Klaus-Peter Behrens

Das Tor zwischen den Welten, Teil 31

 

 Achtung, hier beginnt das Feenreich!!

Wir schießen auf alles, das höher als ein Fuß ist.

Fremder, noch kannst du umkehren!

"Irgendwie habe ich mir Feen anders vorgestellt", staunte Dean.

"Ja, in Peter Pan wären die eine echte Fehlbesetzung", stimmte Tom zu.

"Hier sind sie jedenfalls gefährlich", warnte Meister Reno vi´Eren. "Unterschätzt sie nicht. Sie sind hinterlistig und unberechenbar."

"Dann lernen sie heute ihren Meister kennen", erwiderte Gart entschlossen, den das Schild selbst dann nicht vom Weiterfahren abgehalten hätte, wenn Falamazar persönlich es gepinselt hätte. "Wenn sie Schwierigkeiten machen, haue ich ihnen ihr Schild so lange um die Ohren, bis sie die Maiglöckchen im Winter klingeln hören", verkündete er grimmig.

"Bloß nicht. Wir dürfen sie nicht verärgern, sonst haben wir ein Problem", wandte Meister Reno vi´Eren vorsichtig ein.

Alle sahen ihn überrascht an.

"Raus damit", zischte Myrana.

"Nun, leider kommen wir ohne ihre Hilfe nicht weiter. Man muß verschiedene magische Zugänge auf dem Weg zur Zitadelle passieren, und die Feen sind die Hüter des ersten Zugangs."

"Was?"

Gart fiel fast vom Kutschbock.

"Wir sollen diese schwachsinnigen Schmierfinken um Hilfe bitten. Bei allen einstürzenden Stollen, da wäre ich ja lieber bartlos."

Auch die anderen waren nicht gerade erfreut über diese Aussicht. Wirdnix fragte sich, wie Gart wohl ohne Bart aussehen würde.

"Ich denke, Sie sind Zauberer", brauste Tom auf. "Wozu brauchen sie dann die Feen? Sie werden den Weg doch wohl noch alleine finden können!"

"Ich fürchte nicht", antwortete dieser betrübt. "Feenzauber kann ich nicht durchdringen. Wir könnten ohne ihre Hilfe hier Jahrzehnte herumlaufen, ohne dem Eingang auch nur jemals nahe zu kommen."

"Na großartig, jetzt hängt die ganze Expedition von der Kooperationsbereitschaft einiger fliegender Blütenpollenabstauber ab." Myrana war außer sich. Dass das Ganze nicht leicht werden würde, war ihr ja von Anfang an klar gewesen, dass es aber so ausarten würde, hätte sie nun doch nicht gedacht.

"Fehlt nur noch, dass wir uns auch noch mit einem Drachen herumschlagen müssen", unkte Wirdnix kläglich. Meister Reno vi´Eren schwieg bedrückt. Tom argwöhnte etwas. "Soll das etwa heißen..?". hakte er nach, doch der Zauberer winkte beschwichtigend ab.

"Damals war das nicht erforderlich. Aber heute bin ich leider nicht mehr so sicher."

"Hat sonst noch einer eine gute Nachricht?" Myrana sah sich frustriert um. Keiner antwortete. "Schön, dann denke ich, wir sollten die Sache der Reihe nach angehen, und das bedeutet...."

"....auf zu den Feen", führte Baumbatz den Satz zu Ende und schnalzte mit der Zunge. Die Echse machte daraufhin einen Sprung nach vorne und brachte die Gefährten auf der Ladefläche wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Der Weg führte jetzt mitten durch einen Wald und der Schnapper war, wenn überhaupt möglich, noch schneller geworden. Offenbar gefiel ihm die Umgebung. Die war in der Tat sehr schön. Links und rechts wuchs dichter Farn und überall blühten Blumen. Zunächst verlief die Weiterfahrt reibungslos, doch plötzlich bremste Gart den Wagen abrupt ab, was weder seinen Gefährten noch der Ladung gut bekam. Die Ursache für das radikale Bremsmanöver schwebte in zwei Metern Höhe mitten auf dem Weg. Sie waren auf die ersten beiden Feen gestoßen.

"Schon mal was von Geschwindigkeitsbeschränkung gehört?", fauchte die rechte der beiden Feen sie verärgert an. Das dreißig Zentimeter hohe Wesen trug ein hauchdünnes Kleid, das mehr enthüllte als verbarg. Zwei durchsichtige Flügel, die wie bei einem Kolibri vibrierten, hielten es in der Luft. Das lange, braune Haar wurde von einem kunstvollen, aus Gras geflochtenen Hut geschmückt, in dem ein Gänseblümchen steckte.

"Wir freuen uns, euch getroffen zu haben", erwiderte Meister Reno vi´Eren, der sich inzwischen unter dem Gepäck und den restlichen Gefährten hervor gearbeitet hatte und sich in Richtung der Feen verneigte.

"Da seid ihr aber die ersten", staunte die linke Fee. Sie verspeiste genüßlich eine Erdbeere, was sie anscheinend regelmäßig zu tun pflegte, denn die Flügel mußten arg kämpfen, um das Wesen in der Luft zu halten. Angezogen war sie ähnlich wie ihre Begleiterin, nur trug sie keinen Hut.

"Könnt ihr nicht lesen?", fragte sie vorwurfsvoll.

