Bianca Hard

Blutige Tränen - Kapitel 3

Manchmal ist eine Lüge besser zu ertragen, als die Wahrheit.



Vampire.
Dieses eine Wort geisterte Bianca immer wieder durch ihre Gedanken. Aber wenn das Vampire waren, wie hatte Raffael sie dann besiegen können?
Sie sprach ihren Gedanken laut aus. „Aber, aber wie hatte Raffael sie besiegen können? Sie waren doch so viel stärker als ein normaler Mensch!“
Noch während sie sprach viel es ihr wie Schuppen von den Augen. Wie hatte sie nur so blind sein können?!
Ihr war schon die ganze zeit klar gewesen das etwas nicht mit ihm stimmte. Sie hatte nur nicht gewusst was es war. Und jetzt traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht.
Während ihr Weltbild gerade in tausende von Stücken zerbrach, schweigen die drei und warteten bis sie sich langsam wieder gefasst hatte. Sie befreite sich aus Raffaels Umarmung um mehr Luft zum atmen zu haben und rutschte ein Stück von ihm weg.
„Ihr seid auch Vampire.“ Es war keine Frage, vielmehr eine Feststellung die sie laut aussprach.
„Naja, nicht ganz, “ Gab Raffael zurück „um genau zu sein sind wir Urpire.“
Mit gerunzelter Stirn schaute sie ihn an.
„Wir Urpire sind sozusagen die Herrscherklassen unter unserer Art. Vampyre dagegen sind die Handlanger und verrichten niedrigere Arbeiten.“ Mischte sich nun auch Tasha ein.
Raffael seufzte „Das ist eine lange Geschichte und ich denke wir sollten jetzt lieber das wichtigste mit dir besprechen. Alles andere kann ich dir, wenn du willst, später erzählen.“
Calvin stimmte ihm zu. „Genau. Wir vermuten dass diese Vampyre nicht ohne Grund hinter dir her waren. Was sie allerdings von dir wollen wissen wir nicht. Noch nicht. Das Problem ist das die Vampire nicht lockerlassen werden bis sie das haben was sie wollen.“
„Oh Gott! Meine Familie!“ schrie sie nun und sprang auf. „Ich muss meinen Vater und meinen Bruder warnen!“
Raffael hielt sie an ihrem Handgelenkt fest und zwang sie dadurch sich wieder hinzusetzten. „Keine Sorge ihnen wird nichts passieren. Wir nehmen an das sie nur an dir Interessiert sind.“
„Ihr nehmt an? Und was ist wenn ihr mit eurer Vermutung falsch liegt?“ hysterisch überschlug sich Biancas Stimme.
„Wir werden deine Familie Tag und Nacht überwachen, wenn du dich damit besser fühlst.“
Neue Tränen traten aus ihren Augen und liefen über ihre Wange. Es brach Raffael fast das Herz sie so verzweifelt zu sehen. Zärtlich nahm er sie wieder in seine Arme und drückte sie sanft an sich.
Fragend sah er zu Calvin hinüber. >>Bring sie nach oben. Sie braucht erstmal ruhe um sich zu beruhigen.<< Konnte er in seinen Gedanken lesen. Raffael nickte, stand auf und hob Bianca mühelos auf seine Arme, widerstandslos ließ sie auch das über sich ergehen. Sie kuschelte sich noch enger in seine Arme und schloss die Augen. Er konnte spüren das sie erschöpft war.
In seinem Zimmer angekommen legte er sie sanft auf sein Bett und deckte sie mit der Decke zu. Durch das große Fenster leuchtete es rötlich von der Sonne hinein. Im Abendrot sah sie noch viel schöner aus. Wie gerne hätte er sie an sich gezogen und sie geküsst. Er wollte wissen ob sie genauso gut schmeckte wie sie roch. Wollte mit seinen Lippen ihren Körper erkunden und sie unter seinen Händen erzittern lassen. Doch nichts davon tat er. Er stand einfach nur da und betrachtete sie traurig, weil er wusste dass das alles nie passieren durfte.
