Frank Hornburg

Der Übersetzer, Teil 1

Am Strand aalten sich die Badegäste auf ihren Decken und ließen sich von der Sonne braten. Genauso machten es Professor Rock Fielding und seine Verlobte Joyce Cramer. Sie tummelten sich ab und zu im Wasser, indem sie einen aufblasbaren Gummiball hinterher jagten. Während sie mit einigen anderen Badegästen um die Wette schwammen, bemerkten sie nicht, wie sich ein großer Mann an Rocks Tasche zu schaffen machte. Er durchwühlte den Picknickkorb, krempelte diverse Kleidungsstücke um und schüttete Joyces Handtasche aus. Seine Hände kramten in den ausgeschütteten Inhalt. Plötzlich fasste jemand von hinten seine Schulter, so dass er erschrocken herumfuhr. Hinter ihm stand der Bademeister, der ihn streng ansah.

„Darf ich wissen, was Sie dort treiben?“, fragte er im brummigen Ton.

„Was geht Sie das an?“, fragte der unbekannte Dieb und wollte die Hand abschütteln.

„Ich mag hier keine Diebe am Strand.“, sagte der Bademeister kurz.

Als er die Hand des Bademeisters abgeschüttelt hatte, rannte der Dieb schnell weg. Auf einmal ertönte aus dem Wasser Rocks Stimme, der die Szene beobachtet hatte.

„Ich danke Ihnen.“, sagte er, während er ans Ufer schwamm.

„Kannten Sie den Herrn, Mister Fielding?“, fragte der Bademeister neugierig.

„Nein.“, sagte Rock nur. „Ich habe ihn bis heute noch nie gesehen.“.

„Ich glaube nicht, dass er etwas gestohlen hat. Dazu reichte die Zeit nicht.“.

„Vielen Dank Mister Sweeny.“, sagte Rock noch einmal. „Das war großartig.“.

„Nichts zu danken Mister Fielding.“, sagte der Bademeister und ging zu seinem Turm.

Eine Minute später kam auch Joyce aus dem Wasser und wollte wissen, was passiert war. Rock erzählte ihr von seinen Beobachtungen und vom mutigen Eingreifen des Bademeisters. Joyce trocknete sich mit einem Handtuch ab und begann, ihre Handtasche wieder einzuräumen.

„Fehlt irgend etwas Liebling?“, erkundigte sich Rock.

„Nein, ich glaube es ist alles da.“, entgegnete Joyce lächelnd.

Dann legte sie sich auf den Bauch und ließ sich von Rock mit Sonnenmilch einreiben. Die ganze Zeit überlegte Rock, was der Kerl gesucht haben konnte. Ob das mit seiner Arbeit zu tun hatte? Er war nämlich Professor für Sprachwissenschaften und bastelte an ein Gerät, mit dem man sämtliche Sprachen ins Englische übersetzen konnte. Aber im Moment wollte er mit seiner Verlobten das schöne Wetter genießen. Als es dunkel wurde, fuhren die beiden mit ihrem Auto nach Hause und machten sich einen gemütlichen Abend vor dem prasselnden Kamin. Trotz der Hitze, die tagsüber herrschte, waren die Nächte sehr kühl. Joyce saß mit einem Buch im Sessel, während Rock an seinem Schreibtisch an einer Zeichnung arbeitete.  Joyce legte ihr Buch weg, ging zu ihm hinüber und tätschelte ihm liebevoll den Nacken.

„Was machst du eigentlich so Schweres Darling?“, wollte sie wissen.

„Das ist nichts für so hübsche Frauen wie dich.“, sagte er und gab ihr einen Kuss.

„Mir kannst du es doch sagen Liebling.“, flehte sie. „Ich mach mir Sorgen um dich.“.

„Also gut.“, gab Rock nach. „Wenn der Vorfall am Strand mit meinem Übersetzer zu tun hat und der Kerl hat etwas gefunden, wäre es unklug das Gerät so zu lassen, wie es ist.“.

„Das verstehe ich nicht Honey.“, protestierte Joyce. „Was meinst du damit?“.

„Ich perfektioniere ihn, damit er in den Händen von Verbrechern wertlos ist.“, erklärte Rock.

„Aber mach nicht zu lange.“, flüsterte Joyce. „Ich warte auf dich im Bett oben.“.

„Ich werde mich beeilen.“, schmunzelte Rock und sah ihr verträumt nach.

In seinen Kopf arbeitete es ununterbrochen und die Stifte zeichneten eilig Linien auf das Blatt Papier. In seiner Geschäftigkeit bemerkte Rock den Schatten nicht, der auf dem Balkon entlang schlich. Und er hörte auch nicht, wie sich die Balkontür langsam öffnete und ein Mann in das dunkle Zimmer trat, das nur von der Schreibtischlampe erleuchtet wurde. Der Einbrecher griff Rock an die Schultern und wirbelte ihn herum. Als sie Angesicht zu Angesicht waren, hielt der Einbrecher einen Revolver unter Rocks Nase.

