Klaus Eylmann

Der seltsame Weihnachtsmann

Klaus Eylmann

Der seltsame Weihnachtsmann

Es war Heiligabend. Dirk stand vor der Tür und trat ungeduldig von einem Bein aufs andere. Er hielt es nicht länger aus und beugte sich zum Schlüsselloch. Der Schlüssel steckte von innen. Nichts konnte er sehen, hörte nur Getuschel und Geflüster.

Als die Mutter endlich rief: “Dirk, du kannst reinkommen,” und er die Tür aufmachte, war es wie jedes Jahr. Der Baum war so schön. Voller Lichter, bunter Kugeln, Kringel und Lametta. Dirks Blick glitt nach unten, wo die Geschenke lagen. Schachteln in Weihnachtspapier, ein Mountain Bike, eine Play Station. Dirks Blick streifte wiederholt die Pakete. Nein, dachte er enttäuscht, sie war nicht dabei. Er hätte sie sofort erkannt.

“Frohe Weihnachten, Dirk!” riefen seine Eltern im Gleichklang, als hätten sie es jahrelang praktiziert. Das stimmte sogar und Dirk überlegte, wie er den fragenden Blicken seiner Mutter und seines Vaters standhalten konnte, ohne sie seine Enttäuschung merken zu lassen, dann rumpelte es im Kamin. Eine schwarze Wolke schoss heraus, und Dirk sah, wie eine Gestalt aus ihr hervor kam. Sie trug eine rote Jacke, eine rote Hose. Auf dem Kopf eine rote Zipfelmütze.

“Wer sind denn Sie?”, hörte er seinen Vater fragen und Dirk drehte sich nach seinen Eltern um. Wie erstarrt blickte seine Mutter auf den rot gekleideten Mann. Der stand vor dem Kamin und sah auf sie. Tat er das? Dirk ging auf den Mann zu. Das Gesicht unter dem weißen Bart. So etwas hatte Dirk noch nie gesehen. Wie ein Fenster sah es aus. Dahinter sah Dirk einen Jungen und ein Mädchen, die auf ein Lebkuchenhaus zugingen. Bevor Dirk sie warnen konnte, waren sie in dem Haus verschwunden. Dann sah er ein Mädchen mit einer roten Kappe, das vor dem bösen Wolf stand und Dirk rief: “Halt an, Rotkäppchen. Das ist nicht deine Großmutter!” Plötzlich erschien hinter dem Fenster ein Mädchen, das in einen Apfel biß, und Dirk ahnte, soeben hatte sich Schneewittchen vergiftet.

“Frohe Weihnachten, Dirk!”, rief der Mann mit dem Fenstergesicht und bückte sich. Erst jetzt sah Dirk den Sack auf dem Boden, aus dem der seltsame Weihnachtsmann eine Strahlenpistole hervorzog und sie Dirk entgegenstreckte.
“Nimm sie dir. Die hattest du dir doch gewünscht.”
War es wirklich eine Pistole? Rötlich glänzte ihr Metall. Dirk drehte sie in seinen Händen. Sie war so leicht. Ähnlich wie die von Captain Kirk, dachte er und richtete sie auf seine Eltern.
“Ist sie auf Stunt?”, fragte er über seine Schulter hinweg.
“Sie tötet nicht.”
Womit spricht der Weihnachtsmann. Er hat doch gar keinen Mund?”, fragte sich Dirk und drückte ab. Seine Eltern verschwanden in einem irisierenden Kokon. Entsetzt sah Dirk, wie der Kokon ständig kleiner wurde, doch dann erloschen die flirrenden Lichter. Er sah seine Mutter und seinen Vater wieder, und er war erleichtert. Sie waren genau so groß wie er.
“Gib mir deine Hand.” Der Weihnachtsmann ergriff sie und ging mit ihm zu seinen Eltern. Sie nahmen die Mutter und den Vater an die andere Hand und gingen zum Kamin. Der Weihnachtsmann verschwand zuerst und zog Dirk und seine Eltern hinter sich her.

Eine lange, menschliche Kette schoss durch die Luft, auf ein Gefährt zu, das über ihnen schwebte und sie aufnahm. Es ging alles so schnell. Dirk schien, es sähe wie ein Schlitten aus, oder war es nicht doch etwas runder, so wie eine Scheibe? Er dachte noch, bevor er einschlief: Mann, ein Weihnachten, wie ich es noch nie erlebt habe.

In der Geschichte ist ein Fehler.

Es muss heissen: ‘Ist sie auf Stun’ und nicht ‘Stunt’.

‘Stungun’, siehe Betäubungsgewehr. ‘Stunt’ gibt es zwar auch, siehe Stuntman, ist hier aber fehl am Platze.

Ich hatte da wohl einen Senior-Moment *g*

Klaus

Klaus Eylmann, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.11.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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