Mit großen Augen sah sie ihn an. Ihre Augen waren immer noch feucht. Zu gerne hätte er gewusst was sie gerade dachte. Doch die Blockade in ihrem Kopf war für ihn undurchdringlich.
„Ich werde mal wieder runtergehen. Dann kannst du dich in Ruhe ausschlafen. Wenn du irgendwas brauchst, komm einfach hinunter. Den Weg kennst du ja jetzt.“ Er wollte sich schon abwenden als sie ihn aufhielt.
„Nein! Bitte, lass mich nicht alleine. Nicht jetzt.“ Die letzten Sätze waren nur ein Ängstliches Flüstern. Jetzt war er in der Zwickmühle, wenn er jetzt bleiben würde, könnte er für nichts garantieren. Und wenn er jetzt gehen würde, würde sie ihm bestimmt hinterher laufen.
„Ok. Ich bleibe.“ Ihre Augen leuchtenden auf. „Aber nur bis du eingeschlafen bist!“ sie nickte.
Er setzte sich neben dem Bett auf den Boden, denn einen Stuhl gab es nicht in diesem Zimmer. Sie streckte die Hand nach ihm aus. Zögernd nahm er sie. Langsam ließ er sich von ihr ins Bett ziehen und legte sich schließlich neben sie. Lange schauten sie sich einfach an. Ihre Hände immer noch ineinander verschränkt.
Raffael spürte das sie ihn nur zu gerne etwas fragen würde sich aber nicht traute. „Na los. Jetzt sag schon. Was willst du wissen?“ fragte er sie zärtlich.
Ein scheues lächeln huschte über ihr Gesicht.
„Naja, wie ist das jetzt mit den Vampyren und den Urpiren? Wo ist da der Unterschied?“ Am liebsten hätte er ihr nicht geantwortet. Sie wusste doch eh schon viel zu viel und jedes weitere Wissen wäre für sie noch gefährlicher. Aber auf der anderen Seite steckte sie ja auch schon fast bis zum Hals in diesem Krieg.
Dann begann er zu erzählen.
„Schon seit Jahrhunderten gibt es die Urpire. Sie sind sozusagen die königlichen Familien. Wir stammen alle von der Ägyptischen Gottheit Sekhmet ab. Sie war die erste. Während sie zu einem Teil wahllos tötete, verfolgte zum anderen einen Plan. Ihr war bewusst dass die anderen Götter bald versuchen würden ihr Einhalt gebieten und so suchte sie sich bestimmte Menschen heraus, die ihre Kraft in sich weitertragen konnten. Als Sekhemet dann von den anderen Göttern bezwungen wurde, wandelten ihre Kinder weiter auf der Erde. So entstanden die Urpire.
Die Vampyre sind nur ein schwacher Abklatsch von uns. Sie sind schwach. Ihr Blut tausendmal verdünnt. Wann und warum der erste Vampyr geschaffen worden ist weiß heute keiner mehr so genau. Es heißt das einer der alten, eine Art Wissenschaftler war. Holte sich Menschen in sein Haus, tötete sie und flößte ihnen drei Tage nach ihrem Tod sein Blut ein. Weitere drei Tage später, erwachten diese dann. Allerdings hatten sie kaum keinen eigenen Willen, er konnte sie durch seine Gedanken lenken und beherrschen und machte sie so zu seinen Sklaven. Als er von feindlichen Urpiren getötet wurde, rannten seine Kreaturen vor Angst davon. Sie vermehrten sich unkontrolliert weiter indem sie Menschen anfielen und ihnen das Blut komplett aussaugten, drei Tage danach erwachten dann diese Menschen ebenfalls als Vampyr.
