Karin Schmidt

In meiner Hand

Die Träume der letzten Nächte formieren sich, stellen sich in Position, stehen hinter mir, neben mir, umgeben von dichtem Nebel.

Ich kann nicht klar denken, halte deine Hand, sie ist warm, weich und lebt. In meinem Kopf hämmert es, Blut sammelt sich irgendwo, ich kann es nicht lokalisieren. Kann mich nicht wehren gegen die Angst, die mich lähmt. Ich fühle mich nicht mehr, mir ist, als würden unter meiner Haut, mit Kohlesäure gefüllte Kügelchen explodieren, doch auch das gehört in diesem Moment nicht zu mir. Ohnmacht umklammert meinen Brustkorb, nimmt mir den Atem.

Ich will nach Hilfe schreien, doch welchen Sinn hätte das, welchen, zu schweigen?

Langsam dringt eine unwirkliche Hitze in mich ein, sammelt sich, wie unverdünnte Energie, im Mittelpunkt meiner Handfläche. Die Hand, die ich halte, versinkt leblos in der meinen. Mein Blick dringt nicht mehr durch die Schleier, die vor meinen Augen liegen. Kein Laut dringt an mein Ohr, ich höre den lang gedehnten Ton nicht, der sagt, dass du gegangen bist, dein Herz nicht mehr schlägt.

Ich fühle nur die Hitze in meiner Hand. Dich?

Zwei Hände ziehen mich an meinen Schultern fort, ich lasse es zu, unfähig, etwas aus mir selbst heraus zu tun.

Deine Hand fällt auf das weiße Laken, auf dem du liegst.

Und meine Hand, sie brennt immer noch, brennt wie Feuer, das nicht weh tut. Fassungslos spüre ich dieses Brennen, will es behalten und schließe meine Hand.

Ist es deine Seele?

Schick mir die Antwort in einem Traum. Lass es mich glauben.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.11.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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