedanken hier anfangen zu wollen. Ganz schlechte Idee!
Oh, ach ja, ich bin übrigens Anna, freut mich dich kennen zu lernen.....“
„Yoko“, fiel sie ihr ins Wort.
„Ah, Yoko-chan,.... kommst du auch aus Japan?“
„Ja, bin vor ungefähr 1 ½ Monaten hierher gezogen“, antwortete Yoko.
„Weißt du, Anna spricht auch japanisch“, erklärte Miu.
„Wirklich? Ich hatte mich auch schon gewundert warum du zu Miu und mir -chan gesagt hast.“
„Ja, ich wollte früher immer unbedingt nach Japan, aber na ja, keine Zeit und kein Geld, vor allem das nicht! Sag, bedeutet Yoko nicht Sonnenkind?“
„Doch, sehr gut!“, Yoko war begeistert! Anna schien sich echt auszukennen und mit ihren langen, dunkelbraunen Haaren die sie geflochten über der Schulter hängen hatte sah sie irgendwie auch asiatisch aus. Ihre Augen waren sehr schmal und ihre Haut ziemlich dunkel, doch trotzdem war Yoko sicher, dass ihre Eltern nicht aus Asien kamen und sie erstrecht nicht.
„Naja, dann lass ich euch mal reden, sagt mir nur noch, was ich euch bringen kann!“, sagte Anna.
„Für mich einen Tee, bitte“, sagte Miu schüchtern, obwohl sie Anna doch viel besser kannte als Yoko.
„Für mich bitte eine Cola!“, sagte Yoko lachend, Anna erwiderte das Lachen und machte sich auf den Weg an die Bar.
„Eine Frau ganz nach meinem Geschmack!“, dachte Yoko.
„Ähm...Yoko,...ich....“, Miu wurde immer nervöser, und das obwohl Anna gar nicht mehr da war.
„Was ist denn?“, drängte Yoko.
„Es ist, wegen deinen Handschuhen...“, Miu wurde immer leiser.
„Was soll denn mit ihnen sei?“, fragte Yoko gereizt.
Miu schaute sie an, dann wandte sie den Blick schnell wieder auf ihre Hände.
„Es ist nur,...ich wollte wissen...“
„WAS?! Jetzt sag schon!“
Miu zuckte, dann schoss es aus ihr heraus.
„Ich wollte wissen, ob du unter ihnen ein Paktmahl versteckst?
Ich habe auch eines, hier, am Hals, willst du mal sehen?“
Schweigen.
Anna brachte die Getränke. „Was ist denn los ihr beiden?“
Schweigen.
„Oh, verstehe, bin schon weg...“ und wie sie es sagte verschwand sie auch ganz schnell auf leisen Füßen in Richtung Bar.
„Woher weißt du davon?“, fragte Yoko scharf.
„Ich, äh,... ich sagte doch, dass ich in die Zukunft sehen kann.
Naja, das liegt an dem Pakt, den meine Familie vor langer Zeit schloss.
Und was Stanley betrifft habe ich so ein komisches Gefühl, als ob er in Gefahr wäre.
Ich habe ihm an dem Abend nach unserer ersten Begegnung davon erzählt, um ihn zu warnen.
Und da hat er mir dass mit deinen Handschuhen erzählt“, erklärte Miu leise.
„Oh Stan! Dieser Verräter! Warum hat er nichts gesagt?“, rief Yoko
„Nein, er,...er hat es versucht, aber in letzter Zeit habt ihr nichts mehr zusammen gemacht.
Er hatte nicht die Möglichkeit es dir unter vier Augen zu sagen.“
„Und warum ist er heute nicht mitgekommen?“
„Ich habe ihn nach Hause geschickt.“
Yoko war ganz außer sich vor Wut.
„WAS?! WAUM?!“, schrie sie.
Die anderen Leute im Kaffe guckten sie komisch an.
„Bitte beruhig dich, ich habe dir doch von dem schlechten Gefühl erzählt,...“ versuchte sie zu erklären.
„Ja, und?!“, Yoko funkelte sie Böse an.
„Nun, heute war es besonders schlecht, und aus Sicherheitsgründen habe ich ihn nach Hause geschickt.“
Yoko wurde wieder ruhiger.
„Ach so...meinst du, die Gefahr, in der er sich befindet, hängt mit mir zusammen?“, wollte Yoko wissen.
„Ja, ich denke schon...“
„...“, Yoko schwieg.
„Ich denke es ist in Ordnung, wenn ich dir erzähle mit welchem Geist meine Familie einen Pakt geschlossen hat.
Und warum ich hier in Deutschland bin.“
Yoko erzählte Miu also alles, das sie den Pakt nicht wie Miu von ihrer Mutter, sondern von ihrem Vater geerbt hatte.
Warum sie in Deutschland war und was der Pakt bei ihr für Fähigkeiten weckte.
Und Miu hörte ihr zu, dann zeigte Miu ihr Mal und Yoko ihres.
Yokos Mal war allerdings anders. Es sah zwar auch wie eine Kletterschlange aus, war aber schwarz und in der Mitte lief es in einer roten Raute zusammen.
Der Tag verging und es wurde dunkel. Und kaum war Yoko fertig mit Erzählen schrie Miu auf, sie presste die Hände gegen ihren Kopf und machte ein verzerrtes Gesicht.
„AHHHH...urng....!“
Yoko erschrak.
„W-Was ist los?! MIU!“, Yoko war verzweifelt.
Was sollte sie nur tun, und was war überhaupt mit Miu los?!
Miu schaute sie an.
„In der Gasse hinter dem Lokal, da...da... ist ein.....“
Sie hatte eine Vision und Yoko wusste auch genau, was sie sah.
Yoko rannte aus dem Kaffee, bog um die Ecke und fand sich plötzlich in einer kleinen, engen Gasse wieder. Vor ihr stand ein Junge mit braunen Haaren und über ihm flog genau das, was sie vermutet hatte!
Ein Konshu(4)! Um genauer zu sein, eine ekelhafte, dicke Mitsubáchi(5).
Es war also mal wieder Zeit.
„NEKÒ MAHO!“(Katzenzauber)
Inzwischen war auch Miu eingetroffen, sie hatte ihre Kopfschmerzen überwunden.
Jetzt beobachtete sie das Spektakel.
So etwas hatte sie noch nie gesehen. Yokos Körper hatte sich verändert, genau wie sie es vorher gesagt hatte. Yoko sang ein Lied, auf japanisch und wenn Miu es richtig verstand waren es Zauberformeln.
Dann griff sie die Mitsubáchi an und innerhalb weniger Minuten war die Sache erledigt.
Die ekelhafte Drohne (wenn man’s genauer nahm) von der Größe eines sehr, sehr, sehr großen Hundes mit blauen Flügeln lag zerfetzt am Boden. Alles war mit grünem Schmodder bedeckt und um den Jungen herum befanden sich Haufen von giftigem Blütenstaub, welchen sie immer mit sich schleppten. Leider war auch gerade das das gefährlichste an ihnen. Die Flügel der Drohne produzierten nämlich jede Menge davon.
Miu kannte diese Dinger sehr gut, denn sie waren die natürlichen Feine der Gezeichneten, und nur wenige von ihnen waren in der Lage mit ihnen fertig zu werden.
Konshus ernähren sich von dem Blut der gezeichneten, doch weil die schwere Beute waren, jagten sie auch Menschen.
Doch das war den meisten Menschen unbekannt, ich meine, würden sie jemandem glauben, ob er behauptet, dass seine Frau der sein Sohn von einer riesigen Motte gefressen wurde?!
Natürlich nicht. Außerdem waren meist eh keine Angehörigen mehr übrig, da sie an dem giftigen Staub der Drohnen schwer erkrankten und später starben. Das heißt, wenn sie nicht auch aufgefressen wurden!  (und für alle, die sich jetzt fragen “Drohnen?! Dass sind doch die Männchen bei den Bienen, die sammeln doch keinen Blütenstaub!“, das sind eben keine normalen Bienen, hier gibt’s „fast“ keine Weibchen.)
Miu überwand ihren Ekel und ihre Angst, dann lief zu dem Jungen, der sich bis vor kurzem noch in der Gewalt der Ga befunden hatte.
„A-Alles in Ordnung? Hörst du mich?“ Sein Körper klaffte vor Wunden.
Miu wurde schlecht.
Doch dann geschah etwas seltsames, die Wunden begannen sich zu schließen, und zwar in rasantem Tempo.
Nach nur einer Minute war er wieder vollkommen regeneriert.
Jetzt kam auch Yoko, sie hatte wieder ihre alte Gestalt.
„Danke für eure Hilfe, Mann, das Vieh wollte mich echt umbringen!“, er hustete.
„Entschuldigt, der giftige Staub von diesen megadämlichen Blumen macht mir noch etwas zu schaffen“.
Miu stimmte ein Lied an, das Lied der Soji, und ihr Mahl begann zu leuchten.
Yoko setzte ein.
Der giftige Staub reinigte sich.
„Oh, ja, das japanisch Wort für Reinigung, nicht wahr? Soweit ich weiß ist japanisch die einzige Sprache, die diese verdammten Viecher sprechen.
Da ihr dieses Lied beherrscht,  nehme ich an, dass ihr Gezeichnete seid, denn nur die können mit Liedern Zauber ausführen.“
„Ja, stimmt. Du musst dich nicht bedanken, du hattest Glück, dass Miu eine Vision hatte, sonst hätten wir dir nicht helfen können.
Mein Name ist übrigens Yoko.“
„I-Ich bin Miu..“, sie wurde ganz rot im Gesicht.
„Mein Name ist Eric“, sagte er lächelnd.
Miu wurde immer roter.
Yoko musterte ihn genau.
Er hatte braune, kurze Haare, und ebenfalls braune Augen.
„Du bist also ein Gezeichneter, oder?“
„Wenn du mit Gezeichneter meinst, ob ich auch ein Paktmahl habe, dann ja.“
