Eva-Maria Herrmann

Mütter, Schwiegermütter, Großmütter

In den meisten Fällen lernen sich irgendwann Mann und Frau kennen. Sie verlieben sich und manchmal heiraten sie dann. Dass ist der Zeitpunkt, an dem die Schwiegermutter geboren wird. Bis dahin eine höfliche, freundliche, vielleicht etwas zurückhaltende Frau , passiert es in vielen Fällen, dass diese zum Albtraum mutiert.

Es ist eigentlich nicht zu verstehen, weshalb in den meisten Cartoons und Witzen der arme Mann das Opfer der bösen Schwiegermutter ist.
Wahrscheinlich, weil uns Frauen bei dem Thema nicht zum witzeln ist. Denn hat man eines dieser Prachtexemplare erwischt, wird das Leben zum Überlebenskampf.

Jetzt hat man nicht nur seine eigene Mutter, die einem ständig sagt, wie man seinen Haushalt zu führen hat, wie man sich anständig kleidet oder wie man seine Kinder erziehen sollte, sondern man hat auch noch eine Schwiegermutter, die das alles mit Argusaugen überwacht.
Lädt man sie zum Essen ein, verlangt sie danach Zettel und Stift, um einem ihr eigenes Rezept für das vorgesetzte Mahl aufzuschreiben.
“Probier’s dochmal, du wirst sehen, es schmeckt hervorragend!“
An Weihnachten kreuzt sie mit einem Teller ihrer Plätzchen auf und zum Sonntagskaffee mit einem Kuchen.
„Ich dachte mir, du hast vielleicht nicht genug für alle.“
Sie gibt einem Tipps wie der Boden besser glänzt, die Wäsche weißer wird, die Soße dunkler, der Braten saftiger und sie bemerkt, dass ihr Sohn dünn geworden ist und seine Hemdsärmel Falten haben.

Nun, solange man zu zweit alleine ist, kann man beiden Müttern meist noch ganz gut aus dem Weg gehen. Aber irgendwann kommt die Zeit, in der sich der erste Sprössling anmeldet und somit werden die Großmütter geboren.
Denkt man an Großmütter, hat man das Bild einer grauhaarigen, sanftmütigen, alten Frau vor sich, die im Schaukelstuhl sitzend Geschichten erzählt. Das sind aber nur Kindheitserinnerungen. Für Töchter und Schwiegertöchter sind gerade geborene Großmütter eine nervige Angelegenheit.

Da ist man nun selbst Mutter, möchte alles richtig machen für sein Kind, hat stapelweise Bücher gelesen, Seminare besucht und Kinderärzte befragt. Man ist also bestens vorbereitet auf die Pflege des neuen Erdenbürgers - jedoch nicht auf die frischgebackenen Großmütter.

Legt man das Kind auf die Seite, auf Anraten des Kinderarztes übrigens, dann kommt die Mama und erzählt einem so nebenbei, dass man Babys auf den Bauch legen soll, wegen der Erstickungsgefahr beim Spucken und im nächsten Augenblick „Schwupps“ liegt das Kind dann schon in entsprechender Position. Fünf Minuten später kommt die Schwiegermama vorbei, ganz entsetzt, wie man das Kind nur auf den Bauch legen kann, wo doch jeder weiß, dass es in dem Kissen ersticken könnte und „Schwupps“ wird das Kleine neu gelagert.
Deckt die eine es auf, weil es viel zu warm im Zimmer ist, deckt die andere es zu, weil Babys warm gehalten werden müssen. Schreit das Kind und man nimmt es sofort hoch, wird es verhätschelt, greift man nicht sofort zu, ist man eine Rabenmutter. Die Milch ist zu warm oder zu kalt, außerdem wäre es mit 6 Wochen schon lange Zeit für feste Nahrung und der Schnuller schmeckt mit Honig doch am besten.

Nun kann man seiner eigenen Mutter ja in diesen Fällen noch sagen, dass man es doch lieber so machen möchte wie man es selbst für richtig hält, da man weiß, dass Sie einen trotzdem liebt. Doch bei Schwiegermüttern, da kann ein falsches Wort in einer riesigen Katastrophe enden, denn sie muss einen nicht lieb haben!

Die Stufe der Mutter habe ich bereits erklommen, mal sehen welche ich als nächste besteigen werde, die der Schwieger- oder der Großmutter? In jedem Fall werde ich mir diese Geschichte dann ans schwarze Brett pinnen, um immer vor Augen zu haben, wie ich mich als Schwiegertochter und frischgebackene Mutter gefühlt habe. Vielleicht hilft mir das dabei, es besser zu machen. Hoffentlich!Eva-Maria Herrmann, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.11.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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