Birgit Leschanovsky

Ich hab den gelben Daumen

Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die lassen sich nicht wirklich erklären.

Wie zum Beispiel mein Unvermögen, Topfpflanzen am Leben zu erhalten.

 

Eine Wohnung ohne Grünpflanzen in verschiedenen Größen und Arten kann ich mir nicht vorstellen. Sie setzen Akzente, Farbtupfer, bringen Leben in die Räume. Also kaufe ich mir (nicht nur) eine prächtige Grünpflanze, satt im Grün, reich beblättert, vor Kraft strotzend, eine Zierde ihrer Gattung.

 

Eingedenk meiner unerfreulichen Erfahrungen lese ich sorgfältig die Pflegehinweise auf dem eingesteckten Schildchen: "Heller Standort, Wurzelballen feucht halten" oder "Schattiger Standort, wöchentlich gießen, monatlich düngen" und - ich halte mich auch daran. Meistens zumindest.

 

Das geht dann ein paar Wochen, manchmal sogar ein paar Monate gut. Schon macht sich in mir die Hoffnung breit, der Knoten sei endlich geplatzt, da lässt das plötzlich einsetzende Siechtum der Pflanze eben diese Hoffnung platzen! Der Zimmergenosse verfällt zusehends in einen bedauernswerten Zustand: die Blätter werden gelb oder braun, vertrocknen, fallen in bester Herbstmanier, obwohl doch Frühling ist. Meine Erste-Hilfe-Versuche in Form außerplanmäßiger Wässerung und Düngung scheitern kläglich, der Zeitpunkt des endgültigen Ablebens meines einst fülligen grünen Freundes rückt in greifbare Nähe - und schließlich haucht er sein viel zu kurzes Leben in der Biotonne aus.

 

Mittlerweile bin ich dazu übergegangen, mich beim Erwerb eines frischen Opfers als Pflanzenmörder zu outen und der dennoch geneigten Verkäuferin ans Herz zu legen, mir nur ausgesprochen robuste und widerstandsfähige Pflanzen anzuvertrauen. Allerdings schränkt das die Auswahl doch extrem ein, so dass sich die Artenvielfalt in meinen Räumen inzwischen in engen Grenzen hält.

 

Und dieser unbefriedigende Zustand bewegt mich zu der Frage, ob es in den heutigen Zeiten, in denen kein Phänomen unerforscht bleibt, zu diesem Thema nicht auch wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse gibt, deren Auswertung und Anwendung es mir ermöglicht, aus meinem unglücklich gelben, endlich einen erfrischend grünen Daumen werden zu lassen.

 

Man stelle sich nur einmal vor, jemand käme auf die - natürlich völlig abwegige - Idee, von meinem pflanzenpflegerischen Unvermögen auf andere pflegerische Fähigkeiten zu schließen.

 

Nicht auszudenken! 

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