Der Bahnhof war dreckig und leer. Ich saß im Wartehäusschen und wartete darauf, dass Sandra endlich ankommt.
Ich hole sie immer vom Bahnhof ab wenn sie von der Uni kommt. Damit sie nicht alleine laufen muss.
Sandra sagte mir, dass sie mit in der Bahn um 13 Uhr kommt. Es war bereits viertel nach als ich eine SMS bekam.
„Hey du, Ich durfte schon früher gehen und bin schon daheim. Wo bist du?"
Sauer und enttäuscht machte ich mich alleine auf den Weg nach Hause, ohne zu antworten.
Sandra und ich kannten uns eigentlich erst seit ein paar Monaten, jedoch kam es uns immer so vor als wenn wir uns ein Leben lang kannten.
Sie war um einiges älter als ich, was uns jedoch nichts ausmachte. Ich verstand sie und sie verstand mich.
Noch nie kannte ich vorher jemanden, dem ich so vertraut habe wie ihr.
Zuhause angekommen traf ich auf Sandra. Jedoch nicht alleine. Bianca war bei ihr.
Bianca war Sandra's beste Freundin, schon bevor ich sie kennen gelernt hatte.
Sandra hat in letzter Zeit oft schlecht über sie geredet, weil sie sich nur noch bei Sandra meldete wenn sie Probleme hatte.
Ich war immer davon überzeugt, dass sie Sandra nur als Seelenklempner benutzt.
„Hey ihr beiden." Sprach ich sie mit einem aufgesetzten Lächeln an um zu verbergen, dass ich enttäuscht bin.
„Hey, Wo warst du? Du hast nicht auf meine SMS geantwortet." Antwortete Sandra mit dem Lächeln, welches mein Herz immer erwärmte wenn ich es sah.
„Ach.. Ich war nur spatzieren.. Tut mir Leid, mein Akku ist Leer." Ich schaute auf den Boden. Ich hasste es zu Lügen. Aber ich wollte nicht, dass sie sich schuldig fühlte weil sie mich da hat sitzen lassen.
„Naja ihr beiden, ich werd dann mal rein gehen. Ein wenig frisch hier und ich muss noch ein wenig sauber machen." Fuhr ich fort ohne eine Antwort abzuwarten. Eigentlich hatte ich mich auf einen Tag mit Sandra gefreut, aber mit Bianca wollte ich nichts zu tun haben. Mir war bewusst, dass Bianca Sandra nur ausnutzte aber ich wusste auch, dass Sandra Bianca mochte. Weshalb ich mir meine Abneigung gegenüber Bianca nie anmerken lies.
„Okay, ich meld mich später bei dir okay?" Antwortete Sandra und lächelte immer noch. Beide drehten sich um und liefen in Richtung Zentrum davon.
Ich blieb noch eine Weile da stehen und schaute den beiden hinterher. Ich hatte nie verstanden warum Sandra bei mir schlecht über Bianca geredet hat und trotzdem normal mir ihr umging.
Wahrscheinlich weil sie der festen Überzeugung war, dass Bianca sie nur so schlecht behandelt weil es ihr zur Zeit selbst nicht so gut geht. Für mich war das nicht verständlich aber ich hielt mich da raus.
Am Abend kam keine SMS von Sandra. Wieder war ich enttäuscht. Ich saß auf meinem Bett und schaute aus dem Fenster. Sternenklarer Himmel.
„Was ist wohl los? Warum meldet sie sich nicht?" Schwirrte mir immer wieder im Kopf herum. Ich nahm mein Handy in die Hand und schrieb eine SMS.
„Hey du, Ist alles okay bei dir? Du wolltest dich doch melden. Mache mir Sorgen." Ich wollte die SMS grade abschicken als ich aus dem Fenster schaute und Sandra sah - Sie wohnte nur eine Tür weiter. Bianca hatte ich erst gar nicht bemerkt, erst als Sandra sie zum Abschied umarmte. Wärend dieser Umarmung bewegte ich mich weg vom Fenster um die SMS zu löschen und ins Bett zu gehen.
„Schade.. Ich mache mir Sorgen und schlussendlich hat sie mich doch nur wieder versetzt." Dachte ich mir im Bett.. „Und dazu dann noch für eine Freundin, die sie eigentlich nur ausnutzt".
Ich hatte so sehr darüber nachgedacht, dass ich gar nicht bemerkte, dass mir ein oder zwei Tränen entweichten.
„Ach mach dich doch nicht verrückt!" Murmelte ich leise zu mir. „Sie sind nunmal Freunde obs dir gefällt oder nicht." Ich versuchte mir selbst einzureden, dass mir das egal war. Was mir aber nicht geling.
Am nächsten Morgen richtete sich mein erster Blick auf mein Handy. Keine SMS. Eigentlich dachte ich mir das schon.