Er hob sein T-Shirt und zeigte sein Mahl, es befand sich in paar Millimeter über seinem Nabel und war genauso kunstvoll geschlängelt wie Mius, doch es hatte eine andere Farbe, es war nämlich rot.
„Falls ihr euch immer noch fragt, was meine besondere Fähigkeit ist, ich kann mich immer wieder regenerieren.“
„Was du nicht sagst, du Klugscheißer!
Miu half ihm auf die Beine, dann gingen sie wieder ins Kaffee.
Eric folgte ihnen.
Im Lokal unterhielten sie sich weiter über ihre Schicksale, über ihre Bestimmungen und darüber, das sie froh waren, endlich jemanden gefunden zu haben, mit dem sie reden konnten.
Später verließen sie das Kaffee und machten sich auf den Heimweg.
„Ich gehe übrigens auf die Katharinenschule“, erzählte Eric währenddessen.
„Echt?“, fragte Miu, „Wir gehen aufs Mathiasgymnasium“, fügte sie bei.
Sie kamen bei Mius Haus an.
„Hey! Ich wohnen hier in der Nähe!“, rief Eric, „ dahinten in dem weißen Haus!“
Miu lächelte.
Aus irgendeinem Grund, den Yoko nicht verstand, war Miu verlegen.
Und auch Eric schaute Miu anders an als Yoko, sie überlegte.
Hatten die beiden sich etwa in einander verliebt?!
Ach was, das war sicher nur Einbildung.
Miu schloss die Haustür auf und verabschiedete sich.
Yoko und Eric verabschiedeten sich ebenfalls und gingen getrennte Wege.
Yoko kam an Stanleys Haus vorbei, sie hielt an.
Sollte sie noch mit ihm reden?
Alle Lichter waren bereits gelöscht.
Schlief er schon?
Im Haus polterte es.
Sie zuckte.
Lag da nicht etwas in der Luft?!
Yoko rief wieder die Zauberformel und  verwandelte sich.
Ja, jetzt konnte sie es ganz genau riechen, in Stans Haus befand sich ein Konshu!
Plötzlich lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken.
Sie hatte unvorstellbare Angst, aber warum?!
Ihr ganzer Körper zitterte. „NEIN!“, dachte sie, „für Angst ist jetzt keine Zeit!“
Sie stürmte los, die Haustür flog auf und Yoko stand in Stans Küche.
Der Geruch wurde stärker, er kam von oben.
Sie wollte gerade die Treppe hoch rennen, als sie Karen unter dem Küchentisch kauern sah.
Karen schaute sie an und erschrak, danach fiel sie in Ohnmacht.
Yoko ging zu ihr hinüber, dann tastete sie Karen ab.
Anscheinend war sie nur ohnmächtig, ansonsten ging es ihr gut.
Yoko wandte sich wieder der Treppe zu, doch musste sie sie jetzt nicht mehr hochgehen, denn das ekelhafte Vieh war hatte sie bereits entdeckt und war netterweise herunter gekommen. Start!
Yoko nahm Annlauf, drückte sich m Boden ab und prang auf das Monster zu.
Sie streckte ihre Krallen aus zielte auf seine Augen.
Doch Wunder oh Wunder, das Ding besaß die Frechheit einfach auszuweichen!
Und dann biss es ihr auch noch in den Arm!
Dass konnte sie nicht auf sich sitzen lassen. Sie griff nach der Mitsubáchi und schleuderte sie gegen die Wand. Ihr giftiger Staub verteilte sich im ganzen Raum.
 „So ein Mist! Wenn das so weiter geht, dann werde ich an diesem ekelhaft stinkendem Staub noch ersticken, und mit mir Karen! Nein, so nicht Freundchen!
Yoko krallte sich die Motte und katapultierte sie aus dem Haus.
Dann begann sie dass Lied der Soji zu singen, woraufhin sich der giftige Staub in klizernten Puder verwandelte.
Dann folgte sie der Biene nach draußen.
Das Vieh gab einen ohrenbetäubenden Schrei von sich, der Yoko in den Ohren wehtat.
„Jetzt hast du es geschafft, ich bin wirklich ziemlich sauer!“, schrie sie.
Sie konzentrierte sich, sprach eine Formel, worauf hin ihre Krallen zu leuchten begannen.
Ein letztes mal Ausholen, und die Mitsubáchi wurde von einem Windstoß in tausend Teile zerrissen.
Yoko musste zugeben, dass diesen Vieh sich ziemlich gut geschlagen hatte, doch sie war ihm überlegen gewesen!
Während sie sich in Selbstlob suhlte, drang nun ein anderer Geruch zu ihr.
Der Geruch von Blut!
Verdammt, sie hatte doch tatsächlich Stanley vergessen!
Der Geruch wurde immer stärker, er musste verdammt viel Blut verloren haben! Das war ihr nur zuvor nicht aufgefallen, weil der Gestank der Biene ihn übertönt hatte.
Doch jetzt, wo die Biene erledigt war, konnte man diesen Geruch einfach nicht übersehen!
Sie rannte ins Haus, warf einen Blick auf Karen, die immer noch ohnmächtig auf dem Küchenboden lag.
Dann rannte sie die Treppe hinauf.
Der Geruch wurde Stärker.
Sie öffnete Stans Zimmertür.
Er lag in einer riesigen Blutlache auf dem Boden, doch er lebte noch.
Sie kam näher, ihr ganzer Körper zitterte.
Sie schaute sich die Wunde an seinem Bauch genauer an, „eigentlich nicht so schlimm“, dachte sie.
Sie lief ins Badezimmer und suchte nach einem Handtuch.
In einem kleinen Schrank unterhalb des Waschbeckens fand sie auch, was sie suchte, dann öffnete sie den Badezimmerschrank und nahm ein Fläschchen Desinfektionsmittel daraus.
Zu ihrer Überraschung befanden sich auch Mullbinden darin.
Diese nahm sie auch hinaus, dann eilte sie wieder in Stans Zimmer.
Sie wischte das Blut ab und desinfizierte die Wunde.
Dann verband sie diese und wischte auch dass restliche Blut vom Boden auf.
Während sie das machte kam Stan wieder zu sich. Ihm war schwindelig, und er konnte immer noch nicht ganz fassen, was eigentlich geschehen war.
Er schaute sich um und entdeckte Yoko, doch Yoko sah nicht aus wie Yoko.
Das heißt, sie sah schon aus wie Yoko, aber aus ihrem Kopf wuchsen Katzenohren und ein Katzenschwanz regte sich auf dem Boden aufgeregt hin und her.
„Yoko?“, fragte er zaghaft.
Sie zuckte, dann drehte sie sich mit Tränen in den Augen zu ihm um.
„Stan! Geht es dir gut?!“, fragte sie mit zittriger Stimme.
„Ja“, antwortete er.
„Oh, Gott sei dank! Ich habe mir schon Sorgen gemacht!“
Sie warf sich ihm um den Hals, er erwiderte sie Umarmung.
Plötzlich stieß sie sich weg, und hielt ihre Katzenohren unter ihren Händen versteckt.
„H-Hast du sie gesehen?“, fragte sie ängstlich?
„Ja, aber das ist doch nicht schlimm.
Ich finde sie stehen dir ausgesprochen gut!“, versuchte er zu scherzen.
Sie lächelte. „Ach Stan...“, flüsterte sie.
Er setzte sich auf, „Willst du mir jetzt mal erzählen, was hier vor sich gegangen ist?“, fragte er.
„Nun, also, alles begann so.....“, sie erzählte von dem Gespräch im Silver, von der Begegnung mit Eric und von den Konshu.
Währendessen hörte Stanley ihr aufmerksam zu. So aufmerksam, wie er wahrscheinlich noch niemandem zugehört hatte.
Yoko zog ihren linken Handschuh aus und gewährte Stanley einen ersten Blick auf ihr Mahl.
Er war begeistert, dieses Mahl gefiel ihm viel besser, als Mius, denn es war irgendwie besonders.
„...Jedenfalls bin ich von Japan hierher gezogen, weil meine Familie die Beste in Sachen Ungezieferausrottung ist.
Mein Vater und seine Familie kümmerten sich Jahre lang um diese Viecher und bis auf die in Deutschland sind schon alle ausgerottet.
Nun ist es an mir, dieses Land von ihnen zu befreien und so auch de Rest der Welt“, erklärte sie.
„Aha, okeeey, das ist ja echt interessant. Wie hieß der Geist mit dem du einen Pakt hast noch gleich?“, fragte er verwirrt.
„Nekó seishín“,  wieder holte sie, „ das bedeutet Katzengeist.“
„Ach so, ja, klar. Deshalb auch die Ohren, richtig?“
„Stimmt genau, Mister!“, sie zwinkerte ihm zu. „Ich habe alle Fähigkeiten einer Katze, also, auf allen Vieren, bzw. Zweien zu Landen und so...“
„Alle?“, fragte er nach.
„Ja alle“, wiederholte sie.
„Isst du gerne Fisch?“
„Ich lieeebe Fisch!“
„Interessant....“, er stand auf und ging zum Schreibtisch. Dort kramte er etwas aus einer Schublade.
„Gefunden!“, rief er schließlich.
Er drehte sich um und hielt eine Katzenangel in seiner rechten Hand.
„Die gehörte mal meiner Katze, jetzt ist sie aber tot, schon seit 5 Jahren um genau zu sein...“
er begann sie zu schwenken und Yokos Augen wurden größer.
Hin und her.
Sie konnte nicht wiederstehen.
Hin und her.
Hin und her.
Sie sprang auf Stanley zu, er erschrak, doch dann begann sie mit der Angel zu spielen und brachte unter einem gequälten Grinsen im Gesicht folgende Worte heraus:
„Ich hasse dich Stan, weißt du das...“
Aber Stanley grinste nur fröhlich zurück und erwiderte: „Ja, klar, ich dich auch.“
 
