Chanel N°5
Er nahm ihre Hand, sie war kalt, regungslos.
Er sagte: „Ich liebe dich!“
Tränen tropften unaufhörlich auf ihre Bluse. Die kleinen Salzpfützen wurden sofort weggesogen, dunkle, nasse Flecken blieben auf dem Stoff.
Ihre Augen waren geschlossen –
... für immer.
Wie groß war sein sehnlichster Wunsch, ihr noch einmal in die Augen sehen zu können - nur ein einziges Mal, um ihr zu sagen, wie sehr er sie liebte. Waren es nicht immer ihre Augen gewesen, die liebevoll und herzlich strahlten. Ihr wunderbares Wesen, ihre warmherzige Art mit anderen Menschen umzugehen. Ja, sie war ein wundervoller Mensch, eine wundervolle bezaubernde Frau,
… sie war seine Traumfrau - immer gewesen!
Leise flüstert er diese drei kleinen Worte,
kläglich,
wimmernd,
sein Mund zittert,
bedeckt den ihren mit Küssen,
unendlich viele zärtliche Küsse.
Küsse, die einen kalten Mund küssten,
die Lippen geschlossen,
tote Lippen.
Kein warmer Lufthauch,
kein Heben und Senken des Brustkorbs,
keine Gelegenheit das Gesagte zu Gehör zu bringen.
Vorbei -
… zu spät1
Gedanken durchqueren einen wirren Kopf,
unverständlich,
sie war tot,
einfach tot.
Ihr Körper roch noch ganz zart nach Chanel N° 5,
man hatte sie geschminkt, sehr dezent,
die braunen Haare ordentlich gekämmt.
So hatte sie nie ausgesehen!
Sie trug die Haare immer wild und frech.
Er fuhr mit den Händen durch ihr Haar,
wollte sie haben, wie sie war
– wild und frech
und vor allem
… lebendig!
Schmerzlich weinend saß er vor ihr.
Ich hätte ihr sagen sollen, dass ich sie liebe!
„… hörst du Liebling: Ich liebe dich!
Ich habe immer nur dich geliebt!
Nur Dich!“
Guido schnellte schweißnass hoch und schrie:
„Oh, mein Gott! - Nein!“
Sein Gesicht tränenüberströmt, er suchte hektisch nach dem Lichtschalter und machte Licht.
Vollkommen erschrocken saß Jenny wie erstarrt im Bett:
„Was ist los, Schatz? Um Gottes willen sag’ was!
Du weinst ja, bist vollkommen nass geschwitzt!
Geht’s dir nicht gut?
Du hast geträumt, Liebling - du hast nur geträumt!“
Er sank ihr kraftlos in die Arme und weinte hemmungslos.
Seine Stimme bebte:
„Ich liebe dich, Jenny! Ich liebe dich – hörst du?!“
Sie streichelte ihm über’s feuchte Haar, bedeckte sein Gesicht mit tausend sanften Küssen und flüsterte:
„Das hast du mir ja schon ewig nicht mehr gesagt!
Ich liebe dich, Guido!
Ich liebe dich über alles, das weißt du!
Komm’ leg’ dich ganz nah zu mir, ich halt dich fest!
Es war nur ein Traum - … ein schlechter Traum!“
Seine Hände umschlossen fest ihren zarten Körper, streichelten sanft ihr Gesicht und sein Mund suchte ihren,
er spürte ihren Atem,
warm und gleichmäßig.
Legte seinen Kopf zurück auf ihre Brust,
sie hob und senkte sich rhythmisch,
ihr Herz klopfte.
Ja, es klopfte
… wie schön!
Sie lebt.
Gott sei Dank,
… sie lebt!
Sie streichelten sich liebevoll in den Schlaf.
Plötzlich war er wieder da, dieser sinnliche Geruch von Chanel N° 5.
… aber irgendwie roch er – lebendiger!
© Monika Hoesch
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.05.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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