Stroh

An Stroh habe ich eine schmerzliche Erinnerung: Als ich Teenager war, so etwa 15 Jahre alt, wurde hinter unserem Haus ein Kornfeld abgemäht. Ein paar Jungen und Mädchen standen am Rand und überlegte, ob man wohl barfuss über die Strohstoppeln laufen kann. Da auch mein Schwarm dabeistand hörte ich mich sagen: „Das kann ja nicht so schlimm sein, wenn man schnell läuft.“ Ich dachte dabei an die Fakire, und wenn ich mich konzentrierte, würde ich kaum etwas spüren, so als ob man über glühende Kohlen läuft. Ich rannte also los, mitten hinein ins Feld. Am Anfang war ich tatsächlich ein Fakir, schwerelos flogen meine Füße über den Acker. Plötzlich hielt ich inne. Mindestens 20Meter war ich schon gelaufen und nun musste ich noch zurück. Bei jedem Schritt dachte ich: „Hilfe, holt mich hier raus.“ Als ich endlich wieder am Rand ankam verzog ich keine Miene. Gebannte Blicke richteten sich auf mich: „Wie war es?“ „Gut“, brachte ich gerade noch heraus und ging erhobenen Hauptes nach Hause. Meine Füße brannten wie Feuer.

Trotzdem liebe ich Stroh, denn früher gab es richtige Trinkhalme aus Stroh und Weihnachten konnte man filigrane Sterne daraus basteln. Noch heute zieren die Strohsterne aus meiner Jugendzeit meinen Weihnachtsbaum.

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