 
Kapitel 6: Verschnaufpause
 
 
 
Es waren wieder zwei Wochen vergangen.
Der erste Schnee war bereits gefallen und ganz Saarbrücken richtete sich auf die kommende Weihnacht ein.
Stan, Yoko, Miu und Eric hatten gerade Weihnachtsfreien bekommen und wollten sich in der Altstadt zum Geschenke kauf treffen.
Wie immer verabredeten sie sich im Silver und tranken dort Tee.
Naja, sagen wir, Yoko und Miu tranken Tee, Stan und Eric bevorzugten Kaffee.
Nach dem sie fertig getrunken hatten teilten sie sich auf.
Die Mädels zogen in Richtung Karstadt, die Jungs gaben vor in die Galleriea Kaufhof zu gehen.
Kaum waren die beiden Mädchen aber um die Ecke gebogen, änderten Stan und Eric ihre Meinung und statteten einem kleinen Laden namens Prisma einen Besuch ab.
Der Laden befand sich gegenüber vom Silver und führte ausschließlich Schmuck.
Als sie eintraten wurden sie direkt von einer übereifrigen Verkäuferin empfangen.
Diese zeigte ihnen die verschiedensten Schmuckstücke und den beiden jungen Herrn viel die Entscheidung sichtlich schwer.
Schließlich entschied Stanley sich für ein paar Ohrringe, es waren silberne Hänger mit einem kleinen, blauen Stein am unteren Ende.
Eric kaufte eine Halskette, sie war ebenfalls silbern, an ihr hing ein sternförmiger, lila Anhänger.
Die beiden bedanken sich bei der Verkäuferin für die gute Unterstützung und verließen den Laden.
Als sie das Silver wieder betraten  warteten die Mädchen schon ungeduldig.
Sie tranken noch mal zwei Tassen Tee und zwei Tassen Kaffee und machten sich dann auf den Heimweg.
Am Abend packte Stanley sei Geschenk sorgfältig ein, denn wer wollte es Yoko schon morgen zustecken.
Sie trafen sich morgen nämlich zum letzten mal in diesem Jahr.
Yoko war über Weihnachten nicht zu Hause, sie fuhr mit ihren Eltern zurück nach Japan, um dort ihre Großeltern zu besuchen.
Darüber war Stanley nicht besonders glücklich, aber was sollte er schon großartig unternehmen.
Wenigstens konnte er sich dann auch noch ein paar Mal mit Mat treffen, den hatte er in letzter Zeit nämlich ganz schön vernachlässigt.
Stan lag nun im Bett und erinnerte sich an sein erstes Date mit Yoko.
Kurz nachdem sie ihn an jenem Abend nämlich gerettet hatte, war er über seinen Schatten gesprungen und hatte sie zum Eis eingeladen.
Sie hatte angenommen und einige Tag später trafen sie sich in Stans Lieblingskaffee
„Mario“. Dort hatten sie sich über die vergangenen Geschehnisse unterhalten.
Stan erzählte ihr, dass seine Mutter an dem Abend in einer Bar gekellnert hatte und deshalb erst gegen 4 Uhr zurück gekommen war.
Seine Schwester konnte sich, nachdem sie wieder aufgewacht war an nichts erinnern, und deshalb hatte er ihr eine sehr glaubhafte Geschichte von wegen-Keksdose, Stuhl, umkippen und Kopf auf tischplatte knallen-erzählt.
Yoko war beruhigt und danach wieder ziemlich gut gelaunt.
Dann aber hatte Stan ihr ein Halsband mit einer Glocke geschenkt, was ihr irgendwie nicht so ganz gefallen wollte.
Sie hatte in der Schule wieder einige Probleme mit Sarah, weil sie nun auch ganz offiziell mit Stan zusammen war.
Doch Stan ließ sich nicht abwimmeln und als er es geschafft hatte, ihr das verdammte Ding umzubinden sagte er ihr: „Na und? Jetzt sehen wenigsten auch alle, dass du mein Kätzchen bist. Wenn sie ein Problem damit haben, dann schick sie zu mir!“
Darauf hin hatte Yoko angefangen zu lachen und die Sache war erledigt.
Während er so über sich und Yoko nachgedacht hatte, war er ganz müde geworden.
Er drehte sich um und schlief ein.
Doch vorher fragte er sich noch: „Für wen hat eigentlich Eric die Kette gekauft?....“
Am nächsten Tag traf Eric als letzter bei Yoko zuhause ein.
Eric staunte nicht schlecht, als er das Haus zum ersten Mal sah.
Die anderen warteten in dem wohl größten Wintergarteen, den Eric jemals gesehen hatte, auf ihn.
Sie saßen um einen Bambustisch herum und spielten 6 nimmt! .
Er stieg natürlich gleich mit ein.
Als sie fertig gespielt hatten nahmen alle ihre Geschenke und grinsten einander an.
Zuerst über gab Yoko ihr Geschenk an Miu, diese packte es voller Freude aus und war begeistert, als sie sich endlich durch die unzähligen Papierschichten durchgewälzt hatte.
Es war eine dunkel graue Handtasche, die mit einer dicken Schleife an der Forderseite versehen war.
„Wow, danke Yoko! Das ist wirklich ein ganztolles Geschenk!“
„Ach, und du hast nicht gewusst, was du bekommst? Ich dachte du könntest in die Zukunft blicken?“, scherzte Yoko.
„Ich habe extra nicht nach heute geschaut, weil ich mir meine Vorfreude nicht nehmen wollte.
Aber egal, jetzt mach mein Geschenk auf!“, rief sie fröhlich.
Yoko griff nach ihrem Geschenk und öffnete es.
Es waren ein paar Handschuhe!!
„Boa! Danke Miu! Die kann ich echt gut gebrauchen! Meine sind schon ziemlich abgenutzt, weißt du?“, Yoko war begeistert! Die dunkelbraunen Lederhandschuhe waren echt ein super Geschenk.
Die Bescherung ging weiter und Stan gab Yoko die Ohrringe, über die sie sich auch sehr freute.
Sie schenkte ihm eine neue Baseballmütze, sie war schwarz mit der Aufschrift Mensch ärgere dich nicht - ärgere andere.
Dann kam der große Augenblick, Miu und Eric tauschten ihre Geschenke.
Die beiden waren ganz verlegen und brachten kaum ein Wort heraus.
Yoko und Stan waren überrascht, hatten die beiden sich etwa ineinander verliebt?
Yoko hatte das ja schon mal vermutet, jetzt fühlte sie sich bestätigt und auch Stan hatte eine Antwort auf die Frage von letzter nacht erhalten.
Letztendlich schenkte Stan Miu noch einen Schal und Eric Yoko eine neue Haarschleife.
Am Abend verließen alle bis auf Yoko das Haus.
Doch als sie gerade die Tür schließen wollte kam Miu zurück.
„Hast du was vergessen?“, fragte Yoko verwirrt.
„Nein, äh...Ja, ...ach, ich weiß auch nicht....
Ich...also irgendwie habe ich dir noch etwas zu sagen, keine Ahnung, was es zu bedeuten hat...“, Miu klang ebenfalls ziemlich verwirr.
„Niemals die Hoffnung aufgeben!“, sagte sie dann.
„Ok,...ich wird darüber nachdenken, na dann, bis in zwei Wochen“, Yoko schaute sie verwundert an.
„Ja, bis dann“, Miu ging lächelnd davon und somit war auch der vorerst letzt gemeinsame Tag dieses Jahres vergangen.
 
