Regina Sedelke

Die guten Menschen

 

 

 

Ich ging durch dicht bevölkerte Strassen, voll von hübschen Leuten, jung und erfolgreich.

Ich bin verloren unter ihnen. Alle scheinen gute Freunde zu sein. Alle? Außer die, die man nicht sehen kann. Sie sind hier, aber man sieht sie nicht. Während ich weitergehe höre ich die Freunde, die Unbekannten reden. Sie nehmen nicht einmal Kenntnis von meiner Gegenwart. Sie unterhalten sich sehr lebhaft, bilden eine Mauer. Es sind Themen für Eingeweihte. Es sind Angelegenheiten der guten Leute. Ich kann sie reden hören, aber ich verstehe sie nicht.

 

Leeres Lächeln, tote Augen, in Gesichtern wie Marmor. Rosen mit einem Duft und einer Schönheit ohne Gleichen. Die Blütenblätter mit wunderschönen Farbnuancen, die vom Regenbogen selbst abstammen. Kristalle, deren Glanz sich in der Sonne reflektiert. Schmuckstücke von unschätzbarem Wert und Bibliotheken voller gefährlicher Weisheit.

 

Mich zogen die Rosen an. Ich wollte sie berühren. Ich wollte sie riechen. Ich wollte sein wie sie, aber ihre Dornen verletzten mich und ihr Duft betäubte mich, sodass es mir gleichgültig war, dass mein Blut sie ernährte.

 

Mir war kalt in diesen glänzenden Strassen und all diese Weisheit und Perfektion machten mir Angst.

 

Ich lief weg. Manchmal verkleidete ich mich als Rose, manchmal versteckte ich mich einfach. Dann kam ich an eine enge Gasse, mit kleinen, wenig ansehnlichen Häusern.

 

Ich folgte diesem Weg, zweifelte aber, ob es der richtige wäre, aber es gab keine Möglichkeit mehr umzukehren, denn hinter mir waren die Rosen, die mir soviel Angst machten. Ich hielt oft an und fragte mich, wohin dieser Weg führen würde.

 

Als ich plötzlich um eine Ecke bog, lag vor mir eine Wiese, übersät mit kleinen Blumen und Unkraut. Da konnte ich ausruhen. Ich warf mich in die Wiese, ohne mich an irgendwelchen Dornen zu verletzen.

Die Kräuter streichelten mich sanft. Die Sonne spiegelte sich in einem See, aus kristallklarem, kaltem Wasser aus dem ein Regenbogen entsprang, auf dem ich mit dir spazieren gehe.

Wir reden Blödsinn und lachen über unsere Bedeutungslosigkeit.

 

Ich bin jetzt glücklich und ohne Angst, aber es tut mir leid um all die Leute, die sich immer noch in den Straßen verstecken. Ich hoffe, dass auch sie eine Möglichkeit finden zu entfliehen…

 

 

 Gewidmet an alle, die den Glauben an sich verloren haben.

 

 

 

 

 

                                                                     Regina Sedelke

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Regina Sedelke).
Der Beitrag wurde von Regina Sedelke auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.10.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  • Autorensteckbrief
  • regsedhotmail.de (Spam-Schutz - Bitte eMail-Adresse per Hand eintippen!)

  Regina Sedelke als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Wolkenkinder Geschichten von Eleonore Görges



In diesem Buch erfahrt ihr, was zwei Wolkenkinder erleben, wenn sie mit ihren Wolkeneltern um die Welt ziehen. Piet, der Wind, hilft ihnen aus der Patsche, mit Nordlichtern tanzen sie den Feenwichtentanz und die Sterne bauen ihnen am Abend ihr Sternenbettchen. Sie machen Bekanntschaft mit einem Menschenkind, aber auch mit Hoppel, dem Osterhasen und an Weihnachten helfen sie sogar dem Christkind.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Weisheiten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Regina Sedelke

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Ich bemerkte von Regina Sedelke (Trauriges / Verzweiflung)
aus dem „PHYSIKalischen” Handschuhfach geplaudert von Egbert Schmitt (Weisheiten)
Kinder spielen Politik von Norbert Wittke (Leben mit Kindern)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen