Eine Frage Monsieur: Hatten Sie schon immer eine derart krumme Nase?
Nein Madame, mein Vater war es einst, der sich seiner Holzpantoffel entledigte und mit ihnen mein kleines Gesicht malträtierte. - Verzeihn Sie? Vermag ich hier einen Ekel in ihren Augen auszumachen?
Oh Monsieur, wem ginge es nicht gleich, wenn er eine Erfahrung solcher Art und Ausprägung geschildert bekommt?
Madame darf ich ihnen meine Geschichte erzählen?-
Vor ungefähr 78 Jahren war es in einem Winter sehr, sehr kalt und die Menschen, die hier in der Gegend von Cornwall ihre spärlich gedeckten Hütten hatten, mussten um Wasser für den täglichen Bedarf zu sammeln, frisch gefallenen Schnee vor ihrer Behausung holen um ihn dann am Ofen zu verflüssigen.
In jenen Tagen entdeckte auch Filias der vierte Sohn von insgesamt 6 Kindern das Licht der Welt. Das Baby schrie und weinte ohne Unterlass, bis Vater von der Arbeit nach Hause zurückkehrte. Er nahm es in den Arm und mit einem Mal schien es als hätte sich ein Ruhezentrum im Raum geöffnet, in das nun die ganze Familie mit Erleichterung nach der abendlichen Strapaze hineinsank.
Ein Jahr danach, Filias machte seine ersten Gehversuche, als ich nichtsahnend aus der Tür gelaufen kam und auf den Rechen, den meine Mutter im Vorgarten hatte liegen lassen stieg. Ich sah wie ein gerader Holzstock auf mein Gesicht zu raste und mein Bewusstsein für einige Minuten stilllegte.
Als ich aufwachte stand mein Vater vor mir mit einem Blick den ich bis zu diesem Tage noch nie in seinem Antlitz gesehen habe. Seine Stirn war in tiefen gequälten Falten und seine Augen quollen hervor, wie ein wütender Stier der kurz davor ist dem Torrero den Todesstoß zu versetzen. Er zerrte mich hoch stieß mich wieder zu Boden, zog seinen linken Pantoffel aus und schlug mit seiner rechten wiederholt auf mich ein. Ich begann zu weinen, ich wusste nicht wieso ich diese Schmerzen ertragen musste. Der nächste Schlag traf mein Gesicht und mir wurde abermals schwarz vor Augen.
Ich wache auf, sehe nichts, fühle ein Pochen in meinem Kopf, taste mich langsam in gewohnte Umgebung, öffne die Türe zu meinem Elterhaus, torkle den Flur entlang, stoße auf ein Hindernis, ein baumelndes Hindernis, noch eins, ich versuche mit meinen Händen sehen, ich erkenne.
Ich erkenne! Jeden Tag Madame.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.02.2009.
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