Paul Pistole

Chefkoch mit Schürze

Am letzten Wochenende lernte ich in einer Bar eine Frau kennen. Ich sprach sie an und wir kamen gut ins Gespräch. Sie hieß Petra.
Wenn ich betrunken war, entwickelte ich eine Neigung für ausführliche Unterhaltungen. Irgendwann erklärte ich ihr detailliert, wie ich mir unsere gemeinsame Hochzeitsreise in die Karibik vorstellen könnte. Es schien ihr zu gefallen und so vereinbarten wir ein gemeinsames Essen für den folgenden Freitag. Ich lehnte mich wie üblich weit aus dem Fenster und versprach Petra ein großes Menu zu kochen. Sie freute sich und gab mir ihre Telefonnummer.

Die Woche über schickten wir uns einige SMS hin und her und vereinbarten die exakte Uhrzeit für Freitag. Ab 19.00 Uhr sollte das Menu serviert werden. Das Problem dabei war allerdings, dass ich mit Kochen rein gar nichts am Hut hatte. Das Einzige, was ich im zum Menu beitragen konnte, waren zwei bis drei Flaschen Wein. Darin war ich gut.

Die Woche verging und es wurde Freitag. Nachdem ich für den Abend eine vernünftige Lösung finden musste, marschierte ich los Richtung City.
Ich ging ins erstbeste Kaufhaus und kaufte mir eine weiße Schürze, auf die in großen Lettern "CHEFKOCH" gedruckt war. Anschließend fand ich unterwegs noch einen Gemüsehändler, dem ich ein Schale mit Erdbeeren abkaufte. Danach fuhr ich wieder nach Hause.

Meine Oma hatte mir einmal beigebracht, dass man mit geeistem Obst immer eine große Show veranstalten konnte. Also legte ich die Erdbeeren ins Gefrierfach. Danach stellte ich mich unter die Dusche, rasierte mir den Sack und zog mir eine frische Unterhose an. Das Fundament für einen erfolgreichen Abend war somit gelegt.

Es war mittlerweile 18.00 Uhr geworden. Also musste ich jetzt handeln. Ich band mir meine neue "CHEFKOCH"- Schürze um, legte eine Verdi-CD ein und begab mich in die Küche. Dort entkorkte ich die erste Flasche Wein und schenkte mir ein Glas ein. Anschließend nahm ich ich den Flyer eines Pizza-Service aus dem Schrank und bestellte dort für 18.45 Uhr zwei Portionen Spaghetti mit Garnelen. Der Mann am Telefon versicherte mir, dass er pünktlich liefern würde.

Er hielt Wort. Um 18.40 Uhr läutete es an der Türe und ein kleiner, ausländisch aussehender Mann überreichte mir zwei Aluminiumschalen.
 "Zweimal Spaghetti mit Scampi...16,40 Euro, bitte..." sagte er in seiner Art südeuropäischen Slang zu mir.
 Ich bezahlte und ging damit in die Küche. Dort holte ich meine große Pfanne aus dem Wandschrank. Ich musste zweimal darüber pusten, um den Staub zu entfernen. Dann stellte ich die Pfanne auf den Herd und schüttete die Spaghetti aus den Aluschalen hinein. Dazu trank ich einen Schluck Wein.

Als Petra um kurz nach 19 Uhr klingelte stand ich am Herd, hatte die erste Flasche Wein geleert und begleitete in bester Stimmung gesanglich den Gefangenenchor aus Nabucco.

Petra sah gut aus.
"Hey, ist ja alles schon richtig italienisch hier bei Dir" rief sie mir mit leuchtenden Augen zu.
Da ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte, geleitete ich sie in die Küche und drückte ihr dort ein Glas Wein in die Hand.
Petra lehnte im Türrahmen der Küche und beobachte mich dabei, wie ich singend die Spaghetti durch Hochschleudern in der Pfanne wendete. Sie wirkte beeidruckt.

"Also Kochen kannst Du wirklich, das muss man Dir lassen!" sagte Petra als sie sich nach dem letzten Bissen mit der Serviette den Mund saubermachte und dabei nach dem Glas Wein griff.
Sie war nun bester Laune und nahm mittlerweile bereits das vierte Glas Wein in Angriff. Das konnte nicht schaden.

Ich kündigte nun die Nachspeise an und verschwand in der Küche. Die Erdbeeren waren mittlerweile gefroren. Ich verteilte etwas unkoordiniert drei Löffel Honig darüber und servierte sie anschließend als Dessert.

Nach den Erdbeeren kamen wir zum wesentlichen:
Auf dem Weg zum CD- Player hielt mich Petra am Bein fest, sah mich mit ihren vom Wein glänzenden, hübschen blauen Augen an und zog mich nach unten zu ihrem Mund. Ich folgte höflich.
Nachdem ich mittlerweile beinahe zwei Flaschen Wein getrunken hatte, dirigierte ich Petra sofort Richtung Schlafzimmer.
Wir rissen uns gegenseitig die Kleider vom Leib (zumindest glaube ich nach wie vor, dass es so war) und fielen aufs Bett. Dort taten wir, was getan werden musste.
Obwohl Petra einen sehr beeindruckenden Körperbau hatte, kam ich nicht so recht in Fahrt. Mich beschäftigten Blähungen und so kam es zu einer eher durchschnittlichen Nummer.
"Ach, bei dir isses wirklich schön" seuzte sie mir danach auf dem Bett liegend ins Ohr.
Entweder war sie eine gute Lügnerin oder sie hatte bisher nur Nieten gezogen. Mir war es gleich. 
"Normalerweise geh ich ja nicht gleich am ersten Abend mit nem Typen ins Bett..."
"Ja genau, ist klar" dachte ich mir und versuchte sie dabei begeistert anzulächeln.

Als ich am nächsten Morgen gegen 11.00 Uhr erwachte, war Petra verschwunden. Ich bewegte ich mich ins Bad, um einen Morgenschiss zu setzen. Dieser gestaltete sich ob des reichlichen Rotweins dunkel aber flott.
Danach begab ich mich in die Küche, um etwas Alka- Seltzer einzunehmen. Dabei bemerkte ich, dass ich die Aluschalen von den Spaghetti in der Spüle vergessen hatte. So etwas konnte einem nach einer Flasche Wein schon einmal passieren

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.04.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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