Warum haben wir Menschen Angst in die Gesichter Anderer zu schauen? Und warum überkommt uns jedes Mal eine große Furcht wenn die Augen eines Anderen die unseren streifen?
Neulich saß ich in der U-Bahn. Draußen war es kalt. Ich versteckte meine eisigen Hände in den Manteltaschen und setzte mich auf die lange Bank. Die U-Bahn fuhr los. Ich schaute nach vorne. Eine Frau blickte grimmig zurück. Ich schaute nach rechts. Blitzschnell versteckte der ältere Herr neben mir seinen Kopf hinter der Zeitung. Auf der anderen Seite ein junger Typ. Um die sechzehn. Die Augen geschlossen, Kopfhörer in den Ohren. Bloß nichts sehen.
Ich schaute auf den Boden und begann Schuhe zu zählen. Kam mir unendlich blöd vor. Zählte Schuhe und Stationen. Wartete.
Fragte mich, warum Menschen in U-Bahnen immer versuchen einander zu ignorieren. Warum man nicht einfach beim Einsteigen „Guten Morgen!“ sagen kann. Oder „Wie geht’s?“. Oder „Ich bin Julia. Wer sind sie?“.
Warum kann man sich nicht setzen und miteinander reden. Für ein paar Stationen. Ganz unverbindlich. Meinetwegen auch übers Wetter.
Warum denken wir immer, fremde Menschen könnten uns schaden.
Sind Menschen wirklich so böse?
Oder zeigen wir bloß unser natürliches Misstrauen?
Wovor haben wir Angst?
Verteidigen wir unser Leben? Unser Territorium?
Ist das alles eine Frage von Konkurrenzdenken?
Haben wir Angst, der andere könnte besser sein als wir?
Haben wir Angst diese paar Minuten könnten mehr Einfluß auf unser Leben nehmen als wir wollten?
Haben wir Angst das Schicksal zu beeinflussen?
Bleiben wir deshalb stumm?
Oder sind wir einfach überfordert vom zu vielen Menschsein?
Überfordert von uns selber?
Manchmal frage ich mich wie viele Menschen ein Einzelner überhaupt ertragen kann. Man kann nicht mit allen befreundet sein. Man kann nicht mit allen reden. Man kann nicht alle Menschen kennen lernen.
Aber kann man nicht wenigstens ab und zu miteinander ins Gespräch kommen?
Oder wenigstens lächeln?
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.11.2002.
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