Kleider machen Leute. So heißt ein bekannter Roman von Gottfried
Bürger. Daß von unserer Bekleidung eine ganze Industrie lebt, wissen
wir nicht erst seit Karl Lagerfeld seine Mode in Paris präsentiert.
Modische Bekleidung, aber auch viele andere Textilien sind das
Fachgebiet, mit dem sich das Deutsche Textilmuseum beschäftigt, das im
Krefelder Stadtteil Linn angesiedelt ist. Etwa 25.000 Textilien aus 2
Jahrtausenden und allen Herren Länder trug das Museum seit seiner
Gründung im Jahre 1880 zusammen, schätzt die Leiterin des Museums,
Tieztel. „Der Jugendstil ist bei uns genauso vertreten wie Textilien
aus Afrika, Südamerika, der Südsee, Indonesien oder den koptischen
Christen Ägyptens.“ Daß nicht nur spitzenbesetzte Damenkleider oder
prunkvolle Mäntel zu den Sammelgebieten gehören, zeigt ein Blick in die
Sammlung schnell. Auch andere Textilien wie etwa großflächige Tücher
oder Schals sind hier vertreten. „Wie könnten natürlich nicht alle
Exponate zur selben Zeit zeigen, dafür sind es zu viele. Es hat sich
als sinnvoll herausgestellt, dass wir nur Ausstellungen zu bestimmten
Themen machen und dann auch nur die dazu passenden Textilien zeigen,“
erzählt Tietzel.
Auch
seien gerade älter Textilien nicht immer präsentabel; sie müssten oft
eigens restauriert werden. Eine zeitaufwendige und teure Angelegenheit,
wie die Museumsleiterin weiß. „Ich kann ja nicht einfach anfangen zu
weben. Ich muß mir erst einmal das Material ansehen: In welchem Zustand
ist der Stoff? Oft sind Farben durch Lichteinfall verblasst, alte Seide
bricht sehr leicht. Erst wenn ich die Bestandsaufnahme durchgeführt
habe, kann ich festlegen, wie ich restauriere. Wir haben hier eine
eigene Werkstatt, in der wir dann die Restaurierung durchführen
können.“ Angesichts knapper (städtischer) Kassen erledige das Museum
zwar gelegentlich auch Restaurierungsarbeiten für auswärtige Kunden;
ein knapper Personalbestand enge den Spielraum hier aber sehr ein.
Daß
das Museum in Krefeld ansässig ist, wird bei einem Blick in die
Stadtgeschichte verständlich. Seit 1226 zur Grafschaft Moers gehörig,
wird Krefeld seit dem Jahre 1600 von den Oraniern regiert. Die Oranier
erlauben es in den kommenden Jahren verfolgten Protestanten, sich in
Krefeld niederzulassen. Es sind die Mennoniten, die den Seidenhandel
nach Krefeld bringen. Die Seidenproduktion gibt es erst seit 1720 in
der rheinischen Stadt, die seit 1702 zu Preußen gehört. Samt und Seide
– für lange Zeit sind sie die Basis des wirtschaftlichen Wohlstandes
der Stadt. Und heute? Chemie, Metallindustrie und Maschinenbau sind
hinzugekommen, der Niederrhein entwickelt sich zum
Dienstleistungsstandort.
Seit 1936 befindet sich das Museum in
städtischem Besitz. Wie sieht die Situation für das Museum heute aus?
„Wie bereits gesagt: Wir organisieren Ausstellungen zu verschiedenen
Themen; wir arbeiten dabei auch sehr viel mit anderen Museen zusammen.
Krefeld hat eine Partnerstadt in den USA, nämlich Charlotte. Wir sind
eingeladen, dort eine Ausstellung zu zeigen. So etwas will allerdings
sehr gut organisiert sein. Daher kann ich derzeit noch keinen konkreten
Termin nennen.“
Was denn das Faszinierende, das Interessante an
Textilien sei, diese Frage kann Tietzel nach kurzem Überlegen
anschaulich beantworten: „Die Geschichte der Seidenweberei ist sehr,
sehr faszinierend. Der Webstuhl ist der erste Computer, weil er nach
dem Binärsystem funktioniert. Entweder ist das Schiffchen angehoben
oder nicht. Auch das soziale Umfeld ist sehr spannend: Was ist das
kulturelle Umfeld? Wann werden welche Textilien getragen? Welche
Farben, Stoffe und Schnitte werden bevorzugt, wie war der Stand der
Technik?“ Vielleicht produzieren ja nicht nur Menschen Textilien,
sondern machen ja auch wirklich Kleider Leute?
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Rüdig).
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.06.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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