 
Kapitel 7: Epidemie
 
 
Yoko war nun schon 3 Tage in Japan.
Stan unternahm eine Menge mit Mat und Will.
Seit neustem war aber auch Eric immer dabei.
Heute wollten sie sich im Park zu einer Schneeballschlacht treffen.
Miu wollte auch kommen und ein Paar Freundinnen mitbringen.
Sie trafen sich also im Deutsch-Französischen Garten und begannen mit dem Bau von Schutzwällen.
Die letzten Tage verliefen ruhig und Stanleys Wunde war inzwischen auch schon wieder fast komplett geheilt.
Ja, die letzten Tage waren wirklich sehr ruhig gewesen, dachte Miu, während sie mit ihren Händen kleine Schneekugeln formte.
Sie hatte schon lange nicht mehr ihre Kräfte benutzt, weil das immer sehr anstrengend war.
Nun hatte sie aber wieder mal ein schlechtes Gefühl und während sie noch überlegte, ob sie schnell einen Blick in die unmittelbare Zukunft werfen sollte, geschah dies von ganz alleine.
Doch was sie jetzt in ihrer Vision sah, gefiel ihr gar nicht.
Eric, der bis eben mit seinem Schutzwall beschäftigt war, sah Miu jetzt auf dem Boden kauern.
Er eilte zu ihr und versuchte sie aus ihrer Trance zu wecken, doch sie reagierte nicht.
Erst als er ihr, schweren Herzens, eine Ohrfeige gab, wachte sie auf.
„Mein Gott!“, schrie sie panisch, „Wir müssen hier unbedingt weg!“
„Warum? Was ist denn los?!“, fragte Stan während er zu ihnen eilte.
Auch die anderen schaute jetzt zu ihnen hinüber.
„Sie kommen! Es sind hunderte! Sie verpesten die ganze Luft!!“, Miu begann zu weinen, die anderen waren geschockt.
„Wer, kommt?“, fragte Mat.
„Konshus“, flüsterte Stanley.
Miu nickte. Alles schwieg.
Dann ergriff Eric das Wort.
„Na gut, los, verschwindet von hier, geht nach Hause und verschließt alle Fenster und Türen luftdicht! Stanley, du bringst Miu nach Hause und Rufst Yoko an, verstanden?“
Stan nickte.
„Was soll das!?“ die anderen verstanden nicht.
„Wir haben jetzt keine Zeit für Erklärungen, los, macht was ich euch gesagt habe!“
Und kaum hatte Eric seine Worte wiederholt verdunkelte sich auch schon der Himmel.
Eine riesige Wolke verdeckte die Sonne, nur war diese Wolke keine Wolke, sondern ein großer Schwarm Gas!
Plötzlich brach Panik aus und alle rannte davon.
So oder so, Eric hatte sein Ziel erreicht.
„Los jetzt Stan! Bring Miu hier weg und sag Yoko, sie soll sich beeilen!“
„Ok, aber, was machst du?!“
„Ich werde für einige Tage verreisen.“
Eric stand auf und machte eine seltsame Fingerbewegung.
Dann war er verschwunden.
„Na toll“, dachte Stan.
Er rannte los, Miu hatte her huckepack auf seinem Rücken.
Er lief und lief, doch kurz bevor er zu Hause ankam holte ihn der Schwarm ein und er atmete einiges von dem giftigen Staub ein.
Er schaffte es aber noch ins Haus, wo er Miu fallen ließ.
„Stanley!“, reif seine Schwester, sie kam die Treppe heruntergepoltert.
„Karen, ver...verschließ alle Fenster und Türen und leg Handtücher dahin, wo Luft von draußen reinkommt.“
Mit diesen Worten wurde er ohnmächtig.
Karen gehorchte ohne nach zu fragen.
Dann ging sie zu Miu, die auf dem Boden lag und weinte.
„Hey du!“, reif sie wütend, „reiß dich zusammen und erklär mir, was hier los ist!“, befahl Karen.
Miu weinte weiter.
„Hey, ich rede mit dir!“
sie holte aus und schlug zu, jetzt hatte sich Miu schon die zweite Ohrfeige dieses Tages eingefangen.
Doch es half, denn ihre Tränen versiegten.
Dann richtete sie sich zitternd auf und versuchte Karen alles zu erklären.
In Karens Augen machte sich Panik breit und dann begann auch sie zu weinen.
Das war einfach zuviel für eine Siebenjährige.
„Soll das heißen, mein Bruder stirbt?“, fragte sie aufgelöst.
„Nein, ich,....ich bin sicher, dass Yoko uns retten wird“, versuchte sie Karen zu trösten.
„Apropos“, dachte Miu, „Ich muss Yoko anrufen!“
„Wo ist das Telefon?“
„D-da hinten, auf der Kommode“, schlurzte Karen.
Miu lief zu der Kommode, dann nahm sie das Telefon in die Hand und wählte Yokos Handynummer.
Aufgelöst erzählte sie Yoko was geschehen war.
Diese reagierte entsetzt, dann versicherte sie Miu aber, dass sie so schnell kommen würde, wie es ihr nur möglich war.
Miu legte auf, ging zu Stanley und mit Karens Hilfe brachten sie ihn nach oben in sein Bett.
„W-Was sollen wir jetzt machen?“, fragte Karen.
„Ich weiß es nicht,....er hat einfach zuviel eingeatmet, jetzt kann ihm nur noch das Gegengift des Chocho(6) retten.
Aber ich bin sicher, das Yoko welches aus Japan mitbringt.“
Miu schaltete Stans Fernseher ein, der sich neben seinem Bett befand.
Dann wollte sie nach dem Nachrichtenkanal suchen, doch diese Suche war überflüssig, denn er lief auf jedem Kanal.
Sie schauten eine Weile zu und waren entsetzt.
Ganz Deutschland war von dichten Nebelschwaden umgeben. Wohin auch der Kameramann schwenkte, überall sah man verfaulte Bäume und Menschen und Tiere, die mit ihrem Leben Kämpften.
Sie hatten Verbrennungen von dem Gift auf der ganzen Haut, doch die Meisten starben an Schüttelanfällen und an Erstickung.
Es war ein grauenvolles Bild, und dann wurde auch das Geschreie des Kameramannes und das des Reporters immer leiser.
Schließlich zeigte die Kamera nur noch ein Bild.
Sie lag auf dem Boden und filmte das tote, verbrannte Gesicht des Reporters!
Karen schrie auf und brach darauf hin erneut in herzzerreißendes Weinen aus.
Miu schaltete schleunigst den Apparat aus setze sich neben Karen auf den Boden, dann nahm sie sie  in den Arm.
Sie schoss die Augen und konzentrierte sich auf die Zukunft.
 