„Warum hast du dir überhaupt die Hoffnung gemacht.." sagte ich mir leise.. „.. War doch klar, dass du wieder einmal nur gut für andere bist, wenn niemand besseres da ist. Wie immer."
Ich setzte mich auf den Boden. Zwischen Bett und Wand. Ich weinte wie ich es schon lange nicht mehr getan hatte. Ich war sauer und zugleich enttäuscht.
Ich hatte mich wohl in den Schlaf geweint. Denn als ich das nächste mal auf die Uhr schaute war es schon 12 Uhr. Zum Glück hatten wir Samstag.
An diesem Tag war Sandra auf dem Geburtstag von Bianca's Verlobtem - Fabian. Ich war mit Hausarbeiten beschäftigt, weshalb der Tag schnell verging.
Ich wollte mich grade auf den Weg ins Bad machen um mich bettfertig zu machen als ich eine SMS von Sandra bekam.
„Hey du, hast du Zeit? Kannst du vielleicht mal rüber kommen?" Ich las mir die SMS 3 mal durch und überlegte echt ob ich sie vielleicht auch mal versetzten sollte.
„Wieso solltest du ihr helfen?" schieß es mir in den Kopf. Meine Gedanken waren für den Bruchteil einer Sekunde so falsch wie noch nie. Eigentlich war ich ein sozalier Mensch. Weshalb ich mich doch entschied rüber zu gehen um zu gucken was los ist.
Ich zog mir also meine Jacke an und ging hinüber. Zum Glück wohnte sie direkt nebenan. Es war nämlich ziemlich kalt.
Ich betrat ihre Wohnung und sie begrüßte mich wortlos mit einer Umarmung. Es roch gut. In der Wohnung roch es immer gut. Schon das erste mal als ich hier drin war hatte ich mich wohl gefühlt.
Sie richtete ihren Arm in Richtung Flur und machte mir damit klar, dass ich ins Wohnzimmer soll. Wir verstanden uns eigentlich auch ohne Worte also war das okay. Aber mir war sofort klar, dass irgend was nicht stimmt.
„Also.. Was ist los?" Fragte ich sie. Sie schaute auf den Boden und ich habe gemerkt, dass sie Tränen unterdrückt.
„Es tut mir Leid." War alles was sie vorerst raus brachte. Ich wartete ein paar Minuten ohne zu antworten ab und sie erzählte mir was passiert war.
„Bianca hat mich die ganze Zeit belogen und ausgenutzt." Sprach sie leise aber dennoch deutlich. "Vorhin.. Vorhin auf dem Geburtstag von Fabian hab ich alles mit bekommen." Wieder folgte eine stille Pause. Ich wollte grade nachfragen als sie fortfuhr.
„Wir saßen alle zusammen im Wohnzimmer und ich hab gesagt, dass ich eben mal auf die Toilette gehe. Auf dem Weg zurück standen Bianca und Fabian in der Küche, sie haben meinen Namen erwähnt, weshalb ich nicht anders konnte als zu lauschen." Sie fing kurz an zu weinen aber raffte sich nach ein paar Sekunden wieder zusammen und erzählte weiter.
„Bianca hat zu Fabian gesagt, dass ich nur ihre Trauzeugin bin, damit ich nicht auf den Gedanken komme, dass sie mich nur ausnutzt. Sie wolle sich nur bei mir ausheulen, es gäbe sonst niemanden der ihr so gute Ratschläge gibt wie ich." Sie fing wieder an zu weinen. Ich verbrachte diese Minuten damit mich zusammenzureissen, damit ich nicht anfing zu Fluchen und zu sagen, dass mir das klar war. Zu dem Zeitpunkt verspürte ich einen tiefen Hass, wie ich es noch nie vorher getan hatte. Sandra atmete kurz tief durch, was mich wieder dazu brachte zuzuhören.
„Ich habe den ganzen Abend so getan als hätte ich das nicht mitbekommen. Erst als wir gehen wollten habe ich Bianca gefragt ob sie kurz mit mir reden könnte. Ich wollte sie nicht vor den anderen bloß stellen. Trotz alle dem." Sie sagte noch irgend etwas. Was ich aber nicht mitbekam weil ich sauer auf mich war und mich in Gedanken ohrfeigte. Wie konnte ich nur auf einen so liebevollen Menschen sauer sein? Selbst nach alle dem konnte sie Bianca nichts schlechtes zufügen. War ich nur eifersüchtig? Ich hörte Sandra nun wieder zu.
„Es tut mir Leid, dass ich dich.." Ich unterbrach Sandra und nahm sie in den Arm. Ich weinte schon wieder. Aber dieses mal nicht aus Wut.
Vorheriger TitelNächster TitelDiese Kurzgeschichte beruht auf wahren Begebenheiten.
Manchmal wurden zwar ein paar Dinge verändert, hinzugefügt oder weg gelassen aber größten Teils stimmt alles.
Ich hoffe sie gefällt euch.Cindy Burger, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.11.2008.
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