Es war einmal ein seltsamer Mann, der hatte einen kleinen Kopf
und die Augen am Haaransatz und deshalb schämte er sich so,
dass er immer nur in seinem Garten blieb. Der Garten war ziemlich
verwildert und seltsamerweise ließen alle Blumen die Köpfe hängen.
Manchmal schnitt der Mann ein paar Blumen ab um sie in die Vase
zu stellen. Auch dort ließen die Blumen die Köpfe hängen.
Eines Tages gab es einen fürchterlichen Regenguss, sodass die Kuhle
im Garten zum Teich wurde. Der Mann stand ratlos vor dem Teich
und während er überlegte, was er mit dem vielen Wasser machen
sollte, erblickte er sein Spiegelbild. Seine Gestalt sah genauso aus wie
die herabhängenden Blumen. Er versuchte sich aufzurichten und atmete
dabei tief durch. Oh, tat das gut. Wie seltsam, auch die Blumen hatten
sich gestreckt." Das kommt bestimmt vom Regen;" dachte er.
Immer wenn er nun am Teich vorbei kam richtete er sich wieder ganz
gerade auf. Nach einiger Zeit war das Wasser in der Kuhle verschwunden.
Seine gerade Haltung aber blieb und die der Blumen auch.
Das erste Mal in seinem Leben verließ er seinen Garten. Es begegneten ihm
Menschen, aber niemand schaute ihn seltsam an oder sagt ein böses Wort.
Da merkte der Mann, dass er sein Leben lang Dinge an sich gesehen hatte,
die gar nicht da waren.
Vorheriger TitelNächster TitelDiese Geschichte offenbart, dass man manchmal einen falschen Blickwinkel hatHella Schümann, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.04.2009.
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