Als es dann immer mehr Vampyre gab, schritten die Urpire ein, sie jagten und vernichteten sie. Doch es gab zu viele von ihnen immer wieder entwischte der eine oder andere. Als die Urpire dann schließlich erkannte das es auch gute Seiten hatte, sich Vampyre zu halten und man sich „Wilde“ Vampyre zähmen konnte, waren sie für uns ungefähr so, wie für euch eine Katze als Haustier.“
Während er erzählt hatte, hatte er sie ganz genau beobachtet. Ihre Augen waren immer größer geworden. Nun starrte sie ihn mit großen Augen und halb offenem Mund an. Ihre Lippen waren beinahe perfekt geschwungen. Wie gerne hätte er mit seinen erkundet, nur um zu wissen ob sie so weich waren wie sie aussahen.
„Jetzt hast du mir zwar erzählt wie die Urpire entstanden sind aber noch nicht was sie von den Vampyren unterscheidet.“ Vorsichtig sah sie ihn dabei nun an. Bewusst hatte Bianca es vermieden daran zu denken dass er und seine Familie sich als Urpire bezeichneten. Irgendwie hatte sie Angst vor dieser Antwort, doch sie musste es einfach wissen. Wissen ob sie eine Gefahr waren.
Raffael hatte gehofft dass sie nicht fragen würde und hatte das Thema absichtlich nicht genauer erwähnt. Er überlegte wie er ihr am schonensten beibringen konnte das auch die Urpire mehr Monster als alles andere waren. Das er selbst ein grausames Monster war. Er wich ihrem Blick aus.
„Das werde ich dir ein anderes Mal erzählen. Du solltest jetzt schlafen. Du kannst ja kaum noch die Augen offen halten.“ Leise lachte er.
Sie war fasziniert von diesem Lachen. Stundenlänge hätte sie ihm dabei zuhören können. Und ja er hatte Recht. Sie war müde. Erschöpft durch die Neuigkeiten und die Sorge um ihre Familie.
Sie drehte sich mit dem Rücken zu ihm und kuschelte sich an ihn. Seinen Arm zog sie über sich. Zwar schwebte immer noch ihre Angst in ihr ob zuhause etwas passierte, aber in Raffaels nähe schrumpfte sie auf ein Minimum. Sie schloss ihre Augen in der Hoffnung dass sie wenigstens jetzt noch ein bisschen Schlaf finden würde. Und doch war sie noch viel zu aufgewühlt dafür.

Wie eine Statue lag Raffael neben ihr. Er war verwundert darüber dass sie keine Angst vor ihm zeigte, die sie eigentlich haben sollte. Jetzt da er ihr so nahe war, roch er ihren Duft noch viel intensiver. So langsam hatte er sich zwar schon daran gewöhnt, aber jetzt überkam ihm sein Durst wieder stärker. Wie einfach es für ihn wäre, ihr jetzt ihr Blut zu rauben. Sie schlief noch nicht, dafür waren ihre Atemzüge noch nicht tief genug.
Er bräuchte sie nur noch fester im Arm zu halten, dann hätte sie keine Chance sich gegen ihn zu wehren. Er drückte sein Gesicht sanft an ihren nackten Hals, schloss seine Augen und roch an ihr. Bianca zog scharf die Luft ein. Zart küsste er sie auf ihren Hals. Er fühlte ihr Blut erregt unter seinen Lippen pochen. Vorsichtig streifte mit seinen Zähnen darüber. Er wäre so einfach!

Biancas Herz schlug schneller. Ihr Puls zog ihn magisch an.
Er drückte sich fester an sie und spürte wie sein Körper auf ihren reagierte. Es drängte ihn, ihren nackten Körper zu streicheln und ihn mit Küssen zu übersähen. Seine Hand glitt sanft über ihren flachen Bauch, unter ihr T-Shirt das er ihr geliehen hatte. Ein leises Stöhnen kam von Bianca und riss ihn prompt in die Wirklichkeit zurück. Nein. Das durfte er nicht tun.
Blitzschnell zog er seine Hand zurück und rutschte ein Stück von ihr weg. Sie drehte sich zu ihm um und schaute ihn mit unergründlichem Blick an. Raffael setzte schon dazu an etwas zu sagen, als sie sanft mit ihrer Hand seine Wange berührte.
Zögernd als ob sie Angst hätte das er sich vor ihr entzieht streichelte sie ihn und blickte ihm tief in die Augen.
Langsam rutschte sie wieder etwas näher. Zu nah für ihn. Sein Atem ging stockend. Er spürte wie sein Durst wieder stärker wurde.
Bianca drückte sich nun eng an seinen Körper. Ihre Hand wanderte langsam über seine Brust. Fühlte die steinharten Muskeln unter seinem Hemd.
Raffael lies sie gewähren ohne sich dabei zu bewegen. Er war sich nicht sicher ob er sich beherrschen konnte wenn er sie jetzt anfassen würde.
Ihre Lippen waren nur noch cm von seinen entfernt. Sie schloss ihre Augen und drückte sie ihm sanft und immer noch zögernd auf seine. Er konnte nicht anders und erwiderte den Kuss ebenso sanft um abschätzen zu können ab wann es wirklich gefährlich wurde. Automatisch strich er nun mit seinen Händen über ihren Körper. Der Kuss immer drängender, verlangender.
Keinen klaren Gedanke konnte er mehr fassen.
Erst als Bianca vor Schmerz leicht aufschrie, wurde ihm bewusst, dass er sie viel zu hart angefasst hatte.
Sofort ließ er sie los und wich zurück, doch ihr geflüstertes Nein ließ ihn erstarren.
„Bitte geh nicht.“ Flüsterte sie voller Verlangen. Legte ihm ihre Hand ins Genick und zog ihn wieder über sich um ihn zu küssen. Langsam gab er nach, diesmal jedoch darauf bedacht sich nicht vollkommen zu vergessen.
Biancas Hände wanderten über seinen Körper. Intensiv nahm er es wahr. Sie schob sein Shirt nach oben und glitt nun über seine nackte Haut. Leise keuchte er auf. Lustvoll sah sie ihn an.
Vorsichtig wanderte ihre Hand zu seiner Hose, doch noch bevor sie auch nur den Knopf berühren konnte um sie zu öffnen, hielt er sie am Handgelenk fest. „Nein. Das lässt du schön bleiben.“ Raunte er ihr ins Ohr und rollte sich über sie.
Er konnte ihren vor Verlangen zitternden Körper unter sich spüren. Sie wollte ihn. Und er sie wahrscheinlich noch viel mehr. Seine Lippen liebkosten ihren Hals. Mit einer Hand hielt er beide Handgelenke über ihrem Kopf fest, mit der anderen erkundete er ihren Körper.
Genüsslich rekelte sie sich unter ihm. Leises Stöhnen kam aus ihrem Mund. Ihr Herz raste, genauso wie ihr Puls. Liebevoll leckte er mit seiner Zunge über ihre Halsschlagader.
Wie gern er ihr jetzt ihr Blut kosten würde. Nur ein kleiner Schluck. Als ob sie ihn dazu auffordern wollte drängte sie ihren Hals ihm entgegen.
„Oh bitte, lass mich los. Oder nimm mich. Jetzt. Ich halte diese Folter von dir nicht länger aus.“ Flehte sie ihn nun leise an.
Er schüttelte traurig den Kopf. Nur zu gerne würde er ihr nach geben. Doch das würde vermutlich ihren Tod bedeuten.
Sie versuchte sich gegen ihn zu wehren und endlich frei zu kommen. Das stachelte seinen Jagdtrieb nur noch mehr an. Eisern hielt er sie fest und ließ seine Hand in ihre Hose gleiten.
Zärtlich begann er sie zu liebkosen. Immer heftiger stöhnte sie unter ihm auf. Er küsste sie immer und immer wieder leidenschaftlich, während er spürte wie sich ihr Körper elektrisch aufzuladen schien. Er erlaubte ihr seinen Hals zu küssen. Was sie zuerst mit einem zärtlichen knabbern begrüßte. Als er sie dann zum Höhepunkt trieb biss sie ihm in den Hals. Fast ziel genau an seiner Halsschlagader.
Er keuchte auf, und unsagbares verlangen nach ihr machte sich in ihm breit. Er ließ ihre Hände los. Und spürte wie sich ihr Körper unter ihm langsam wieder etwas entspannte. Bianca wollte sich unter ihm befreien um seinen Körper nun genauso zu verwöhnen. Doch er ließ sie nicht.
Seine Hand lag immer noch zwischen ihren Beinen. Vorsichtig drang er mit einem Finger in sie ein. Sie bäumte sich unter ihm auf und zog scharf die Luft ein. Ihren Körper bedeckte er mit seinen Küssen. Seine andere Hand knetete unter ihrem T-Shirt ihre Brust.
Immer und immer wieder trieb er sie von einem Höhepunkt zum nächsten, bis sie schließlich erschöpft in seinen Armen einschlief.
Darauf bedacht sie nicht zu wecken, löste er sich von ihr und stand auf. Bianca rollte sich unter der Decke zusammen.
Eine Weile stand er noch bewegungslos da und starrte sie an. Draußen war es bereits dunkle Nacht. Und sein Durst quälte ihn. Er musste dringend was zu sich nehmen, sonst würde er wirklich über sie herfallen. Lautlos verschwand er aus dem Zimmer.



Als Bianca erwachte war es mitten in der Nacht. Der Vollmond erhellte leicht das stille Zimmer. Kein Geräusch war zu hören. Ihre ersten Gedanken galten Raffael. An das Gefühl als sie in seinen Armen lag. Schnell verdrängte sie den Gedanken und erinnerte sich daran was er ihr erzählt hatte.
Sie musste dringend nach Hause!
Vielleicht gelang es ihr ja sich aus dem Haus zu schleichen? Vorsichtig öffnete sie die Zimmertür und lauschte. Nichts war zu hören. So leise wie sie konnte schlich sie durch den Flur in Richtung Treppe. Noch einmal blieb sie stehen, immer noch nichts. Von der Treppe bis zu Haustür waren es nur noch wenige Meter. Innerlich betete sie darum dass diese nicht verschlossen war. Und sie hatte Glück! Ohne ein Geräusch zu machen schwang die Tür auf. Bianca eilte hinaus und fing an zu fluchen. Rings um das Haus stand dichter Wald. Nur eine schmale befestigte Straße führte zwischen den Bäumen hindurch.
Wenn ihr irgendjemand auf diesem Weg entgegenkommen würde könnte sich nicht verstecken. Aber ihr blieb nichts anderes übrig. Sie musste nach Hause! Sie spürte dass etwas nicht in Ordnung war.
So schnell sie konnte rannte sie den Weg entlang. Die zeit lief ihr unaufhaltsam davon, das wusste sie. Nach einer Ewigkeit wie ihr schien erreichte sie endlich die Landstraße. Aber um diese Uhrzeit war kein Auto weit und breit zu sehen. Sie schaute sich um und konnte rechts von sich die entfernten Lichter der Stadt sehen. Nur noch 1-2 km und sie wäre da. Sie lief weiter. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und ihre Lungen schmerzten vor Anstrengung. Sie hatte kaum noch Kraft, als sie endlich den Stadtrand erreichte.
Ein paar Straßen weiter fand sie ein Taxi, sie gab dem Fahrer ihre Adresse. „Und bitte beeilen sie sich!“ Drängte sie ihn zur Eile. Er betrachtete sie misstrauisch, sagte aber nichts.
Sie konnte sich denken wie sie auf ihn wirkte. Immer noch hatte sie ein viel zu Großes T-Shirt und eine schwarze ebenfalls zu große Jogginghose an. Raffael hatte die Sachen ihr geliehen, da ihre von den Vampyren zerfetzt worden waren. Ihre Haare waren bestimmt verwuschelt und ihre Augen von den Tränen ganz rot Als sie an Raffael dachte versetzte es ihr einen scharfen Stich in ihr Herz, hoffentlich würde er es ihr verzeihen das sie abgehauen ist. Nun hatte sie aber jetzt andere, wichtigere Dinge im Kopf als Raffael oder diesen misstrauischen Taxifahrer. Sie hoffte dass sie nicht zu spät kam um ihre Familie zu retten.

