Helga Siebecke

Philosophieren über Nichts

 

Kleine Philosophie über Nichts

 

Über das Nichts an sich zu sprechen oder zu schreiben, ist für unzählige Leute reines Lebenselixier. Philosophen, Politiker auch  andere Schwätzer reden zuweilen ununterbrochen über Nichts, sagen nichts und erzeugen natürlich auch nichts damit, allenfalls Verwunderung oder unverständliches, auch missbilligendes Kopfschütteln.  Damit hätte das Nichts schon einen Erfolg errungen, obwohl das rein vom Namen her, eigentlich nicht sein kann.

Ob nun Lebenselixier oder nicht, ich bin auch schon eifrig dabei, darüber ein wenig nachzudenken und zu schwätzen. Ich gebe zu, es bereitet Vergnügen auch wenn es vielleicht tatsächlich nur Geschwätz ist.

Die erste Frage, die ich mir also ein wenig besorgt stelle ist die, ob es überhaupt ein Nichts gibt. Wenn ja, wo ist es? Aber was hätte man davon, wenn man es entdecken würde. Wem nützt es? Und kann es einen Nutzen hervorbringen, wenn es eben Nichts ist?

Oberflächlich und völlig unwissenschaftlich betrachtet, glaubt man nämlich, dass dieses Nichts allgegenwärtig sei. Wo man auch hinblickt, sehen wir Löcher, Zwischenräume, Leere oder vermuten zumindest, dass da Nichts wäre. Der Mensch neigt dazu von sich auszugehen, seine Wahrnehmungen, seinen Geist als Maßstab zu setzen. Mit etwas Selbsterkenntnis kommt man aber rasch darauf, dass dies ein bedauerlicher Irrtum ist. Die Wissenschaft überzeugt mit knallharten Erkenntnissen über den Mikrokosmos, der verborgenen Welt. Der Glaube, die Religionen besorgen hemmungslos den Rest. Es gibt kein Nichts, der Herr ist überall.

 

Das Nichts ist schlicht nur eine Wahrnehmungstäuschung, –Störung oder –Schwäche. Alles, was uns umgibt, ist Etwas oder hat Etwas, was auch immer. Zugegeben, manchmal ist dieses Etwas furchtbar klein oder schier unsichtbar aber doch nur für den, der nicht mit der erforderlichen Beobachtungsgabe oder Weisheit gesegnet ist, aus der vermeintlichen Leere für sich etwas zu entnehmen oder zu erkennen.

Ich komme somit zu dem Schluss, dass es das Nichts im Sinne seiner ureigensten Bedeutung nicht gibt. Obwohl es ein Wort ist, ein Begriff, welcher unbestritten vorhanden ist und wie ich herausfand auch Inhalte hat. Komisch! Normalerweise dürfte es in unserer Sprache ein derartiges Wort nicht geben. Es ist dennoch vorhanden, schon immer.

Was lehrt mich dies? Es gibt Worte und Begriffe, die ihrer Bedeutung nicht gerecht werden, die schon beim Aussprechen eine Lüge sind, dennoch weiß jeder meist, von einigen Ausnahmen abgesehen, was gemeint ist. Man nimmt die Lüge hemmungslos und ganz natürlich an.

 

Sagt zum Beispiel ein Mann zu seiner Frau:

„Es ist Nichts meine Liebe, es ist nicht so wie Du denkst“, dann ist sie leider oft zufrieden. Sie möchte an das Nichts glauben. Doch sie sollte lieber dieses Nichts durchaus ernst nehmen und dem Widerspruch sofort nachgehen, denn wahrscheinlich war da doch etwas. Spricht ein Politiker aber lange und ausführlich über sein nächtelanges Ringen um das Wohl der Bürger und gerechte Gesetze, die ohne Einfluss von Lobbyisten quasi aus dem Nichts im Schweiße ihres Angesichts entstanden sind, dann dürfen wir ganz sicher davon ausgehen, dass da diesbezüglich wirklich Nichts wahr ist, was wir glauben sollten.  Die Bürger wissen es meist und lassen es trotzdem ohne Gegenwehr zu. Halt! Hier scheint mir, dass dieses Nichts seiner Bedeutung annähernd gerecht wird. Es ist Nichts dahinter, zumindest nicht das, was uns weisgemacht wird, alles ist nur Geschwätz. Man geht darüber hinweg. Es ist Nichts, Liebling!

 

Die Sache ist aber tatsächlich gefährlich, wenn man immer davon ausgeht, dass Nichts auch Nichts ist. Ich habe also lernen müssen, dass das Nichts sehr viel Beachtung verdient, zumindest den Versuch einer Hinterfragung und eine kleine philosophische Betrachtung kann absolut auch nicht schaden.

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