Mirjam Horat

Nonnen?

 

Die Sonne schien freundlich ins Kinderzimmer, es war ein frühsommerlich warmer Frühlingsmorgen, der jedes Kind, welches nicht bereits schulischen Verpflichtungen nachgehen musste, nach draußen lockte. Es war herrlich, der ganze Spielplatz war fast menschenleer, die Schaukeln bis auf eine unberührt, der Sandkasten einladend geräumig, die Rutschbahn noch unbenutzt, die Kletterstangen standen wartend auf Kinderbesuch. So beschlossen meine Zwillingsschwester und ich einstimmig:

Heute gehen wir raus!

Nach einer Weile, als die Schaukel ausgeschaukelt, der Sandkasten neu gestaltet, die Rutsche ausgerutscht, die Kletterstangen kräftig beklettert, kam uns eine neue Idee, nun war das Dreirad an der Reihe. Abwechselnd saß eine von uns auf dem kleinen, stählernen, roten Drahtesel, trampte mit Leibeskräften die andere durch die Gegend. Die zweite stand mit ihren Füssen gemütlich hinten, zwischen den beiden Rädern, sich mit beiden Händen auf der vor ihr sitzenden Schwester abstützend, liess sie sich für eine kurze Weile rumchauffieren. Dann wechselte die Besatzung und das ganze Schauspiel begann in umgekehrter Bestückung von vorne. Zusehends schwanden unsere Kräfte, was uns erneut herausforderte was Neues auszuprobieren. Dem war schnell Abhilfe geschaffen, denn eine hübsche, kleine Ausfahrt, zierte den grossen Rasen links, wie auch rechts. Schön mit Plattensteinen belegt, war diese gerade zu einladend, gemeinsam voller Schwung hinab zu rasen. Wir vergewisserten uns, ob auch keine Erwachsenen in der Nähe waren, denn schon oft genug warnten sie uns vor dieser steilen Ausfahrt. Weder Mami noch der Hausabwart war in Sichtweite. Also stand unserem Vorhaben nichts mehr im Wege. Freudig kurvten wir den restlichen Weg der hinteren Ausfahrt entgegen. Auf beiden Seiten der Ausfahrt waren dichtbewachsene Hecken gepflanzt, was uns einen ungestörten Fahrspass ermöglichte. Immer wieder sausten wir in Windeseile die kleine Strasse hinunter, marschierten anschließend, das Dreirad hinaufschiebend, den steilen Weg wieder hinauf nur um erneut runter zu brausen. Nach dem x-ten Mal, meine Zwillingsschwester war dran mit sitzen, ich mit stehen, rasten wir wieder voller Schwung die Ausfahrt hinunter. Plötzlich tauchten von rechts drei Nonnen hinter den Hecken auf… Bumm! Voll erwischt. Ungebremst kollidierten wir mit den himmlischen Schwestern zusammen. Das Dreirad hatte es über den Haufen geworfen, meine Zwillingsschwester ist samt Fahrrad umgekippt und ich flog in hohem Bogen geradewegs in die Nonnen und prallte anschließend unsanft auf dem Trottoir auf. Ich spürte etwas Warmes an meinem Kinn hinunter rinnen, es begann zu  tropfen, so fasste ich unwillkürlich danach und erschrak fürchterlich ab dem Blut. Die drei Frauen in schwarz schauten uns durch die dicken Brillengläsern böse blitzend an, und sprachen ein paar unliebe Worte an uns gerichtet, die ich jedoch nicht mehr wiedergeben kann, dazu war ich wohl zu schockiert. Ohne eine hilfreiche Geste, ohne ein tröstendes Wort, oder eine helfende Hand, gingen sie ihres Weges und ließen uns verdattert zurück.

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Die Welt von Terrestos scheint aus den Fugen zu geraten. Der grausame Feuermagier Rhabwyn, dessen Kräfte zunehmend stärker werden, versucht mit allen Mitteln, auch der übrigen Elemente Wasser, Erde und Luft habhaft zu werden, um über den gesamten Planeten herrschen und Angst und Schrecken verbreiten zu können. Die Wassermagierin Deanora nimmt Fanydra und Morlas in ihre Obhut, wie es vom Schicksal lange vorbestimmt war. Bei ihr und den Kriegern des Seins erlernen die beiden die Beherrschung der Elemente Erde und Luft, deren Kräfte sie schon, ohne es zu wissen, seit ihrer Kindheit bei sich tragen. Seite an Seite kämpfen die zwei jungen Leute mit Deanora und ihren Kriegern des Seins, um ihre Welt vor dem Untergang zu retten.

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