Andreas Rüdig

Der Kunstfälscher

Kunsthistoriker sind Geisteswissenschaftler, die sich mit der Kunstgeschichte, der geschichtlichen Entwicklung der Kunst verschiedener Zeiten und Völker beschäftigen. Sie analysieren z. B. die Besonderheiten kunstgeschichtlicher Epochen und Kunststile oder das Leben und das Werk einzelner Künstler. Sie betreiben dazu Quellenstudien, dokumentieren die Entstehung von Kunstwerken und die oft facettenreichen Lebensläufe von Künstlern, interpretieren formal und inhaltlich ihre Werke. Kunsthistoriker veröffentlichen auch Publikationen zu allgemeinen kunstgeschichtlichen, kunstwissenschaftlichen und ästhetischen Fragestellungen. Schwerpunktmäßig können Werke der Bildenden Kunst, wie Architektur, Skulptur, Malerei und Grafik, des Kunstgewerbes, in jüngerer Zeit auch der Fotografie, Film- und Videokunst sowie der verschiedensten multimedialen Kunstrichtungen (Environment, Aktionskunst, Happening usw.) betrachtet werden.

Berufsbild

Kunsthistoriker lehren als Dozenten und Professoren an Hochschulen ihr Fachgebiet, die Kunstgeschichte. Sie widmen sich im Rahmen der Museumsarbeit aber auch der Ausstellung von Kunstwerken. Sie sammeln, pflegen und erhalten überlieferte Werke der Bildenden Kunst, arbeiten also z. B. in Archiven oder innerhalb der Denkmalpflege und des Denkmalschutzes und beraten Restauratoren. Für die Versicherungsbranche begutachten und bewerten Kunsthistoriker/innen Antiquitäten und Kunstgegenstände. Als freiberuflich tätige Kunstschriftsteller schreiben sie Bücher über Kunst oder Aufsätze für Fachzeitschriften.

Der Beruf „Kunsthistoriker“ erfordert ein wissenschaftliches Studium an einer Universität. Das Hauptstudium wird in der Regel mit einem Magister abgeschlossen. Einzelne Hochschulen bieten neuerdings auch den Bachelor-Abschluss an. Anschließend erfolgt meistens die Promotion zum „Dr. phil.“, indem der Kunsthistoriker ein spezielles Teilgebiet der Kunstgeschichte in einer oft mehrjährigen Dissertation bearbeitet.

Jan de Bruijn ist ein flämischer Maler des 17. Jahrhunderts. Er wurde am 23. Dezember 1645 in einem kleinen Dorf in der Nähe von Neuwen geboren. Seine Eltern erkannten schon früh das Talent ihres Sprößlings. Denn schon 1660 kam de Bruijn bei dem damals sehr beliebten Stillebenmaler Willem van Bouwen in die Lehre. Jan lernte sowohl Malerei wie auch das Zeichnen.

1672 konnte Jan dann den Ausbildungsbetrieb verlassen. Er arbeitete zunächst für den niederländischen Adel, für den er maritime Bilder und Stilleben, aber auch bäuerlich-derbe Gemälde erstellte. An den Niederrhein kam er 1680. Freiherr Adolf von Goch war auf Jan aufmerksam geworden, als er nach einem Porträtisten für sich und seine Familie suchte. "Kühe und Trauerweiden? Nein, danke!" soll Jan ausgerufen haben, als er von dem Stellenangebot hörte. Auf Befehl seines Beichtvaters ging Jan aber.

"Die katholische Kirche am Niederrhein ist sehr verlottert," läßt sich der Pater zitieren. "Die Priester sind Wein, Weib und Gesang doch sehr angetan. Geh in deiner Freizeit mal nach Kevelaer. So überladen wie die Kirchen dort sind, sind sie eher Museen denn Kirche. Erinnere die Prieser doch mal an ihre Aufgabe!"

