Tambaheim war einst eine Stadt Lurrukens. Fern an dessen östlichen Ende
am Meer gelegen galt sie als die südlichste und eigenartigste ihrer
Städte, der Natur und ihrem Glauben noch sehr nah. Als Grenzstadt fern
des Herzens des Reiches war sie ein ruhiger Ort, von dem man außer
seltsamen Naturgeschichten nur wenig hörte. Doch dann kam das Jahr
2000. Überall strömte das Meer ins Landesinnere; zahlreiche Landstriche
und Orte verschwanden in den Fluten. So auch Tambaheim und mit der
Stadt all seine Bewohner.
Über tausend Jahre später segelte ein
Handelsschiff genau an der Stelle vorbei, wo sich Tambaheim nun tief
unter den Fluten befand. Das Schiff kam aus Silour in Silûne und wollte
heim nach Piran in Dhranor. Als es Abend wurde, bekamen viele der
Seemänner frei aufgrund des guten Wetters und weil man gute Geschäfte
gemacht hatte. Letzteres beschloss man ebenso zu feiern und verteilte
reichlich Wein und Schnaps. Der Jüngste an diesem beteiligte, ein
Schiffsjunge, ertrug leider nur zu wenig davon und eilte bald zur
Reling, seinen Mageninhalt entleerend. Sobald er fertig war, hörte er
etwas.
Er blickte in die See herab doch sah dort nichts. Es hörte sich an wie lebendige Rufe.
Er blickte sich auf Deck um, doch sah er wieder nichts. Es klang wie verzweifeltes Rufen.
Er
blickte an der Bordwand entlang, da sah er es: ein Seemuff hatte sich
in den lose herabhängenden Tauen verfangen und quiekte nun
herzerweichend um Hilfe.
Der Junge zögerte nicht lange, eilte in die
Kombüse, ein Messer zu holen und schließlich wieder zurück an die
Reling. Vorsichtig zerschnitt er die Taue und holte das arme Tier an
Bord. In dem Moment riss das letzte Tau, welches nun als einziges das
Beiboot gehalten hatte, welches polternd ins Wasser krachte.
„Wirf mich auch hinein!“ glaubte der Junge zu hören.
Verwundert
blickte er den Seemuff an, der merklich mit der Luft rang. Der Junge
besann sich, dass dieses Tier Wasser bräuchte und warf es schnell doch
gleichsam so vorsichtig es ging zurück in die Fluten. Dort tauchte es
noch einmal kurz auf und sah ihn an.
„Du hast mich gerettet, dafür wirst du belohnt!“ sprach der Seemuff zu dem Jungen und verwandelte sich in einen Menschen.
„Was
hast du getan!“ riss ihn die Stimme des Maats aus seinen Gedanken.
„Lasst das andere Boot herab!“ befahl er und wandte sich drohend an den
Jungen, „dich betrafe ich später!“
Die Männer die noch nüchtern
genug waren versuchten das herabgestürzte Boot zu retten und bemerkten
dabei erst den menschlichen Körper. Sie versuchten ihn aus dem Wasser
zu holen und sahen, dass sie viele Jahre zu spät kamen. Die Leiche war
mit einem Tau an etwas unter Wasser befestigt, weshalb sie nicht davon
getrieben wurde. Als man diesem nachging, fand man eine Kiste auf einer
der Häuserruinen Tambaheims und darinnen viel Gold. Der Junge wurde
nicht bestraft sondern für sein Missgeschick belohnt. Doch alle
wunderten sich, warum die Ruinen viel zu nahe an der Wasseroberfläche
lagen. Dies wurde noch zu vielen Erzählungen in Piran.
ENDE
Kommentar
Diese
Geschichte ist nicht ganz so alt, doch alt genug, dass sich ihr
Ursprung verloren hat. In Dhranor und Silûne erzählt man sie sich aber
gerne in den Hafentavernen und eine zeitlang gab es fieberhafte
Versuche, die Ruinen Tambaheims zu finden, doch niemanden sollte dies
noch einmal gelingen.
Solero y Cyprilla, Toljidarin
Karison, Ojútolnán, 03.09.3994
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andre Schuchardt).
Der Beitrag wurde von Andre Schuchardt auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.11.2008.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
Andre Schuchardt als Lieblingsautor markieren
Tiefe Wasser sterben still...
von Torsten Jäger
Planet Erde - der Blaue Planet. Über 70 % der Oberfläche unserer Welt sind von Wasser bedeckt. Meere, Seen und Flüsse sind Inspiration, Erholungsraum, Schwimm-, Spaßraum und Ruhepol zugleich. Wasserfälle und Regenbögen, Schneekristalle und Geysire betören unser Herz, sind Augenschmaus und bewundernswert, ein Grund zum Staunen ob der Schönheit und Grazilität. Wasser ist Quell jeglichen Lebens - in ihm, von ihm, auf ihm und an ihm leben unzählige Arten. Dieses Buch nimmt Sie mit auf eine Kondensationsreise durch die (Unter-)Wasserwelten rund um den Globus, zu Walen, Korallen, in die Tiefsee, den Golfstrom, die Salaren der Anden ebenso, wie in die afrikanischen Savannen, den Tümpel um die Ecke oder den Rhein. Eine Geschichte die zum Schutz motiviert, informiert, die kreativ und informativ ist. Lyrik, Kurzprosa, Zeichnungen und Fotografien ergänzen diese Reise. Folgen Sie uns ins kühle Nass!
Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!
Vorheriger Titel Nächster Titel
Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:
Diesen Beitrag empfehlen: