Sandra Kalusok

Die verpasste zweite Chance

Ich sitze zu Hause auf dem Sofa. Die Zeitung in meiner Hand lese ich nicht wirklich. Nein, ich weiß nicht einmal worum es in dem Artikel geht, den ich aufgeschlagen habe. Ständig spähe ich zum Tisch. Alles ist perfekt. Der Tisch ist gedeckt und auch in der Küche ist alles vorbereitet. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, das du in 20 min kommst. Endlich! So lange hab ich dich nicht mehr gesehen. Seit der Trennung vor 3 Wochen.

Es war alles so verdreht. So unwirklich. Mit dieser Frau. Ich hatte nichts gemerkt. Gewundert hatte ich mich schon, dass du nicht mehr so viel Zeit für mich hattest, aber wer denkt auch schon sofort an Betrug? Dieses Wort geht mir so schwer über die Lippen. Am Anfang konnte ich es nicht glauben. Du... mich betrogen? Das konnte nicht war sein. Du liebtest mich doch. Oder?

Erneut schau ich auf die Uhr. Noch 15 min.

Alles spielt sich genau so wieder vor meinen Augen ab, wie damals. Als du dich selbst verraten hast. In der Nähe war Rummel.. Wir wollten zusammen hingehen. Ich saß auf dem Sofa, genau wie jetzt und hatte darauf gewartet, dass du mich abholst. Um 15 Uhr wolltest du kommen. 5 Minuten vorher klingelte das Handy. "Ich kann nicht! Es ist was dazwischen gekommen. Ruf doch Anja an. Ihr wolltet doch sowieso mal wieder einen Fernsehabend machen." Ich habe Anja angerufen. Sie kam auch vorbei, doch wir wollten kein Fernsehen, wir hatten uns für den Rummel entschieden.

Die Küchenuhr klingelt mich aus meinen Gedanken. Der Nachtisch ist fertig. Ich gehe in die Küche und stelle fest, das es nur noch 5 min dauert bis ich dich wiedersehe. Ich freue mich darauf, dein Gesicht zu sehen. Ein nettes, liebes Gesicht, nicht das, dass mich auf dem Rummel überrascht hat.

Mir stockte fast der Atem, als du mir plötzlich mit ihr gegenüber standest. Deinen Arm um sie gelegt. Grade noch hattet ihr gelacht, doch bei meinem Anblick war dir das Lachen vergangen. Sekunden lang hatten wir uns angeschwiegen. Bis ich die Tränen nicht mehr zurück halten konnte. Heulen und schluchzend war ich weggelaufen. Nach Hause. Ich wollte nur noch auf mein Sofa. Auf das Sofa auf dem ich auch jetzt wieder sitze.

Langsam werde ich nervös. Du bist zu spät. 10 min schon. Das ist nicht deine Art. Du kommst nie zu spät. Du sagst zwar oft kurz vorher ab, aber du kommst nie zu spät. Was ist da los?

Anja war mir nicht nach gelaufen. Sie war bei dir geblieben. Hatte dir die Meinung gesagt und dir sogar eine geschwalbt. Sie war total aufgebracht und hat auch dein Weib ziemlich angemacht. Ich danke ihr dafür. Wie so oft hat sie das ausgesprochen was ich denke. Sie hatte schon immer was gegen dich. Schon bevor wir zusammen kamen hatte sie versucht mir davon abzuraten. Hätte ich auf sie hören sollen?
Auch vor den heutigen Treffen hatte sie mich gewarnt. Sie hat gesagt ich soll dir keine zweite Chance geben. Du würdest mich wieder enttäuschen. Doch ich bin der Ansicht du hast dich geändert. Du weißt wie sehr du mich verletzt hast und es tut dir leid.

19 Uhr. Langsam decke ich den Tisch wieder ab und räume die Küche auf. Tränen fallen auf das noch saubere Geschirr. 2 Stunden habe ich gewartet. Du hast mich wieder allein gelassen und eins habe ich mir geschworen: Eine dritte Chance bekommst du nicht.


Ende

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