20 Minuten später hielt der Fahrer vor ihrer Haustür. Mist. Sie hatte gar nicht daran gedacht dass sie gar kein Geld hatte!
„Warten sie bitte kurz? Ich gehe drin nur schnell das Geld holen.“ Missmutig nickte er. Sie stieg aus und rannte zur Haustür und klingelte Sturm. Denn ihren Schlüssel hatte sie auch nicht.
Sie hörte müde Schritte die an die Tür kamen. Ihr Vater öffnete ihr. Erstaunt sah er sie an und fiel ihr dann um den Hals. „Oh Gott Bianca! Du bist wieder da! Wir hatten uns solche Sorgen gemacht! Warum hast du dich nicht gemeldet?“
„Dad! Ich bin so froh wieder da zu sein. Ich erkläre dir gleich alles. Ich muss nur schnell den Taxifahrer bezahlen.“ Sie deutete mit der Hand auf Taxi.
„Aber natürlich. Ich mach das geh du schon mal rein. Mike sitzt im Wohnzimmer“ Er schob sie sanft durch die Tür und trat hinaus zum Taxi.
Bianca ging inzwischen erschöpft ins Wohnzimmer, wo ihr Mike auch schon um den Hals fiel.
„Schwesterchen! Wo kommst du den her? Oh Mann siehst du beschissen aus!“ die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus und ließen ihr keinen platz für eine Antwort.
„Bitte mach langsam, ich werde gleich alles erklären wenn Dad da ist.“ Mike nickte und zog sie zu sich auf die große Couch. Seinen Arm ließ er um ihre Schultern geschlungen.
Wenige Minuten später kam ihr Vater.
„Mike, ich glaube irgendetwas stimmt draußen nicht. Eben habe ich ein seltsames Geräusch gehört, konnte aber nichts finden.“
„Scheiße!“ flucht Bianca wütend und sprang auf. „Wir müssen hier weg! Schnell beeilt euch!“ Ohne auf ihre Reaktion zu warten rannte sie aus dem Zimmer die Treppe hoch. James und Mike starrten ihr verwundert hinterher.
„Ich geh die Waffen aus dem Keller holen!“ Mike lief zur Kellertür und verschwand. James rannte Bianca hinterher.
„Schatz! Schatz! Was ist den los? Was ist passiert?“ fragte er sie aufgeregt als er sah wie sie einige ihrer Sachen hastig in eine Sporttasche warf. „Dad wir haben keine Zeit mehr für irgendwelche Erklärungen. WIR MÜSSEN WEG!“ schrie sie ihn schon fast panisch an.

Ein lautes Krachen und Klirren ertönte von unten. Bianca und ihr Vater starrten sich kurz mit offenem Mund an.
„JAMES!“ schrie Mike von unten, „VAMPIRE...“ weiter kam er nicht. Ein klagevoller Schmerzenslaut drang die Treppe zu ihnen hoch. James rannte hinunter, Bianca wollte ihm folgen, als ihr Zimmerfenster zersplitterte, etwas in ihr Zimmer sprang und sie mit aller Wucht gegen den halb offenen Kleiderschrank warf.
Sie spürte wie ihre Rippen brachen. Schwer keuchte sie auf um überhaupt Luft zu bekommen. Sterne tanzten vor ihren Augen. Sie versuchte aufzustehen, wurde dann aber erneut gepackt und diesmal an die Wand über ihrem Schreibtisch geworfen. Als sie auf ihm landete, zerbrach dieser unter ihrem Gewicht.
Schmerzenslaute von ihrem Vater und Bruder drangen an ihr Ohr, genauso das fürchterliche Knurren und Fauchen der Eindringlinge.
Sie musste an Raffael denken. An die schönen Stunden mit ihm. An seine wunderbaren Augen. Ob er sie aus diesem Albtraum retten würde? Oder war jetzt alles endgültig vorbei?
Bianca wünschte sich einfach Bewusstlos zu werden und nichts mehr mitzubekommen. Doch sie wurde enttäuscht. So schnell gab ihr Körper nicht für sie auf.
Wieder wurde sie ergriffen. Starke Klauen, die ihre Arme wie Schraubstöcke umfassten, zogen sie unsanft auf den Boden.
Das Kampfgeschrei von unten war nicht mehr zu hören. Tränen liefen über Biancas Gesicht. Sie wusste instinktiv dass sie verloren hatte. Ihr Bruder und ihr Vater waren tot. Selbst mit ihren Waffen war es ein Witz gewesen gegen diese Monster anzutreten.
Sie wurde losgelassen. Ungemindert schlug sie auf dem Boden auf, sie hatte nicht die Kraft sich aufzufangen. Ihre Rippen schmerzten fast unerträglich und auf ihr Arm war wohl gebrochen.
Dumpfe Schritte um sich herum konnte sie ausmachen.
„Was sollen wir jetzt mit ihr tun?“ es war mehr ein knurren als richtige Worte, „Wir bringen sie zum Meister.“ Antworte eine zweite ebenfalls sehr unangenehme Stimme. „Aber wir könnten zuvor auch noch etwas Spaß mit ihr haben...“ „NEIN.“ Scharf war eine wiederum neue Stimme zu hören. „Wir müssen uns beeilen bevor dieser Hurensohn von den Badricks hier auftaucht. Wir haben schon genug Leute für heute Nacht verloren. Ihr werdet schon sehen, wir werden noch eine passende Gelegenheit finden um ihn zu Quälen.“ Höhnisch Lachte er auf.
Unterwürfig erklang nun wieder die erste Stimme, „Und was machen wir mit dem Mann und dem Jungen?“
„Nehmt sie mit. Frischfleisch kann man immer gebrauchen.“ Wieder lachte er laut und grausam.
Nein... das durfte nicht sein... Bianca bekam hatte Angst. Auch die Worte bezüglich Raffael gingen ihr nicht aus dem Kopf. Sie durften ihn nicht erwischen! Mit aller Konzentration versuchte sie ihre Mauer in ihrem Kopf niederzureißen. Sie spürte das diese dünner wurde. Wütend über sich selbst und ihre Situation schleuderte sie ihre Gedanken dagegen. Sie hoffte innständig dass er ihre Warnung erhalten würde.
Stöhnend wand sie sich auf dem Boden, das brachte ihr wieder die Aufmerksamkeit der Eindringlinge. „Oh sie an, sie ist noch bei Bewusstsein. Sehr gut...“
Derjenige mit der grausamen Stimme packte sie an ihrem Fußgelenkt und drückte seine Hand zu. Bianca schrie. Langsam drückte er immer fester zu. Sie spürte wie ihre Knochen unter seinem Griff nachgaben und schließlich splitterten.
Die alles umfangende Schwärze kam immer näher. Das letzte was sie noch mitbekam, war ein schon fast lächerlich wirkender kleiner Schmerz nahe an ihrem Herzen. Dann sank sie endlich in die tiefe Dunkelheit hinab.


Als Raffael zuhause ankam wusste er dass etwas nicht stimmte. Seine Familie stand versammelt im Wohnzimmer und Biancas Geruch hing schwach vor dem Haus. Als er den Raum betrat, sahen ihn alle Sorgenvoll an.
„Was ist passiert?“ wollte er wissen.
„Bitte mein Junge reg dich jetzt nicht auf ok?“ Calvin wandte seinen Blick von ihm ab als er mit ihm sprach.
Krampfhaft versuchten sie an irgendwelche harmlosen Dinge zu denken. Doch gelingen wollte es ihnen nicht richtig. Raffael wusste was los war. Sie war weg.
„NEIN!“ brüllte er. Ohne nachzudenken rannte er in sein Zimmer in dem er vor ein paar Stunden Bianca, in dem Glauben das sie hier in Sicherheit sei, alleine zurückgelassen hatte. Doch nur ein leeres Bett, mit verknitterten Decken wartete auf ihn. Raffael ließ sich auf die Knie fallen und stützte seinen Kopf in seinen Händen. >>Sie wollen dich töten. Verschwinde!!!<< Eindringlich ertönten plötzlich diese Worte in seinem Kopf. Die Stimme erkannte er sofort. Erschrocken schnappte er nach Luft. Hatte er sich das eben nur eingebildet oder war sie es wirklich gewesen?
Er hatte ihre Angst in ihren Worten gespürt, aber auch unglaubliche Schmerzen. Sie brauchte seine Hilfe! Ihre Warnung war ihm egal. Nie würde er sie kampflos aufgeben.

Zaghaft klopfte es an seiner Zimmertür und Kora kam langsam herein. „Wir haben die Umgebung abgesucht. Es sieht so aus als ob sie in Richtung Stadt gelaufen wäre.“
„Ich weiß.“ Erwiderte er tonlos und stand auf. „Sie wollte nach Hause.“
Beide waren schon halb unten bei den anderen, die sich um die Treppe herum versammelt hatten und auf sie warteten.
„Sie ist nach Hause gelaufen und steckt in Schwierigkeiten. Ich werde sie suchen und zurückbringen.“
„Raffael warte!“ Ryan hielt ihn auf bevor er zur Tür hinaus eilen konnte. „Ich komme mit dir. Zu zweit ist es sicherer. Ich hab da nämlich ein ganz mieses Gefühl.“
Raffael nickte zustimmend. Und schon waren die zwei nur noch Schatten die durch den Wald huschten.



Minuten später erreichten sie das Haus von Bianca. Schon von weitem verriet ihnen der Geruch das sie zu spät waren. Überall roch es nach Vampyren.
Als sie langsam und vorsichtig am Haus angelangt waren, sahen sie das Chaos. Die Wohnzimmerfenster lagen zerborsten überall herum. Menschlicher Blutgeruch hing in der Luft.
Raffael schnupperte fiel zu Groß war seine Angst das es Biancas Geruch war. Leicht erinnerte er ihn daran. Aber sie war es nicht gewesen, die geblutete hatte. Noch nicht dachte er.
Leise Seufzte er. Warum hat sie nicht einfach auf ihn hören können und ist im Haus geblieben?! Dann wäre sie jetzt in Sicherheit.
Mit jedem Schritt den er durch das Haus machte ging es ihm schlechter. Instinktiv wusste er dass die Vampyre Bianca und ihre Familie mitgenommen hatten. Wer weiß was sie ihr angetan hatten, oder noch tun würden. Eine unbändige Wut stieg in ihm auf. Sein Blick verschleierte sich. Sein Durst wurde unerträglich.
Ein wildes Knurren kam tief aus seiner Brust.
„Hi Raffael! Alles ok mit dir?“ fragte Ryan ihn besorgt. Als er aus dem Oberengeschoss zu seinem Bruder herunter kam. „JA.“ Wurde er von Raffael angefaucht. Geschockt sah Ryan ihn an. „Ich bitte dich. Mach jetzt bloß keine Dummheiten ok? Wir werden sie gemeinsam finden und zurück bringen.“ Ryan wusste das er Raffael nicht aufhalten könnte wenn er sich entschließen würde Jagd auch die Vampyre zu machen die ihm seine Liebste genommen hatten. Niemand könnte das.
Raffaels Augen waren nun Blutrot. Er war kurz davor die Kontrolle über sich zu verlieren. Vorsichtig berührte Ryan ihn am Arm. Doch Raffael entzog sich blitzschnell seinem Griff und verschwand durch einer der zerbrochenen Wohnzimmerfenster. Er hatte die Witterung von den Vampyren aufgenommen. Jetzt war es Zeit. Zeit um endlich etwas zu jagen was ihm ebenbürtig war.




 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.03.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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