"Ich lese dir gleich mal die Leviten", knurrte Gart und sah die Erdbeerfee herausfordernd an. Die lächelte honigsüß.

"Ist er nicht drollig?", fragte sie ihre Kollegin.

"Ja, schade, dass wir ihn vermutlich erledigen müssen", erwiderte die Hutfee eiskalt. Gart schnappte nach Luft. Er war sprachlos. Das war wohl die größte Unverfrorenheit, die er je in seinem Leben gehört hatte. Diese beiden lächerlichen Libellen glaubten ernsthaft, ihm etwas anhaben zu können. Auch die anderen waren über diese Ankündigung verstimmt.

"Sagt mal, kann es sein, dass ihr euch den falschen Text gegriffen habt?", fragte Tom. "Müßtet ihr jetzt nicht eigentlich den Zauberstab schwingen und uns anbieten, drei Wünsche zu erfüllen? Das ist doch die übliche Aufgabe einer Fee, oder etwa nicht?"

Die Feen sahen ihn an, wie der Steinzeitmensch die Waschmaschine.

"Wo ist der denn entlaufen?", fragte die Hutfee entsetzt.

"Schmeckt das Essen noch?", wollte die Erdbeerfee mitfühlend wissen.

"Leider nicht", schaltete sich Wirdnix ein, der sich endlich hoch gekämpft hatte, um sich an der Konversation zu beteiligen. Gerne hätte er auch so eine leckere Erdbeere gehabt. Überrascht sahen die Feen den Gnom an, der ihrer Aufmerksamkeit bisher entgangen war, was sicherlich auch damit zusammenhing, dass bis eben noch der Proviant und die Gefährten auf ihm gelegen, beziehungsweise gestanden hatten.

"Ein Waldschrat", rief die Erdbeerfee angeekelt.

"Wo habt ihr den denn her?", wollte die Hutfee wissen.

"Gehört quasi zum Inventar", erklärte Myrana, die ihr weibliches Gegenüber scharf musterte. "Du solltest weniger essen", riet sie der Erdbeerfee. Die lief passend zu ihrer bevorzugten Speise rot an.

"Grüne Haare stehen auf der Liste der Schönheitsideale auch nicht ganz oben", giftete sie zurück.

"Stimmt das?"

Myrana sah die beiden Freunde prüfend an.

"Ääähhh........ tja ......weißt du....", stotterte Dean.

"Wenn man es genau betrachtet.....", antwortete Tom vorsichtig.

"Schluß jetzt!", unterbrach Meister Reno vi´Eren die sinnlose Debatte. "Wir sind nicht hier um Beautytipps auszutauschen, sondern um Hilfe zu bekommen."

Myrana betrachtete zweifelnd eine ihrer grünen Haarsträhnen.

"Das glaub ich gerne", sagte die Hutfee schnippisch. "Wie kommt ihr auf die groteske Idee, dass wir euch helfen würden."

"Weil ihr es schon einmal getan habt."

Die Feen waren baff.

"Schon einmal?"

Meister Reno vi´Eren nickte.

"Muß aber schon eine ganze Weile her sein", überlegte die Erdbeerfee.

 

"Ja, wahrscheinlich vor der großen Satzungsänderung", vermutete die Hutfee.

"Wie auch immer, jetzt gibt‘s keine Hilfe mehr", erklärte die Erdbeerfee resolut. "Da seid ihr hier an der falschen Adresse."

 

"Jetzt hör mal zu, du verkappte Hummel", rief Tom wütend. "Wir sind nicht um den halben Planeten gereist, haben uns mit Monstren, Golems, Teufelchen, Drachen und Piraten herumgeschlagen, nur um uns jetzt von einer trotzigen, kleinen, übergewichtigen Karikatur einer Fee, in die Suppe spucken zu lassen. Wir brauchen eure Hilfe, um den Weg zur Zitadelle der Zauberer zu finden, und ihr werdet gefälligst mitspielen! Basta! Also nennt uns endlich euren Preis, damit es hier weitergehen kann und du hör auf, Erdbeeren in dich hineinzustopfen."

Der Erdbeerfee fiel vor Schreck ihre Lieblingsspeise aus der Hand. Meister Reno vi´Eren hielt die Luft an. Er war sicher, dass im Handbuch über den Umgang mit Feen eine derartige Vorgehensweise nicht erwähnt war. Myrana hingegen war begeistert.

"Bravo, der hast du es aber gegeben", freute sie sich und streckte der dicken Fee die Zunge heraus. Die surrte, genau wie ihre Kollegin, verärgert auf der Stelle und war von diesem verbalen Angriff gelinde gesagt sprachlos. Entweder war dieser Mensch sehr mutig oder sehr dumm. Vielleicht hatte er ja noch nichts von ihren Gift- und Lähmungspfeilen gehört. Das könnte eine Erklärung sein.

"Du willst also unseren Preis für den Zugang zum Zauberreich wissen?", fragte die Hutfee hinterhältig. Alle nickten begeistert, außer Gart, der seinen Goldvorrat schon wieder rapide schwinden sah.

Leise flüsterte sie der Erdbeerfee etwas ins Ohr, worauf die laut lachte.

"Super Idee", lobte sie ihre Kollegin.

"Na, dann paßt mal auf..........."

 

Interessiert, wie es weiter geht?

In zwei Monaten mehr auf dieser Seite

Euer

Klaus-Peter Behrens

 

 

 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.06.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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