ICH BIN GESTERN MIT MEINEN BEIDEN SÖHNEN UNTERWEGS GEWESEN.
EIGENTLICH WOLLTEN WIR JA ZUSAMMEN IN DEN NAHELIEGENDEN PARK UND
ZUSAMMEN FUßBALL SPIELEN. ABER IRGENDWIE GING MEINEN JUNGS DANN DOCH
DIE LUST VERLOREN. ALSO GINGEN WIR ZUSAMMEN IN DEN MUSIKMERKUR – SIE
WISSEN SCHON, DIESES GROßE KAUFHAUS FÜR MUSIK.
BRAVER PAPA, DER ICH
BIN, TUMMELTE ICH MICH BEI DEUTSCHEM SCHLAGER UND VOLKSMUSIK. OLIVER –
DAS IST DER ÄLTERE – KAM SCHON NACH WENIGEN MINUTEN MIT EINER
SILBERSCHEIBE AN. „ICH MÖCHTE DIE HIER HABEN,“ FORDERTE ER KATEGORISCH.
„KENNE
ICH NICHT, LAß MAL HÖREN,“ ANTWORTETE ICH. UND ER LIEß MICH HÖREN.
„WUMM WUMM WUMM“ KAM ES SCHNELL UND RHYTHMISCH AUS DEN KOPFHÖRERN. „WAS
IST DAS DENN,“ VERLANGTE ICH ZU WISSEN. „TECHNO,“ BEKAM ICH LAPIDAR ZU
HÖREN. „UND WAS BITTE IST TECHNO?“ – „TECHNO, AUCH ELEKTROSCHROTT
GENANNT, IST EINE KONVENTIONELLE METHODE DER `MUSIKŽ-ERZEUGUNG AUS DEN
80ER JAHREN DES VORIGEN JAHRHUNDERTS. TECHNO WURDE IN DER DDR WÄHREND
DES KALTEN KRIEGES ZUR STÖRUNG DES WESTLICHEN FUNKVERKEHRS ENTWICKELT.
ALLERDINGS IST TECHNO EINE MUSIK, DIE ZU 99 % MIT EINEM TOASTER
NACHGEAMT WERDEN KANN, WAS DAZU FÜHRT, DAß DIE MEISTEN RAVER DROGEN
BRAUCHEN, UM DIESE EINSEITIGKEIT ZU ÜBERSTEHEN. ES KOMMT NICHT SELTEN
VOR, DAß SICH EIN RAVER AUS EINEM HOCHHAUS STÜRZT, DAHER AUCH DER NAME
(RAVEN, ENG. FÜR RABE).
HEUTE WIRD TECHNOLÄRM GERNE ZUR
PROFESSIONELLEN RUHESTÖRUNG, MEIST ZWISCHEN 2 UND 5 UHR MORGENS, IN
LEERSTEHENDEN BERLINER PLATTENBAUTEN, SOGENANNTEN SZENE-CLUBS,
EINGESETZT. ERKENNUNGSZEICHEN EINES SOG. TECHNOCLUBS SIND DAS
KONTINUIERLICHE ABSPIELEN DES IMMER GLEICHEN MUSIKSTÜCKS, MIT ZWISCHEN
122 UND 1000 ELEKTROSCHOCKS PRO MINUTE, ÜBERHÖHTEM KONSUM KLEINER
PILLEN MIT „E“-S ODER SMILIES DRAUF UND AUF ROTIERENDEN SCHALLPLATTEN
OBEN DRAUF MITFAHRENDEN BIERDOSEN.
TECHNIKIJ SROTZDRWOJIE
(TECHNISCHER SCHROTT) WURDE IN DER UDSSR NACH SCHLECHT KOPIERTEN PLÄNEN
AUS DEN USA ENTWICKELT UND ZUM BAU VON STÖRSENDERN VERWERTET. AUCH IN
DER DEUTSCHEN SPRACHE WIRD DAS WORD TECHNO IN VERSCHIEDENEN AUSDRÜCKEN
VERWENDET. „ICH HÖRE TECHNO“ = „ICH HASSE HIPHOP / ICH NEHME ECSTASY“,
„ICH BIN TECHNO“ = „ICH HASSE ERST RECHT HIPHOP / ICH VERKAUFE
ECSTASY“, „ICH BIN HARDSTYLE“ = „ICH HÖTE HIPHOP / ICH PRODUZIERE
ECSTASY“, „ICH BIN GABBER“ = ICH HÖTE HIPHOP ERST RECHT / ICH ERNÄHRE
MICH AUSSCHLIEßLICH VON ECSTASY“ UND „ICH NEHME KEINE DROGEN“ = „ICH
LÜGE“. DIE TECHNO – HÖRER: MEISTENS GUT GELAUNT UND WEIß GEKLEIDET
SPAZIEREN SIE VON CLUB ZU CLUB UND DRÖHNEN SICH VOLL. ABER IMMER
FREUNDLICH, NIE SCHLÄGEREIEN UND IMMER AM GRINSEN. DIE ZELT-INDUSTRIE
MACHT JÄHRLICH EINEN UMSATZ VON 850.000 EURO BEIM UMNÄHEN VON ZELTEN IN
RAVERHOSEN,“ ERZÄHLT OLIVER UMFANGREICHER, ALS ICH ES WISSEN WOLLTE.
„WOHER WEIßT DU DAS ALELS?“ – „STEHT ALLES IN STUPIDEDIA.“ – „STUPI –
WAS?“ – „ACH PAPA. DAS IST EIN WÖRTERBUCH IM INTERNET.“ – „ACH SO.
KÖNNEN WIR AUCH ZU HAUSE TECHNOEN?“ – „ABER KLAR,“ BEHAUPTET MEIN SOHN
UND BRINGT AUCH GLEICH EIN BEISPIEL IM INTERNET: “MITTELS DEFEKTER
HOCHSPANNUNGSTRANSFORMATOREN RUSSISCHER BAUART WERDEN HOCHFREQUENTE
ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN ERZEUGT UND DIREKT IN EINE
VERSTÄRKERANLAGE EINGESPEIST. BEGLEITEND HERZU KANN AUF LEERE
BLECHBEHÄLTER ODER KATZEN GESCHLAGEN WERDEN, UM EINEN RHYTHMUS ZU
IMITIEREN. MAN NEHME AUTOMATISCHE WAFFEN UND SCHIEßE EINFACH IN DIE
LUFT. DAS NIMMT MAN AUF. WÄHREND MAN DANN NACHLÄDT, KANN EIN ZWEITER
IRGENDWAS UNVERSTÄNDLICHES ENTWEDER GANZ HOCH ODER GANZ TIEF REDEN.
DANN GEHT`S WEITER. DAS ERGIBT DANN AUCH EIN TECHNO - `LIEDŽ. MIT DER
ZEIT WIRD MAN DANN GANZ BELIEBT UND BEKOMMT ANGEBOTE VON DISKOTHEKEN,
WO MAN DANN NUR NOCH SEIN LIED ABSPIELEN MUß UND SO TUN MUß, ALS WÄRE
MAN DER BESTE DJ. NICHT VERBESSEN: MAN BRAUCHT AUCH EINEN
KÜNSTLERNAMEN.“
JETZT WISSEN SIE AUCH, WARUM OLIVER UND ICH DEN
GANZEN TAG TISCHTENNIS SPIELEN. UNSER JÜNGSTER NIMMT DIE
SCHLAGGERÄUSCHE AUF. ZUSAMMEN MIT GÄNSEGESCHNATTER WERDEN SIE DANN
HINTERGRUNDGERÄUSCHE FÜR UNSER HAUS-TECHNO SEIN. UNSER SPAZIERGANG HAT
SICH ALSO GELOHNT.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.11.2008.
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Dem Leben entgegen
von Monika Wilhelm
Zwei sensible Frauen, die sensible Gedichte schreiben. Beide schürfen tief. Da bleibt nichts an der Oberfläche. Beide schöpfen aus ihrem emotionalen Reichtum und ihrem souveränen Umgang mit Sprache. Dabei entfalten sie eine immer wieder überraschende Bandbreite: Manches spiegelt die Ästhetik traditioneller formaler Regeln, manches erscheint fast pointilistisch und lässt viel Raum für die eigenen Gedanken und Empfindungen des Lesers. Ein ausgefeiltes Sonett findet sich neben hingetupften sprachlichen Steinchen, die, wenn sie erst in Bewegung geraten, eine ganze Lawine von Assoziationen und Gefühlen auslösen könenn. Bildschön die Kettengedichte nach japanischem Vorbild! Wer hier zunächst über Begriffe wie Oberstollen und Unterstollen stolpert, der hat anhand dieser feinsinnigen Texte mit einem Mal die Chance, eine Tür zu öffnen und - vielleicht auch mit Hilfe von Google oder Wikipedia - die filigrane Welt der Tankas und Rengas zu entdecken. Dass Stefanie Junker und Monika Wilhelm sich auch in Bildern ausdrücken können, erschließt an vielen Stellen eine zusätzliche Dimension [...]
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