Die Befehlsmütze

Eigentlich war Bollermann ein friedfertiger Typ.
Er selber sah sich etwas
anders. Clever und Respekt einflössend .Immherhin hatte er beim Heizöleinkauf 2 ct pro
Liter heruntergehandelt. Zu Hause liess er seine Frau „ mitregieren“, wie er es nannte.
In Wahrheit erfreuten sich Haushalt und Budget der strikten Kontrolle von Frau Bollermann.

Bis zu dem Wochenende, als sich Bollermann zum ersten Mal bei einem skippernden Bekannten dessen Schiffermütze aufsetzte. Es ging ihm durch und durch, als er sich im Spiegel sah. Das war ER. ER, wie er wirklich war: geboren , zu befehlen.

Das der Gesetzgeber nicht die Mütze allein anerkannte sondern einen Sportbootführerschein forderte, störte ihn nur wenig. Natürlich musste er zum Befehlen die entsprechende Terminologie drauf haben. Und die lernt er in einigen Wochenenden auswendig im Sportboot – Club seines Bekannten.

Also, dass mehr als die Hälfte des Lehrstoffes aus Vorschriften bestand, das wunderte ihn nicht. Es gehörte eher zu seinen Vorstellungen. Dass er aber so niedere Arbeiten wie Knoten machen oder Motorpflege lernen sollte, verwunderte ihn schon etwas. Die Navigation im Binnenrevier hielt sich in ihren natürlichen Grenzen.

Und als der Tag der Prüfung näher rückte, fieberte er dem Ereignis entgegen. Er hatte gut auswendig gelernt und zudem an allen möglichen Stellen der Kleidung und des Schreibzeuges
Spickzettel versteckt. So gewappnet bestand er die theoretische Prüfung locker.

Die praktische Prüfung auf einem kleinen Sportboot folgte eine Woche später.
Und da passierte es: Er rammte den Bootssteg, weil er Vorwärts- und Rückwärtsgang verwechselte. Er überfuhr den fiktiver „Mann über Bord“, den es zu retten galt. Und er legte sich dann noch mit dem Prüfer an, indem er behauptete, dieser hätte ihm im Wege gestanden und die Sicht genommen. Das wars für dieses Jahr; denn es war die letzte praktische Prüfung in diesem Jahr gewesen. Und da er durchgefallen war, galt es alles – auch die Theorie – im nächsten Jahr zu wiederholen. So blieb ihm das Befehlen vorerst versagt. Denn wie erklärte er seiner Frau : „Die viele Theorie kann kein vernünftiger Mensch umsetzen.“ Und im nächsten Jahr kauft er seinen Schein beim Hafenmeister in Kroatien.


© van Oosterbeek - 2007

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