Eric Ruske

The stertorous cloud

 

 Am Rande einer Stadt in Nordengland in einem kleinen Haus am Fluss wohnte einst der zurückgezogene Schriftsteller Anthony Steel. Eines Abends sah er aus seinem Fenster, vor dem er täglich saß, und schrieb. Es war schon spät und er wartete schon auf das Mitternachtsläuten des großen Glockenturmes der Kirche, die ein paar Häuser weiter stand. Auf den Straßen waren nur noch die, aus der letzten Abendvorstellung des Theaters, heimkehrenden Bewohner zu sehen. Durch die vielen Lichter der Stadt färbte sich der wolkenlose Himmel zu einer blutroten Kuppel. Er schaute auf die hochgebogene Steinbrücke, die über den Fluss führte. Ihn überkam eine Idee und er neigte den Kopf, tippte mit den Fingern auf die Tastatur während auf dem Bildschirm ein Text erschien. Nachdem er einen Absatz verfasst hatte und ihn kontrollierte, vernahm er einen Schrei einer wahrscheinlich jungen Frau, der aus der Richtung des nur vier Straßen entfernten Supermarktes kam. Doch er dachte an nichts ernsthaftes wie einen Straßenraub o.ä., denn es kam häufiger vor das sich mehrere jüngere Menschen in den warmen Sommernächten am Fluss trafen und von den Brücken ins Wasser sprangen. Anthony erinnerte sich gerne an die Zeit in der er mit seiner Clique noch spät in der Nacht leben in die Stadt brachte. Dadurch, dass er in Erinnerungen von damals schwelgte, störte ihn der Krawall der Jugendlichen nicht. Er mochte den Geruch des Sommers, deshalb stand er auf und öffnete das Fenster. Statt des angenehmen Duftes den er aus allen schönen warmen Nächten kannte, drang ihm ein abscheulich verwester, nach faulen Eiern stinkender Geruch in die Nase und er schloss das Fenster wieder. Zuerst vermutete er ein verstorbenes Tier auf seiner äußeren Fensterbank, doch es war nichts zu sehen. Er öffnete das Fenster ein zweites Mal um gründlicher Nachzusehen. Diesmal streckte er seinen Kopf weit hinaus um unter dem Fenster nachzugucken. Hier war jedoch auch nichts. Es blieb nicht aus das er einatmen musste, aber der Geruch war ihm so unangenehm, dass er kurz würgte und sich auf der Stelle übergeben musste. Zu seinem Glück hing er aus dem Fenster und erbrach auf die Terasse statt auf den teuren Designerteppich den er erst vor kurzem verlegen ließ. Er sah, dass er anfangen sollte öfters zu kauen, denn er konnte unten auf dem Boden in seinem Erbrochenem erkennen woraus seine zuletzt eingenommene Mahlzeit bestand, nämlich aus Roastbeef und Kartoffeln. Und das obwohl er sich im ersten Stockwerk befand. Die Farbe seines, auf den Steinplatten zerlaufenden, Mageninhaltes ähnelte der des Himmels, denn Anthony liebte sein Roastbeef sehr blutig. Nun schloss er das Fenster und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Immer häufiger hörte er die schrecklich quälenden Schreie, die sich immer weiter seinem Haus näherten. Diesmal waren sie anders. Er beschloss rauszugehen um nachzusehen was es mit den Schreien und dem Geruch auf sich hat. Im Augenwinkel sah er, als er aus dem Zimmer ging, auf dem Fluss und den Straßen etwas schwarzes und fortlaufende Menschenmassen. Sofort kehrte er um und blickte aus dem Fenster. Eine schwarze Dunkelheit zog wie eine Wolke durch die Straßen. In ihr war nichts zu erkennen. Sie verschlang Lichter, Häuser und Menschen, die es nicht schafften vor ihr zu flüchten. Anthony glaubte erst das es eine gewöhnliche Rauchwolke aus dem nahegelegenem Industriegebiet sei, doch nachdem die Menschen in ihr verschwanden, schrien sie kurz auf und verstummten danach. Ihm war sofort klar das irgendetwas in der Wolke war. Er sah über den Fluss auf die andere Straßenseite. Dort stand seine Nachbarin im Haus hinter ihrem Fenster. Sie winkte panisch mit den Armen. Wahrscheinlich versuchte sie nach Hilfe zu rufen. Doch Anthony wusste nicht was er tun sollte. Er war so schockiert von dem was sich vor seinem Haus abspielte das er sich nicht bewegen konnte. Ihm kam nicht einmal in den Sinn fortzulaufen, stattdessen sah er weiter zu wie die schwarze Wolke hinter seiner Nachbarin aus dem Flur langsam zum Fenster drang, an dem sie verzweifelt stand. Nachdem sie von der Wolke verschlungen wurde spritzte ihr Blut an die Scheibe. Womit er überhaupt nicht rechnete war, dass die Wolke durch das Fenster trat. So war er nun auch nicht mehr sicher. Er musste so schnell wie möglich weg, doch er stand da wie angewurzelt. Draußen vor seinem Fenster konnte er schon nichts mehr erkennen als er zu zittern begann. Erst nachdem die Wolke durch seine Scheibe hindurch in sein Zimmer kam und er ein schreckliches Röcheln aus ihr tönen hörte, fing er an loszurennen. Die Treppe hinunter und dann aus der Tür heraus, egal was ihn dort erwartete, er wusste, dass er hier in wenigen Augenblicken sein Ende finden würde. Er konnte nichts sehen, die Dunkelheit überfiel ihn. Sie war überall. Genau so wie der tote Geruch der ihm in die Nase fuhr. Als erstes schaltete er seine Taschenlampe ein, doch egal wie nah er sie vor sein Auge hielt, er konnte nicht erkennen ob sie funktionstüchtig war. Ihm fiel auf, dass er hier draußen kein Röcheln hörte. Also vermutete er das sich Kreaturen innerhalb der Wolke fortbewegten. Die Wolke musste schon fast die gesamte Stadt verschlungen haben, denn er vernahm nur noch hin und wieder vereinzelt in weiter Entfernung ein paar Schreie. Er tastete sich an den Mauern entlang bis er auf einmal wieder das Röcheln hörte. Es war hinter ihm. Langsam drehte er sich um...   

Anthony öffnete die Augen und hebte den Kopf von der Tastatur. Er muss wohl eingeschlafen sein. Um wieder richtig wach zu werden, drehte er seine musik voll auf. 54 Seiten hatte er während seines Schläfchens geschrieben. Sie bestanden hauptsächlich aus den Buchstaben o,p und ö. Er löschte diese Seiten sofort und versuchte sich wieder in seine Geschichte einzufinden. Wie in seinem Traum sah er die, aus der letzten Abendvorstellung des Theaters, heimkehrenden Bewohner der Stadt vorübergehen. Nun, da er zu müde war um weiter zu schreiben, da die Musik ihren Zweck nicht erfüllen konnte, erhob er sich und machte sich auf den schnellsten weg in sein Bett.
Mitten in der Nacht erwachte Anthony aus seinem tiefen Schlaf und begann zu husten. Ein abscheulicher Geruch war in seinem Schlafzimmer, genau der Geruch von dem er geträumt hatte. Dieser veranlasste ihn zum keuchen und husten. Nachdem der Reiz in seinem Hals verschwand, bemerkte er, dass er nicht allein war. Das Röcheln aus seinem Traum war nun auch zu hören.Direkt vor seinem Bett. Voller Panik schaltete er das Licht an...   

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.02.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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