Es ist ein verregneter Tag, der Nebel hängt tief. Sie geht festen Schrittes den langen, dunklen Weg entlang. Sie hat ihm Blumen mitgebracht, ob sie ihm wohl gefallen würden??? Sie stellt die Blumen in die Vase und sieht “ihn“ an, diesen großen schwarzen Grabstein, mit der goldenen Inschrift. Der Inschrift die sie schon so oft gelesen hat: “ Wir werden dich nie vergessen“
Nein, sie wird Ewald nie vergessen. Ein Jahr ist es nun schon her, ein Jahr seit er ums Leben gekommen ist. Die Fragen nach dem Warum und Wieso lassen sie heute noch nicht los, doch sie werden seltener.
Wie vermisst sie seine Stimme, seine Nähe und seine Wärme. Er war “nur“ ein guter Freund und doch war er viel mehr. Er war Vater, Mutter, Bruder, Schwester und Freund gleichzeitig. Mit ihm konnte man Pferde stehlen und sein Lachen hat jeden dazu veranlasst mitzulachen.
Was ist nicht alles passiert, seit Ewald nicht mehr da ist. So viele Dinge hätte sie ihm zu erzählen, auch seinen Rat hätte sie in diesem Jahr oft gebrauchen können.
Weihnachten rückt immer näher und mit Weihnachten kommt auch wieder diese unendliche Traurigkeit.
Die Vergangenheit holt sie ein und sie denkt zurück. Haben sie doch an ihrem letzten Weihnachten fast den Baum von Ewalds Eltern in Brand gesteckt. Die Kerzen wurden angezündet und nachdem Ewald sein Geschenk ausgepackt hatte, hatte er sich so gefreut das er sie durch die Luft gewirbelt hat, so daß der Baum gekippt ist und Feuer gefangen hat. Sie haben einen Eimer Wasser über den Baum geleert und danach die dadurch entstandene Pfütze weggewischt.
Sie muß schmunzeln als sie daran denkt, die verdutzten Gesichter der Eltern und Ewalds Lachen. Doch dann holt sie die Gegenwart wieder ein und im gleichen Moment laufen wieder Tränen über ihre Wangen.
Sie spricht noch ein kurzes Gebet, schickt einen Kuss in den Himmel und geht wieder diesen langen, dunklen Weg zurück. Mit einem Gedanken im Kopf:
ICH WERDE DICH NIE VERGESSEN
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.11.2002.
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