alisha_87 klickt mich an, um zu fragen, wie’s mir gehe und wo ich wohne.
„Gut, Luzern“, schreibe ich und schmunzle, weil es nicht stimmt. Ich füge ein ‚Du?’ an und klickte auf den nächsten Song, weil ich keinen Bock auf Gesülze habe.
Sie lässt sich Zeit mit der Antwort. Vermutlich ist sie die typische Art von Frau, die jemanden mit einem Blick in ihren Bann ziehen kann. String, Wimperntusche, Vollbusen und die Nägel lackiert. Weisslich, mit Kristallen drauf. Und die nötige Ausstrahlung.
Ich schaue nach draussen und fahre mir mit der Handfläche über das Gesicht, schliesse kurz die Augen. Seufze und greife nach meinem Drink, leere ihn in einem Schluck.
Gin Tonic. Bitter erfrischend. Mit einem Zitronenstück drin. Bianca hat es gehasst.
„Zürich“, schreibt sie und fragt, wie alt ich bin. Zweiundzwanzig, antworte ich und schmunzle wieder.
„Wie siehst du aus?“ will ich wissen, und das schreibe ich mehr aus Resignation als aus Interesse. Ich zwinge mich aus dem Ledersessel, um nachzuschenken.
Diesmal mehr Gin und etwas weniger Tonic. Mit zwei Zitronenstücken. Ich denke an Bianca und werfe noch ein drittes hinein.
Sie hat blondes Haar, schulterlang, und blaugrüne Augen. Zweiundzwanzig. Sie wartet vermutlich auf eine Bemerkung, wie toll das sei und wie sexy ich sie fände.
Ich binde meine Haare zusammen und setze mich wieder.
„Wollen wir uns treffen?“ frage ich und schmunzle.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.05.2009.
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Ein Tiger schleicht durchs Puppenhaus
von Florian Seidel
Rapunzel in Puppengesprächen, Adoptivkinder auf Zeitreisen, Fragebögen, Bekundungen am Bauch der Sonne. Rätsel und Anspielungen, die uns, an Hand scheinbar vertrauter Muster, in die Irre führen. Florian Seidel hält seine Gedichte in der Balance zwischen Verschweigen und Benennen, zwischen Bekanntem und Unbekanntem. Jeden Augenblick könnte alles aus dem Gleichgewicht geraten, uns mitreißen, uns enden lassen in einem Augenblick der Verwirrung. Die in dem Gedichtband „Ein Tiger schleicht durchs Puppenhaus“ versammelten Texte schildern Suchbewegungen. Glückspiraten, Tiger, Jäger und andere Unbehauste in jenen Momenten, da die Realität Schlupflöcher bekommt und wir uns selbst im Spiegel sehen. Ein ungewöhnlich großes Sprachgefühl und vor allem die Bildhaftigkeit machen die Qualität dieser Lyrik aus.
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