Amelie Sardisong

Ein Neuanfang?

 

 

„Heute ist mein Sohn bei seinem Vater, sonst wäre ich nicht hier!“ Judy saß an einem ruhigen Tisch in ihrer Lieblingsbar und unterhielt sich mit Nick, dem neuen Barkeeper. Ihre Freundin Sam war mit ihrem Mann schon vor geraumer Zeit auf der Tanzfläche verschwunden und Judy begann sich mehr und mehr zu langweilen. Als dann auch noch Nick wieder hinter dem Tresen verschwand, begann sie auf ihrem Barhocker hin und her zu rutschen. „Warum tanzt du nicht?“ Judy verdrehte die Augen… doch nicht auf die Tour. Sie drehte sich rum um dem ungebetenen Störer den passenden Spruch mit auf den Rückweg zu geben, aber er hielt so verführerisch bunte Cocktails in der Hand, dass sie sich verlegen räusperte und ihn bat, sich zu ihr zu setzen. „Ich tanze einfach nicht gerne… oder sagen wir es so: ich tanze nicht gerne ohne Partner.“ „Achso.“ Er schob ihr einen Drink zu und sah sie an, was Judy verunsicherte. „Danke.“ Pause. Judy fühlte sich angenehm wohl in seiner Gegenwart, aber das Schweigen machte sie wahnsinnig. Da sie nun mal nicht die Redegewandteste war, stand sie zielstrebig auf. „Okay, wie wäre es, wenn wir beide ein kleines Tänzchen versuchen würden?“ Ein strahlendes Lächeln umspielte seinen Mund, was sie endgültig entwaffnete. Jegliche Kratzbürstigkeit fiel ab von ihr und als sie ihm so nah gegenüber auf der Tanzfläche stand fühlte sich wie süße sechzehn. So etwas wie heute abend war in all den vergangenen Monaten noch nie passiert. Sie hatte hier und dort einmal getanzt, aber nicht so wie an diesem Abend. Die Musik, die Stimmung, der Mann, das alles passte, sie fühlte sich einfach gut und so ließ sie sich zu mittlerweile langsamerer Musik in seine Arme ziehen und genoss den Tanz. Auch als er ihre Hand festhielt, als sie zum Tisch zurückgingen, wehrte sie sich nicht.

 

Auch Sam und Marco kamen zurück an den Tisch. „Hey Judy, willst Du uns nicht bekannt machen?“ Sam wurde verlegen, kannte sie schließlich nicht einmal seinen Namen. Aber das erledigte er souverän. Er schüttelte beiden die Hände. „Hey, ich bin Ben!“ Marco verwickelte Ben gleich in ein Gespräch und Sam beschlagnahmte Judy. „Sag mal, woher kennst du ihn?“ „Um ehrlich zu sein kenne ich ihn leider noch gar nicht. Er hat sich vorhin einfach hergesetzt und dann haben wir getanzt. Ich weiß nichts von ihm, außer dass er Ben heißt.“ Sam grinste über das ganze Gesicht. „Du bist süß Judy! Ehrlich!“ Ben lächelte Judy zu und flüsterte: „Was hältst Du von einem kleinen Spaziergang?“ Und so folgte Judy ihm wenige Minuten später zum Ausgang. Sie spazierten durch die leere, erleuchtete Fußgängerzone. Sie unterhielten sich über die verschiedensten Dinge und bemerkten viele Gemeinsamkeiten. Sie lachten miteinander und Judy fühlte sich ihm so nah, er schien ihr so vertraut, das verunsicherte sie. Sie fröstelte. „Soll ich dich nach Hause bringen?“ „Nein danke, ich werde mit Marco und Sam fahren…“ Er legte seine Jacke um ihre Schultern. „Was bringt dich so aus dem Konzept?“ „Du!“ „Ich? Warum?“ „Kann ich dir nicht sagen, ich weiß es nicht!!!“ Ben lächelte sie an und zog sie an sich. „Ich würde dich gerne wieder sehen!“ „Ich glaube, ich dich auch!“ „Du glaubst?“ Sie lächelte ihn an, blieb ihm eine Antwort aber schuldig. Als Ben sie bei Sam und Marco abgeliefert hatte, machte er selbst sich auf den Weg nach Hause. „Ben!“ Judy lief ihm nach und umarmte ihn kurz. „Es war ein sehr schöner Abend!“ „Fand ich auch! Ich rufe Dich an, ja?“ Das `hoffentlich` dachte Judy nur und war wie vom Blitz getroffen, als sie plötzlich seine weichen warmen Lippen auf den ihren spürte. Die Welt schien einen Augenblick still zu stehen. „Versprochen!“ flüsterte er und verschwand. Judy sah ihm nach und war einfach nur sehr glücklich.

 

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