Erlösung auf dem Friedhof

Sie war tief in Gedanken versunken, die alte Dame. Jeden Tag war sie hier, auf dem Friedhof, am Grab ihres Mannes.  Vor drei Wochen hatte sie ihn zu Grabe getragen, ihren Liebsten, mit dem sie fast fünfzig Jahre den gemeinsamen Weg gegangen ist. Drei Söhne hatte sie ihm geschenkt, wovon zwei im letzen Weltkrieg gefallen waren. Der Jüngste ist ihnen geblieben, denn er war damals noch zu jung, um für die Wehrmacht eingezogen zu werden. Er hatte den Beruf des Bäckers und Konditors erlernt und auch seinen Meister gemacht. Später dann, wechselte er in den sozialen Dienst, wo er auch heute noch tätig ist. Der Bauernhof, den ihr Mann von seinen Eltern geerbt hatte, forderte eine Menge Arbeit. Von morgens vier Uhr, bis in den späten Abend haben sie geschuftet, die Tiere versorgt und den Acker bearbeitet. Der Sohn jedoch zeigte nie Interesse an der Landwirtschaft. So wurden nach und nach die Äcker verpachtet und das Vieh abgeschafft. Ein paar Hühner, Gänse und Enten hielten sie wohl noch, denn ein Bauernhof so ganz ohne Tiere, malt Bilder vom Tod, hatte die Großmutter immer gesagt.

„Na ja, Josef“, sagte die alte Dame, nun werde ich das Federvieh wohl auch bald abgeben müssen. Ich schaffe das alles nicht ohne dich. Sei mir nicht böse, ich komme bald nach, und dann machen wir es uns schön, dort oben im Himmel.“ Während sie so sprach, öffnete der Himmel seine Tore. Zwei Engel stiegen hinunter und trugen die Seele der alten Dame hinauf, in das ewige Leben.

Den leblosen Körper der alten Dame fanden Spaziergänger am frühen Morgen. Sie lag auf dem Grab ihres Mannes. Ihr Gesicht trug den Ausdruck tiefer Zufriedenheit und es schien, als ob sie lächle.

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