Doch aus der innerkatholischen Erneuerung wurde nichts. Da sich Jan schon nach kurzer Zeit mit Adolf überwarf (Vorwurf: Jan soll mit Adolfs Frau Elisabeth geflirtet haben), wurde die katholische Kirche zum wichtigsten Arbeitgeber Jans. Als dies ruchbar wurde, rief ihn der Bischof nach Amsterdam in die Niederlande zurück. "Ich werde dir bei deiner sittlichen und moralischen Erneuerung helfen," begann der eher kleingewachsene Mann. "Du wirst unsere Kaufleute ab sofort auf ihren Geschäftsreisen zu den Molukken und nach Indien begleiten."

Woher ich das alles so genau weiß? Ich bin Kunsthistoriker. Als Fan der flämisch-niederländischen Malerei entdeckte ich irgendwann natürlich Jan de Bruijn. Normalerweise ist das Exil das berufliche Todesurteil für den Künstler. Nicht so bei Jan. Bis ins hohe Alter malte er sowohl indische wie auch molukkische Themen. Sogar hinduistische und buddhistische Einflüsse sind in seiner Kunst zu sehen. Bei den Buddha - Bildern ist aber noch nicht endgültig geklärt, ob sie von Jan oder seinem Sohn Pieter stammen.

Ich selbst war es, der die Bilder in der vergangenen Woche entdeckte. In einem lange vergessenen unterirdischen Bunker nahe Den Haag lagen die Bilder. Zum Glück waren die Bilder gut geschützt, so daß sie im Laufe der Zeit keinen Schaden genommen haben.

Das Jan de Bruijn - Museum der Stadt Differbach, zu dem Bruijns Geburtsort heute gehört, hat mir 500.000 Gulden geboten. In einem Jahr wird der Fund komplett restauriert und wissenschaftlich aufbereitet sein. Dann gehen die Kunstwerke vollständig in den Museums über.

(Amsterdamer Landesschau)

Den größten Kunstfälscherskandal aller Zeiten konnte der Versicherungsdetektiv Wim van de Wille aufdecken. "Einen Maler namens de Bruijn gab es nie," berichtet van de Wille. "Der Kunstfälscher heißt Alexander Geronimo. Sein Vater war ein leidenschaftlicher, wenn auch Zeit seines Lebens erfolgloser Maler. Als Alexander die Bilder seines Vaters erbte, wollte er sie zu Geld machen. Als erfand er den Maler Jan de Bruijn. Als sich tatsächlich ein Museum meldete und die Bilder kaufen wollte, hätte er schon stutzig werden müssen. Das Museum stellt nämlich nur Fälschungen aus.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Rüdig).
Der Beitrag wurde von Andreas Rüdig auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.06.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Andreas Rüdig als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Spiele mir auf meiner Flöte: Minnepoesie aus dem 21. Jahrhundert (1001 Minne) von Giovanni Vandani



Er, der sehnsuchtsvoll Begehrende - sie, die Klare, Nüchterne und vielfach Engagierte. Dazwischen viel Alltag, fast 30 Jahre Ehe, eingeschliffene Gewohnheiten. Beide haben mittlerweile die 50 überschritten. Die erotische Spannung ist aus dem Leben gewichen. Im Schreiben sucht Giovanni einen Weg, seine Liebe neu zu finden. In einer poetischen Sprache voll Sehnsucht und Erotik, die bei aller Deutlichkeit der Bilder nie ins Vulgäre abgleitet und streckenweise an mittelalterliche Minnelieder erinnert, spürt er seinen Gefühlen nach, singt von Lust und Ekstase, enttäuschten Erwartungen und unerfüllten Sehnsüchten...

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Humor" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Andreas Rüdig

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Byzantinistik von Andreas Rüdig (Historie)
Aufsatz vom Karli über verschiedene Tiere von Margit Kvarda (Humor)
Die Geschichte einer Träne........ von Andrea Renk (Einfach so zum Lesen und Nachdenken)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen