Yvonne Asch

So tief das Herz..... Kapitel 1

 

„Chris, schau mal da!“, Kevin deutete auf die Person, die da am Weidezaun lehnte und den Kopf den weit entfernt grasenden Pferden zugewandt hatte, ihr langes blondes welliges Haar wehte sanft im Wind. Chris schaute die junge Frau musternd an, dann wandte er sich an seinen Kumpel. „Ich denke das ist die Nichte von Karla…“, antwortete Chris seinen Freund, seine blauen Augen schauten neugierig zu der jungen Frau hinüber. „Sie scheint hübsch zu sein“, stellte Kevin fest. die Beiden blieben in genügend Entfernung stehen und Beide grinsten sich an. „Was meinst du, schaffst du diese auch?“, Kevins Augen funkelten, er liebte es mit seinen Freund zu wetten und er widerte eine neue Gelegenheit dazu. Chris musterte noch einmal die sportlich wirkende Blondine und zuckte dann mit den Schultern. „Zwei Monate höchstens!“, sagte er dann von sich überzeugt. „Ich gebe dir höchstens ein Monat!“, widersprach Kevin und sah seinen dunkel Haarigen Freund grinsend an. „Na schön, dann halt einen Monat“, willigte Chris dann ein.

Keity hatte jegliches Zeitgefühl vergessen, sie stand sicherlich schon eine halbe Stunde einfach so da und schaute den Pferden beim fressen zu, ihre Gedanken jedoch war ganz wo anders, weit fort von all dem hier. Ihr Blick war lehr und ihre Augen hatten jeglichen Glanz verloren, den hatte man ihr genommen, den Lebenslustigenglanz, dass Funkeln worum sie jeder beneidet hatte. Sie hatte die jungen Männer nicht bemerkt, die sie ordentlich gemustert hatten und über sie redeten als wäre sie nichts weiter als eine Trophäe.
Gestern Abend war sie hier angekommen und sie fühlte sich fremd und hilflos. Ihre Mutter, sie würde es nie verstehen, wieso sperrte man sie weg? Für etwas, was jede andere Mutter doch auch für ihr einziges Kind getan hätte?! Doch Keity konnte nicht wütend sein, genauso wenig wie sie trauerte, es schien fast so als wäre sie nichts weiter, als eine lehre Hülle.
Ein kurzer Blick auf ihre Uhr, versicherte ihr, dass es gleich Zeit fürs Abendessen war und sie wollte ihre Tante nicht unhöflich warten lassen, schließlich gab Karla sich so viel mühe.
Zögernd drehte sie sich um, obwohl die beiden Jungs nun direkt in ihren Blickfeld standen, sah sie die Zwei nicht, nicht einmal als sie an den Zwei vorbei ging und Chris ihr ein Hallo schenkte, er wunderte sich darüber und es verletzte auch sein Ego wie konnte dieses Mädchen nur so arrogant sein und ihn einfach nicht beachten?
„Das war wohl nichts!“, stichelte Kevin ihn, Chris fuhr sich Gedankenverloren durch sein Haar und schaute der Blonden hinter her. „Oh man, das ist ne Zicke, ganz klar!“, murmelte er und grinste dann breit. „Umso besser, dann wird’s noch viel lustiger!“.
"Und wie fühlst du dich?“, Karla schaute besorgt von ihren Teller zu ihrer Nichte hin über, die Stumm ihr Brot und den Salat aß, kurz schaute Keity auf, ihr grün-gelben Augen sahen fest in die ihre. „Du weißt doch, dass ich die Frage nicht mag, ich möchte nicht jeden Tag gefragt werden wie es mir geht, es geht mir gut ok?“, ihre Stimme klang viel zu hart, dass hatte sie eigentlich nicht gewollt, aber sie sollte auf hören, sie wie eine schwer K ranke zu behandeln und sie endlich wieder normal behandeln, so wie sie es mit jeden anderen auch tat. Karla lächelte gezwungen, senkte ihren Blick wieder und aß ebenfalls weiter, ihre roten Haare, hatte sie zu einem Zopf zusammen gebunden. „Freust du dich Morgen schon auf die Schule?“, Karla gab nicht auf, irgendwie würde sie schon ein Gespräch zu stande bekommen. „Na ja, so wie man sich halt auf Schule freut, aber es wird schon gut laufen!“
„Du wirst sehen, sie sind hier alle sehr nett!“
„Alle? Nein, dass glaube ich nicht, es gibt immer falsche Menschen!“
Nun schmunzelte Karla und schaute ihre Nichte kurz an. „Ach mit denen wirst du schon fertig werden.
„Sicher“
„Was ziehst du denn an?“
"Das übliche halt“
„Hmm… nichts Besonderes?“
„Nö, warum denn?“„Na ja, ist das nicht eigentlich so in euren alter, dass….“, Keity erhob sich und unterbrach ihre Tante: „Sei mir nicht böse, ich werde schlafen gehen“. Karla lächelte und Keity senkte den Blick, genau dasselbe Lächeln wie ihre Mutter….

 

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Die Sommersonne strahlte heiß auf die Erde hinab und der Hof war gut besucht, jeder wollte das Wetter nutzen und sich um sein Pferd kümmern, Keity sah den Treiben mit gemischten Gefühlen zu, den ersten Schultag hatte sie hinter sich gebracht, er verlief wie nicht anders zu erwarten, ruhig verlaufen und verging sehr langsam. Sie war froh endlich aus den Raum raus zu können und den vielen neugierigen Augen zu entkommen, sie hatte gespürt wie sie über sie getuschelt und geredet hatten. Jetzt war sie endlich wieder auf den Hof und sie hatte sich an den Koppelzaun gelehnt, schaute stumm den treiben unten am Hof zu.

Es war eine hübsche Ranch, die in einen sozusagen Loch gebaut wurde, eingegrenzt von den Bergen, man konnte von dem Koppelzaun aus das ganze Hoftreiben hinab schauen.

Eigentlich hatte Keity nichts für Pferde übrig, damals als sie noch 10 gewesen war ist sie ab und an mal hier geritten aber als sie dann 12 wurde, hatte sie das Interesse daran verloren und ihre Tante hatte sie auch nicht mehr besucht. Nun würde sie hier für sehr lange Zeit wohnen.

Sie drehte sich um und wandte sich somit der Koppel zu. Lehr…schoss es durch ihren Kopf, sie war wirklich lehr, aber was sollte es, ob sie nun eine lehre Koppel anstarrte oder eine mit Pferden drauf, die sie doch eigentlich eh nicht richtig wahrnahm.

„Falls du die Stuten suchst, die haben wir heute auf die Sommerweide gebracht“, lautlos war Chris an sie ran getreten. Erschrocken fuhr Keity zusammen und schaute ihn in dann stumm in die blauen Augen.

Chris lief es kalt den Rücken hinunter als er ihre Augen erblickte, die völlig glanzlos in die seine sahen, fast schien es so als wären sie leblos. Wie die einer toten.

„Nein habe ich nicht…“, sagte Keity nach einer weile. Chris sah gut aus, dunkel braunes Haar, blaue freche Augen, ein markantes männliches Gesicht und ein durch trainierten Körperbau, seine Muskeln, die natürlich wirkten, konnte man durch sein schwarzes Hemd nur erahnen. „So und was machst du dann hier?“, hakte er nach und musterte ihren hübschen Körper von oben bis unten, sie war keine Schönheit, also nicht das Bild, was man von einen super Model erwartete, sie war klein, sportlich, hatte kaum Oberweite und ihr Gesicht war rundlich, erinnerte an einen Mond. Aber ihre Lippen, perfektere Lippen hatte er noch nie gesehen, so einen sinnlichen Mund, würde er niemals vergessen und ihre glanzlosen Augen, waren groß und wenn sie nicht ihren Glanz verloren hätten, könnten sie mit den dunklen langen Wimpern sicher jedes Herz zum erweichen bekommen.

„Warum muss ich dir sagen was ich hier mache?“, sie wirkte leicht gereizt. Chris setzte sein charmantes freches Lächeln ein, doch sie ließ es kalt. „Na vielleicht kann ich dir ja helfen?“.

Keity schüttelte mit dem Kopf. „ich denke nicht!“. „Du bist doch die Nichte von Karla oder?“, fragte er, er wollte nicht so schnell nachgeben. „Ja…“

„Gut, ich bin Chris und du bist dann ja sicherlich Keity?“, langsam nervte er sie, aber er hatte eine wahrhaft unfassbare Ausstrahlung. „Richtig und du willst mich jetzt sicherlich mit Fragen durch Löchern, warum und weshalb ich hier bin? Hab ich recht?“, Chris schüttelte mit den Kopf und schaute lässig an ihr vorbei. „Nein, eigentlich interessiert mich das gar nicht, ich wollte nur wissen ob du auch deinen Pflichten nachgehen wirst?“

„Meinen Pflichten??“, verwundert sah sie ihn an, doch er schaute noch immer an ihr vorbei.

„Na ja, jeder hier auf den Hof hat Pflichten, jedenfalls die, die in den Haus wohnen und das tust du ja wohl und da Ferien sind, denke ich wirst du nun mit anpacken müssen, ach das wird dir Karla sicherlich selber noch erzählen, wundert mich, dass sie es nicht schon gemacht hat.“

Nun sah er sie wieder kurz an, seine frechen Augen blitzten sie etwas Macht besessen an, was sie nicht richtig deuten konnte. „Ich denke nicht…“, murmelte Keity, Chris lächelte sie nur noch mal an, wobei sie nicht sagen konnte ob er sie anlächelte oder ob er einfach nur so lächelte. Sie hatte jedenfalls nicht vor ihn ein Lächeln zurück zu schenken. „Wirst sehen!“, mit diesen Satz ging er einfach an ihr vorbei, in seiner Hand hielt er einen Strick, sicherlich wollte er sich eines der Pferde holen. Er war ihr unsympathisch und denn noch hatte er irgendetwas an sich, was sie anzog auf eine Art und Weise die sie nicht beschreiben konnte.

