Linja Lundström

Doch dann kam sie










Und dann drehte er das Licht aus.
Ohne ein Wort zu sagen drehte er sich um und lief davon. Ins Nirgendwo, wo
niemand ihn kannte, keiner ihn von seinen Träumen wieder auf die Erde zurück
holen konnte.
Seine Liebe zu ihr war nichts
weiter als die Hoffnung, die er vor Jahren schon aufgegeben hatte. Sie war die
einzige, die ihn nicht in eine Schublade steckte und ihn abstempelte als
ignoranten, abwertenden und pessimistischen Menschen und schenkte ihm als erste
Person in seinem Leben Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit, die er nur im Traum
bekam, weit weg von allem, das ihn in der Vergangenheit immer wieder niederschlug.
Mit viel Kraft und Selbstdisziplin hat er es doch immer wieder geschafft, sich
selbst aufzubauen, und ganz allein den Weg ständig wieder zu gehen, um
wieder  zerstochen zu werden. Doch je
mehr er zerstochen wurde, sein Herz aus Glas in bloßer Hand zersplitterte,
desto  mehr starb er. Jedes Mal ein Stückchen
mehr.  Man hat ihm alles genommen was er
hatte: seinen Charakter, seinen Selbstrespekt, jedes letzte Gefühl von Moral.
Versteckt hinter der Fassade, die
jeder kannte.
Sie kannte ihn so gut wie kein
anderer. Die Mauer, die er über Jahre aus härtestem Gestein gebaut hatte, hat
sie durchbrochen. Alles, was sie hinter ihr sah, war die ständige Angst, die
ihn Tag und Nacht verfolgte, Schritt für Schritt. Fiel mal ein Sonnenstrahl auf
seine Seele, wurde der Schatten der Angst noch viel deutlicher und aggressiver.

Hinter der Mauer war die
Wahrheit. Die Wahrheit, die er zu verstecken versuchte und mit seiner Maske aus
Ignoranz und Abwertung, Egoismus und einem Hauch von Misanthropie den Menschen
das Gefühl von Wertlosigkeit und Hass gab.
Doch sie wollte seinen Hass.
Nichts hat er von sich
preisgegeben, alles hat sie mit Gewalt zerbrechen müssen, um es zu wissen. Sie
wusste genau was sie tat. Jedes Zersplittern seines Glasherzens  hörte sie im Hintergrund, während sie weiter
drauf einschlug.
Sie war das Licht, das auf einmal
in ihm schien und ihn noch mehr mit Angst füllte.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.06.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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