 
Kapitel 8: Tot oder Leben?!
 
 
Yoko hatte gerade die furchtbare Nachricht aus Deutschland bekommen, als ihr Vater in ihr Zimmer stürzte und ihren Fernseher einschaltete.
„Schau dir das an, die Viehcher haben sich in Deutschland zusammen getrottet!
Jetzt verpesten sie im ganzen Land die Luft.
Pack deine Sachen, wir müssen da einschreiten!“
„Daddy...“, Yoko weinte, das hatte ihr Vater zuvor noch nie gesehen!
Yoko erzählte ihm von Mius Nachricht und von Stans gegenwärtigem Zustand.
„Keine Sorge, mein Schatz, ich habe noch ein Fläschchen mit dem Gegengift.
Wir werden alle retten!“
Damit war die Unterhaltung beendet.
Anton informierte die GDG(Gesellschaft der Gezeichneten), damit diese genügend Chochomittel auftreiben konnten um die Schäden in Deutschland möglichst klein zu halten.
Dann machten er und Yoko sich bereit und wurden anschließend von einem Freund, einem Torimata(9) aufgegabelt.
Sein Name war Hero und er hatte Anton schon oft geholfen gegen die Mitsubáchis zu kämpfen. Eigentlich sah er wie ein Mensch aus, wenn er aber seine wahre Gestalt annahm verwandelte er sich in einen übergroßen Adler.
Hero flog sie also über den Ozean hinüber nach Deutschland, denn die Flugzeuge konnten keinen deutschen Flugharfen anfliegen. Den Piloten war es einfach unmöglich, bei dem dichten Giftnebel die Landebahn anzufliegen. Außerdem, wer wollte schon in ein von Gift verseuchtes Land?!
Sie flogen 3 Tage. Am ersten Tag hielten sie in Delhi, einer Stadt nahe dem Himalaya.
Von dort flogen sie weiter ins Ägyptische Kairo.
Den letzten Zwischenstopp legten sie in Rom ein.
Als sie endlich, mit Atemmasken ausgerüstet in Deutschland eintrafen, erblickten sie eine leere Welt.
Der Nebel war so dicht, dass man kaum etwas erkennen konnte.
Überall lagen Menschen, manche atmeten noch, die meisten aber waren bereits tot.
„Oh mein Gott, sind wir zu spät?“, fragte Hero.
„Nein, wir müssen es trotzdem versuchen! Sonst ergeht es auch bald dem Rest der Welt so...“,
Anton wandte sich zu Yoko.
„Hör zu mein Engel, wir haben sei Jahrhunderten gegen die Mitsubáchis gekämpft, konnten sie aber nie völlig ausrotten.
Das hier sind alles Männchen, sie haben wie ganz normale Bienen einen Bienenstock ihren Mitsubáchi no súbako(7).
Darin befindet sich ihr Joo(8), wenn wir die töten, dann ist das Volk ohne Führung und wird zugrunde gehen. Verstehst du?“, fragte Anton.
„Ja, aber wo soll dieser Mitsubáchi no súbako bitte sein?“
„Ich vermute, er ist in Saarbrücken, und zwar, unter unserm Haus...Unsere Vorfahren haben ein Siegel über ihm errichtet, der die Joo einsperren sollte, aber in letzter Zeit hatte ich schon öfter das Gefühl, dass es sich gelockert hat.
Jetzt scheint es gelöst zu sein.“
Anton tätschelte Yokos Kopf, dann sagte er vertrauensvoll „Du schaffst das schon, Schatz.
Du darfst einfach niemals die Hoffnung aufgeben!“
Hatte das nicht schon mal jemand zu ihr gesagt, grübelte Yoko.
Doch ehe Yoko sich versah, war sie in der Luft und Hero flog sie nach Saarbrücken. Er setzte sie auf ihrer Schule ab, dann flog er zurück, um Anton zu Helfen.
Nun lag alles in Yokos Händen, und sie war sich bewusst, dass nun eine große Last auf ihr ruhte.
Doch seltsamer Weise verspürte sie keine Angst mehr und auch keinen Druck, stattdessen war sie aufgeregt, endlich einen Gegner anzutreffen, der nicht mit einem Schlag zu töten war.
Sie lächelte, dann preschte sie los! Ein gut gezielter Sprung auf das Turnhallendach und on dort auf die Straße.
Dann änderte sie abrupt die Richtung und bog in den Waldweg ein.
Sie rannte schneller und schneller, die Bäume zogen an ihr vorbei, als sei sie ein Düsenjet, dann ein Licht am Ende des Weges, ihre Freude wurde größer, gleich war sie da.
Sie verließ den Wald und befand sich nun direkt vor ihrem Haus, oder besser vor dem, was davon übrig war.
Es waren nur noch Trümmer übrig und in der Mitte klaffte ein riesiges, schwarzes Loch.
Hier war der Giftdunst besonders stark. Sie warf ein blick auf Stanleys Haus, ob er wohl noch lebte?
Nun wurde sie doch wieder traurig, sie schaute zu seinem Zimmer hinauf und dort stand Miu!
Als sie Yoko sah, hielt sie ein Schild hoch worauf stand: „Mir und Karen geht es gut, Stanley ist ohnmächtig. Beeil dich, kann den Banngreis nicht mehr aufrecht erhalten!“
Jetzt sah Yoko, dass Miu sang und als sie ganz genau hinhörte, konnte sie auch das Lied des Schutzes, das Lied Mamóri erkennen.
Mius Stimme war wunderschön, doch nun war keine zeit zum träumen.
Sie nickte Miu zu, dann rannte sie auf das Loch zu und verschwand in der Dunkelheit.
 
 
Dunkelheit.
Gestank.
Feuchtigkeit in der Luft.
Schimmel.
 