 

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„Bitte was?!“, wütend erhob sich Keity und blitzte ihre Tante zornig an, diese jedoch blieb gelassen und ruhig, blickte vom Küchenstuhl auf und schaute ihre Nichte ruhig an.

„Du hast schon richtig verstanden, so ist das nun einmal auf einer Ranch, da muss jeder mit helfen und ich weis das du reiten kannst und das du ein gutes Händchen für Tiere hast.“

„Das ist nicht dein Ernst? Ich werde mich nicht auf so einen störrischen Gaul setzen und den zu Recht biegen!“, knurrte Keity weiter, ihr Gemüt kochte wie Feuer.

„Glaub mir, du wirst! Es gibt Regeln hier Keity und an die musst auch du dich halten!“, beharrte Karla weiter. „Uhh …. Du weist ganz genau was mir wieder fahren ist!“

„Ja, das weiß ich sehr wohl, aber du hast selber gesagt ich soll dich nicht anders als sonst auch behandeln und dir wird diese Arbeit gut tun, mach das Pferd Reiterfertig und dabei bleibst!“

„Du kannst mich nicht dazu zwingen!“ Karlasaugen schauten nun intensiv in die ihre und sie faltete die Hände in einander. „Ich habe darüber mit deiner Mutter gesprochen, ich habe gesagt, das ich hier niemanden was schenken kann, ich habe dich gerne hier aufgenommen aber du musst mit helfen sonst funktioniert das nicht!“

„Was soll das heißen?“, nun war ihre Stimme nicht mehr ganz so laut und aggressiv eher geknickt und ängstlich, sie wollte zu keinen aus der Familie ihres Vaters gehen müssen.

„Ich kann wie gesagt niemanden was schenken, also was ist Keity greifst du mir unter die Arme und machst das Pferd zum Verkauf fertig?“, hakte sie nach. Keity die sich in die enge getrieben fühlte, nickte. „Gut, gut ich werde es ja machen…“, gab sie sich geschlagen.

Karla lächelte darüber und sah ihrer Nichte zu wie diese hinaus auf den Hof ging, klar, fühlte sie sich etwas schlecht, ihrer Nichte damit zu drohen sie abzuschieben, war nicht besonders lobenswert aber sie hatte doch einen ganzen anderen Plan dabei gehabt. Das junge störrische Pferd sollte den Lebensmut ihrer Nichte wieder holen, das Tier hatte sicherlich genauso viel durch gemacht wie sie und Beide konnten von einander lernen und vielleicht würden die Narben verheilen.

 

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„Ja Ma, ich soll ein Pferd einreiten“, Keity freute sich tierisch darüber die Stimme ihrer Mutter zu hören aber es brannte auch in ihren Herzen, wie sehr vermisste sie, sie.

„Ist doch schön mein Schatz, du kannst doch reiten!“, natürlich war Dana in alles eingeweiht und sie hielt es für eine gute Idee, sie wusste welch Wunder ein Tier erbringen konnte.

„Ach, aber ich habe nichts mehr dafür übrig… und außerdem werde ich eh versagen!“

„Hör auf, du wirst das schon schaffen, das verspreche ich dir“

„hmm… und wie geht’s dir so?“, fragte Keity und setzte sich in ihr Bett, zog die Decke über ihre Beine und machte es sich etwas bequem der Blick ging aus den Fenster, sie hatte den Vorhang extra aufgelassen um hinaus auf den Hof schauen zu können und damit etwas Mondlicht hinein fließen konnte, denn sie fürchtete sich in der Dunkelheit und es plagten sie doch so schon genügend Ängste und Alpträume.

„Ich kann mich nicht beschweren, es ist hier nicht so schlimm wie man es in Fernsehen vermittelt bekommt, eigentlich geht es den Meisten hier sogar zu gut“

„Hast du denn auch nette Leute getroffen?“

Das sanfte, freundliche Lachen von Dana wirkte ehrlich und herzlich. „Ach Schatz, ich halte mich hier lieber von allen fern... Meine Gesprächszeit ist rum, ich werde mich aber wieder bei dir melden und sei deiner Tante nicht böse, sie meint es nur gut mit dir. Schlaf gut.“
„Ja, du auch.“, dann hörte sie nur noch das Piepen und sie wusste das nun die Verbindung nicht mehr bestand. Mit gemischten Gefühlen legte sie den Hörer auf den Nachttisch.

Nun war es wohl eine beschlossene Sache, sie musste das junge Pferd, zähmen und einreiten, da führte kein Weg dran vorbei. Lange Zeit kämpfte sie mit sich selbst, ob sie nun das Licht an ihren Bett an ließ oder ausmachen sollte, dann jedoch blieb es an.

Die Angst davor er würde wieder vor ihren Bett stehen, war zu groß, dabei wusste sie doch, dass es unmöglich war, er war tot, doch alles in ihr fürchtete sich noch immer vor ihn und davor er würde wieder kommen.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.04.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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