Henning war ein Arschloch, wie es im Buche steht.
Eine ellenlange Liste mit Vorstrafen war das Einzige, was er in seinem Leben hervorgebracht hatte, kein Schulabschluss, kein Beruf, kein Bock auf überhaupt irgendwas. Körperverletzung, Diebstahl, Raub und Beleidigungen in diesen Dingen war er gut, sonst aber zu nichts zu gebrauchen. An diesem Morgen hatte er einen Termin auf dem Arbeitsamt gehabt. Als schwer Vermittelbarer hatte der Besuch nicht lange gedauert, schnell war er wieder draussen und überlegte, was er nun tun solle.
Da sah er eine Gruppe alter Tanten, die vermutlich auf den Bus für ihre Kaffeefahrt warteten und an der Haltestelle standen. Breit grinsend ging er auf die Seniorenhorde zu und sah, dass wirklich jede eine dicke Handtasche mit sich trug. "Fette Beute!", dachte er sich und legte sofort los.
Henning flitzte eng an den Omas vorbei und ergriff was er konnte. Zwei, Drei, Vier, Fünf Handtaschen entriss er den Besitzerinnen und bis die geschnallt hatten, was los war und zu schreien anfingen, war er schon 20 Meter entfernt.
"Ein Räuber!" hörte er eine der Damen kreischen. Henning blieb stehen und drehte sich um. Er schwenkte mit den geraubten Handtaschen und lachte dreckig. "Machts gut, ihr alten Fregatten!" Blitzschnell drehte er sich wieder um und rannte auf die Strasse. Doch das Glück schien nicht auf seiner Seite zu sein.
Ein Transporter der Post kam viel zu schnell um die Ecke gerast und als Henning ihn sah, befand er sich bereits mitten auf dessen Fahrspur. Der Fahrer des Transporters hatte es sehr eilig, da er am Morgen verschlafen hatte und seinem Zeitplan hinterher jagte. Er war nur einen Moment abgelenkt, als er auf die Uhr geschaut hatte und plötzlich erkannte er, dass jemand vor ihm auf die Fahrbahn gelaufen war.
Ein Kerl mit mehreren Taschen. Er schaffte es gerade noch vom Gas zu gehen, das Bremspedal erreichte er in dem Moment, als er Henning frontal erwischte. Er hatte vor einiger Zeit einen Unfall mit einem Wildschwein gehabt, genauso krachte es, als Hennings Körper auf den Kühlergrill traf und sein Schädel die Frontscheibe zertrümmerte. Henning spürte nur noch, dass er durch die Luft flog. Benommen, wie in einem Traum, dachte er noch: "Verdammt windig heute!" Dann landete er heftig auf einem geschmiedeten Eisenzaun vor der Sparkasse und wurde von mindestens drei Stacheln aufgespiest.
Hals, Brust und Bauch wurden durchbohrt und Henning war sofort tot.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.05.2009.
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