 
Jeder Schritt den Yoko in das Gebäude machte, war ein Schritt, den sie fürchtete, nicht wieder hinaus zu machen.
Ihr Atemgerät , das etwa die Form eines Schnullers hatte, lief auf Hochtouren, um das Gift von der Atemluft zu trennen.
Der Boden war mit grünlichem Schleim bedeckt und schon bald begannen sich ihre Schuhe aufzulösen.
Yoko trug ihren Kampfanzug, der besonders robust gegen das Gift der Mitsubáchis war, doch in dieser hohen Konzentration würde auch das nicht lange von Nutzen sein.
Der Anzug sah eigentlich wie ein rotes Kleid aus auf dem sich dunkelrote Stickerein befanden.
Diese Stickerein ähnelten ihrem Paktmahl und hatten auch eine magische Bedeutung.
Unter dem „Kleid“ trug sie eine lange, schwarze Hose.
Ihre Schuhe waren aus schwarzem Leder, das mit Chochomittel imprägniert wurde.
Sie lief, nein sie flog schon fast durch die Dunkelheit.
Das Nest war komplett leer, anscheinend waren gerade alle Arbeiter auf Nahrungssuche für die nimmersatte, fette Königin.
Nur warum waren sie jetzt plötzlich so aktiv geworden?
Es war schließlich Winter, sollten Bienen da nicht schlafen oder mit dem Kältetod kämpfen?!
Oder war es ihnen nach 200 Jahren Gefangenschaft einfach zu eng in ihrem gemütlichen Bienenstock geworden?
Einige ihrer Angehörigen lebten schließlich in Freiheit und bis jetzt hatte Yoko sich nur mit diesen herumplagen müssen.
Der Gang schien ihr unendlich lag zu sein, und während sie ihn durchquerte dachte sie an ihren Vater und an Hero.
Konnten sie die Monster noch  lange in Schacht halten?
Dann dachte sie an Miu und Stan, und ob Miu wohl noch sang. Oder ob ihre Kraft erschöpft war?
Und dann dachte sie noch an Eric, aber, was mache Eric eigentlich?
Sie kam an eine Weggabelung.
Links?
Rechts?
Ihr Instinkt leitete sie in den rechten Gang.
Nun befand sie sich in einem wahrhaft ekelhaften Gang.
An den Wänden befanden sich viele Kapseln, die von einer dicken Wachsschicht verschlossen waren.
Einige wenige allerdings waren geöffnet und bei dem Anblick ihres Inhalts drehte sich Yoko der Magen um.
Einmal im Uhrzeigersinn und einmal dagegen!
In den ekelhaften Kapseln befand sich etwas, dass noch um einige Male ekelhafter war.
Darin befanden sich nämlich widerliche, schleimige Maden!
„Lieber nicht länger drüber nachdenken!“, dachte sich Yoko, also folgte sie weiterhin dem dunklen Pfad. Nach diesem widerlichen Gang gelangte sie abermals an eine Weggablung und  kurz darauf ein weiteres Mal. Glücklicher Weise verfügte sie als Katzen über einen unwahrscheinlich guten Orientierungssinn.
Nach einer halben Stunde Dunkelheit ging es jetzt in eine Halle, die nur spärlich beleuchtet wurde.
Das Licht kam aber nicht etwa von Lampen, weil Insekten ja auch schon längst den Strom erfunden hatten, sondern aus Löchern, die sich in der Erddecke befanden.
Aber auch hier kamen Yokos tierische Fähigkeiten zum Einsatz.
Sie brauchte eine Weile um sich an die besseren Lichtverhältnisse zu gewöhnen, dann konnte sie ihre neue Umgebung haargenau erkennen, auch, wenn sie das lieber vermieden hätte.
Die Halle war mindestens 50 Meter lang und 70 Meter hoch und wurde von insgesamt 10 Pfeilern gestützt.
Yoko war überwältigt von dieser Größe!
Bis jetzt hatte sie ihr Haus für ziemlich riesig gehalten, doch jetzt war es nur ein kleiner Pups im Gegensatz zu diesem imponierenden Bauwerk aus Schmutz, Dreck und Erde!
Sie ließ ihren Blick über das gesamte Areal schweifen, aber was sie außer dem bereits genannten sah war ganz schlicht und einfach NICHTS!
Wo zum Teufel steckte bloß diese verdammte Königin?!
Links nicht, rechts nicht.
Vorne? Nein.
Hinten? Auch nicht.
Unter ihr?! Schon wieder falsch!!
Langsam spielte Yoko mit dem Gedanken, dass, wo sie ja schließlich etwa 200 Jahre unter der Erde verbracht hatte, sie sich einen kleinen Spaziergang an der von ihren Arbeitern frisch verseuchten Luft, zu genehmigen.
Und bei Gott, wer konnte es ihr verübeln?!
Je mehr Zeit Yoko in dieser Gruft verbrachte, desto weniger gefiel ihr der Gedanke hier vielleicht zu sterben.
Doch darüber konnte sie glücklicher Weise nicht viel länger nachdenken.
Denn kaum hatte sie ihre Suche nach der Königin aufgegeben tropfte ein dicker, schleimiger Tropfen vor ihr auf den Boden.
„War ja klar...“, dachte sie, natürlich befand sich die Königin gut getarnt direkt über ihrem Kopf!
Sie wagte einen Blick nach oben, den sie sich eigentlich hätte sparen können.
Und tatsächlich, wie sollte es auch anders sein, starrte sie direkt in die hässlichsten, schwarzen Knopfaugen, die sie je gesehen hatte!
Bei dem Anblick dieser äußerst hässlichen Kreatur wurde Yoko augenblicklich schlecht.
Die Königin allerdings schien sich über den Besuch tierisch zu freuen und hatte auch gleich einen deftigen Bienenstich für sie servierbereit.
Das Monster raste also , Stachel voraus, auf Yoko zu.
Bisher hatte sie noch nie mit einem Gegner, der einen Stachel besaß gekämpft, denn im Vergleich zu den, man möchte schon fast sagen harmlosen „Hausbienen“, waren die Arbeiter in diesem Fall keine Frauen, sondern wasch echte ArbeitER! Und dieses Geschlecht hat bei den Bienen ja bekanntlich keinen Stachel!
„Was also tun?“, dachte Yoko nach.
Ausweichen war da wohl erst mal die beste Idee.
Ein Sprung zur Seite und der Stachel verfehlte sie knapp, schlug dann aber tief in den Boden ein, sodass die Königin für einen Moment feststeckte.
Yoko musterte die Königin genau, wer weiß, wie oft sie noch die Gelegenheit bekommen würde, sich Ihren Gegner in Ruhe so genau an zu schauen?
Die Königin war einer „normalen“ sehr ähnlich, bis auf die Tatsache, dass sie unzählige Male größer war! Außerdem wurde ihr „kostbares“ Hinterteil, mit dem sie, sofern sie nicht damit beschäftigt war Gäste zu empfangen, am Tag bis zu 2.000 Eier legte, von einem dicken Panzer beschützt.
Und natürlich lag genau unter diesem dicken Panzer der Empfindlichste Teil der Biene!
Inzwischen hatte sich die Gastgeberin dieser Teeparty wieder aus der Erde befreit und schien es Yoko übel zu nehmen, dass sie ihr doch tatsächlich ausgewichen war.
Sie setzt gleich zu nächsten Angriff an und weil Yoko dummerweise in die fette Schleimpfütze von eben getreten war und nun festklebte konnte sie dem Angriff nur um Haaresbreite ausweichen.
Der Stachel der Joo steifte sie am Bauch und hätte sie ihren „extra robusten“ Anzug nicht gehabt, währe dieser Treffer mit Sicherheit tödlich gewesen.
Jetzt hatte sie nur eine kleine Schnittwunde quer über ihren Bauch, welche durch das Gift höllisch brannte.
Doch es blieb keine Zeit rum zu jammern, denn die Königin wurde von misslungenem Angriff zu misslungenem Angriff wütender.
Yoko befreite sich aus dem klebrigen Gefängnis und begann an  zu singen.
Sie sang das Lied der Verteidigung Bogyo und errichtete ein kleines Kraftfeld um sich herum.
Die Bienenkönigin prallte ab und flog gegen einen der 10 Pfeiler.
Jetzt hatte Yoko einen kurzen Augenblick Zeit um sich ihren nächsten Schritt zu überlegen.
Angriff ist die beste Verteidigung!!
Sie versuchte erst mal einen Frontalangriff auf die großen Knopfaugen, doch sie verfehlte diese, da die Königin sich elegant in die Luft geschwungen hatte.
Stattdessen fand Yoko ihre Krallen in einem der dürren Bienenbeine wieder, woraufhin die Königin einen ohrenbetäubenden Schrei von sich gab.
„HA!“, dachte Yoko, „hättest wohl nicht gedacht, dass so ein süßes Kätzchen so scharfe Krallen hat, was Schwester?!“
Nun war ihre Chance gekommen.
Sie kletterte das Bein hinauf und sosehr die Königin sich auch schüttelte, Yoko wurde sie so schnell nicht wieder los.
Sie kletterte höher und höher, bis sie schließlich auf dem Kopf des Monsters saß.
Um nicht herunter zu fallen, schlug sie ihre Krallen in einen der Fühler, was sich gleich darauf als seeeehr dummer Fehler herausstellte!
Die Königin war auf diese Antennen zur Orientierung angewiesen und flog nun kopflos durch die Gegend.
Sie streifte einige Male die Decke und die Wände, sodass Yoko zerquetscht und gleichzeitig übelst verdreckt wurde.
Schließlich peilte sie abermals einen Pfeiler an und stieß dann auch mit diesem zusammen.
Dabei verlor Yoko ihr Atemgerät und war nun den giftige Dünsten schutzlos ausgeliefert!
Augenblicklich wurde ihr speiübel und sie übergab sich keuchend.
Alles begann sich zu drehen und ihr wurde bewusst dass sie die Sache nun schleunigst zu Ende führen musste.
Ihre Gliedmaßen fühlten sich taub an, was wenigsten bedeutete, dass sie die Schmerzen der vorigen Flugeinheit und des harten Aufpralls nicht mehr spüren musste.
Ihre Hoffnung schwand, doch als sie den Kopf etwas bewegte, hörte sie ein leises Klingeln.
Sie schaute sich um, doch von wo kam es?
Dann fiel es ihr ein. Stanleys Halsband! Sie öffnete mit zittrigen, blutverschmierten Hände das Schloss und betrachtete es eingehend.
Plötzlich entdeckte sie auf der Innenseite eine Inschrift.
„Niemals die Hoffnung aufgeben!“
Stand darin.
„Niemals die Hoffnung aufgeben!“, hatte das nicht auch Miu zu ihr gesagt?!
Ja, und ihr Vater auch! Recht hatten sie, denn wenn sie jetzt die Hoffnung aufgab, dann war die ganze Welt verloren!
Ein Blick zur Gegnerin ließ neuen Mut in ihr aufkommen.
So schwer sie nun auch verletzt und vor allem vergiftet war, hatte es das Schicksal mit der Bienentussi auch nicht besser gemeint.
Diese hatte jetzt nämlich den Verlust zweier ihrer Beine und eines ihrer Fühler zu verkraften.
Außerdem war der linke Flügel abgeknickt und so zum Fliegen nicht mehr zu gebrauchen.
Trotz der schweren Blessuren richteten sich beide abermals auf um dem Anderen den letzten Schlag zu verpassen.
Dummerweise war der Panzer der Königin nicht beschädigt worden, sodass Yoko ihr den erhofften tödlichen Schlag noch nicht verpassen konnte.
Aber nun hieße es erst mal „Dem Gegner näher kommen“ für beide Seiten.
Beide taumelten, Yoko keuchte schwer, denn in der Luft befand sich zwar kein so hoch konzentriertes Gift wie in den Gängen zuvor, leider aber auch nicht sehr viel mehr Sauerstoff.
Die Bienenkönigin war nun direkt vor Yoko und landete mit einem Sprung, sei es nun ein gezielter oder einfach nur Glück gewesen, direkt über Yoko und bombardierte diese nun unzählige Male mit ihrem fetten, giftigen Stachel.
Doch zu Yokos Glück war sie genauso müde und träge geworden wie Yoko selbst und so hatte sie die Möglichkeit den Angriffen, wenn auch mit Mühe und Not, aus zu weichen.
Links, rechts, links, vorne, hinten, hinten, hinten.
Yoko arbeitete sich Stückchen für Stückchen näher an die Unterseite de Panzers, während dessen Besitzerin mit dem hoch und runter Hieven ihres Stachels beschäftigt war.
Gleich würde Yoko sich genau unter der richtigen Stelle befinden, nur noch ein Paar Schritte.
Sie raffte also all ihre letzte Kraft zusammen und begann ihr liebstes Lied zu singen, das Lied
Befreiung Kaiho.
Die Königin begann zu toben, denn ihr war die nun drohende Gefahr sehr wohl bewusst.
Gerade zu panisch hämmerte sie ihren Stachel in die Erde, sodass diese mittlerweile wie ein gepflügter Acker aussah.
Yoko, aber sang, und sie sang lauter und kraftvoller als je zu vor in ihrem leben zuvor, denn sie wusste, dass dies ihre letzte Chance war dem allen endlich ein Ende zu setzen!
Ihr Mahl leuchtete nicht, nein es strahlte!
Sie fühlte, wie sie ein Schauer durchlief, aber es war kein schlechter Schauer, sondern der pure Lebenswille aller Lebewesen, die nicht von diesen verdammten Monsterrasse dahingerafft werden wollten, in Form eines starken, wohligen Gefühls.
3.
Yoko dachte an all die Lebewesen, die unter den Mitsubáchis gelitten hatten und an jene, die gerade wegen ihnen mit dem Tod rangen.
2.
Sie dachte an ihre Familie, an ihren Vater, der gerade alle Hände voll zu tun hatte mit den stachellosen Drohen und an ihre Freunde, wie sie, genau wie Yoko, gerade versuchten mit all ihrer letzter Energie den Schützenden Bannkreis aufrecht zu erhalten.
1.
Sie dachte an Stan, ob er noch lebte, ob sie rechtzeitig kommen würde.
Jetzt!
Yoko befand sich nun genau da, wo sie die ganze Zeit über versucht hatte hin zu gelangen.
Das war nun ihre einzigste und letzte Chance.
Ein Schlag entschied alles, denn für einen zweiten hatte sie einfach keine Energie, keine Kraft und besonders keine Luft mehr!
Sie zielte, sie holte aus und dann.....
 
 
Kapitel 9: Licht!
 
 
Anton und Hero kämpften unerbittlich und waren mittlerweile am Ende ihrer Kräfte angelangt.
Und dann geschah, was geschehen musste, ein einziger Augenblick Unachtsamkeit und schon fand Hero seinen rechten Flügel neben sich auf dem, Boden.
Eines dieser Dinger hatte ihn mit den Zähnen erwischt und ihm das gute Stück doch glatt ausgerissen!
Hero fiel zu Boden.
In der Ferne hörte er Anton seinen Namen rufen.
Er schloss die Augen und als er sie wieder öffnete blickte er in das müde Gesicht seines Freundes.
„209!“, brachte Hero schwer atmend hervor!
„Ich habe in der letzten halben Stunde 209 Mitsubáchis erledigt!“
„Keine Sorge mein Freund, du kommst wieder in Ordnung. So schlimm ist es nicht.“
Hero schaute Anton traurig an.
„Ach Anton, machen wir uns nichts vor, ich bin schon so alt .
Ich habe viele meiner Kameraden im Kampf fallen sehen und ich habe dann immer das selbe gesagt.“
Antons Augen füllten sich mit Tränen.
„Es ist in Ordnung. Ich fühle keinen Schmerz mehr. Ich bin irgendwie glücklich.
Nur, ich hätte die Sonne gerne ein letztes Mal aufgehen gesehen.
Und ich würde gerne wissen, wie das alles jetzt zu Ende geht“, saget Hero lächelnd.
„Halt den Mund du Spacko! Du darfst jetzt nicht reden!“, befahl im Anton, doch Heros Augen wurden schwerer und schwerer und irgendwann schloss er sie,......für immer.
Anton überkam eine Furchtbare Trauer und Wut. Er Blickte auf und alles was er wollte, war Rache! In diesem Moment versammelten sich alle Mitsubáchis in großen Gruppen und stimmten ein schrilles Gekreische an.
Anton hielt sich die Ohren zu, denn er befürchtete, dass sonst sein Trommelfell platzen würde. Nach 5 Minuten endete das Geschrei und als Anton aufblickte war er geschockt und gleichermaßen erfreut über das, was er nun sah.
Die Mitsubáchis begannen jetzt nämlich sich gegenseitig zu töten, und in diesem Augenblick wusste er, das seine Tochter es geschafft hatte.
Und nun sah er noch etwas erstaunliches.
Die abgestorbenen Bäume  begannen sich zu regenerieren, die toten Tiere begannen zu zucken und schließlich regten sich auch die Menschen wieder.
Um ihn herum begann alles zu blühen, und das im Winter!!!
Dann hörte er Gesang. Ein Gesang, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Er blickte in Richtung Osten und auf einem Waldhügel, auf einer Lichtung um genau zu sein, befanden sich hunderte, nein, tausende Gezeichnete und hinter ihnen flogen zwei-, dreihundert Chochos, die mit ihrem klizernden Flügelstaub alles Gift aus der Atmosphäre vertrieben..
Nun stimmte er in den Gesang mit ein und die Luft wurde immer klarer. Als die Sonne endlich wieder zum Vorschein kam, blickte Anton auf seinen toten Freund, in sein Gesicht.
Er sah wirklich zufrieden aus.
„Wir haben es geschafft Hero! Dein Opfer wurde gerecht!“
 
 
„Alles dunkel.
Nichts als Schwärze...“, dachte Yoko.
„Wa-was ist das? Licht? ....
Ja! Es ist Licht!“, sie öffnete die Augen.
Ein prüfender Blick in ihre Umgebung und sie stellte fest, dass sie sich immer noch in dem dämlichen Erdhügel befand.
Doch im Gegensatz zu vorher war es jetzt viel heller geworden, die Dunstschwaden, die den Erdhügel umgeben hatten verzogen und ließen das ganze Licht der Wintersonne über den Hügel hereinbrechen.
Sie setzte sich auf und versuchte ihre Gedanken zu ordnen.
Jetzt fielen ihr die Geschehnisse der letzten halben Stunde wieder ein.
Wie vom Blitz getroffen schaute sie sich panisch um und suchte verzweifelt nach der Leiche der Königin. Und dann sah sie diese.
Sie war zu Stein erstarrt und wirkte immer noch etwas bedrohlich.
Doch nun konnte sie sich nie wieder bewegen und das war in Yokos Augen eine sehr beruhigende Tatsache.
Sie stand auf und atmete tief ein.
Die Luft war so rein!
Wie würde es jetzt wohl den Anderen gehen, überlegte sie.
„So ein Mist! Die Anderen!!“ sie drehte sich um und suchte den Ausgang, plötzlich wollte sie nur noch raus und überprüfen, wie es den Anderen ergangen war.
Sie rannte durch die unzähligen Tunnel, vorbei an den Maden, welche ebenfalls zu Stein erstarrt waren, und gelangte endlich wieder ans Tageslicht!
Sie war überwältigt von der Helligkeit.
Der Schnee reflektierte das Sonnenlicht und die grünen Bäume brachten Farbe in das schrille Weiß.
Nun hörte sie den Gesang, obwohl er viele, viele Kilometer entfernt war konnte sie ihn noch hören.
Und sie war sich sicher, dass man ihn nun überall auf der Welt hören konnte.
Sie lauschte der schönen Melodie, dann stimmte sie mit ein.
Dann hörte sie in der Nähe eine Tür aufgehen.
Sie schaute zu Stanleys Haus und tatsächlich war, es diese Tür, die sich öffnete.
Heraus kam zuerst Karen mit einem Strahlen auf dem Gesicht, wie Yoko es noch nie vorher gesehen hatte!
Dann verließ Miu das Haus und blickte zu Yoko hinüber.
Sie lief zu ihr und begann ebenfalls zu singen.
Miu fiel ihr um den Hals und begann wieder mal zu weinen, diesmal aber nicht aus Angst, sondern aus Freude.
Nun fehlte nur noch einer, Stanley!
Doch es verließ niemand mehr das Haus.
Yoko wollte Miu fragen, was mit ihm geschehen war, denn sie hatte nun höllische Angst um ihn.
Doch Miu lächelte sie nur an und sang weiter. Dann deutete sie mit der Hand wieder auf die Haustür.
Und tatsächlich! In diesem Augenblick verließ er das Haus. Er kniff die Augen wegen des hellen Lichts zusammen.
Dann wurde er plötzlich zu Boden gerissen.
Er öffnete die Augen und sah genau in Yokos Gesicht.
Sie hatte sich über ihn gebeugt und lachte ihn nun an.
Ihr liefen dicke, runde Tränen über die Wangen, dann sagte sie: „Ich hab die Viehchen erledigt!“
Stan lachte ebenfalls, dann zog er sie zu sich herunter und gab ihr einen Kuss.
Sie schaute ihn verlegen an. Nun waren ihre Wangen knallrot angelaufen.
Er setzte sich auf und stupste die Glocke um ihren Hals an.
„Hast du die Inschrift schon gesehen?“, fragte er neugierig.
Yoko lachte wieder laut auf.
„Ja, und stell dir vor, sie hat mich gerettet!“, rief sie fröhlich.
Die beiden standen auf und Stan nahm sie in seine Arme.
Sie lauschten noch eine Weile dem Gesang und Yoko sang auch irgendwann wieder mit.
Wer weiß wie lange sie sangen?
Tatsache ist, dass in dieser Zeit überall Frieden auf der Erde war.
Und aus diesem Grund nannten sie das Lied der Erneuerung Koshin von da an
Das Lied des Friedens Antái.
 
 
Letztes Kapitel:  Antái
 
 
 
Es war ein Jahr vergangen seit die Yushi, oder besser gesagt Yoko, die Welt vor dem Untergang bewahrt hatten.
In Yokos Leben war zum Glück wieder halbwegs Normalität eingetreten, doch sie besuchte oft mit ihrem Vater Heros Grab.
Es war sehr prunkvoll, denn viele Leute, auch welche die ihn nicht kannten, brachten täglich Blumen vorbei.
In der Schule hatte Yoko endlich ihre Ruhe vor Sarah, denn niemand sagte auch nur noch ein schlechtes Wort über seine Retterin.
Yoko und Stan waren ein glückliches Paar und auch Eric und Miu hatte zueinander gefunden.
Falls sich jetzt bei jemandem die Frage ergibt, wo Eric die ganze Zeit gewesen war, so folgt hier nun die Antwort.
Eric war das Kind des Anführers der GDG(Gesellschaft der Gezeichneten) und hatte so Kontakt zu allen ihm bekannten Yushi aufgenommen.
Ihm war es also zu verdanken, dass die Luft danach wieder gesäubert wurde und alle, einst verloren geglaubten wieder eine neue Chance bekommen hatten!
Tja, und jetzt war soweit wieder alles in bester Ordnung, oder zumindest, bis zu dem Zeitpunkt, an dem wieder irgendwo auf der Welt, irgendwie, irgendetwas seltsames passierte.
Doch, das ist eine andere Geschichte, und wie heißt es so schön?
Man soll immer dann aufhören, wenn die eine Geschichte gerade ein  gutes Ende gefunden hat, und es noch ein bisschen friedliche und glückliche Zeit bis zur nächsten gibt.
 
 
 
 
                                      Shuen (10)
 
 
 
 
 
 
 
 
JULIA WEBER
 
 
 
 
1. Tasukéte , Hilfe!                                   6. Mitsubáchi
2. Shorai seishín, Zukunftsgeist                7. Mitsubáchi no súbako, Bienenstock
3. Sukúite ,Retter                                      8. Joo, Königin
      4. Konshu, Insekt                                      9. Torimata, Vogelmensch 
      5. Mitsubáchi, Biene                               10. Shuen, Ende

 
 
 
 
                                

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.09.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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