„Könnten Sie bitte das Licht einschalten, das ich Sie sehen kann?“, bat Rock.

Der Einbrecher tastete im Dunkeln nach dem  Schalter und knipste das Licht an. Es war der Mann, der am Nachmittag Rocks Habseligkeiten am Strand durchwühlt hatte.

„Wollen Sie Ihren Missglückten Diebstahl wiederholen?“, fragte Rock lachend.

„Ich würde nicht solche Scherze machen Professor Fielding!“, warnte der Eindringling.

„Also was wollen Sie von mir?“, fragte Rock und hob die Hände.

„Mein Auftraggeber wünscht von Ihnen einen Apparat, den Sie erfunden haben.“, erzählte der Eindringling. „Es handelt sich dabei um einen Übersetzer sämtlicher Sprachen.“.

Rock glaubte, er habe nicht recht verstanden. Dann hatte er also die ganze Zeit mit seinem Verdacht richtig gelegen. Es ging tatsächlich um seine Erfindung. Aber es war ihm schleierhaft, wie irgendjemand etwas davon erfahren konnte.

„Ich habe das Gerät nicht im Haus.“, sagte er. „Es ist im Labor drüben.“.

„Dann fahren wir jetzt beide dorthin und holen den Kasten.“, sagte der unbekannte Mann.

„Das geht nicht.“, entgegnete Rock. „Dort ist jetzt niemand und ich habe keinen Schlüssel.“.

Man sah, dass der Einbrecher sichtlich nervös wurde, denn er drückte Rock seine Pistole an die Schläfen. Widerwillig stand Rock auf und nahm seinen Mantel von der Garderobe. Als der Einbrecher nicht aufpasste, warf Rock ihn dem Mantel über den Kopf. Die beiden kämpften miteinander, bis Joyce vom Lärm geweckt in der Tür stand. Als sie die Männer kämpfen sah, stieß sie einen kleinen Schrei aus. Schließlich gelang es Rock seinen Angreifer matt zu setzen. Gefesselt saß dieser auf einen Stuhl und musste in die helle Schreibtischlampe starren, während Rock ihm diverse Fragen stellte:

„Wer sind Sie, wer hat sie geschickt und was suchen Sie hier überhaupt?“.

Der Mann schwieg beharrlich und kaute an seiner Unterlippe. Rock wiederholte seine Fragen, aber wieder sagte sein Gegenüber nichts. Auf einmal öffnete er seinen Mund, um zu sprechen. Aber seine Worte wurden von einer Revolverkugel gestoppt, die ihn sofort tötete. Rock rannte auf den Balkon und sah gerade noch, wie einer Gestalt zwischen den Bäumen verschwand. Als er wieder ins Zimmer kam, kniete Joyce über der Leiche.

„Woher kam der Schuss Rock?“, fragte sie verwirrt.

„Von draußen.“, sagte er nur. „Ich ahnte schon, dass die Wohnung beobachtet wird.“.

„Und woher wusstest du das?“.

„Aus irgendeinen Grund wussten die über meine Erfindung bescheid.“, sagte Rock.

Die restliche Nacht verlief friedlich und das Pärchen hatte einen erholsamen Schlaf. Jedoch gab es am nächsten Morgen die nächste Schwierigkeit: Ein Inspektor Banes klingelte die beiden aus dem Bett. In der Diele wurde er von Rock gefragt, ob er wegen des Einbrechers gekommen sei.

„Welcher Einbrecher?“, fragte Inspektor Banes interessiert.

Rock erzählte ihm von den Kerl, der am Strand seine Sachen durchwühlt hatte und das derselbe Mann bei ihm eingebrochen war. Plötzlich fiel Inspektor Banes Blick auf einen Fuß, der hinter der Wohnzimmertür hervor lugte. Neugierig ging er zu dem Fuß und sah den toten Einbrecher am Boden liegen.

„War es dieser Einbrecher Mister Fielding?“, fragte er misstrauisch.

Rock nickte stumm, während er einen selbstsicheren Blick auf Joyce warf.

„Nein ich kam wegen keines Einbruches.“, fuhr Inspektor Banes fort.

„Und weshalb sind Sie hier?“, wollte Rock verblüfft wissen.

„Ich komme, um sie zu verhaften.“, platzte Inspektor Banes heraus.

Rock musste lachen und fragte, was man ihm vorwerfe. Immerhin wurde er überfallen.

„Sie werden des Mordes an Arthur Bremsby verdächtigt.“, erklärte Banes sachlich.

Auf Rocks Frage hin, wer Arthur Bremsby wäre, zeigte Banes mit dem Finger auf die Leiche am Boden. Eine Frau hätte bei der Polizei angerufen und meldete ihren Mann Arthur als vermisst. Sie sagte den Namen Rock Fielding, den Mister Bremsby öfters besucht hätte. Deswegen ist Banes sofort zu Rock gekommen. Trotzdem Rock schwor, er hätte den Mann am Boden noch nie gesehen, wurde er mit zum Revier genommen.

 

Fortsetzung folgt …

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.11.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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