Alexander Friedrich

Panties und so...

Wir betraten den Laden, was mir, ehrlich gesagt, ein wenig Unbehagen bereitete. Abgesehen von dem scheinbar schwulen Verkäufer hinter der Theke schien ich der einzige Mann in diesem Geschäft zu sein. Und genau das machten mir auch die anwesenden Frauen mit ihren durchlöchernden „Ich-weiß-was-du-hier-willst“-Blicken deutlich. Sie vermittelten mir das Gefühl, das Arschloch von Mann zu sein, dass ich jeden Tag in meiner Stadt auf der Straße sehe. Ich fühlte mich plötzlich ganz klein und hilflos, verloren zwischen stechend scharfen Blicken der Frauen. Dann unterbrach eine schrille Stimme die verhängnisvolle Ruhe, und kappte die Verbindung zwischen mir und den Frauen, die sich daraufhin wieder den Slips und Büstenhaltern zuwandten. „Kommst du jetzt oder was?“, pfiff sie aus einer Abteilung für jüngere Frauen herüber. Sie hatte sich zwischen Reizwäsche und Panties aufgebaut und guckte mich eindringlich mit ihrem Blick an. Ich stammelte nur und schlich mich, vorbei an den Frauen, die mich mit einem prüfenden und gleichzeitig abwertenden Blick straften, zu ihr.
„Sag mal Alex…“, begann sie einen Satz und hob einen BH von der Stange und hielt ihn sich vor die Brust. Sie drehte sich zu mir um und fuhr fort. „..bist du eigentlich schwul?“ Ich schaute verdutzt. „Wenn ich jetzt ja sage, ziehst du dich dann aus?“, witzelte ich. Sie schaute mich kühl an. „Nö…“, sie schüttelte den Kopf und hängte das Teil zurück. Ich ließ gut sichtlich für sie den Kopf sinken doch sie schenkte mir keine Beachtung mehr. „Ausziehen muss ich mich ja eh wenn ich was anprobieren muss!“, sie lächelte höhnisch ohne den Blick von einem Snoopy-String zu wenden. Ich schaute auf. Sie nahm den String und grinste mich an und verschwand mit den Worten ‚Bis gleich‘ in einer Kabine. Ich setzte mich auf einen freien Stuhl und begutachtete die aufwendig bedruckte Decke.
„Kann ich dir helfen mein kleiner?“ Ich erschrak und drehte mich ruckartig um, wobei ich einen Kleiderbügel herunterriss. „Ruhig! Du bist mir ja ein ganz Wilder!“ Ich schaute in das lächelnde Gesicht der schwulen Bedienung, die eben noch hinter der Kasse gestanden hatte. „Öhm…ne…ich…ich guck mich nur um..hehe!“, stammelte ich und ging Richtung Kabine. „Das sehe ich…das sehe ich!“, hauchte die Bedienung, und ich merkte wie er mich förmlich mit seinen Augen auszog. Ich drehte mich um und versicherte mich, dass die Bedienung wieder hinter der Kasse stand. Dann klopfte ich an die Kabinentür. „Pati?“, flüsterte ich. „Ich will hier raus!“, betonte ich zimmerlaut. „Jaja, gleich…ich muss nur noch…“, raunte es aus der Kabine. „Guck mal eben wie das aussieht, bitte!“ Ich horchte. „Alex?“ „Oh..ähm ja klar…Moment!“, ich öffnete die Tür einen Spalt und lugte hinein. Ruckartig wurde die Tür von innen zugedrückt mit den Worten „Aaaah… nicht reinkommen du Idiot!“ Ich zog meine Nase aus der Tür und kletterte auf die Bank der Nachbarkabine. Nun schaute ich von oben auf Patricia herab und begutachtete die wunderbare Aussicht. Sie schaute mich durch den Spiegel an. „Und? Wie findest du es?“ „Wunderbar!“, antwortete ich. „Ich meine den BH du Spacko!“, sie grinste. „Ach so….ja…der ist natürlich auch sehr schön! Hehe!“, ich grinste nun auch. Sie drehte sich zu mir um, schaute zu mir hoch. „Sag mal..“, sie schaute an der Wand, an der ich mich hielt, herunter, „geht dir da keiner ab?“ Ich grinste und sagte nur „Was meinst du denn wie ich mich hier halten kann?“
Schätzungsweise eine halbe Stunde später verließen wir den Laden, nachdem ich mich an der Kasse ein weiteres Mal von der Bedienung anquatschen lassen musste. Da ich auf die Frage hin, ob Patricia meine Freundin sei, dummerweise mit ‚Nein‘ geantwortet hatte, drückte mir der Kassierer einen kleinen Zettel in die Jackentasche. Zunächst war ich optimistisch, und hoffte darauf, dass es der Kassenbon sei. Doch als ich vor dem Laden das kleine Stück Papier beäugte, erkannte ich, dass die Nummer auf diesem zettel unmöglich die des Preises sein konnte. Mit dem Gesichtsausdruck eines angeschossenen Rehs drehte dich mich das letzte mal zur Kasse um, und war doch recht froh, dass der Kassierer gerade zu viel zu tun hatte, als dass er sich hätte zu mir umdrehen können.
Ich knüllte den Zettel zusammen und hielt ihn in der Hand, schwang die Hufe und lief hinter Patricia her, die zielstrebig auf den nächsten Laden zusteuerte. Als ich sie eingeholt hatte, bemerkte sie den Zettel in meiner Hand. „Hast du dir auch was gekauft?“, fragte sie und schaute mich an. „Äh, wir waren gerade in einem Dessous-Laden, Pati!“, entgegnete ich ihr zynisch. „Jaja, deshalb ja!“ Sie wies mit einer nickenden Kopfbewegung auf den Zettel in meiner Hand. „Ach so, nene! Das ist… das Etikett aus meiner Jacke!“, grinste ich und warf den Zettel in Richtung Mülleimer. Eine Windböe erfasst ihn und nahm in einige Meter mit sich und trug ihn direkt vor uns auf den Boden. Ich würdigte ihm keines Blickes mehr und macht absichtlich einen großen Bogen darum mit der Entschuldigung ‚Da war Hundescheiße‘.
Als wir vor der nächsten Ampel warteten, stellten sich zwei Jungs neben uns. Ich kam kaum umher dem Gespräch zu folgen. Das Hauptthema der Unterhaltung war, dass der eine Junge einen Zettel auf dem Boden gefunden hatte, auf der eine Handynummer zu stehen schien. Er wolle doch heute mal da anrufen. Vielleicht hätte er ja Glück und es wäre die einer geilen Schnitte. In diesem Moment platze es aus mir heraus. Ich hauchte, halblaut „Bestimmt!“ und ging über die Ampel. Die Jungs warfen mir noch ein zwei abfällige Bemerkungen hinterher, die mich aber nicht interessierten. Ich stellte mir den Abend des Jungen vor.
Patricia verstand den ganzen Tag lang nicht, wieso ich dauernd so herzhaft lachen musste.
 
 
 
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.03.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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