Rosmarie Wunderlich

Der Schutzengel

Der Sommer nahm mit leiser Wehmut Abschied.Seine Tätigkeit war zu Ende.Über der Erde wölbte sich eintiefblauer Himmel.Ein sanfter Luftzug fuhr durch die Krone der mächtigen Bäume. Vereinzelte Blätter schwebten graziel hernieder.

     Malermeister Klecksel, auch Herbst genannt, war auf leisen Sohlen ins Land gekommen. Übermütig sprang er durch die reifen Felder, hüpfte über Täler und Wälder. Am Horizont erblickte er seinen Freund ,den Wind, der eine weiße Wolke vor sich her blies.

     "Willst du nicht mit mir um die Wette fliegen", rief er ihm zu."Gute Idee " antwortete jener. Fröhlich ging die Luftreise über Bussch und Strauch, Wiesen, Flüße und Seen.Mit seinem Riesenpinsel tupfte der Herbst dabei  leuchtende Farben vom weinlaubrot zum haselnußbraun bis hin zum hellglänzendem Gold.

     An diesem Nachmittag war ein zweijähriges Kind seinem Vater im Wald verloren gegangen. Der kleine Wicht eilte sorglos von einem Stein zum anderen ernaschte von den letzten Brombeeren am Waldesrand. Bald waren Händchen und Mündchen. von den köstlichen Früchten blauverschmiert.

     Ein munter dahinplätscherndes bächlein erregte seine Neugierde. Er hob kleine Steinchen auf ,warf sie hinein und freute sich über die Wasserspritzer. Erstaunt blickten graue kleine Flußkrebse um spielenden Knaben am Ufer empor. Eine Waldmeise hielt im Gesang inne,ein Buntspecht hörte am Baumstamm zu klopfen auf ,und  ein Baumläufer stoppte seinen flinken Lauf., um einen Blick auf den Ruhestörer zu werfen. Sogar Sonnenstrahlen, die sich hierher verirrt hatten, huschten überrascht über den Blondschopf hinweg.

     Mittlerweile war es unserem Ausreißer doch bange geworden. dicke Tränen  kullerten über die pausbäckigen Wangen. Die rasch dahineilenden Wellen hörten das bitterliche Schluchzen und murmelten unentwegt:" Habt acht ,habt acht, da hinten bei der alten Buche sitzt ein mutterloses Kleinkind. Das Glucksen des Wassers vernahmen die zarten Glockenblumen hier. Eifrig gaben sie die Neuigkeit mit ihrem Gebimmel weiter.So erfuhr der Wald und seine Bewohner von der großen Gefahr, in der sich das Menschenkind befand.

    Die Suchmannschaft, allen voran der angsterfüllte Vater, hörten nicht das Geraune im Forst, denn sie verstanden ja nicht die Sprache des Waldes!

     Nur der Herbst und sein Windgefährte vernahmen das Klagen und sausten zum Ort des Geschehns. Rund um den weinenden Knaben versprühte er seine bunten Farben. Der wind wirbelte gutmütig das Laub hoch, welches der Kleine jauchzend mit seinen händchen zu fangen versuchte. Vergessen waren Kummer und Schmerz. Ein dunkelbraunes Eichhörnchen machte die putzigsten Männchen und sprang hurtig von Ast zu Ästchen. Jetzt wurde das Würmchen müde und legte sich auf das zarte Moospolster; welches sich so weich wie möglich machte und jegliches Getier verscheuchte.

      Die Dämmerung  hüllte das schlummernde Putzerl in ihren silbriggrauen Nebelschleier. Später übernahm die Nacht das Wächteramt. Plötzlich war der alte Baum in einen warmen Lichterschein getaucht. Hoch oben im Geäst schloß eine uralte Eule geblendet ihre Augen Kugelrunde Mäuseäuglein blickten verwundert zu dem Lichtwesen an der Seite des Schläfers.  Angetan mit einem weißgoldenen, fließenden Gewande ruhte diese Engelsgestalt.zu Füßen des Menschenbündels. In seinen Händen es eine Harfe , der es die lieblichsten Töne entlockte. Alles ringsum lauschte verzaubert den überirdischen Klängen.

Als die Nacht sich verabschiedet hatte und der Morgen dämmerte, war das engelgleiche Wesen  entschwunden .Mit den ersten Sonnenstrahlen erwachte auch der Junge. Trotz des süßen Traumes vermißte er doch sehr seine geliebten Eltern, sein behagliches Betterl  kurz seine gewohnte Umgebung.Laut begann er zu rufen und, als sich nichts tat, wieder zu weinen.

      Einem Holzfäller aus dem suchtrupp war der gedanke oder Eingebung gekommen, doch in diesem weit entfernt gelegenem Waldstück zu suchen.so hörte er die Schreie des vermißten Kindes. Bald darauf konnte er der der überglücklichen Mutter den  unversehrten Jungen in die Arme legen.

      Hatten die angespannten Sinne des Retters das Glockengebimmel,oder das Flüstern des Windes vernommen?  "Dort hinter dem Felsen beim alten Baum wirst du den Buben finden"

      Sicherlich war es sein Schutzengel, der den Mann unsichtbar, aber umso sicherer, zu jenem Orte hinführte. Die Natur mit ihren Geschöpfen atmet auf und die Lichtwesen oder Schutzengel widmen sich neuen Aufgaben!

        Dieses Ereignis  beruht auf einer wahren Begebenheit, die sich im Frühherbst   1992  zugetragen hatte und durch alle Medien ging.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Rosmarie Wunderlich).
Der Beitrag wurde von Rosmarie Wunderlich auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.03.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Rosmarie Wunderlich als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

...weil es eben Liebe ist von Viola Meyer-Schaa



All diese Gedichte sind Gefühle und Gedanken, die jeder schon einmal erfahren hat. Traurige Gedichte, die nachdenklich machen. Aber auch fröhliche, voller Lebensmut schreiende Worte. Und liebevolle Gedichte, als Geschenk für erlebte wundervolle Gefühle.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Besinnliches" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Rosmarie Wunderlich

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

verlassen von Rosmarie Wunderlich (Tiergeschichten)
Der Arztbesuch 2 von Klaus Lutz (Besinnliches)
Die Korpulente von Pit Staub (Lebensgeschichten & Schicksale)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen